Billig, teuer oder "Preis wert": Was kosten Konzert- und Opernkarten, und was sind sie wert?
An anderer Stelle wunderte sich der Doc darüber, dass man Gerhard Oppitz für wesentlich weniger Geld hören kann als Grigory Sokolov. Das brachte mich auf die Idee zu diesem Thread: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Eintrittspreisen gemacht, haltet Ihr sie für nachvollziehbar, für zu hoch (oder zu niedrig), welche Rolle spielt der Eintrittspreis bei Eurer Entscheidung über Konzertbesuche usw.?
Um mal gleich anzufangen: Das teuerste Konzert meines Lebens war das mit Vladimir Horowitz 1987 in Hamburg, wenn ich mich recht erinnere 240 DM für einen Platz in der letzten Reihe im Parkett der Musikhalle. Das dürfte "inflationsbereinigt" noch mehr gewesen sein als die 260 € für den Bayreuther "Tristan" im letzten Jahr oder war zumindest für mich als Student damals "gefühlt" deutlich mehr. Ich erinnere mich, dass ich mich schon ein bisschen über den geldgierigen alten Mann geärgert habe, aber letzten Endes das Geld dann doch gern ausgegeben (und es vor allem nachher nicht bereut) habe. Ansonsten gab es für mich auch als Student eigentlich immer bezahlbare Karten, selbst für Koryphäen wie Michelangeli, Richter, Gulda oder Pollini, Horowitz war da schon die extreme Ausnahme. Heute ist mein Eindruck, dass die mediale Präsenz eines Künstlers sich sehr viel mehr im Eintrittspreis wiederspiegelt als früher (wo z.B. beim Klavierfestival Ruhr einfach Einheitspreise - zu dem noch sehr niedrige - für alle Konzerte galten). Und da ist auch meine persönliche Schmerzgrenze: Wenn ich von einem Musiker nicht Außerordentliches erwarte, bin ich nicht bereit, für ihn einen erheblichen Aufschlag zu bezahlen. nur weil er gerade ein gefragter Talkshow-Gast ist oder sich als Haustiere ein paar Wölfe hält. Bei Orchestern vermeide ich in der Regel die teuren Gastspielkonzerte und gebe das Geld statt dessen lieber für eine Reise (zum Beispiel zu den Philharmonikern nach Berlin) aus, wo die Karten meist günstiger sind. Unangemessen niedrig finde ich (gemessen an der künstlerischen Leistung) die Eintrittspreise bei vielen Kammermusikkonzerten, wo man auch die absolute Weltklasse für den Preis einer Kinokarte hören kann oder (wie neulich beim "Podium der Jungen" in Hannover) die Tickets gleich ganz geschenkt bekommt, damit die Musiker nicht vor leerem Saal spielen müssen. So etwas verursacht mir eher ein etwas peinliches Gefühl.
Christian