Billig, teuer oder "Preis wert": Was kosten Konzert- und Opernkarten, und was sind sie wert?

  • in Speyer ab 18 Euro, am 30.4. in Detmold 8 Euro). Wenn also statt der Massen doch wieder mal nur 30 Zuhörer kommen, muss es wohl an mir liegen; ich bin einfach zu elitär .

    Ich glaube, Du solltest in Detmold einfach auf 7 Euro runtergehen, dann wirst Du sehen, wie die Bude gestürmt wird. Zwischen Elite und Masse entscheiden oft nur ganz kleine Centbeträge!

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Das teuerste Konzert meines Lebens war das mit Vladimir Horowitz 1987 in Hamburg, wenn ich mich recht erinnere 240 DM für einen Platz in der letzten Reihe im Parkett der Musikhalle.

    In jenem Konzert war ich auch, habe sogar 280 DM plus 10 % VVK-Gebühr für meine Karte etwas weiter vorn im Parkett bezahlt. Ich habe diesen Preis aber nachvollziehen können, denn Horowitz reiste mit seinem eigenen (!) Steinway an, der mit Riesenaufwand aus seinen New Yorker Appartment per Kran durch das zuvor ausgebaute Fenster gehoben und anschließend verschifft werden musste. Wie üblich, begleitete Horowitz auch sein eigener Klavierstimmer. Er hätte niemals einen Klavierstimmer des Hamburger Steinway-Hauses an seinen Flügel gelassen, sondern Franz Mohr reiste mit ihm aus New York an. Desgleichen selbstredend Wanda. Man logierte ein paar Tage luxuriös im "Vier Jahreszeiten" (wo ich übrigens nach dem Konzert auf ihn gewartet habe, ein Autogramm erbat und auch erhielt). Das hat natürlich alles Geld gekostet. Und dieses Geld wurde in wenige Einzelkonzerte gesteckt, nicht etwa in eine ausgedehnte Europatournee, bei welcher es sich schneller amortisieren würde.

    Generell finde ich die Eintrittspreise für Klassik-Konzerte halbwegs im Rahmen. Gut, 149 Euro für ein Ticket in den Blöcken A und B der Berliner Philharmonie letzten Monat für die beiden Kirill Petrenko-Konzerte waren schon ein Schluck aus der Feldflasche. Aber wer die Philharmoniker live in der Philharmonie in den Blöcken A oder B (also in der obersten Preiskategorie) sehen möchte, kann dies auch für 69 Euro bei den Konzerten von Andrés Orozco-Estrada mit dem Pianisten Leif Ove Andsnes im Mai dieses Jahres tun.

    Als geradezu unverschämt empfinde ich hingegen die Preise für Musicals (die Leute zahlen dort ohne mit der Wimper zu zucken dreistellige Summen, und dort dirigiert nicht Kirill Petrenko und es singen nicht Joyce DiDonato oder Philippe Jaroussky) und einige Pop- oder Rockkonzerte. Für Neil Diamond in der Barclay Card Arena in Hamburg wollen sie allen Ernstes 239,45 Euro für eine Karte haben. Gut, dass weder Musicals noch Neil Diamond meine Musik sind.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Zum Thema FFM: Ich gehe in vier Wochen in ein wirklich hochkarätig besetztes Kammerkonzert mit dem Weltklasse-Oboisten Francois Leleux und einigen Solisten des HR-Sinfonieorchesters und dem Webern-Trio Frankfurt. Eintrittspreis einheitlich: EUR 19,-- ! 8)

    Dann gibt es bei mir in der Region noch die "Seligenstädter Klosterkonzerte"; da kostet eine Karte maximal EUR 25,-- und auch dafür bekommt man dieses Jahr z.B. die Brüder Ottensamer zusammen mit dem Bayerischen Kammerorchester Bad Brückenau zu hören ... auch die Staatskapelle Dresden war hier schon öfters zu hören ....und regelmäßig kommt auch das Henschel-Quartett hierher ...

    Dann war ich schon mehrmals in kleinen Kammerkonzerten in div. Kirchen hier in der Region, entweder zum Nulltarif oder für 10 - max. 20 EUR ....

    Also nicht leistbar stimmt wirklich nicht - und elitär schon mal gar nicht ;)

    Viele Grüße - Allegro

    "Musik ist ... ein Motor, Schönheit, Intensität, Liebe, Zauber, alles in allem: ein Elixir." Lajos Lencsés

  • Die Bereitschaft wie viel man für ein Konzert zahlen möchte, hat entscheidend etwas mit Präferenz zu tun. Die Musical Theater hier in Hamburg sind ständig ausverkauft, trotz der hohen Preise, weil die Leute das sehen möchten. Aber die dort verlangten Preise kann man nicht mit denen der Staatsoper vergleichen, denn die ist ein non Profit Unternehmen, wo die Verluste aus Kartenverkäufen plus Sponsoring durch öffentliche Gelder ausgeglichen werden. Insofern werden die Kartenpreise bei Klassik-Konzerten ganz allgemein (und eben besonders in Deutschland) deutlich subventioniert, sofern der Veranstalter aus dem öffentlichen Bereich kommt. Und daher ist es nicht in erster Linie der Preis, welcher die Entscheidung an diesen Konzerten teilzuhaben beeinflusst (wie auch hier schon mehrfach ausgeführt wurde), sondern die persönliche Präferenz. Wer sich nicht für klassische Musik interessiert, den können auch niedrige Preise in der Regel nicht locken.

    Man muß hingegen zur Kenntnis nehmen, dass klassische Musik ein Nischenprodukt ist, und daran ändern auch Konzertsäle wie die Elbphilharmonie nichts, denn hier entscheidet zumindest im Moment der Reiz des Neuen, und weniger die Liebe zu einer bestimmten Musikgattung. Daher ist die Bereitschaft hier hohe Eintrittspreise zu bezahlen auch eine andere als bei der alterwürdigen Musikhalle. Aber ganz entscheidenden Einfluß auf die Preisgestaltung hat das Marketing. Künstler die nicht das Glück haben, von einem Agenten oder einer Plattenfirma massiv unterstützt zu werden, müssen sich mit deutlich niedrigeren Gagen abfinden. Und dabei spielt die künstlerische Kompetenz nur eine Nebenrolle. Gerade hat die Konzertdirektion Dr. Götte ihr neues Programm bekanntgegeben. Da wimmelt es von bekannten Namen. Alles natürlich zu entsprechenden Preisen. Aber solange die Leute wegen der Namen ins Konzert gehen wird sich das nicht ändern. Das hingegen ist ja ein altes Phänomen, das die "Stars" viel wichtiger genommen werden als das Programm. Ich persönlich richte mich in aller Regel nach dem Programm und nur in wenigen Ausnahmefällen nach dem Künstler. Und wenn dann Sokolow (Christian möge mir verzeihen oder mich steinigen) Sonaten von Mozart spielt, kann mich auch sein phänomenales Klavierspiel nicht locken. Im Gegenzug gibt es allerdings auch Künstler, zu denen ich nicht mal bei einem für mich attraktiven Programm gehen würde (aber das ist eine andere Geschichte).

    Die Preisgestaltung im klassischen Sektor finde ich in aller Regel angemessen. Wenn mir die Karten in der Staatsoper zu teuer sind, dann gehe ich eben für einzelne Vorstellungen nach Lübeck oder Kiel, denn die kleineren Häuser sind wirklich im Verhältnis günstig, und bringen häufig auch sachen, welche die "großen" Häuser nicht anfassen. Als ich in Krefeld gewohnt habe, sind wir regelmäßig in die Konzerte und Opernaufführungen gegangen. Das hat uns im Schnitt (Preisniveau 2009) etwa 20 € pro Person gekostet, und das immer in der 1. oder 2. Preiskategorie. Das konnten wir durch die sog. Theatercard erreichen, wo man einmalig 60 € pro Saison zahlte und dann alle Vorstellungen (einschl. der Sinfoniekonzerte) zum halben Preis bekam. Diese Preisgestaltung dürfte bei den meisten 2 oder 3-Spartenhäusern ähnlich sein.

    Da das Klavierfestival Ruhr hier erwähnt wurde, ein Wort dazu. Ursprünglich war es als Treffen von Pianisten in unkonventioneller Atmosphäre gedacht, und das war auch in den ersten Jahren so, bei moderaten Preisen. Durch Erscheinen von Herrn Ohnesorg als Indendanten hat sich das Profil dann jedoch grundlegend geändert. Es wurden viele klingende Namen eingeladen und die Preise gingen deutlich in die Höhe. Auch die Programmgestaltung wurde stromlinienförmiger. Man kann zwar immer noch für relativ wenig Geld sehr ordentliche Konzerte besuchen, aber der "Glamourfaktor" hat sich deutlich in den Vordergrund geschoben. Das auch, um das Festival für Sponsoren attraktiver zu gestalten. Die kreuzen dann gelegentlich mit einer ganzen Firmenmannschaft auf, und legen großen Wert auf die Pausengestaltung und das "Post Concert Event" (man verzeihe mir diesen kleinen Seitenhieb, aber ich habe es selber mehrfach so erlebt).

    Peter

    "Sie haben mich gerade beleidigt. Nehmen Sie das eventuell zurück?" "Nein" "Na gut, dann ist der Fall für mich erledigt" (Groucho Marx)

  • Als ich in Krefeld gewohnt habe, sind wir regelmäßig in die Konzerte und Opernaufführungen gegangen. Das hat uns im Schnitt (Preisniveau 2009) etwa 20 € pro Person gekostet, und das immer in der 1. oder 2. Preiskategorie. Das konnten wir durch die sog. Theatercard erreichen, wo man einmalig 60 € pro Saison zahlte und dann alle Vorstellungen (einschl. der Sinfoniekonzerte) zum halben Preis bekam.

    Ein ähnliches Kartenmodell bietet auch die Staatsoper Hamburg an. Du zahlst für die sog. OpernCard einmalig 99 € und kommst mit dieser Card 12 Monate lang in jede beliebige Opern- oder Ballettaufführung zum halben Preis herein. Und das, wenn man möchte, zu zweit (das heißt, ein Paar zahlt für die OpernCard im Grunde genommen nur 49,50 € pro Person). Überdies bekommt man das monatliche Programm per Post ins Haus geschickt. Ich zahle für meine Besuche in der Staatsoper also immer nur so um die 35 €, obwohl ich mir stets einen guten Platz aussuche (der regulär um die 70 € kostet). Meine OpernCard amortisiert sich ganz schnell.

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  • Du zahlst für die sog. OpernCard einmalig 99 € und kommst mit dieser Card 12 Monate lang in jede beliebige Opern- oder Ballettaufführung zum halben Preis herein.

    Du wohnst auch direkt neben der Oper, und kannst mal schnell zur Kasse gehen. Leider wird die Operncard nicht für den Onlineverkauf angeboten, und dann auch nur ab 1 Woche vor der Vorstellung. Da sind aber die interessanten Karten fast immer schon weg (bei Ballettvorstellungen ohnehin). Die Card ist also nur für Last Minute Käufer interressant. Hab ich natürlich alles schon eruiert :thumbup:

    Peter

    "Sie haben mich gerade beleidigt. Nehmen Sie das eventuell zurück?" "Nein" "Na gut, dann ist der Fall für mich erledigt" (Groucho Marx)

  • Mal ein anderes Beispiel, das sich auf eine andere Kunstform bezieht. Unser (öffentlich gefördertes) örtliches Programmkino verlangt etwa 6,50 € für eine Karte. In Multiplex-Kinos bezahlt man gerne auch mal bis zu 15 € pro Karte, bei Filmen mit Überlänge manchmal sogar noch mehr. Guess what: das Programmkino ist leer, die Multiplex-Kinos sind (relativ) voll - weil sie halt Mainstream-Filme zeigen. Das halb so teure Programmkino gilt als "elitär" (weshalb die öffentliche Förderung nunmehr infrage gestellt wird), das Multiplex-Kino als Hort der Populärkultur für den Normalverbraucher. Ein Zusammenhang zum Preisniveau existiert dabei nicht.

    Das Wiener Filmmuseum soll das am besten ausgelastete Kino der Stadt sein, offenbar gibt es in Wien mehr Cineasten.
    :D

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • Das Wiener Filmmuseum soll das am besten ausgelastete Kino der Stadt sein, offenbar gibt es in Wien mehr Cineasten.
    :D


    Na ja, 15 Plätze sind freilich auch leichter vollzukriegen als 1.500. Will sagen: Auslastungszahlen (in Prozent) sagen nix aus, solange man sie nicht in Relation zu den absolut verfügbare Plätzen/Vorstellung betrachtet... ;)

    Beste Grüße,
    Ralph

    »Toren wir, auf Lind'rung da zu hoffen, wo einzig Heilung lindert!« (Gurnemanz)

  • Es sind genau 163 (+2 Rollstuhlplätze).

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  • Eldorado Palma de Mallorca

    Jüngste Beispiele: Sokolov 39 €, in Stuttgart im kommenden April 114 € (Jeweils beste Plätze). Vor drei Wochen Arcadi Volodos im Auditorium in Palma ebenfalls 39 €. Im letzten Herbst Sergeij Babayan 15 € (war allerdings von der Bank Sa Nostra gesponsort). Ich frage mich, ob Sokolov & Co. auf Mallorca für geringere Gagen auftreten; oder kassieren in Deutschland die Veranstalter den Großteil der Eintrittsgelder?
    Auch mein Abo für die 15(!) Konzerte des Balearen-Sinfonieorchesters - ein durchaus veritabler Klangkörper - ist mit 300 € im Vergleich selbst zu einem Rundfunkorchester in Deutschland ungemein günstig. Und es sind Solisten wie Gerhard Oppitz oder Frank Peter Zimmermann in diesem Preis inbegriffen; außerdem liegen die ausführlichen dreisprachigen Programmhefte gratis aus, die Anonnennten erhalten sie bereits im Voraus als Mailanhang (pdf).
    Sicher, das Durchschnittseinkommen auf Mallorca ist geringer, aber nicht in diesem Verhältnis zu den Eintrittspreisen.
    Ich will hier keinen Neid wecken,aber ich bin glücklich, den Großteil des Jahres in Palma leben zu können...
    LG Martin

  • kassieren in Deutschland die Veranstalter den Großteil der Eintrittsgelder?

    Ob es unterschiedliche Gagen gibt, weiß ich nicht . Aber Saalmiete und andere Kosten (Personal etc) sowie die Höhe der Abgaben wird vielleicht von Land zu Land verschieden sein . Ich kenne die spanischen Steuersätze nicht .

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen - die Preisgestaltung hängt von mehreren Faktoren ab:

    a) Sehr viele Leistungen und Waren sind in Stuttgart teurer als in Leer (Ostfriesland). Warum sollte es bei Eintrittskarten für klassische Konzerte anders sein? Es handelt sich durchaus um einen (wenn auch nicht "freien") Markt. Und dass der Stuttgarter Markt hohe Preise hergibt, sieht man allein schon daran, dass ausgerechnet die höchste Preisklasse als einzige Kategorie für das Sokolov-Konzert im Mai schon ausverkauft ist.

    b) Wenn es sich um einen öffentlich (oder privat) bezuschussten Veranstalter handelt, dann kann dieser auch an teuren Standorten meist die Eintrittspreise moderater gestalten als eine privatwirtschaftlich betriebene Konzertagentur, die Gewinn erwirtschaften muss. Deshalb kosten in der Kölner Philharmonie - einer städtischen GmbH, die mehrere Millionen Euro kommunaler Zuschüsse erhält - die teuersten Karten für ein Sokolov-Konzert nur 45 Euro, in Stuttgart - wo eine privatrechtliche GmbH als Veranstalter fungiert - aber 104,50 Euro. Zudem muss die Stuttgarter Konzertagentur vermutlich Saalmiete für die Liederhalle zahlen, die Kölner Philharmonie verfügt selbst über ihren Saal.

    c) Man darf nicht nur die höchste Preiskategorie in Betracht ziehen, sondern die gesamte Spanne der Preisgestaltung. Häufig gibt es eine Art "Querfinanzierung" der günstigen durch die teuren Kategorien. Wieder bezogen auf die Sokolov-Konzerte: In Köln ist diese Preisspanne zwischen günstigster und teuerster Kategorie sehr klein (30-45 Euro), bei den Salzburger Festspielen sehr groß (10-115 Euro).

    d) Der "Marktwert" des/der Interpreten (Lang Lang oder Martin Helmchen), das dargebotene Programm (Beethoven oder Reger), die anfallenden Kosten (muss nur ein einzelner Pianist oder ein ganzes Orchester Hotelunterkünfte beziehen, muss Saalmiete bezahlt werden usw.) spielen eine wichtige Rolle.

    e) Dann muss in Betracht gezogen werden: wie groß ist das klassikaffine Publikum am jeweiligen Standort, gibt es klassikinteressierte Gäste/Touristen, wie groß und prominent ist der jeweilige Saal usw. In der Elbphilharmonie beispielsweise wäre derzeit vermutlich auch ein Klavierabend mit Hein Blöd zu stattlichen Eintrittspreisen ausverkauft.

    :wink:

    .

  • Das hingegen ist ja ein altes Phänomen, das die "Stars" viel wichtiger genommen werden als das Programm.

    war schon immer und überall so. Auch in der Popkultur. Hauptsache Senesino. Was er singt - egal.

    Leider wird die Operncard nicht für den Onlineverkauf angeboten, und dann auch nur ab 1 Woche vor der Vorstellung. Da sind aber die interessanten Karten fast immer schon weg (bei Ballettvorstellungen ohnehin). Die Card ist also nur für Last Minute Käufer interressant. Hab ich natürlich alles schon eruiert

    ich komm' noch aus einer Generation, da musste man alle Karten so kaufen, da war das normal - hinfahren (vielleicht schon nachts oder am Abend vorher) - anstellen - nehmen, was man noch bekommen konnte. Und Studentenkarten gab's ohnehin nur an der Abendkasse.
    Loriots "an der Opernkasse" läßt grüßen...: https://www.youtube.com/watch?v=yGivHNIMujA
    alles noch nicht so lange her, mit dem Internet....

    Ich frage mich, ob Sokolov & Co. auf Mallorca für geringere Gagen auftreten; oder kassieren in Deutschland die Veranstalter den Großteil der Eintrittsgelder?

    naja, vielleicht ist auch die Infrastruktur (vulgo: "der Saal") billiger zu haben. Oder es gibt potente (öffentliche oder private) Sponsoren:

    Ob es unterschiedliche Gagen gibt, weiß ich nicht . Aber Saalmiete und andere Kosten (Personal etc) sowie die Höhe der Abgaben wird vielleicht von Land zu Land verschieden sein . Ich kenne die spanischen Steuersätze nicht .

    Nicht nur von Land zu Land: Auch von Saal zu Saal. Und wer den mit welcher Kostenstruktur (period costs, Betriebskosten etc.) wie und warum vermietet. Kommunales Gemeindezentrum in der Provinz ist billiger zu haben, als z.B. Herkulessaal in München. Bei durchschnittlichen Preisen ist es dort nichts ungewöhnliches, daß man erst einmal deutlich mehr als die Hälfte aller vorhandenen Plätze verkaufen muß, um überhaupt nur die Saalkosten hereinzubekommen.

    Sehr viele Leistungen und Waren sind in Stuttgart teurer als in Leer (Ostfriesland). Warum sollte es bei Eintrittskarten für klassische Konzerte anders sein? Es handelt sich durchaus um einen (wenn auch nicht "freien") Markt. Und dass der Stuttgarter Markt hohe Preise hergibt, sieht man allein schon daran, dass ausgerechnet die höchste Preisklasse als einzige Kategorie für das Sokolov-Konzert im Mai schon ausverkauft ist.

    so ist es.


    Aber die dort verlangten Preise kann man nicht mit denen der Staatsoper vergleichen, denn die ist ein non Profit Unternehmen, wo die Verluste aus Kartenverkäufen plus Sponsoring durch öffentliche Gelder ausgeglichen werden. Insofern werden die Kartenpreise bei Klassik-Konzerten ganz allgemein (und eben besonders in Deutschland) deutlich subventioniert, sofern der Veranstalter aus dem öffentlichen Bereich kommt.

    Wenn es sich um einen öffentlich (oder privat) bezuschussten Veranstalter handelt, dann kann dieser auch an teuren Standorten meist die Eintrittspreise moderater gestalten als eine privatwirtschaftlich betriebene Konzertagentur, die Gewinn erwirtschaften muss. Deshalb kosten in der Kölner Philharmonie - einer städtischen GmbH, die mehrere Millionen Euro kommunaler Zuschüsse erhält - die teuersten Karten für ein Sokolov-Konzert nur 45 Euro, in Stuttgart - wo eine privatrechtliche GmbH als Veranstalter fungiert - aber 104,50 Euro. Zudem muss die Stuttgarter Konzertagentur vermutlich Saalmiete für die Liederhalle zahlen, die Kölner Philharmonie verfügt selbst über ihren Saal.

    Private Veranstalter sind nicht nur kommerziell operierende Konzertagenturen. Das sind auch ganz viele private Kultur- und Trägervereine. Ohne irgendwelche öffentlichen Zuschüsse. Ohne umfangreiches privates Sponsoring und ganz viel privates Engagement läuft dort überhaupt nichts.
    Deswegen finde ich die Einstellung, das man das doch bitte alles für lau anbieten möge, reichlich unverständlich (und was ich davon halte, behalte ich jetzt besser für mich). Die Dinge kosten halt, was sie kosten. Und das ist aus den oben erwähnten Gründen nicht überall gleich. Und wenn die Künstler das nehmen, was sie bekommen können, kann man das, glaub' ich, verstehen. Das nennt man marktkonformes Verhalten, das macht auch der Handwerker um die Ecke. Die sind in der Uckermark auch deutlich billiger zu haben, als im Großraum München. Und Arbeitnehmer nehmen auch nicht weniger Gehalt, als ihr Arbeitgeber von sich aus bereit ist zu zahlen, oder? Je nach Veranstalter und Veranstaltung nehmen die Künstler noch nicht mal immer das, was sie theoretisch bekommen könnten. Da hab' ich auch schon ganz viel Großzügigkeit erlebt!

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

  • „Preis wert“?

    Die Berliner Philharmoniker; Mariss Jansons, Jewgenij Kissin mit Strauss (Also sprach Zarathustra), Liszt (Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1) und Wagner (Ouvertüre zur Rienzi) für 141 Euro in der teuersten Kategorie. Ebenso Kirill Petrenko und Patricia Kopatchinskaja mit Schönberg (Konzert für Violine und Orchester) und der 5. Tschaikowsky.
    Ich bin raus.
    Tatsächlich gebe ich durchaus bereitwillig Geld für Konzerte oder Opernabende aus, aber die BPhil überreißen es für mich dann doch ein wenig. Gut - sie sind die Maybachs unter den hiesigen Orchestern, und die gibt‘s nun mal nicht für einen kleinen Taler. Da das DSO ohnehin die spannenderen Programme anbietet, ist das aber auch nicht so schlimm. In einer Stadt wie Berlin gibt es eben auch genug Besucher, die sich abends gern mal ein Kullturprogramm gönnen. Insofern werden die Karten der BPhil preiswert genug sein.

    Jein (Fettes Brot, 1996)

  • Wenn man das mit dem Konzert am 25.1. vergleicht (BPhil, Alan Gilbert und Lisa Batiashvili spielen Werke von Thorvaldsdottir, Prokofiev (Violinkonzert) und Strauss (Sinfonia Domestica)),
    das "nur" 29 - 78€ kostet, könnte man versucht sein, den Unterschied in den Protagonisten Jansons vs Gilbert und Kissin vs Batiashvili zu suchen.

    Oder liegt es daran, dass sich im teureren Konzert die Zuhörer keine Uraufführung anhören müssen? :versteck1:
    :wink:

  • Tatsächlich gebe ich durchaus bereitwillig Geld für Konzerte oder Opernabende aus, aber die BPhil überreißen es für mich dann doch ein wenig.

    Man muss doch nicht unbedingt die teuersten Karten nehmen. Bei dem Kissin-Konzert geht es los bei 48 Euro. Ich war auch ein paarmal in der Philharmonie und fand eigentlich, dass man da auch auf den billigeren Plätzen sehr gut hört. Kann aber sein, dass die Profis hier anderer Meinung sind.

  • 141 Euro in der teuersten Kategorie

    Geh mal in der teuersten Kategorie essen. Da bist Du mit dem Menü auch nicht unter € 100,- dabei, gerne auch ein gutes Stück drüber. Dazu die Weine, Kaffee, Digestif, ...

    € 300,- oder mehr für einen schicken Abend der Oberklasse zu zweit, das ist der Tarif. Der Markt gibt das her. Muss ja niemand kaufen, wenn er nicht will.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Beim Essen gehen essen aber nicht noch 2000 Leute oder so mehr mit von deinem Teller. ;) Und es wird auch nicht mit einigen hundert Euro subventioniert. Daher ist mir nicht ganz klar, warum das ein erhellender Vergleich sein sollte.
    Ich finde allerdings den Preis der günstig(st)en Karten relevanter als den der teuersten.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • wien:
    silvio nickol im palais coburg: 9-gang-menü 195,-, mit wein 310,-
    steirereck: 7-gang-menü 165,- mit wein 254,-

    wieviel die wiener philharmoniker im musikverein kosten, finde ich nicht heraus, komisch.

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  • Beim Essen gehen essen aber nicht noch 2000 Leute oder so mehr mit von deinem Teller. ;) Und es wird auch nicht mit einigen hundert Euro subventioniert. Daher ist mir nicht ganz klar, warum das ein erhellender Vergleich sein sollte.

    Die Frage ist: Wie teuer ist Luxus, was findet man übertrieben. Bzw. erkennt man überhaupt, dass man gerade Luxus konsumiert ...

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