Vom Konzertleben in Dresden

  • Variierte Saisoneröffnung 2020/21 der Sächsischen Staatskapelle

    Christian Thielemann und Anja Kampe erzielen mit den Musikern trotz reduziertem Programm große Emotionen

    Für das erste „Variations-Symphoniekonzert“ der „Sächsischen Staatskapelle Dresden“ der Saison 2020/21 ist die Thüringerin Anja Kampe in jene Stadt gekommen, in der sie den größeren Teil ihres Gesangsstudiums absolvierte, um unter der musikalischen Leitung Christian Thielemanns die „Wesendonck-Lieder“ Richard Wagners zu singen.

    Nun ist die etwas verquirlte Geschichte um die Vertonung der Gedichte von Mathilde Wesendonck hinreichend publiziert worden, so dass ich mich auf die Konzerteindrücke konzentrieren möchte. Ursprünglich als eine Art Studie für eine Frauenstimme und Klavier komponiert, hatte der Wagner-Bewunderer Felix Mottl eine Fassung für großes Orchester geschaffen. Trotz der gegenüber einer „Tristan-Aufführung“ auf 54 Musiker reduzierten Orchesterbesetzung, gelingt es Christian Thielemann, musikalische Höhepunkte zu schaffen und endlich wieder einmal einen kompakten Eindruck von Wagner ins Haus zu zaubern. Auch wirken die Gedichte der Mathilde Wesendonck ohnehin, als seien sie aus den Texten der Musikdramen des Komponisten extrahiert. Dank der Orchesterbearbeitung Mottls gewannen die Lieder Struktur, und so konnte Anja Kampe mit ihrem von „Tristan-Harmonien“ ahnungsvoll durchzogenem Gesang die Zuhörer berühren und die Begabung und Leuchtkraft ihrer Stimme zur Geltung zu bringen. Ohne Forcieren und mit unaufdringlichem Charisma konnte sie ihre reichen Isolde-Erfahrungen einsetzen.

    Mit „Der Engel“ beginnen der einfühlsame Dirigent und die Sängerin den Zyklus zunächst geradlinig, schlicht, lassen Orchestermusik und Stimme lyrisch-sanft fließen. Mit dem „Stehe still“ durfte dann das Brausen der Zeit wilder aufrauschen, ohne dass sich der Gleichklang von Solistin und Orchester verlieren. Die als Studie für den Tristan ausgewiesene Komposition „Im Treibhaus“ vermittelte bereits mit leisen ahnungsvollen Tönen das hypnotisch, schwebende des Vorspiels zum dritten Akt des Musikdramas. Mit „Schmerzen“ ließen die Interpreten den Sonnenauf- und –untergang, die Beziehung von Leben und Tod aufklingen, während mit „Träume“ noch einmal die Visionen des Tristan heraufbeschworen wurden.

    Die emotional beeindrucken Wagner-Orchesterliederwurden, gewissermaßen als Auftakt des Richard-Strauss-Zyklus der Staatskapelle, von dessen Werken ein gerahmt. Zur Einstimmung hörten wir aus der Strauss-Oper „Ariadne auf Naxos“ die Ouvertüre und eine für kleines Orchester bearbeitete Tanzszene, die bereits den Eindruck vermitteln, dass es für seine Musik nicht unbedingt der großen Orchesterbesetzung bedarf, um emotionale Wirkungen zu erzielen.

    Dem Ariadne-Auftakt folgte das „Duett Concertino für Klavier und Fagott“ mit Streichorchester und Harfe F-Dur Trenner-Verzeichnis 293; von Richard Strauss in den Jahren 1946 und 1947 geschrieben. Die Komposition ist Hugo Burghauser (1896-1982) gewidmet, der von 1919 bis 1938 Erster-Fagottist und ab 1932 etwas umstrittener gewählter Orchestervorstand der Wiener Philharmoniker war. Burghauser hatte sich zwar 1938 von seiner jüdischen Frau getrennt, verließ aber Österreich wegen seiner Nähe zum Austro-Faschismus. Mit Strauss war er befreundet, hatte gute Verbindungen zu Toscanini und galt als umgänglicher etwas brummiger Mensch.

    Mit diesem letzten, im Dezember 1947 fertiggestellten Instrumentalwerk, schickte uns Strauss auf eine kurzweilige Reise in eine reine Welt von Märchenschönheiten, die der Altmeister mit musikalischem Augenzwinkern garnierte: ein Bär, das Fagott, umwirbt eine Prinzessin, nämlich die Klarinette. Zunächst vergeblich, aber erst als die Prinzessin mit dem Bären auch tanzt, verwandelt sich dieser in einen Prinzen. „Am Ende wirst auch du ein Prinz und lebst glücklich bis ans Ende…“ schrieb Strauss dem Widmungsträger.

    Die virtuosen Solisten Wolfram Große, seit 1999 Soloklarinettist der Staatskapelle, und Philipp Zeller, seit 2015 Solofagottist des Orchesters, packten mit herzhaftem Zugriff und betörendem Schmelz die Partitur und schufen, unterstützt von einem großartigen Orchester, eine schwelgerische Klangmalerei. Nicht zuletzt ihre Lust an technischen Spielereien machte die Darbietung des dreisätzigen Werkes zum besonderen Erlebnis.

    Dem Lieder-Block schloss sich mit den „Metamorphosen für 23 Solostreicher“ aus dem Jahre 1945 ein weiteres Alterswerk des Komponisten an. Richard Strauss sah diese Arbeit als traurige Elegie für die Zerstörung der deutschen Kultur im Zweiten Weltkrieg. „Mein schönes Dresden-Weimar-München, alles dahin“ klagte der 81-jährige.

    Vom Beginn der Metamorphosen an wurden wir von der spätromantischen üppigen Melodiensprache des Richard Strauss erfasst und von der intimen Interpretation eingefangen. Christian Thielemann führte den Bogen der Komposition nahtlos von der düsteren Eröffnung zu einem majestätischen Gipfel und wieder zurück. Die vielschichtigen Überlagerungen der Stimmen zauberten einen faszinierend-suggestiven dichten Klangteppich in den Raum, der Resignation und Niedergeschlagenheit eigentlich nicht aufkommen ließ. Präzise präsentierten sich die hervorragenden 23 Streicher, von denen sich jeder in einen Solopart zu bewähren hatte. Wieder einmal führte Christian Thielemann vor, über welches Potential hervorragender Streicher die sächsische Staatskapelle verfügt.

    Der heftige und langandauernde Applaus ließ fast vergessen, dass nur ein mäßiger Teil der Plätze im Haus besetzt gewesen waren.

  • Für das erste „Variations-Symphoniekonzert“ der „Sächsischen Staatskapelle Dresden“ der Saison 2020/21 ist die Thüringerin Anja Kampe in jene Stadt gekommen, in der sie den größeren Teil ihres Gesangsstudiums absolvierte, um unter der musikalischen Leitung Christian Thielemanns die „Wesendonck-Lieder“ Richard Wagners zu singen.

    Vielen Dank für den Bericht ! Muss ja schön gewesen sein.

    Schon komisch, dass auf der Webseite der Staatskapelle ein ganz anderes Programm angekündigt wurde, und dieses war angeblich schon Corona gerecht angepasst. Es ist von "Variation" die Rede und die Konzerte des ursprünglichen Spielplans sind als abgesagt gekennzeichnet.
    Kann man denn jetzt davon ausgehen, dass die anderen Konzertprogramme auch anders sein können als angekündigt? Weisst Du was darüber?

  • Vielen Dank für den Bericht ! Muss ja schön gewesen sein.

    Schon komisch, dass auf der Webseite der Staatskapelle ein ganz anderes Programm angekündigt wurde, und dieses war angeblich schon Corona gerecht angepasst. Es ist von "Variation" die Rede und die Konzerte des ursprünglichen Spielplans sind als abgesagt gekennzeichnet.
    Kann man denn jetzt davon ausgehen, dass die anderen Konzertprogramme auch anders sein können als angekündigt? Weisst Du was darüber?

    Auf der Webseite der Staatskapelle waren für den 29. 8 und 30.8. unterschiedliche Lied-Progammteile und verschiedene Sängerinnen angekündigt: am Samstag - Anja Kampe mit den Wesendonck-Liedern und am Sonntag- Anja Harteros mit den Strauss-Liedern.
    Aber Frau Harteros hat es vorgezogen, zu erkranken. Mithin ist Anja Kampe eingesprungen und hat auch die Wagner-Lieder dargeboten.

  • hm...also hier ist, was immer noch auf der Staatskapelle Webseite steht:
    https://www.staatskapelle-dresden.de/en/concerts/sy…mphony-concert/

    Symphony Concert N° 1

    Christian Thielemann CONDUCTOR
    Anja Kampe SOPRANO (30.8.)
    Anja Harteros SOPRANO (1.9.)

    Richard Strauss

    • »Der Rosenkavalier«, First sequence of waltzes
    • Three Hymns for voice and orchestra Op. 71
    • »Also sprach Zarathustra«, Opus 30

    Richard Strauss

    • »Don Juan« op. 20
    • »Die heiligen drei Könige aus Morgenland«, Opus 56/6
    • »Meinem Kinde«, Opus 37/3
    • »Waldseligkeit«, Opus 49/1
    • »Zueignung« Opus 10/1
    • »Befreit«, Opus 39/4
    • »Ruhe, meine Seele«, Opus 27/1
    • »Morgen«, Opus 27/4
    • »Cäcilie«, Opus 27/2
    • »Till Eulenspiegels lustige Streiche« op. 28

    Das Konzert heute abend wird live im MDR Kultur Radio übertragen.
    Auf der MDR Webseite steht allerdings als Programm:

    LIVE aus der Semperoper Dresden
    Richard Strauss:
    Ariadne auf Naxos, op. 60
    Ouvertüre und Tanzszene für kleines Orchester

    Duett-Concertino für Klarinette und Fagott
    mit Streichorchester und Harfe TrV 293

    Meinem Kinde, op. 37 Nr. 3,
    Cäcilie, op. 27 Nr. 2,
    Morgen!, op. 27 Nr. 4,
    Freundliche Vision op. 48 Nr. 1

    Metamorphosen für 23 Solostreicher

    Anja Harteros, Sopran
    Staatskapelle Dresden
    Leitung: Christian Thielemann

    Aber egal, Hauptsache Live Musik.
    :wink:

  • Schau mal unter "Semperoper-Spielplan", da ist die von mir erwähnte Programmgestaltung zu finden. Du hast eine veraltete Ankündigung, die vor Harteros-Absage mal in Erwägung gezogen war.
    Eventuell wollte man auch die Briten veralbern!

  • Auch mit Schuberts 5. Symphonie bot Ward im zweiten Konzert-Teil feine Nuancen und Transparenz. Franz Schubert (1797-1828) komponierte die D-Dur-Symphonie im Herbst des Jahres 1816, nach dem etwas missglückten Versuch, sich mit einer c-Moll-Symphonie Beethoven zu nähern. Der 19-jährige Schubert begriff offenbar selbst, dass er mit seiner Vierten statt einer tragischen, eine pathetische Komposition geschaffen hatte. Mit seiner Fünften schuf er mit einem ganz eigenen Tonfall und ihrer unbeschwerten Melodik sein bekanntestes kleines Orchesterwerk.

    Wieder eine Meldung aus der Schm****-Abteilung.
    Zuerst ist die Symphonie D485 in B-Dur und nicht in D-Dur.
    Zweitens bedeutet alleine die Wahl der Tonart c-moll nicht, Schubert hätte sich Beethoven "nähern" wollen.
    Bei der Sonate c-moll D958 gibt es ein Netzwerk von Referenzen, die eine bewußte Beethoven-Verbundenheit zeigen (s. den entsprechenden Thread). Bei der Symphonie D417 ist es keineswegs der Fall.
    Viel markantere Beethoven-Beziehungen sind in anderen frühen Symphonien Schuberts zu finden.
    Hören wir lieber auf einen richtigen Fachkundigen, nämlich Wolfram Steinbeck im Schubert-Handbuch:

    Wenn ein junger Komponist in Wien eine c-moll Sinfonie "tragisch" nennt, dann kann das nur heißen, so die überwiegende Forschermeinung [...], daß er sich an der tragischen Sinfonie, der Fünften von Beethoven, messen lassen wollte. Nichts jedoch deutet darauf hin, daß das tatsächlich so ist, am wenigsten das Werk selbst!

    Weiterhin:

    Zitat von Wolfram Steinbeck

    Die Vierte ist "tragisch" im Sinne der Zeit. Ihr c-moll enthält eine Vielzahl von Charakteristika und Topoi, die zu den allgemeinen Charakteristika der Tonart und des Titels gehören. Ihr c-moll ist nicht von der Art, wie sie die Pathétique oder die Fünfte Sinfonie von Beethoven realisieren; darin ist der geäußerten Meinung zuzustimmen, aber daraus sind auch die Folgerungen zu ziehen. Schubert behandelt die Tonart wie Haydn, z.B. wie in dessen Sinfonie Nr. 95, oder wie Mozart in der c-moll Fantasie oder im c-moll Klavierkonzert.

    Wo es keinen Versuch gibt, kann es keinen mißglückten Versuch geben.
    Dann würde Beethoven mit der Pathétique ein tragisches Werk gelingen und Schubert mit der Tragischen ein pathetisches mißlingen? ... Schm****.

    Die B-Dur Sinfonie als "bekanntestes kleines Orchesterwerk" zu bezeichnen, scheint z.B. die Ouvertüren zu ignorieren.
    Wenigstens die Ouvertüre zur Zauberharfe (auch als Rosamunde-Ouvertüre bekannt) D644 ist eher als "kleines Orchesterwerk" zu bezeichnen als die Fünfte Sinfonie und sicher wenigstens genauso bekannt, wenn nicht bekannter.

    Alles, wie immer, IMHO.

  • Sir András Schiff stellt sich als Capell-Virtuos der Staatskapelle vor

    Der Capell-Virtuos der Sächsischen Staatskapelle der Saison 2020/21Sir András Schiff ist nicht nur einer der herausragendenPianisten unserer Zeit, sondern auch ein streitbarer Mann. Nicht nur, dass der 1953 in Budapest geborene und inzwischen vorwiegend in Italien lebende Künstler, im Jahre 2000 seine Teilnahme an der Feldkircher Schubertiade wegen der Beteiligung der FPÖ an der österreichischenBundesregierung absagte und in Ungarn wegen der Politik Viktor Orbáns nicht mehr konzertiert. András Schiff formuliert seine Meinung deutlich und pointiert, sowohl im politischen als auch im künstlerischen Kontext. Er kann darüber hinaus durchaus Konzertbesucher-Gruppen „die Beurteilungskompetenz“ absprechen, sich mit Musikerkollegen anlegen, das Regietheater verteufeln und die besondere Eignung der doch allgemein anerkannten Flügel des Marktführers „Steinway & Sons“ für eine Wiedergabe der Musik Franz Schuberts in Frage stellen. Nach Schiffs Auffassung, repräsentieren die Flügel des Wiener Instrumentenbauers Bösendorfer des weicheren melancholischeren Tonbildes wegen, die zentraleuropäischen Musiktraditionen am deutlichsten.

    Aus diesem Grunde musiziert Schiff trotz des logistischen Aufwandes auf seinen Konzertreisen mit seinem „Bösendorfer Konzertflügel Modell 280VC Vienna Concert“.

    András Schiff ist ein begeisterter Kammermusiker, obwohl er auch als Dirigent und Konzertsolist wirkt. Er selbst bezeichnete sich als „Stänker der Gründlichkeit“.

    Sein Rezital eröffnete András Schiff mit einer kurzen Erinnerung an seinen langjährigen Freund Peter Schreier und ehrte den im vergangenen Jahr Verstorbenen mit Johann Sebastian Bachs „Capriccio über die Abreise des sehr geschätzten Bruders“ B-Dur (BWV 992).

    Das ausgeschriebene Programm begann mit der g-Moll-KlaviersonateHoboken-Verzeichnis XVI:44 von Joseph Haydn (1732-1809).Diese Sonate entstand vermutlich zwischen 1768 und 1773, als Haydn Erster Kapellmeister der ungarischen Magnaten Familie Esterhazy war. Die Musikkenner-Fürsten Paul Anton und später vor allem Nikolaus I. gaben dem Mittdreißiger Raum für seine künstlerische Entwicklung unter anderem durch ständigen Zugang zum eigenen kleinen Orchester sowie ausführliche Gespräche über die Hauskonzerte. Die zweisätzige Sonate gehört zu den ersten Klavierwerken, die Haydn nicht mehr als etwas anspruchslose „Divertimenti“ einordnete.

    Bereits mit dem Moderato-Kopfsatz beeindruckte Schiff durch die zurückhaltende Trauer, die Melancholie und die feinen melodischen Linien seines Spiels. Im Allegretto bestätigt er die Haydnische Vorliebe für harmonische Überraschungen und nutzt die Vorgaben des Komponisten, diese mit Humor zu intonieren.

    Im Mittelteil seines Dresdner Rezitals stellte der Capell-Virtuos den Werken des Lehrers Haydn eine Komposition seines Schülers Ludwig van Beethovens (1770-1827), die Klaviersonate Nr. 21 C-Dur op. 53 -Waldstein-, gegenüber. Mit der Entwicklung neuer Techniken hatte Beethoven mit seiner 1804 dem Grafen Waldstein gewidmeten Sonate eine Wende in der Entwicklung der Klaviermusik eingeleitet und ein neues Verständnis geschaffen, was Klavierspiel letztlich leisten kann. Entstanden ist die heute gültige Fassung der Sonate nicht in einem einzigen Zug. Beethoven nahm mehrfach Änderungen vor. So hat er den ursprünglichen Mittelsatz, der vermutlich von Josephine Brunswick inspiriert gewesen war, als selbstständiges „Andante favori“ ausgegliedert und durch das recht kurze „Introduzione, Adagio molto“ ersetzt.

    Begeisternd meistert der Pianist die schwierigen Orchestereffekte mit seiner unwahrscheinlichen Virtuosität. András Schiff beeindruckte mit seinem glasklaren, an Varianten reichem Anschlag und nahm sich genau die Zeit, um den Akkorden die Möglichkeit zur Nachwirkung zu geben. Da wurden Nebenstimmen und Schattierungen hörbar, die ansonsten, insbesondere in den Ecksätzen, oft untergehen. Jede Note schien deutlich markiert und die Relationen der Ecksätze zum Mittelsatz stimmten an jeder Stelle.

    Mit Franz Schuberts Klaviersonate G-Dur, D 894 konnte der Capell-Virtuos die Besonderheiten seines Bösendorfer Konzertflügels im letzten Teil des Rezitals nachdrücklich zur Geltung bringen.

    Obwohl die musikwissenschaftliche Forschung im Lied-Schaffen Schuberts bedeutsamsten Beitrag zur europäischen Musikgeschichte sieht, hat er doch in seinem kurzen Leben Außerordentliches in allen musikalischen Gattungen seiner Zeit komponiert. Die Sonate in G-Dur, die oft als„Fantasie“ benannt wird, hat Franz Schubert (1797-1828) im Jahre 1826 im Alter von 29 Jahren als sein perfektestes Klavierwerk fertig gestellt, auch wenn sie im Kammermusik-Betrieb oft im Schatten seiner letzten drei Klaviersonaten D958 bis 960 steht.

    Mit seiner Klarheit und Transparenz des Spiels, dem kaum spürbaren Wechsel der Stimmungen bot uns Schiff ein außergewöhnliches Hörerlebnis. Mit dem Schubert-adäquaten warmen Klang des Bösendorfers konnte Schiff eine erstaunliche Klangfarbenvielfalt und fast unwirkliche Differenzierungen im oberen Pianissimo-Bereich der Komposition Schuberts schaffen.

    Mit stehenden Ovationen wurde der Sir András Schiff vom etwas ausgedünnten Publikum begeistert gefeiert. Der Pianist bedankte sich bei den Besuchern mit zwei Zugaben.

  • Von der kurfürstlichen Hofkapelle zur Staatskapelle

    Am 22. September feierten die Musiker und Freunde der Sächsischen Staatskapelle Dresden im Kulturpalast der Stadt den 472. Geburtstag des Klangkörpers.

    Eigentlich könnte die Kapelle auf ein längeres Bestehen blicken, wenn nicht die konfessionellen Auseinandersetzungen eine Unterbrechung der frühen Musikkultur im sächsischen Raum zur Folge gehabt hätten. Der später erste Kapellmeister der heutigen Staatskapelle Johann Walter (1496-1570), ein Freund Martin Luthers, war bereits 1524 als Bassist und kurze Zeit später als Componist einer kurfürstlichen Hofkapelle des Johann Friedrich I. von Sachsen nachweislich tätig gewesen. Der Kurfürst und Herzog aus dem Hause der ernestinischen Wettiner, auch Friedrich der Großmütige genannt, residierte in Torgau auf dem Schloss Hartenfels, dem damaligen politischen Zentrum der Reformation. Johann Walter, der nach der Herkunft seiner Mutter auch als der Blankenmüller bekannt war, wurde der Herausgeber des ersten evangelischen Chorgesangsbuches.

    Eine wegen des Rüstungs-Finanzbebarfs 1526 angestrebte Auflösung der Capelle konnte durch eine Intervention Philipp Melanchtons (1497-1560) zunächst verhindert werden. Als die Hofkapelle dann trotz Gehaltsabsenkung der Musiker 1530 doch aufgelöst werden musste, wollte die Torgauer Bürgerschaft nicht auf die ihnen liebgewordene Kirchenmusik verzichten. Sie vereinte Johann Walter und einige der Musiker zur „Cantoreigesellschaft“ und stellte neben der Besoldung auch Sänger zur Verfügung. Martin Luther war über die Auflösung der Hofkapelle sehr aufgebracht und erreichte noch mit einem groben Brief, dass der Kurfürst der bürgerlichen Gesellschaft zumindest einen jährlichen Zuschuss von 100 Gulden zusagte.

    In der Folge der Niederlage des Schmalkaldener Bundes 1547 verloren die Ernestiner die Herrschaft und Kurfürst wurde Moritz von Sachsen (1521-1553) aus dem Hause der anhaltinischen Wettiner.

    Als Moritz die Hochzeit seines Bruders August mit einer dänischen Prinzessin auszurüsten hatte, entschloss er sich zur Gründung einer eigenen Kapelle, die zunächst bei den Hochzeitsfeierlichkeiten wirken sollte. Die Stiftungsurkunde unterzeichnete Moritz am 22. September 1548, dem Tag, der als Geburtstag der ohne Unterbrechungen existierenden sächsischen Kapelle gilt.

    Die neugegründete „Capelle“ musizierte erstmals am 8. Oktober 1548 unter „Johann Walters Direction“ in Torgau, siedelte dann mit dem kurfürstlichen Hofe als dessen Hofkapelle nach Dresden.

    Über lange Zeit wurden die Erinnerungskonzerte an die Gründung genutzt, um an frühere komponierende kurfürstliche und staatliche Kapellmeister und Musiker mit der Wiedererweckung ihrer Werke zu erinnern. Das waren zum Teil recht interessante und des Hörens werten Begegnungen.

    In den letzten Jahren wird der Termin des Geburtstagskonzertes aber verwendet, um auch den heimischen Freunden der Staatskapelle das Programm der in jedem Jahr anstehenden Europa-Tournee vorzustellen. Dabei macht es Sinn, das Konzert nicht im Semperbau mit seinen spezifischen Bedingungen zu spielen sondern stattdessen den Konzertsaal des Kulturpalastes mit seinen breiteren Möglichkeiten zu nutzen.

    Geplant war eine Tournee des Orchesters mit dem Ersten Gastdirigenten Myung-Whun Chung und dem Capell-Virtuosen Sir András Schiff mit Konzerten in Antwerpen, Luxemburg, Brüssel, Wien und Bratislava. Corona-bedingt wurde aber ein Konzert nach dem anderen abgesagt, so dass letztlich nur ein zusätzlich in die Planung einbezogenes Gastkonzert in Köln stattfinden wird.

    Sein Konzert für Klavier und Orchester Nr.1, d-Moll, komponierte der junge Johannes Brahms (1833-1897) zunächst für zwei Klaviere. Jahre später, 1854 begann er die Sonate für Orchester zu instrumentieren. Zunächst als Symphonie angestrebt, entstand nach zähem Ringen und unzähligen Änderungen in den Jahren bis 1859 der Koloss des ersten Klavierkonzertes.

    Auf dem Podium waren um den Dirigenten Myung-Whun Chung, den Pianisten und einem Konzertflügel der Dresdner Philharmonie herum, natürlich mit dem vorgeschriebenen Zwischenraum, auf dem restlichen Teil der 220m²-Bühne etwa 6o Musiker der Staatskapelle in den gebührenden Abständen platziert. Jeder der Musiker hatte sein eigenes Notenpult.

    András Schiff meisterte die hohen technischen Anforderungen ohne dabei als Virtuose glänzen zu können, aber mit der gewohnten Souveränität.

    Während man das Klavier hörte, wie man es bei Brahms von vielen früheren Aufführungen gewohnt war, unterschied sich der Orchesterklang doch deutlich vom Vertrauten. Der Orchesterpart hörte sich weicher, zum Teil leicht zerfasert und vor allem etwas stumpf an. Es war zu spüren, dass den Musikern der unmittelbare Kontakt zu den Partnern fehlte, jeder bis zu einem gewissen Grade vor sich hin spielte und sich damit die Klänge nicht wie gewohnt mischten.

    Über weite Strecken tauschten Solist und Orchester die Führungsrolle, indem Schiff das Orchester begleitete.

    Weniger problematisch erschien mir die anschließende Darbietung der 7. Symphonie d-Moll von Antonin Dvořák (1841-1904). Auch hier kam der Klang weicher als vertraut, doch etwas geschlossener, wenn auch nicht kompakt. Musiziert wurde gewohnt präzise, aber es fehlte eben das Mischen der Töne. Ich hatte den Eindruck, dass die Aufgabe des Dirigenten an Bedeutung gewonnen hat. Und da das Orchester mit seinem Ersten Gastdirigenten Myung-Whun Chung bestens vertraut ist, haben die Partner offenbar das Mögliche geboten.

    Der traditionenell dem jährlichen Geburtstagskonzert folgende Empfang der „Gesellschaft der Freunde der Staatskapelle Dresden“ für die Musiker ihres Orchesters wurde in diesem Jahr zum Corona-Opfer.

  • Beethovenzyklus der DD-Staatskapelle -mit der sechten und siebten Symphonie fortgeführt

    Daten und Ort der Konzerte:18. Und 19. Oktober 2020 Semperoper Dresden


    Mit dem 3. Symphoniekonzert setzte die Staatskapelle den Beethoven-Symphoniezyklus mit ihrem Chefdirigenten Christian Thielemann planmäßig fort. Der Unterschied zum ursprünglich im Saison-Heft ausgedruckten Programm war, dass vor aufgelockertem Publikum die 6. und die 7. Symphonie ohne Pause gespielt wurden. Die Streicher saßen wieder paarweise vor gemeinsamen Pulten, wenn auch etwas auf Abstand. Dass die Bläser mit größerer Distanz angeordnet und mit Glastrennwänden abgeteilt waren, hatte kaum Einfluss auf das wieder kompakte Klangbild.

    Ludwig van Beethoven gesellte die idyllische F-Dur-Symphonie im Junides gleichen Jahres 1808 zur dramatischen Kampfsymphonie c-Moll, der Fünften. Während er an dieser Schicksals-Komposition seit 1804, offenbar mehrfach unterbrochen und ständig nach Neuemsuchend, gearbeitet hatte, gilt die innerhalb eines reichlichen Jahres entstandene „Sechste“ als zügig entstandene Arbeit.

    Es wird vermutet, dass sich Beethoven bereits 1803 von einem „Tongemälde der Natur“ des Biberacher Organisten Justin Heinrich Knecht (1752-1817) hat anregen lassen, eine „Sinfonia pastorella“ zu schreiben. Das Projekt aber erst 1807 in Angriff nahm.

    Beethoven hat den fünf Sätzen, den Inhalt kennzeichnende Satzüberschriften in deutscher Sprache zugeordnet und mit dem Titel „Sinfonia pastorale“, Hirtensinfonie, versehen. Zugleich warnte er vor pedantischer Ausdeutung: „Man überlasse dem Zuhörer, die Situationen auszufinden. Sinfonia caracteristica oder eine Erinnerung an das Landleben.“ Und weiter:“ Auch ohne Beschreibung wird man das Ganze, eher als Empfindung und weniger als Tongemälde, erkennen“.

    Beethovens F-Dur-Symphonie op. 68 gehört zu den Kompositionen, bei deren Aufführung zur Deutung der Interpretation eigentlich eine Stopp-Uhr gehört. Liegen doch die Längen der bekannten Aufzeichnungen nach meinem Überblick zwischen Karajans 37 Minuten und Christian Thielemanns 50 Minuten. Herbert von Karajan interpretierte die Beethoven-Komposition als eine vom Anfang bis zum Ende recht forsche Wanderung in einer grandiosen Landschaft. Die Aufführungen der Staatskapelle Dresden erinnerten mich eher an den genussvollen Besuch einer Galerie mit prachtvollen großflächigen Landschaftsgemälden. Da sind keine naturalistischen oder folkloristischen Abbildungen der freien Natur auszumachen. Der Dirigent nutzte das Orchester, um über die Tonmalerei zum Ausdruck der Empfindungen zu kommen. Da war im zweiten Satz kein Murmeln oder Rauschen eines Baches zu hören. Selbst „Gewitter und Sturm“ des vierten Satzes finden außerhalb statt und man vermutet, dass man lediglich vergessen hat, vor dem Unwetter die Fenster zu schließen. Christian Thielemann bot das im Laufe der Jahrzehnte oft gehörte Werk völlig unangestrengt als eine filigrane Palette tiefster Musikalität. Präzise, in freier Einfachheit schwebten die Töne mit selten gehörter Intensität. Fast melancholisch erzählen die Soloklarinette von Wolfram Große, die Solo-Oboe von Céline Moinet, des Fagotts von Thomas Eberhartd und vor allem Sabine Kittels Flöte von der Schönheit der Landschaftsbilder. Dazu die wunderbaren Hörner der Staatskapelle, deren Wirkung die Hörer angriffen. Sehr emotional, bemüht Christian Thielemann kaum den strukturell denkenden Analytiker, sondern erweist sich als Meister raffiniert angelegter Steigerungen. Mit besonders breit ausgespielten Passagen und theatralisch gesetzten Pausen wich er vom Gewohnten ab. Da roch nichts nach freier Natur, sondern eher nach dem Bericht eines Wanderers in froher Runde beim Wein über das Erlebte.

    Auf das Titelblatt des Autographs der siebten Symphonie hatte Beethoven „Sinfonia 1812, 13ten May“ geschrieben. Das vermerkte zwar das Datum der Partiturniederschrift, war aber im tieferen Sinne mehr. Ist doch die Symphonie der künstlerische Beitrag des Patrioten Beethoven zur nationalen Volkserhebung der Befreiungskriege sowie der Niederlagen Napoleons, die 1812 mit dem Brand von Moskau ihren Anfang nahmen. Mit seiner Siebten hat Beethoven den Sieg der unterdrückten Völker über Napoleon regelrecht voraus gesehen. Mehr noch: er sah den Sieg alles dessen, um das die Völker zum Erlangen ihres Glücks und Wohlstandes kämpfen, in einer verallgemeinerten, zeitüberhöhenden und künstlerischen Gestalt mit der A-Dur-Symphonie als kühne Vision.

    Die thematische Anlage der siebten Symphonie Beethovens hat eine deutlich geringere emotionale Interpretation Christian Thielemann zur Folge, indem er den Eröffnungssatz brachial-leidenschaftlich vom ersten bis zum letzten Takt hochspannend dirigierte, um das Allegretto umso inniger anzuschließen. Mit klanglicher Opulenz, epischer Breite und technischer Brillanz wurde der Satz zu einem Nachweis der Qualität des Orchesters. Mit dem kontrastierend-rasend gespielten „Presto“ gelang es, an die Ereignisse der Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. Bis zum 19. Oktober 1813, also vor exakt 207 Jahren, anzuknüpfen. Folglich war auch nichts vom oft zitierten „Tänzerischen“ auszumachen.

    Der Schluss-Satz gestaltete sich noch einmal zum Kraftakt für den Dirigenten und eine Reihe der Musiker, allen voran „unseren Pauker“ Thomas Käppler, so dass man in diese Orgie der Rhythmen und der Lebensfreude zwangsläufig hineingezogen wurde.

    Die Ovationen waren für das ausgedünnte Publikum in beiden Konzerten heftig und herzlich, aber nicht überschäumend. Nur eine begrenzte Besucherzahl gab stehenden Beifall. Eventuell waren die konzentriert Hörenden aber doch etwas erschöpft.
    Das Konzert wird am 20. Oktober 2020 ab 20 Uhr 05 von MDR-Kultur ausgestrahlt!

  • Lieber thomati,

    bin Deinem Bericht über die Aufführung der Sechsten kann ich etwas anfangen: informativ und gut nachvollziehbar, wie Du das erlebt hast!

    Aber hier stutze ich:

    Auf das Titelblatt des Autographs der siebten Symphonie hatte Beethoven „Sinfonia 1812, 13ten May“ geschrieben. Das vermerkte zwar das Datum der Partiturniederschrift, war aber im tieferen Sinne mehr. Ist doch die Symphonie der künstlerische Beitrag des Patrioten Beethoven zur nationalen Volkserhebung der Befreiungskriege sowie der Niederlagen Napoleons, die 1812 mit dem Brand von Moskau ihren Anfang nahmen. Mit seiner Siebten hat Beethoven den Sieg der unterdrückten Völker über Napoleon regelrecht voraus gesehen. Mehr noch: er sah den Sieg alles dessen, um das die Völker zum Erlangen ihres Glücks und Wohlstandes kämpfen, in einer verallgemeinerten, zeitüberhöhenden und künstlerischen Gestalt mit der A-Dur-Symphonie als kühne Vision.

    Wie kommst Du denn zu einer derartigen Auslegung? Was hat Beethovens Siebte denn mit den "Befreiungskriegen" zu tun und inwiefern hat Beethoven in der Symphonie die Niederlage Napoleons vorausgesehen?

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann


  • Wie kommst Du denn zu einer derartigen Auslegung? Was hat Beethovens Siebte denn mit den "Befreiungskriegen" zu tun und inwiefern hat Beethoven in der Symphonie die Niederlage Napoleons vorausgesehen?

    :wink:

    Gern blättere ich bei meinen Konzertvorbereitungen in meinen Konzertbüchern von 1958 von Karl Schönewolf (1894-1962). Da finde ich derartige, heute kaum noch verfolgte Gedankengänge. Schönewolfs Quellen kenne ich natürlich nicht. Mir gefiel aber der Zusammenhang, weil die von mir besuchten Konzerte (18. und 19. Oktober 2020) exakt 207 Jahre nach der Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis zum 19. October 2013 stattfanden.

  • Danke für die Erläuterung! Allerdings bleibe ich skeptisch, was den von Schönewolf behaupteten Zusammenhang betrifft.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Allerdings bleibe ich skeptisch, was den von Schönewolf behaupteten Zusammenhang betrifft.

    bei Schönewolf könnte es "abgefärbt" haben, daß die Bücher in der DDR veröffentlicht waren.

    ---
    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


    Wenn du größer wirst, verkehre mehr mit Partituren als mit Virtuosen.
    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • Der deutsche WIkipedia-Artikel zu op. 92 behauptet heute etwas Ähnliches und referenziert dazu einen Artikel von Harry Goldschmidt. Könnte man eventuell recherchieren. Völlig uninteressant finde ich es nicht. Meine Skepsis geht in die Richtung von "man wüsste es doch, wenn der Zusammenhang klar wäre". Ist ja kein völlig unbekanntes Werk ...

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Zitat von thomathi


    Gern blättere ich bei meinen Konzertvorbereitungen in meinen Konzertbüchern von 1958 von Karl Schönewolf

    Dies erklärt einiges vom Schm****, besonders über Schubert, da man seit 1958 gewaltige Erkenntnisse gewonnen hat.

    Alles, wie immer, IMHO.

  • Ich hab hier was dazu gefunden (leider nur auf Englisch). Weiss natürlich nicht, wie verlässlich dieser Artikel ist.

    https://www.dw.com/en/beethovens-…-200/a-17270334

    Hier wird behauptet, dass das Publikum (nicht die Kritiker) bei der Premiere und folgenden Konzerten diese Sinfonie als Befreiungsmusik und Kommentar der Siege über Napoleon verstanden haben.

    https://www.dw.com/en/beethovens-…-200/a-17270334

    "After years of French occupation, the mood in the Austrian capital was jubilant. The Viennese were out to celebrate the freedom of Europe from Napoleon’s tyranny with a large-scale gala concert in which Beethoven's 7th Symphony was included on the program. With proceeds from the ticket sales set to be donated to the wounded soldiers who fought in the Battle of Leipzig, it's no wonder the biggest names in the city stormed the box office. Even the orchestra was filled with prominent musicians such as Antonio Salieri, Louis Spohr and Giacomo Meyerbeer."

    ".....The audience interpreted the work as a musical representation of the recent victory over Napoleon and saw it as mirroring their pleasure at having regained freedom and peace....."

  • Höre gerade dieses Konzert im Radio.
    Beethoven 6.& 7. Sinfonie.
    Staatskapelle Dresden
    Thielemann
    Live am 20. 10. 2020.

    6. Sinfonie gerade zuende.
    Ich fand es ausserordentlich behäbig, bogged down, in den Streichern oft unpräzise artikuliert und verklappert, sehr viele Übergänge vom Zusammenspiel her verhaun, von vorn bis hinten alles gleich langweilig, klanglich und ausdrucksmässig völlig undifferenziert. Der Sturm fand eigentlich auch nicht statt. Einziger Lichtblick war hier und da die erste Oboe.

    Warte noch den Anfang von der 7. ab.

    Here we go: 7. Sinfonie:

    Gleich der 1.Akkord wieder verhaun.
    Dann - jaul - komplett verklappert in den Aufgängen des Poco Sostenuto.

    Kann es sein, dass die technischen Probleme des Zusammenspiels an den Corona Abständen zwischen den Spielern liegen? Ich kann es mir nicht anders vorstellen.....es ist wirklich ungewöhnlich oft verklappert.

    Aber Thielemann erscheint mir auch heute extrem uninspiriert und als ob betäubt.

    Ah - Nun das Vivace .... Moment, ich dachte immer Vivace hiesse lebendig. 8|

    2. Satz fängt allerdings vielversprechend an. Oh - Mittelteil wieder zu behäbig. Ich geb's auf...

  • Nach den beiden Konzerten vor Ort habe ich die Übertragung des dritten Konzertes sogar als Zumutung empfunden. Da kam eigentlich eine "Filzlatschen-Pastorale" aus unserer HiFi-Anlage. Das Differenzierte fehlte vollständig. War es die Tagesform des Meisters oder nur die Technik?
    Da war aber bereits das Problem, dass die Mikrofone nicht angepasst angeordnet waren.

  • Hallo Thomas,

    Da kam eigentlich eine "Filzlatschen-Pastorale" aus unserer HiFi-Anlage.


    Ist ja interessant, dass Du das auch so empfunden hast.

    Da war aber bereits das Problem, dass die Mikrofone nicht angepasst angeordnet waren.

    Ich denke das war teils das Problem, auch die live Mischung war mE katastrophal schlecht. Mir ist das schon öfter bei Radioübertragungen von Staatskapelle Konzerten aus Dresden aufgefallen. Aber ich bin kein Tonmeister. Ich stelle es mir nur so vor, weil dynamisch wirklich alles gleich war.

    Aber die Tempi und der Ausdruck hatten nichts mit Technik der Übertragung zu tun. Das war eine ziemlich verfehlte Interpretation, zumindest für meinen Geschmack.
    Thielemanns neues Beethoven Buch werde ich mir nicht zulegen. Ich befürchte es könnte ebenso seicht ausgefallen sein, wie sein Wagner Buch, was ich ziemlich trivial finde und schon längst in den second hand bookshop abgegeben habe.

    Viele Grüsse
    :wink:

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!