Marek Janowski kommt mit Haydn und Bruckner zurück
Das Dresdner Opern- und Konzertpublikum verbindet mit Marek Janowski (geb. 1939) eine Fülle von Begegnungen.
Bereits 1975 konnte er, noch im „Großen Haus“, die Premiere der Tristan-Inszenierung von Harry Kupfer dirigieren. In den Jahren von 1980 bis 1982 hatte er in die Lukas-Kirche mit der Staatskapelle sowie bekannten Solisten, wie Theo Adam, Peter Schreier, Jessye Norman und Matti Salminen, eine Aufnahme des „Ring des Nibelungen“ eingespielt, die noch immer als eine interessante Deutung der Wagner-Arbeit gilt.
Aus nicht recht durchsichtigen Gründen hatte Janowski 1989 eine Zusammenarbeit mit der Staatskapelle abgebrochen, weil er keine Lust mehr habe, im Graben „antisängerische Inszenierungen“ zu dirigieren. Auch habe es Unstimmigkeiten mit Musikern gegeben, denn Janowski gilt als durchsetzungsstarker Intensiv-Probierer. Aber Jene, die es genauer wissen könnten, hüllen sich mir gegenüber in Schweigen.
2001 übernahm Marek Janowski den Chef-Posten bei der Dresdner Philharmonie unter der Bedingung, dass die Stadt mittelfristig ein ordentliches Konzerthaus errichten lässt. Die sich über Jahre hinziehenden Querelen über das Für und Wider eines Neubaus waren dann der Anlass, dass er das Orchester 2003 verließ.
Nachdem sein Nachfolger wegen Unstimmigkeiten zum Orchester-Budget seinen Abschied nehmen wird, hatte der Orchestervorstand die Kulturbürgermeisterin aufgefordert, Janowski für eine Übernahme des Chefdirigats ab 2019 für drei Spielzeiten zu gewinnen.
Im Vorgriff auf dieses Engagement hat er das Dirigat für ein Haydn-Bruckner-Konzert am 21. Oktober 2018 übernommen.
Die Sinfonie G-Dur, im Hoboken-Verzeichnis 1 die 100.Sinfonie, ist 1794 in London komponiert und daselbst auch uraufgeführt worden.
Die Bezeichnung „Militärsinfonie“ soll vom Komponisten wegen des intensiven Einsatzes von Pauke, Triangel, Becken und Großer Trommel sowie eines Trompeten-Signals im zweiten Satz selbst eingeführt worden sein.
Marek Janowski dirigierte die Haydn-Komposition mit dem nötigen Feingefühl, brillant glänzend wo es angebracht war und bei den „militärischen“ Stellen auch krachend.
Die Begegnung mit der Musik Richard Wagners, er hatte 1863 in Linz eine Tannhäuser-Aufführung erlebt, war für Anton Bruckner Anlass, etwas Vergleichbares zu schaffen. Als gläubigem Katholiken war ihm allerdings die Bühne suspekt, so dass er sich der geistlichen Chormusik intensiver widmete.
Seine bis Dato geschaffenen Chorwerke legte er beiseite und erst die 1864 uraufgeführte d-Moll-Messe bezeichnete er als seine „erste“.
Die im Konzert aufgeführte Messe Nr. 3 in f-Moll stellt allerdings bereits ein Schwellenwerk zum Sinfoniker Anton Bruckner dar.
Im Sommer 1867 begann Bruckner, als er noch ein Nervenleiden auskurieren musste, mit der Komposition und beendete diese zunächst im September. Die Musiker der Wiener Hofkapelle lehnten eine Aufführung dieser Erstfassung zunächst ab, da sie diesen „Test des musikalisch Machbaren“ als unspielbar betrachteten.
Eine vom Komponisten selbst geleitete und finanzierte Uraufführung im Jahre 1872 gelang ob widriger Umstände nicht besonders gut, hat aber zu seiner Anerkennung in Wien beigetragen.
Nach vier Überarbeitungen (1876, 1877, 1881 und 1890 bis 93) avancierte die Messe inzwischen zu einem der beliebtesten Chorwerke der Romantik.
Neben dem hervorragend von Philipp Ahmann vorbereiteten Rundfunkchor des MDR standen dem Dirigenten und der Dresdner Philharmonie mit der Sopranistin Camilla Nylund, der Altistin Christa Mayer, dem Tenor Bernhard Bechthold sowie dem Bassist Günther Groissböck hochkarätige Solisten, mit Gesangsleistungen ohne Fehl und Tadel, zur Seite.
Marek Janowski interpretierte die Messe flüssig mit beherrschten Tempi und gab dem „vorsinfonischem Charakter“ der Messe einen breiten Raum.
Ob der gewaltigen Orchesterbesetzung und wegen der doch etwas trockenen Klangverhältnisse im Konzertsaal des Kulturpalastes ging allerdings der kirchenmusikalische Charakter der Komposition weitgehend verloren und es blieb eine opulente chorsinfonische Aufführung.