Billig, teuer oder "Preis wert": Was kosten Konzert- und Opernkarten, und was sind sie wert?

  • Ja, ich sehe es ähnlich wie Du. Ich würde für ein normales Konzert auch nicht mehr als 10 Euro ausgeben. Ich höre zwar auch viele Tonträger, aber es geht - finde ich - nichts über ein Live-Erlebnis. Ich persönlich verstehe nicht so richtig, wieso man Musik bevorzugt allein daheim hört, wenn man nicht durch äußere Umstände (lange Anfahrtswege, Geld, ...) dazu gezwungen wird.

    Jazz ist ebensowenig meine Ecke wie Deine die Oper - aber es freut mich, dass Du vor drei Wochen ein lohnendes Erlebnis gehabt hast. Ich pflichte Dir völlig bei, wenn man sich auskennt (oder Leute kennt, die sich auskennen), spart man viel Energie, Zeit und Geld.

    Ich fahre dafür gar nicht mit dem Auto, weil ich gar keinen Führerschein besitze. Mit der Bahn und dem Bus habe ich bisher fast nur gute Erfahrungen gemacht. Okay, im vergangenen Winter musste ich mal 90 Minuten auf den Zug warten, aber das kann mal vorkommen. Soll nichts Schlimmeres passieren.

    Ja, ich muss zugeben, dass ich sogar einmal 100 Euro ausgegeben habe (The Bassarids von Henze bei den Salzburger Festspielen 2018). Das war aber eine absolute Ausnahme, ich wollte da unbedingt hin, hab in diesem Monat keine anderen Kulturtermine gehabt, bin gratis hin- und zurückgefahren. Das war aber ein wirklicher Sonderfall, und ich habe mir vorgenommen, nie einen Preis zu zahlen, der auch nur einen Cent höher ist.
    Meine zweithöchste Ausgabe war vor kurzem für den kommenden August für Oedipe von Enescu in Salzburg, das waren 85 Euro. Dafür gilt dasselbe wie für die Bassariden.
    Und meine dritthöchste Ausgabe war eine Opernvorstellung im September 2017, als mein Lieblingssänger zum letztenmal in einer seiner wichtigsten Rollen aufgetreten ist, das waren 44 Euro. (zusätzlich die Buskosten von Wien nach Trier und zurück, also auch nicht grad ums Eck).
    Ansonsten bewegen sich meine Ausgaben fast immer zwischen 1,60 und 10 Euro (meist nur bis 5 Euro), was ich gut so finde.

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • Ich höre zwar auch viele Tonträger, aber es geht - finde ich - nichts über ein Live-Erlebnis. Ich persönlich verstehe nicht so richtig, wieso man Musik bevorzugt allein daheim hört, wenn man nicht durch äußere Umstände (lange Anfahrtswege, Geld, ...) dazu gezwungen wird.

    Nun, bei mir ist die Lage etwas anders. Da ich selbst recht viel spiele (letztes Jahr fast 90 Auftritte), muss ich nicht unbedingt noch 90 weitere Konzerte mir antun. So zwischendurch muss ich mich auf meine eigenen Sachen vorbereiten. Dazu gehört auch, sich mal CDs anzuhören von den Stücken (oder Youtube), die nicht so gängig sind.

    Dafür gehe ich gerne in Konzerte von geschätzten Kollegen, vor allem denen, mit denen ich selbst auch immer wieder gerne spiele. Das hat auch was mit dem Respekt gegenüber den Kollegen zu tun.

    Wenn ich es dann mal schaffe, kurzfristig eine Karte für ein spezielles Konzert zu bekommen (was im Jazz inzwischen viel einfacher geworden ist, weil die Generation, die mal auf solche Konzerte quasi Dauer-Abos haben, ausgestorben sind. Ist so). Ich habe im Jazzclub 19 € gezahlt. Das ist ein Preis, den ich noch für einen kleinen Jazzclub für angemessen halte. Die Leute müssen auch ihre Unkosten reinholen. Auch für sie ist es durch den Wegfall an Fans viel schwerer geworden.

    Früher musste man in diesem Jazzclub um 17 Uhr anstehen, um um 19.30 Uhr einen ordentlichen Platz noch zu erhalten. Vorbestellung war absolut notwendig, sonst hätte man sich die Fahrt gleich sparen können. Heute müsste ich weder vorbestellen, noch warten beim Einlass. Das sagt sicher eine Menge aus.

    Schuld ist im Jazz vor allem der Wegfall der Musiker-Generation 1920-1930. Als der Modern Jazz aufkam, sind durch Drogensucht viele Musker bereits lange verstorben. Die paar, die diese Zeit mehr oder weniger "heil" überstanden hatten, sind inzwischen auch nicht mehr aktiv, haben aber vom Publikum her eine Lücke hinterlassen. Dann kam um 1960 herum der Free Jazz, den man im Jazzclub nicht mehr verkaufen konnte.

    Heute müssen diese Clubs weitaus mehr au regionale Bands zurück greifen. Früher waren die dort nur selten zu sehen. Sie hatten andere Veranstaltungen zu bedienen. Die Clubs hatten die "gehobene Klasse", als Highlight eins oder zwei Mal im Jahr echte Stars anzubieten. Der Eintritt im besagten Jazzclub war zu dieser Zeit maximal 40 DM, damals viel Geld, aber dafür Live-Musik mit Musikern zum Anfassen aus den besten Bands des Jazz. Heute sind es 19 Euro, auch nicht mehr, dafür aber auch nicht mehr die ganz großen Namen, aber die Musiker, die trotzdem nicht schlechter als jene von damals sind.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Oh okay, ich habe nicht gewusst, dass Du selbst Konzerte gibst. So oft bin ich Dir bzw. Deinen Beiträgen hier noch nicht begegnet, sonst hätte ich daran beim Schreiben meiner Antwort gedacht.

    Jetzt würde mich natürlich interessieren, inwieweit Du Dir für Dich neue Stücke zuerst mal auf Youtube anhörst und inwieweit Du versuchst, Deinen eigenen Zugang dazu zu finden. Aber das ist überhaupt nicht Thema dieses Threads. Vielleicht hast Du ja anderswo schon etwas dazu geschrieben oder magst das noch machen. :)

    Danke für Deine Jazz-Erläuterungen, bei denen ich aber leider gar nicht mitreden kann. 19 Euro ist, denke ich, vollkommen in Ordnung. Jazz bekommt ja nicht die Subventionen, die zum Beispiel eine Wiener Staatsoper einstreift.

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • Meine Güte habt ihr es gut. ^^

    Unter der 2. Intendanz von Rolf Liebermann kosteten die beiden letzten Ränge in der Hamburgischen Staatsoper (80iger Jahre) 4,- und 8,- DM, also schlicht umgerechnet heute so um 2,,- und 4,- €. Das ist aber schon lange her. Heute geht es bei 6,- € für den Hörplatz los. Ist man so unverschämt und will auch noch etwas sehen, springt der Kartenpreis gleich in die Höhe. 30,-, 40,- € sind da kein Problem. 1986 zahlte ich für Horowitz in der letzten Reihe 30,- DM. Ich möchte nicht wissen, was das heute kosten würde. :D Vor zwei Jahren kostete Thielemann in der Elbphilharmonie (Plätze hinter dem Orchester) 106,-€.

    Ich bin ja durchaus bereit, diese Preise zu bezahlen (ab und an, häufiger kann ich mir das auch nicht leisten), weil ich finde, dass Qualität auch seinen Preis verdient. Das gilt natürlich nur für nicht subventionierte Plätze. Ansonsten finde ich auch, dass der Staat jedem den Zugang zur Kultur ermöglichen muss.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Ich bin mir bewusst, dass ich in Wien wirklich priviligiert bin. Ich weiß, dass das wirklich ein Glück für mich selbst ist und gleichzeitig ungerecht den Musikfans in anderen Städten..

    Aber Moment, verwechselst Du vielleicht den Hörplatz mit dem Stehplatz? Als ich vor 1½ Jahren in der Hamburgischen Staatsoper war, hatte ich einen Stehplatz um 6 Euro, der aber eigentlich ein Steh-Sitz war, also man konnte (recht unbequem, aber doch) sitzen, gesehen habe ich von dort oben auch alles. Und bei einer anderen Vorstellung zu dieser Zeit habe ich 34 Euro hingelegt, war dafür aber sehr nah bei der Bühne (1. Rang, links, Loge 1).
    Generell bin ich aber lieber gerne weiter oben, sowohl aus Gründen der Akustik als auch um mehr die "Tiefe" des Bühnenbildes sehen zu können, nicht bloß alles von vorne wie im Parterre.

    106 Euro für ein Konzert halte ich für eine Frechheit. Wenn es wirklich keine billigeren Karten gegeben hat, darf man sich wirklich nicht wundern, wenn Klassik als elitär angesehen wird. Schade, ich hätte gerne das Gegenteil.

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • Oh okay, ich habe nicht gewusst, dass Du selbst Konzerte gibst. So oft bin ich Dir bzw. Deinen Beiträgen hier noch nicht begegnet, sonst hätte ich daran beim Schreiben meiner Antwort gedacht.

    Kein Problem. Ich mache dafür hier auch nur sehr selten Werbung.


    Jetzt würde mich natürlich interessieren, inwieweit Du Dir für Dich neue Stücke zuerst mal auf Youtube anhörst und inwieweit Du versuchst, Deinen eigenen Zugang dazu zu finden. Aber das ist überhaupt nicht Thema dieses Threads. Vielleicht hast Du ja anderswo schon etwas dazu geschrieben oder magst das noch machen.

    Gute Frage. Muss ich mal schauen, ob und wo ich das machen kann. Eher im Jazz-Bereich, da passt es ja auch hin.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Ja, würde mich auf jeden Fall interessieren, es zu lesen! Vielleicht können dann ja auch andere Forumsmitglieder, die ein Instrument spielen (wenn auch ohne damit öffentlich aufzutreten) berichten, wie sie es damit handhaben.

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • Ja, würde mich auf jeden Fall interessieren, es zu lesen! Vielleicht können dann ja auch andere Forumsmitglieder, die ein Instrument spielen (wenn auch ohne damit öffentlich aufzutreten) berichten, wie sie es damit handhaben.

    Im Bereich "Jazz - Für ausübende Musiker" werde ich mal was eröffnen. Mal schauen, wir haben hier nur sehr wenige aktive Jazzer im Forum.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Ja super! Aber möchtest Du es wirklich auf den Jazz beschränken? Ich denke, das ist ein allgemeines Thema, das genauso Gesang, Klaviermusik, Cellomusik etc. betrifft. Vielleicht ist dann die Resonanz höher (und auch ich könnte etwas dazu sagen)?

    Es sei denn, die Frage nachm Zustandekommen der "eigenen" Interpretation wurde schon hier im Forum behandelt. Dann habe ich das übersehen.

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • Aber Moment, verwechselst Du vielleicht den Hörplatz mit dem Stehplatz?

    Kann sein. Vielleicht habe sie in den letzten Jahren diese Plätze auch umgebaut. Bin halt nur noch selten da. die 34,-€ gelten, so weit ich weiß, aber wohl nicht immer. Immer wenn ich nachgeschaut habe, waren die Plätze in den oberen Rängen teurer. Jedenfalls ist die Liebermannsche Regelung schon lange perdu. ^^

    :wink: Wolfram

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  • Relativ preiswert kommt man übrigens noch in die Musikhalle, muss aber dann mit dem drittbesten Hamburger Orchester vorlieb nehmen.

    :wink: Wolfram

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  • Aber möchtest Du es wirklich auf den Jazz beschränken?

    Ich ja. Das ist mein musikalischer Bereich. Dort habe ich einen quasi "eigenen" Thread eröffnet. Doch es ist schon spät, ich werde das mal auf später verschieben.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Je mehr ich von Hamburg höre und lese, desto eher bekomme ich den Eindruck, dass dort in den letzten Jahr(zehnt)en alles den Bach runtergegangen ist...

    Die Hamburger Musikhalle/Laeiszhalle würde mich ohnehin interessieren (dafür ist mein Interesse höher als für die allseits beworbene Elbphilharmonie). Vielleicht lässt es sich ja einmal mit einem Hamburger Opernbesuch kombinieren. Mal schauen. Das rennt mir nicht davon :)

    Dort habe ich einen quasi "eigenen" Thread eröffnet. Doch es ist schon spät, ich werde das mal auf später verschieben.

    Danke! Ich habe ihn bereits gefunden. Gute Nacht!

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  • Je mehr ich von Hamburg höre und lese, desto eher bekomme ich den Eindruck, dass dort in den letzten Jahr(zehnt)en alles den Bach runtergegangen ist...

    Als Hamburger hat man schon irgendwie den Eindruck, dass es nicht mehr so ist wie ehedem. Das mag ein völlig falscher Eindruck sein nach dem Motto' Früher war alles besser'. Aber ich denke schon, dass es bestimmte Dinge gibt, die sich nicht unbedingt verbessert haben. Damit meine ich zum Beispiel die Betreuung und Wertschätzung von Sängern an der Oper, die Kollegialität untereinander von der Intendanz hinunter bis hin zum 'gewöhnlichen' Bühnenarbeiter, gemeinsame Premierenfeiern, aber auch das Engagement von Sängern nach Qualität und nicht nur nach Kosten.

    Die Hamburger Musikhalle/Laeiszhalle würde mich ohnehin interessieren (dafür ist mein Interesse höher als für die allseits beworbene Elbphilharmonie).

    Ich will die Elbphilharmonie gar nicht schlecht reden. Das ist schon ein tolles Gebäude und ein toller Saal, den man mal erlebt haben muss. Natürlich hat er Tücken, aber welcher Konzertraum hat das nicht. Persönlich hänge ich einfach an der Musikhalle (Laeiszhalle selbst ist für mich immer noch fremd) aus Traditionsgründen. Ich habe so viele wunderbare Konzerte und Künstler aus allen Bereichen dort erlebt. Das bleibt einfach haften.

    :wink: Wolfram

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  • Ja, ich bin generell bei Äußerungen, die die Vergangenheit loben, skeptisch. Aber was die Hamburger Oper betrifft, habe ich schon so viel Negatives gehört, und zwar genau diese Sachen, die Du jetzt angesprochen hast. Da gibt es ein Ehrenmitglied, das dem Direktor und Generalmusikdirektor gar nicht bekannt war, da bekommt dieses Ehrenmitglied dort keine Auftritte bzw. nur die, die es sich irgendwie erhandelt hatte, da werden schlagartig alle Pressefotos, die diesen Sänger gezeigt haben, mit Fotos irgendwelcher Sänger, die nie lang in Hamburg diese Rollen gesungen haben, ersetzt etc. ("Hauptsache, er ist nicht mehr zu sehen"). Nebenbei, es handelt sich um einen Sänger, der dort seit 50 Jahre lang aktiv ist, von Hamburg aus seine Karriere begonnen hat, von Liebermann engagiert wurde, dort alle seine großen Rollen gesungen hat aber auch viele viele kleine, dem das Haus also ganz viel zu verdanken hat (wir wissen, wen ich meine). Und die Art, mit der die Hamburger Oper dieses Ehrenmitglied behandelt, ist einfach nur beschämend, zum Beispiel war ihr sein 80. Geburtstag keine Erwähnung wert.
    Und auch davon abgesehen läuft dort einiges falsch, man braucht sich nur mal mit dem Hauspersonal oder mit Stammgästen unterhalten. Was nichts daran ändert, dass ich das Programm der Hamburger Oper trotzdem sehr spannend finde.

    Ja, und genau diese Atmsophäre würde mich an der Musikhalle (oder wie man sie nennt :rolleyes: ) interessieren. Auch interessieren würde mich das Leipziger Gewandhaus. Aber jetzt sind wir wieder einmal total off topic. :D

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • 106 Euro für ein Konzert halte ich für eine Frechheit. Wenn es wirklich keine billigeren Karten gegeben hat, darf man sich wirklich nicht wundern, wenn Klassik als elitär angesehen wird.

    Doch, darüber darf man sich sogar sehr wundern: Ich nehme doch an, dass Thielemann auf der Bühne der Elbphilharmonie nicht allein war sondern sein Orchester aus Dresden mitgebracht hatte, wahrscheinlich auch noch einen oder mehrere Solisten, außerdem Orchesterwarte usw.. Das bedeutet Reise- und Hotelkosten für vielleicht 150 Leute, Saalmiete, Gagen und manches mehr (trotzdem beginnt die Spanne z.B. bei den Berliner Philharmonikern in der Elbphilharmonie bei 34,80). Gastspiele von renommierten Orchestern sind deshalb fast immer teurer als Konzerte von einheimischen Ensembles oder gar Kammermusik- bzw. Solokonzerte. Klassik deshalb für elitär zu halten, ist Blödsinn, denn es gibt ja genügend Alternativen, auch zum Touri-Tempel Elbphilharmonie. In einer Stadt wie Hamburg kann man quasi täglich Klassikkonzerte kostenlos oder bei einem Ticketpreis unterhalb einer Kinokarte besuchen. Übrigens kostete die billigste Karte für die Rolling Stones in Stuttgart 148 Euro, die teuerste 499.

  • Klassik deshalb für elitär zu halten, ist Blödsinn,

    Ich nicht. Die Orchester sind in der Regel zudem stark vom Land oder Bund finanziell unterstützt worden. Du hast sicher recht, dass man ein ganzes Orchester hin und her transponieren muss, mit allem was dazu gehört, die Saalmiete zahlt nicht das Orchester, mal so nebenbei bemerkt.


    Übrigens kostete die billigste Karte für die Rolling Stones in Stuttgart 148 Euro, die teuerste 499.

    Das empfinde ich schon als Unverschämteit und Wucher. Doch ich weiß, dass das die Preise sind für solche Künstler. Da würde ich nicht mal für geschenkt hingehen. Es gibt Grenzen. Okay, so lange es jemanden gibt, der das zahlen tut, wird es solche Preise geben, aber es gibt eben Grenzen.

    Bitte nicht falsch verstehen. Mir ist der Aufwand mehr als nur bekannt. Wer selbst spielt, kennt sich zumindest in einigen Dingen ganz gut aus. Das heißt aber nicht, dass man selbst diese Preise zahlen würde. Wobei man heute kaum noch was für 10 € bekommen wird, was NICHT gesponsort wird. Selbst die Blaskapelle Hintertupfingen hat Auslagen für den Saal (meistens zumindest), Dirigenten, eventuell Gastmusikern, Moderation, Blumen, GEMA, Feuerwehr, etc. Es ist heute auch nicht einfach mehr.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Ich glaube, bei der Preisdiskussion hier gerät teilweise aus dem Blick, welcher Aufwand da eigentlich für uns Rezipienten teilweise getrieben wird:

    Bei einem Opernabend wirken ja teilweise 200 Personen künstlerisches Personal plus Bühne, Licht, Kostüm, Garderobe, Gastro, Einlass, Kasse, Vorverkauf und kaufmännisches Personal als Overhead mit. Das deutsche Durchschnittsopernhaus subventioniert seinen Sitzplatz mit über 150 Euro (die teuren weniger, die billigen mehr). Je kleiner das Haus, desto höher die Subventionen pro Platz; selbst wenn dort die SolistInnen oft unerträglich ausgebeutet werden. Oper ist wegen des vielen gebundenen Personals die aufwendigste Kunstform, die es gibt. Trotzdem leisten sich 80 oder 90 deutsche Städte das. Ich finde das gut, aber es sollte uns schon auch ein wenig demütig machen. Denn eine Selbstverständlichkeit ist das nicht.

    Ich finde es super, wenn Menschen unter 30 oder gar 35 Jahren annähernd "für umme" (Kunst)Musik hören können. Das ist nach meinem Kenntnisstand auch fast überall in D/AU/NL der Fall, zumindest für Eigenveranstaltungen der jeweiligen Klangkörper. Wenn die Wiener oder die Berliner Philharmoniker in Dortmund spielen, gehört das nicht mehr zur Grundversorgung, und darf auch gerne 40 Euro im hintersten Eck kosten (Studierende kommen dann immer noch für 20 rein).

    Zudem sollte nicht unterschätzt werden, dass es gar nicht so wenige Leute gibt, die Hochkultur konsumieren, nicht obwohl sie "teuer" ist, sondern weil sie "teuer" ist. Klassische Musik ist nun mal ein Distinktionsmerkmal und Premierenabos o.ä. ohnehin.

    In diesem Sinne "darf" eine Konzert-/Opernkarte beliebig viel kosten. Die Frage ist, ob man ihn sich leisten kann und will. Und das ist ja von Mensch zu Mensch und manchmal auch von Saal zu Saal unterschiedlich: Meine Abos in Dortmund habe ich in Preisklasse 5 (vollkommen ausreichend für super Plätze am akustisch und optisch genialen 1. Seitenrang), in der Düsseldorfer Oper ist Seitenrang auch PK 4 (und nirgendwo ist man den Künstlern so nah; und wenn die Show nicht gefällt, schau ich halt dem Orchester zu.... rd. 30 € im Achter-Wahlabo), im Aalto in Essen muss es PK 1 oder 2 sein (rd. 40 oder rd. 30 € im Zehnerwahlabo), weil die keine Seitenränge haben - und nach Bayreuth fahre ich nur noch in PK 1 oder 2, weil das eh sauteuer ist, und wenn ich das schon mache, dann will ich auch was sehen... ;)

    Selbst wenn ich pro Jahr etwa 6.000 € für Liveerlebnisse ausgeben dürfte, zahlt mir die Solidargemeinschaft (meist kommunaler) SteuerzahlerInnen bei einem Kostendeckungsgrad von 20 % wohl 24.000 € dazu. Das ist mehr als jeder Bedürftige kostet. Und nur für Spaß. Deswegen Demut und Dankbarkeit...

    ...auf Pfaden, die kein Sünder findet...

  • Die Orchester sind in der Regel zudem stark vom Land oder Bund finanziell unterstützt worden. Du hast sicher recht, dass man ein ganzes Orchester hin und her transponieren muss, mit allem was dazu gehört, die Saalmiete zahlt nicht das Orchester, mal so nebenbei bemerkt.

    Es ist egal, wer die Saalmiete bezahlt: Sie muss bezahlt werden und schlägt sich deshalb im Ticketpreis nieder, genauso wie alle anderen Kosten. Und da Kultur Ländersache ist, könnte die Subventionierung von Orchestern gerade ein Argument für höhere Preise bei Gastspielreisen sein, denn warum sollte z.B. ein Dresdner Steuerzahler Hamburger Konzertbesuchern die Eintrittskarte mitfinanzieren? Egal wie: Mit "elitär" hat das alles jedenfalls nichts zu tun. Klassikkonzerte sind insgesamt ganz sicher nicht teurer als Pop-Konzerte, weder im Durchschnitt noch in der Spitze. Dass sich letztere nicht jeder leisten kann, ist klar, aber es gibt wie gesagt genügend und sogar kostenlose Alternativen. In Hamburg z.B. in der Hochschule für Musik und Theater, in den Hauptkirchen und an vielen Stellen mehr. Es gibt wahrscheinlich viele Gründe, warum viele Leute nicht in klassische Konzerte gehen, aber am Geld muss es nicht scheitern.

  • Ich glaube, bei der Preisdiskussion hier gerät teilweise aus dem Blick, welcher Aufwand da eigentlich für uns Rezipienten teilweise getrieben wird:
    (...)
    Selbst wenn ich pro Jahr etwa 6.000 € für Liveerlebnisse ausgeben dürfte, zahlt mir die Solidargemeinschaft (meist kommunaler) SteuerzahlerInnen bei einem Kostendeckungsgrad von 20 % wohl 24.000 € dazu. Das ist mehr als jeder Bedürftige kostet. Und nur für Spaß. Deswegen Demut und Dankbarkeit...

    Ich stimme Sandra und diskursprodukt unbedingt zu! Natürlich wünsche ich mir, dass Hochkultur jedem zugänglich gemacht würde und nicht abhängig vom eigenen Beutel wäre. Dies gilt aber leider auch schon für die Musikausbildung, Unterricht etc., bei der man dieses Diskussion auch führen könnte. Da ist es sogar noch schlimmer, denn Musik hören (auch die besten der Besten) und Musik lesen kann man oft kostenlos über Youtube und imslp. Streamingdienste sind auch oft sehr günstig und auch da gibt es intensive Diskussionen, was sich für Interpreten etc. überhaupt lohnt.

    Wenn aber nun ein Live-Erlebnis eines der Besten erwünscht wird, was, wie hier schon gesagt wurde, über die Grundversorgung deutlich hinaus geht, dürfen Karten eben auch viel kosten. Es ist die Frage, ob sie nicht sogar sollten, denn damit ist auch Wertschätzung verbunden. Leider gilt oft: was nix kostet, ist auch nix wert.

    Zudem füllt ein Sokolov die Säle und ist kein Risiko für den Veranstalter. Ich staune manchmal, welche großen Interpreten in Frankfurt in der Alten Oper "nur" im kleinen Mozartsaal (700 Sitzplätze) spielen, damit das Risiko eines nur spärlich gefüllten Saals (Großer Saal 2500 Sitzplätze) minimiert ist. Die Leute strömen leider auch oft zu den großen Namen, obwohl die nicht immer die besten Interpreten sind.

    Man hat doch auch die Wahl: es gibt teurere Veranstaltungsorte und billigere. Wir fahren oft lieber in die (billigere) Kölner Philharmonie, weil ich die Akustik gerade für Klaviermusik in der Alten Oper sagen wir mal suboptimal :P finde. Kostet halt mehr Zeit. Wer will, findet Wege. Es gibt oft viele Möglichkeiten, Steh- und Hörplätze, außerdem gibt es auch viele Konzertformate, die für fast jeden erschwinglich sind. In Konzerte an Musikhochschulen kommt man fast immer kostenlos rein. Immer beliebter werden Hauskonzerte, Salonkonzerte oder kunstübergreifende Konzertprojekte, bei denen die Veranstalter und Interpreten mit Herzblut bei der Sache sind und ihr Engagement wenig oder kaum bezahlt bekommen.

    Denn, stellt es euch bloß vor: die Interpreten, Künstler und ALLE am Konzerterlebnis Beteiligten müssen auch davon leben =O :P . Das Problem dabei ist eben immer die Kalkulation und die hängt zu einem großen Teil davon ab, wie viel Leute kommen und Eintritt zahlen. Man kann es mal verkraften, wenn wenig Leute kommen, aber dauerhaft kann sich das niemand leisten. Und von dem Geld müssen natürlich auch Steuern und andere viele Dinge bezahlt werden. Daher finde ich die Einstellung erstaunlich, dass eine Karte so und so viel nur kosten darf.

    Es kommt immer darauf an. Von der Oper bis zum Hauskonzert sind die aufgebrachten Kosten sehr, sehr unterschiedlich.

    Ein Hauskonzert braucht vielleicht keine oder nur wenig Saalmiete, weil der Hausbesitzer der Veranstalter ist, der nichts daran verdienen will. Ggf. bezahlt er auch die Interpreten, aber in der Regel zahlen die Gäste Eintritt. Wenn in seinen Raum 50 Gäste passen, diese einen Eintritt von hier manchmal erwähnten 10€ zahlen, macht das 500€ für den/die Interpreten. Ist das ein einzelner Interpret, z.B. ein Pianist, hat er noch Glück gehabt und er bekommt für etwa 2 Stunden Arbeit 500€ brutto. Da gehen Übernachtungskosten, Fahrtkosten, Steuer etc. ab. Für das Konzert hat der Musiker viele Stunden geübt und die kriegt er sowieso nie ausreichend bezahlt. Lohnen tun sich solche Konzerte, wenn man sie oft gibt (z.B. 20 Konzerte mit demselben Programm), was aber mangels Auftrittsmöglichkeiten für den normalsterblichen Musiker so gut wie nicht vorkommt. Und wenn dann nur 10 Leute kommen, hat er auch gelost.

    Wenn ein Streichquartett zum Hauskonzert engagiert wird, müssen sie sich die 500€ teilen. Vielleicht wird jetzt verständlich, warum der Musikerberuf einer ist, mit dem die meisten Musiker sehr wenig Geld verdienen können. Und vielleicht kann man die Haltung, eine Karte oder Eintritt dürfe nur so und so viel kosten, relativieren.

    Karten sind dann wirklich wahnsinnig teuer, wenn sie neben dem Konzerterlebnis Zugang zu einem gesellschaftlichen besonderen, in dem Fall kann man tatsächlich sagen "elitären" Erlebnis gewähren, sei es Bayreuth, die Salzburger Festspiele etc.. Aber da sind auch handfeste wirtschaftliche Interessen im Spiel und die Karten gehen weg wie warme Semmeln.

    Liebe Grüße

    chiarina

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