Fritz Brun (Schweizer Symphoniker, 1878-1959)

  • Die Box geht beim Werbepartner anscheinend weg wie geschnitten Brot, schon Platz 8 ohne Sonderangebote und Platz 19 mit.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Das ist eine spaßige Formulierung. :S

    OK, da mein Einwand Befremden hervorgerufen hat - es ist ja nicht so, dass ein Werk sich quasi seinen Entstehungszeitpunkt aussuchen könnte, insofern war für mich "dass das Konzert nicht erst im Jahre 1946 entstehen musste" spaßig. Aber es stimmt schon "musste nicht erst 1946 entstehen" ist gleichbedeutend mit "hätte schon vor 1946 entstehen können", und letztere Formulierung verstehe ich dann. Also: mein Fehler.

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • OK, da mein Einwand Befremden hervorgerufen hat - es ist ja nicht so, dass ein Werk sich quasi seinen Entstehungszeitpunkt aussuchen könnte, insofern war für mich "dass das Konzert nicht erst im Jahre 1946 entstehen musste" spaßig. Aber es stimmt schon "musste nicht erst 1946 entstehen" ist gleichbedeutend mit "hätte schon vor 1946 entstehen können", und letztere Formulierung verstehe ich dann. Also: mein Fehler.

    OK, Deine (zweite) Formulierung ist schlicht besser als meine (erste). Selbst wenn die meinige nicht falsch ist.

    Friede! :) ;)

    :wink: Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Zum Thema "Rezensionen"

    Habe nichts gegen Rezensionen, die sachlich formuliert und objektiv sind. Doch auf diese Rezension, die bei jpc unter dem Pseudonym "L.v.B" und bei amazon.de unter dem Namen Andreas Wittkopf veröffentlicht wurde, musste ich reagieren:

    Fritz Brun im Schatten der Grossen
    Manche "Neuentdeckung" ist spannend, diese hier nicht: Klar, Brun beherrscht den Orchesterapparat vorzüglich - aber: es bleibt - anders als bei den Großen - nach dem Hören nichts haften (beinah hätte ich geschrieben: 'nichts Wesentliches', aber nein, es ist schon so: überhaupt nichts...). Klar klingt die Musik groß - der Orchesterapparat ist es auch. Und klar - kann man die Schweizer Berge im Geiste sehen... Aber: es wabert eben alles nur vor sich hin, ohne die zündende Idee eines markanten Themas oder wenigstens Motivs... Die Interpreten sind eher durchschnittlich, im Klangbild fehlt die bei groß besetzten Orchesterwerken zu recht erwartete Brillianz. Fazit: Kann man mal gehört haben, muss man aber nicht.

    Und hier mein Kommentar:

    Eine dieser typischen unsachlichen Rezensionen, die von einem Autor stammt, der die gehörte Musik nicht gut findet, weil er sie einfach nicht mag. Soweit zum Thema Geschmackssache.
    Doch des Autors generalisierende Verurteilung: „Es wabert eben alles nur vor sich hin, ohne die zündende Idee eines markanten Themas oder wenigstens Motivs... „ ist unfair, denn sie entspricht einfach nicht der Wirklichkeit. Der Autor hat sich offensichtlich nicht alle CDs angehört. Die in dieser Box enthaltenen Symphonien, Orchesterstücke, Solo-Konzerte und Vokalkompositionen sind stilistisch zu verschieden und vielfältig; sie sind voller dramatischen Steigerungen und metamorphischen Entwicklungen; sie enthalten unheimliche, dämonische und auch lyrische Sätze – oder höchst originelle, gewagt aufgebaute Variationenfolgen. Nicht umsonst wurden diese Werke damals von anspruchsvollen Dirigenten wie Hermann Scherchen, Felix Weingartner, Carl Schuricht, Volkmar Andreae, Othmar Schoeck und Robert F. Denzler sehr geschätzt und aufgeführt.
    Dass bei Fritz Brun „anders als bei den Großen - nach dem Hören nichts haften (beinah hätte ich geschrieben: 'nichts Wesentliches', aber nein, es ist schon so: überhaupt nichts...)“ bleibt, ist ein ebenso fragliches Argument. Musik kann auch ein momentanes künstlerisches Erlebnis sein, ohne dass man nach dem Anhören diese Motive sorgenlos nachpfeifen können muss. Da gibt es aus jener Zeit viele andere Beispiele dieser Kategorie. Themen und Motive in Bruns Symphonien gibt es zu genüge; doch Brun braucht sie nicht endlos zu wiederholen, nur damit der Hörer sich intelligenter fühlt und immer wieder sagen kann „Ah, da ist es ja wieder, wie schön!“. Er verändert sie sehr gekonnt, sie erscheinen deutlich oder verdeckt – und führen sogar zyklisch durch ein ganzes Werk. Bruns Musik ist oft unberechenbar, sehr leidenschaftlich und kommt auch mit unschön klingenden, brutalen Momenten daher. Das entspricht menschlichen Zügen, so wie sie in jeder Kunstgattung ausgedrückt werden dürfen. Auch das macht diese Musik ehrlich und faszinierend. In der Tat war Brun auch als Mensch ein echter Sanguiniker.
    Dass der Autor die Interpreten dieser Brun-Box „eher durchschnittlich“ findet ist eine sehr arrogante Behauptung. Tomas Nemec (Klavier), Claudius Herrmann (Cello) und Bernadett Fodor (Mezzosopran) sind grossartige Musiker. Was der Autor von mir als Dirigent hält (ergo: auch „eher durchschnittlich“), beeindruckt mich nicht;doch für meine Solisten steige ich auf die Barrikaden.
    Last but not least: Es stimmt auch nicht, dass es beim Klangbild dieser CDs an „zu recht erwarteten Brillianz“ fehlt. Die hochqualifizierten russischen und slowakischen Tonmeister haben eine super Arbeit geleistet – es standen die modernsten Einrichtungen zur Verfügung. Und übrigens: Bruns Musik ist auch nicht immer so orchestriert worden, damit sie unbedingt „brilliant“ klingt; der Komponist hatte wichtigere Absichten mit seiner Orchesterpalette.
    Adriano, Zürich

    ---

    Na ja, und wer alles sonst noch steht "im Schatten der Grossen"? :)

  • Brun's Idiom ist schwer zu fassen, aber es ist als kompakter Klangkorpus in sich völlig konsistent. Dessen Rezeption bedarf allerdings mehrerer Hördurchläufe!

    Diesen Aufwand mögen die Philister meist nicht aufzubringen, und sie ergiessen sich dann gerne in pauschalen Rezensionen, die mE so irrelevant und obsolet sind, wie eine Sauce vinaigrette über den Haferbrei. (Ok, der Vergleich schmiert ab ... aber eben nur fast.)

    Selbstredend muss allerdings auch die pauschalisierende Meinung des Rezensenten auf Amazonien allemal respektiert werden, zumal sie für SchwachbrusthörerInnen nicht unnachvollziehbar ist:

    Meister Brun wirkt nun einmal in der Tat bisweilen extrem "sperrig" und bedarf deshalb dringend des unfassenden Hörschnaufs, den kaum jemand zu mobilisieren vermag. Das weiss auch der geschätzte Adriano. Umso höher ist sein Einsatz für Brun zu werten!

    Die geneigte Hörerin und der vergeigte Hörer führe sich aber doch bitte - als Vorschlag zur brun's'schen Güte und um (des flirrenden tessiner) Himmels willen - den überaus empathisch dirigierten, gar sorgfältig interpretierten und allemal transparent aufgenommenen langsamen Satz aus Brun's Achter zu Gemüte:

    Und? Ach, Gottchen, hach, wer ob dieser tiefgründigen "Sarabanda", die angelegentlich gar herzhaft in einen schwülen (mahlerisch angehauchten) "Fandango" ausartet, ungerührt und unberührt bleibt, ist - mit Verlaub - schwer zu bedauern.

    Gruss aus Bern von Walter

  • Vor Erscheinen der Fritz-Brun-Box wurde hier fleissig diskutiert. Nachdem sie vor knapp zwei Monaten erschienen ist, herrscht jetzt aber Schweigen im Walde. Wie kommt's?

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Ich habe schon einige Werke diskutiert, nachdem ich die Box etwas später erhielt als (wenige?) andere. Zur neunten Sinfonie habe ich noch nicht geäußert; das ist die einzige Sinfonie, die ich bislang gehört habe.

    Man hat halt immer wieder andere Schwerpunkte, aber sicherlich werde ich in absehbarer Zeit weitermachen.

    Trotzdem stelle ich Wielands Frage eben mal auch, gebe sie quasi weiter. :P

    :cincinbier: Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Klar, ist nicht jedermanns Sache

    :)
    Martin Anderson (der Producer von Toccata) hat früher einmal eine Brun-CD von mir in "Fanfare" wie folgt rezensiert:

    A conductor friend of mine, looking through the scores of several Brun symphonies, reported that they were “typically Swiss – all sex and no orgasm,” and I have yet to find the Brun work to prove him wrong.

    Da hat sein "conductor friend" allerdings nicht seriös "looked through"... Wenn es um "Orgasmen" (Klimaxe) geht, da finden einige ganz heftige in manchen Symphonien statt!
    In anderen Worten sind auch alle anderen "typisch Schweizerische" Komponisten, die Anderson sonst auf seinem Label herausgibt, Werke von Impotenten... Diese Behauptung finde ich beleidigend, xenophobisch und unpassend zu einer Rezension.
    Und ehrlich gesagt, ein Producer sollte sich nicht auch noch als Rezensent betätigen. Vielleicht war Anderson damals einfach sauer, weil wir uns in Sachen Brun für Guild statt für Toccata entschlossen hatten...

    Was Fritz Brun betrifft, muss man mit Einigem rechnen:
    David Hurwitz schrieb mal in "Classics Today", dass diese Musik "for penitential souls only" wäre - und sonst noch, dass mein Brun-Projekt eine "lost cause" sei.

  • Kein Sex ohne Vorspiel

    Die Geschichte mit Martin Anderson hat sogar eine Fortsetzung:

    Rezensent Jerry Dubins schreibt in seiner Rezension in "Fanfare" von Juli/August 2012:

    Martin Anderson, in his review of Brun’s Third Symphony, quotes a friend who described the composer’s music as “typically Swiss – all sex and no orgasm.” I’m more inclined to describe it as all foreplay and no sex.

    In anderen Worten käut er Andersons Urteil wieder. Schade, denn der Rest seiner Rezension wäre fundiert und nicht negativ.

    Viele Rezensenten landen aber oft in einer einfachen (doch gefährlichen) Falle, indem zuerst an sich denken und schlau (oder witzig) erscheinen wollen, statt hilfreich zu sein indem sie die Musik erklären. Oder oft sind sie zu faul oder zu persönlich befangen (weil sie das betreffende Stück einfach nicht mögen), dass sie in der Lage sind Substantielles über das Stück zu schreiben.

    Ich finde, wir betroffenen Künstler sollten uns viel mehr gegen solche Abartigkeiten wehren. Aber auch die verantwortlichen Redakteure sind schuld!

  • Ich finde, wir betroffenen Künstler sollten uns viel mehr gegen solche Abartigkeiten wehren.

    Mir ist manchmal ein klares Wort lieber als ein pseudoliberales/pseudotolerantes/pseudooffenes "alles ist gut" bzw. "wenn der Künstler sagt, es wäre Kunst, dann ist es Kunst".

    Die Kontroverse der Apologeten der "neudeutschen Schule" und der "traditionalisten", z. B. Hanslick vs. Hugo Wolf, fand ich in manchen Aspekten erhellender als manchen gelehrten Aufsatz über die Werke der einen oder der anderen Richtung.

    Außerdem scheint es mir so zu sein, dass ein kräftiger Verriss eher eine Werbung für das jeweilige Werk oder den jeweiligen Interpreten zu sein scheint. Zumindest scheint in diesem Forum nichts die Auseinandersetzung mit Kirill Petrenko und Teodor Currentzis so sehr intensiviert zu haben wie die Pauschalverrisse eines einzelnen, und scheint jener noch so wenig mit der von ihm besprochenen Materie vertraut.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Schon, aber...

    Danke sehr, Mauerblümchen :)

    In diesem speziellen Fall geht es jedoch vor allem um journalistische Grenzüberschreitungen.
    Die beiden erwähnten Rezensenten sind sicher qualifiziert, doch ab und zu hapert es mit der Ethik und mit dem Niveau:

    1) Sie "würzen" ihre Beiträge durch eine pauschalisierende beleidigende Aeusserung (hier gegen das Schweizer Volk: "typically Swiss..." usw.), die die Kultur dieses Landes disqualifiziert.
    2) Der zweite Rezensent nimmt die beleidigende Aeusserung des früheren auf, weil er glaubt, damit noch heftiger eins auf den Deckel zu hauen - und um sich sich interessanter (oder gar noch witziger) zu machen.

    Wie bereits erwähnt, ein gut geschriebener, fundierter Verriss ist legitim, doch:
    1) Die Person des Autors (seine persönlichen Vorlieben oder Phobien) muss im Hintergrund bleiben. Ausser er schreibt genau "ich denke"*, oder "ich persönlich usw...". Einige verwenden sogar das majestätische Plural: "Man erwartet von diesem Solisten..." - und das finde ich am schlimmsten.
    2) Die Argumentation muss stimmen; gute Musikkenntnisse müssen vorhanden sein. Wenn der Autor was schlecht findet, muss er es fachkundig erklären.

    Natürlich ist die Welt eines Forums wie dieses eine Andere. Auch hier drin wird manchmal echt persönlich, wild und unfachmännisch herumgeschossen - ich selber fiel mal (gerade zum Thema Currentzis) in einem anderen Forum in eine solche gefährliche Falle. Ich beziehe mich nur auf die sogenannte "professionelle" Musik-Rezension in Periodika oder Kritik-Websites (à la MusicWeb). Dort sollte es schon stimmen, auch was das Niveau betrifft.

    Rezensenten, die einen gewissen Ruf erreicht haben, erlauben sich immer mehr solche Ausschreitungen. Sie glauben, mächtig geworden zu sein und dass ihr Wort und ihre Person unantastbar sind. Früher hat einmal ein USA-Rezensent über mich geschrieben: "Adriano ist als Dirigent nicht gut genug, um mit der Laune durchzukommen, nur unter seinem Vornamen auftreten zu dürfen". Was hat denn so was mit einer CD-Rezension zu tun? Eine Rezension soll vor allem noch unsichere Musikliebhaber über neue Produkte informieren.

  • Die beiden erwähnten Rezensenten sind sicher qualifiziert, doch ab und zu hapert es mit der Ethik und mit dem Niveau:


    Da stimme ich Dir vollkommen zu!

    Einige verwenden sogar das majestätische Plural: "Man erwartet von diesem Solisten..." - und das finde ich am schlimmsten.


    Ich könnte mir Schlimmeres vorstellen, aber dieser Gebrauch des "man" wirkt auf mich zunächst hilflos - "man" sucht die Unterstützung einer angeblichen Mehrheit. Das ist durchaus auf dem Niveau von "Wir sind das Volk", wenn es von Rechtsaußen gebraucht wird.

    Ausser er schreibt genau "ich denke"*, oder "ich persönlich usw...".


    Eben.

    2) Die Argumentation muss stimmen; gute Musikkenntnisse müssen vorhanden sein. Wenn der Autor was schlecht findet, muss er es fachkundig erklären.


    Sehe ich genauso. Wenn etwas nicht ok ist bzw. bestimmten Maßstäben nicht standhält, dann darf dies mMn sehr wohl beim Namen genannt werden, ist aber aus der Sache heraus zu verargumentieren. Die Maßstäbe sind aufzuzeigen.

    Natürlich ist die Welt eines Forums wie dieses eine Andere.


    Schon klar ... ;)

    Rezensenten, die einen gewissen Ruf erreicht haben, erlauben sich immer mehr solche Ausschreitungen. Sie glauben, mächtig geworden zu sein und dass ihr Wort und ihre Person unantastbar sind.


    Letzteres traf und trifft auf einige Kritiker zumindest in bestimmten Grade zu, Kaiser, Kesting und wenige andere.
    Bei diesem hatte ich aber stets das Gefühl, dass die Machtfülle von einer mitgewachsenen Ethik begleitet wird. Vielleicht geht diese Balance tatsächlich zugunsten einer schlagzeilengeilen Mentalität verloren.

    Viele Grüße
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Danke für die Links, Maurice :)
    Na ja, da kann man nichts machen... In der Schweiz kriege ich meistens eher negative Rezensionen, gleich was ich produziere; hier befindet man sich in tiefster Provinz.
    Doch, was sich der Luzerner Rezensent von "Pizzicato" erlaubt, ist schon echt unseriös. Der hat sich bestimmt nicht die ganzen CDs angehört.
    Gleichzeitig hat er sich auch hier über mich ergossen:
    http://www.tageblatt.lu/non-classe/kla…fallenstellern/
    (Seine Rezension ist ganz unten)
    Inzwischen haben bereits zwei Personen auf diese Rezension empört reagiert; einer darunter ist ein bekannter Musikwissenschaftler und Dirigent, der während 25 Jahren auch als Rezensent tätig war.

  • Also da habe ich es doch eher mit Rob Barnett's sehr detaillierter und kundiger Besprechung auf musicweb-international als mit dem 08/15 Gefasel von Alain Steffen bei Pizzicato. Womit vergleicht letzterer denn die Einspielungen, es gibt doch außer der 8. durch den Komponisten gar keine. Hat er all Partituren detailliert studiert und vor seinem inneren Ohr eine viel bessere Interpretation?

    Ein paar Zitate von Rob Barnett:

    "The Moscow Symphony Orchestra play an overwhelming majority role in this set as does inspirational conductor Adriano. They (and the Bratislava ensemble) emerge well from the experience and have already shown ... that they are adept at turning their re-creative energies to causes presumed lost but not beyond their or Adriano’s redemptive powers."

    "The brass benches play up to the loftiest standards (tr.9 15:20) - you might have thought this was Chicago rather than Moscow. Next time someone asks you about music with mountains as a subject you can add Brun to a list that also includes Delius, Strauss and Hovhaness."

    "Adriano and his orchestra appear to be faithful servants of Brun’s predilections."

    "Perhaps one day Adriano’s work for Respighi and European film music will be similarly treated. I rather hope so. For now though, here, as BBC Radio 3 would have it, is a “complete immersion” in the strange and often invigorating waters."


    :cincinsekt: :cincinsekt: Übrigens feiert Adriano heute seinen 75. Geburtstag. :cincinsekt: :cincinsekt:

    :cincinsekt: :cincinsekt: :cincinsekt: :cincinsekt: Herzlichen Glückwunsch :cincinsekt: :cincinsekt: :cincinsekt: :cincinsekt:

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Danke!

    Danke sehr, Wieland!
    Allerdings ist es mal ein Geburtstag, den ich nicht leicht vergessen werde :(
    Und einmal mehr geht es um das Niveau von Rezensenten, wie ich hier in früheren Postings erwähne.
    Wäre ich aber ein international bekannter Dirigent der herumjettet und in allen Konzertsälen auftrifft - und vor allem kein Schweizer - dann würden sich diese Herren nicht trauen, auf derartiger Weise mit mir umzugehen.

  • Es ist ruhig geworden hier. Dabei wollen doch einige User sich die Box gekauft haben. Offenbar gekauft ja, gehört nein (oder keine Lust sich dazu zu äußern? Keine Ahnung).

    Nun gut. Ich habe die Box nicht vorliegen, aber die Einspielung von Guild mit der 6. & 7. Sinfonie Bruns unter eben Adriano. Während ich bei der Dritten noch sehr die Nähe zu Brahms und dem ein oder anderen weiteren Romantiker/Spätromantiker meine gehört zu haben, ist davon in der Sechsten nicht mehr viel zu hören. Man hört, dass Brun inzwischen deutlich moderner geworden ist. Vollendet im August 1933, kann man Elemente der 2.Wiener Schule erkennen, aber auch Anklänge des Serialismus, wie es auch Adriano so schön im Booklet beschreibt.

    Man braucht dazu Zeit und Ruhe. Das ist keine "leichte Kost zum zwischen Tür und Angel - Anhören". Ich kann das am späten Abend meist ganz gut, wenn ich die nötige Ruhe finde.

    Wer etwa schon mal die vier Sinfonien Fartein Valens gehört hat, wird durchaus Parallelen finden, da auch er Einflüsse aus der Zeit des Barock mit der Antonalität und der Musik Schönbergs zu einem eigenen Stil verband. Doch Valen ist mir weiter gegangen in seinen Sinfonien. Ob Brun auch noch dahin kommen wird, weiß ich nicht. Doch es wäre durchaus spannend, dies zu erfahren.

    Die 7.Sinfonie erscheint mir "leichter" und "gelöster" zu sein. Ebenfalls modern in der Auffassung, aber nicht über die Grenzen der Sechsten herausgehend, eher mehr der Tradition zugewandt, so mein Eindruck beim ersten Anhören. Vollendet wurde das Werk 1937, also rund vier Jahre nach der letzten Sinfonie. Brun sparte sich etwa die Trompeten in den Sätzen eins und drei, doch sie mussten gleich am Anfang des zweiten Satzes voll da sein. Keine einfache Aufgabe im Konzert.

    Auch der dritte Satz klingt gelöst, teilweise schon romantisch-fröhlich, wenn auch immer mit einem leicht melancholischen Unterton. Es gibt schöne Passagen für die Klarinette, die hier einen wichtigen Part zu leisten hat. Der vierte Satz erinnert mich dann doch ein ganz klein wenig an die großen Sinfonien von Anton Bruckner. Ihn aber nicht kopierend, sondern abstrakter, auch nicht so massiv aufbauend wie dieser. Zurückhaltender, moderner auch harmonisch (wobei Bruckners Neunte schon sehr weit geht) weg von Bruckner. Es ist ein Bruckner, der etwa Zemlinsky oder den frühen Schönberg gekannt hat, um es mal halbwegs zu beschreiben. Auch nicht so "bombastisch" wie Bruckner. Man kann das auch wieder gut am Schluss hören. Das ist "Bruckner in Modern Art", aber eben ohne dessen ganzen Bombast.

    Ich hätte mir hin und wieder etwas Schlagwerk gewünscht, aber das ist meine persönliche Meinung. Doch diese CD halte ich für hochinteressant, das ist etwas für Hörer, die "mehr" als nur Spätromantik haben möchten, die wissen wollen, was es neben den bekannten Komponisten und Kompositionen noch für Werke gab, die den Weg zur Moderne mit wiesen und auch beschritten. Und da gab es mehr als "nur" die Wiener Schule und Komponisten aus der Wiener Umgebung, oder Schostakowitsch, Casella, Busoni, Reger (der da bereits schon lange tot war), Wolf oder Debussy (auch dieser lebte schon lange nicht mehr) und seine Nachfolger.

    Man muss auch den Komponisten Othmar Schoeck erwähnen, der bei Brun bleibenden Einfluss hinterlassen hat. Mehr dazu findet man im Booklet-Text von Adriano. Er hat das viel besser geschrieben als ich es je könnte. Daher verweise ich hier mal auf diesen Text dort.

    Wer die Aufnahmen hat, dem würde ich auch die 7.Sinfonie mal als Anspiel-Tipp nahe legen. Sie ist zugänglicher als die Sechste, vielleicht hilft es ja weiter. Hoffentlich habe ich das jetzt so beschrieben, dass man damit was anfangen kann. Immerhin habe ich es unmittelbar nach dem Hören niedergeschrieben.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Danke

    Vielen Dank, Maurice, für Deine ausführliche und sehr intelligente Rezension!
    Man kann damit sehr viel anfangen :)
    In Bruns Orchesterwerken gibt es generell kein Schlagwerk - ausser Pauken. In der Fest-Ouvertüre gibt es einen einzigen Beckenschlag, der vom Paukisten ausgeführt werden muss.
    Übrigens auch was die Harfe betrifft, hat sie Brun so selten gebraucht wie Brahms: Nur in seiner symphonischen Dichtung "Aus dem Buch Hiob" (ganz am Ende) und im Chor-und-Orchesterstück "Verheissung", worin (eine Sensation für Brun!), nebst Pauken und Harfe, noch Tamtam, Celesta, Klavier und Orgel vorkommen! Das Stück ist ohnehin dasjenige Bruns mit der grössten Besetzung.
    Brun hat es immer excellenterweise fertig gebracht, mit einer eher schlichten Brahms-Formation, einen tollen (und vollen) Orchesterklang zu erreichen, ohne Effekte, ohne Spielereien. Und schöne Klarinettensoli kommen immer wieder vor. Hört Euch mal den langsamen Satz des Klavierkonzerts an, worin, nebst dem Klavier natürlich, eine Klarinette und nur tiefe Streicher spielen! Oder den Variationensatz der 8. Symphonie, wo die Klarinette Improvisations-ähnliche Jodel-Arabesken produziert.
    Auch die "offiziellen" Rezensenten haben diese CD sehr gemocht, es sind in der Tat zugänglichere Werke. Ich hoffe, der Zugang zur Fünften Symphonie (die genialste, aber auch verrückteste Bruns) kann damit geebnet werden :)

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