Billig, teuer oder "Preis wert": Was kosten Konzert- und Opernkarten, und was sind sie wert?

  • Billig, teuer oder "Preis wert": Was kosten Konzert- und Opernkarten, und was sind sie wert?

    An anderer Stelle wunderte sich der Doc darüber, dass man Gerhard Oppitz für wesentlich weniger Geld hören kann als Grigory Sokolov. Das brachte mich auf die Idee zu diesem Thread: Welche Erfahrungen habt Ihr mit Eintrittspreisen gemacht, haltet Ihr sie für nachvollziehbar, für zu hoch (oder zu niedrig), welche Rolle spielt der Eintrittspreis bei Eurer Entscheidung über Konzertbesuche usw.?

    Um mal gleich anzufangen: Das teuerste Konzert meines Lebens war das mit Vladimir Horowitz 1987 in Hamburg, wenn ich mich recht erinnere 240 DM für einen Platz in der letzten Reihe im Parkett der Musikhalle. Das dürfte "inflationsbereinigt" noch mehr gewesen sein als die 260 € für den Bayreuther "Tristan" im letzten Jahr oder war zumindest für mich als Student damals "gefühlt" deutlich mehr. Ich erinnere mich, dass ich mich schon ein bisschen über den geldgierigen alten Mann geärgert habe, aber letzten Endes das Geld dann doch gern ausgegeben (und es vor allem nachher nicht bereut) habe. Ansonsten gab es für mich auch als Student eigentlich immer bezahlbare Karten, selbst für Koryphäen wie Michelangeli, Richter, Gulda oder Pollini, Horowitz war da schon die extreme Ausnahme. Heute ist mein Eindruck, dass die mediale Präsenz eines Künstlers sich sehr viel mehr im Eintrittspreis wiederspiegelt als früher (wo z.B. beim Klavierfestival Ruhr einfach Einheitspreise - zu dem noch sehr niedrige - für alle Konzerte galten). Und da ist auch meine persönliche Schmerzgrenze: Wenn ich von einem Musiker nicht Außerordentliches erwarte, bin ich nicht bereit, für ihn einen erheblichen Aufschlag zu bezahlen. nur weil er gerade ein gefragter Talkshow-Gast ist oder sich als Haustiere ein paar Wölfe hält. Bei Orchestern vermeide ich in der Regel die teuren Gastspielkonzerte und gebe das Geld statt dessen lieber für eine Reise (zum Beispiel zu den Philharmonikern nach Berlin) aus, wo die Karten meist günstiger sind. Unangemessen niedrig finde ich (gemessen an der künstlerischen Leistung) die Eintrittspreise bei vielen Kammermusikkonzerten, wo man auch die absolute Weltklasse für den Preis einer Kinokarte hören kann oder (wie neulich beim "Podium der Jungen" in Hannover) die Tickets gleich ganz geschenkt bekommt, damit die Musiker nicht vor leerem Saal spielen müssen. So etwas verursacht mir eher ein etwas peinliches Gefühl.

    Christian

  • Mehrere Faktoren, unsystematisch aneinandergereiht:

    1) Klar, der "Marktwert" des/der Künstler/s. Für Lang Lang wurden im letzten Herbst selbst in der Duisburger Mercatorhalle Preise veranschlagt, die in dieser Stadt noch niemand für eine musikalische Darbietung verlangt hatte. War natürlich trotzdem ausverkauft.

    2) Wer organisiert das Konzert, wer bekommt die Einnahmen, trägt aber auch Kosten und Risiken? Private Veranstalter wollen Gewinn erzielen, öffentliche Träger nicht unbedingt. Damit zusammenhängend: wie hoch sind die Kosten - bei Reise und Unterbringung eines 100köpfigen Orchesters fällt mehr an als bei einem Streichquartett. (Allerdings kosten, wie Du ja schon gesagt hast, Karten für die prominentesten Solopianisten oder -geiger in der Regel mehr als solche für die prominentesten Kammermusikformationen - da spielen wohl andere Faktoren eine Rolle...)

    3) Ort und Anlass. In München kosten Eintrittskarten im Durchschnitt mehr als in Berlin, in Berlin mehr als in Saarbrücken. Wie zahlungskräftig ist das Publikum am jeweiligen Ort, gibt es evtl. zahlungswillige Touristen usw.? Die bekannteren Festspiele können noch mehr nehmen, in Salzburg, Bayreuth oder Luzern sind Preise bis zu 350, teilweise 450 € durchaus möglich. Beispiel: Für Sokolov zahlt man in Salzburg in der höchsten Kategorie 115 €, in München 90 €, in Berlin 70 € und in Dortmund offenbar 39 € - für dasselbe Programm, versteht sich.

    4) Spreizung der Preise als Korrektiv: In der Saarbrücker Oper kostet die teuerste Premierenkarte 47 €, die billigste (sichtbehinderte) 18 €. In der Münchner Oper kann die teuerste Premierenkarte inzwischen bis 300 € kosten, für einen kaum sichtbehinderten, akustisch sehr guten Stehplatz zahle ich aber nur höchstens 17 €. Da relativieren sich die Unterschiede dann schon.

    Apropos: Für Berliner Verhältnisse sind die Berliner Philharmoniker ziemlich teuer - bis zu 140 € in der teuersten Kategorie (abhängig von Dirigent, Programm und ggf. Solist).

    Ich persönlich gehöre nicht zu der ganz sparsamen Sorte, die hier im Forum so reichlich vertreten ist :D . Obwohl ich nicht Krösus bin, kaufe ich auch mal eine Hochpreis-CD und gebe zugegebenermaßen gelegentlich hohe zweistellige und niedrige dreistellige Summen für Opern- und Konzertkarten aus.


    Viele Grüße

    Bernd

    .

  • ad Bernds Punkt 3: Die Unterschiede in der Preisgestaltung können aber auch am Anteil der öffentlichen Förderung liegen. Wenn Sokolov in Dortmund spielt, steht da die finanzielle Kraft eines 18 Millionen Einwohner starken Bundeslandes dahinter. Zum Vergleich: das Bundesland Salzburg hat knapp 0.5 Millionen Einwohner.

    Für Opernkarten gebe ich für meine Frau und mich auch mal über 100 Euro aus (in der Wiener Volksoper, die viel billigere Karten verkauft als die Staatsoper), für Instrumentalkonzerte ungerne so viel...

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Ich persönlich gehöre nicht zu der ganz sparsamen Sorte, die hier im Forum so reichlich vertreten ist . Obwohl ich nicht Krösus bin, kaufe ich auch mal eine Hochpreis-CD und gebe zugegebenermaßen gelegentlich hohe zweistellige und niedrige dreistellige Summen für Opern- und Konzertkarten aus.

    Nun, ich sehe es nicht ein, für Konzerte Gelder hinzulegen, die für mich persönlich jenseits von "Gut und Böse" sind. Das betrifft jede Art von Veranstaltung, denn ich finde nicht, dass man selbst in einem Ambiente wie der Alten Oper in Frakfurt 100 € für Karten hinlegen sollte. Ich würde das auch für jedes Jazz-oder Pop-Konzert sagen.

    Das kann und muss jeder selbst entscheiden. Doch braucht man sich nicht zu wundern, dass dann gewisse Musik-Richtungen nur noch für "elitär" gehalten werden, weil sich der "normale" Bürger so etwas nicht leisten kann. Alleine sicher schon mal eher, aber als Familie oder selbst als Paar ist das schon ein großes Budget (200 € Eintritt, dazu vielleicht noch Anfahrtskosten, Essen und Getränke).

    Hochpreis-CDs zu kaufen sehe ich seit dem I-Net nicht mehr ein. Dann warte ich eben, bis die Preise bei einer Neuerscheinung gefallen sind. Vor allem erfährt man dann schon mal, wie die Einspielung so geworden ist. Eventuell spart man sich das Geld dann gleich doppelt, weil sie doch nicht so berauschend ist wie erhofft.

    Zum Glück spiele ich selbst an manchmal interessanten Terminen mit für mich erschwinglichen Preisen, so dass die Summe bei mir sich im Jahr doch als überschaubar darstellt.

    Immerhin konnte ich in Frankfurt einige exzellente Solisten live erleben, darunter Radu Lupu, der mir mit deinem Beethoven einen wunderbaren Abend bereitet hatte damals, Janine Jansen oder auch den Dirigenten Daniel Harding, der sich mit Mahlers Zehnten bei mir im Kopf verankert hat. Oder Maurice André, als dieser in der Jahrhunderthalle Höchst mit Guy Tovron, Wolfgang Bauer, Reinhold Friedrich und Wolfgang Basch spielte. André traf ich mal zufällig auf der Musikmesse Frankfurt, und er gab mir auf seiner Visitenkarte netterweise ein Autogramm. Er war sehr nett gewesen, und ganz in zivil. So etwas behält man sich ewig in Erinnerung.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Mich nervt das hohe Preisniveau in der Düsseldorfer Tonhalle, die wahrlich nicht das Mekka der Musikwelt ist. Für Alice Sara Ott muss man dort jetzt etwa in allen Kategorien deutlich höhere Preise hinblättern als für Grigori Sokolov in der Kölner Philharmonie - einfach absurd.

    Bei Pianisten, die in beiden Städten gastieren, wird in Köln oft ein Einheitspreis von um die 29 EUR genommen, während man sich in Düsseldorf auf eine Staffelung im Rahmen von so etwa 24 - 70 EUR einstellen darf.

    Cheers,

    Lavine :wink:

    “I think God, in creating man, somewhat overestimated his ability."
    Oscar Wilde

  • Mich nervt das hohe Preisniveau in der Düsseldorfer Tonhalle, die wahrlich nicht das Mekka der Musikwelt ist. Für Alice Sara Ott muss man dort jetzt etwa in allen Kategorien deutlich höhere Preise hinblättern als für Grigori Sokolov in der Kölner Philharmonie - einfach absurd.

    Allerdings. Das bestätigt aber meinen Verdacht, dass Eintrittspreise einfach wiederspiegeln, was die Leute zu zahlen bereit sind, und das ist, wie Dein Beispiel drastisch zeigt, von der Qualität des Gebotenen offenbar völlig unabhängig. Eine viel größere Rolle spielt anscheinend die mediale Präsenz Das ist Ott natürlich ein ganz anderer Kracher als Sokolov :D .

    Doch braucht man sich nicht zu wundern, dass dann gewisse Musik-Richtungen nur noch für "elitär" gehalten werden, weil sich der "normale" Bürger so etwas nicht leisten kann. Alleine sicher schon mal eher, aber als Familie oder selbst als Paar ist das schon ein großes Budget (200 € Eintritt, dazu vielleicht noch Anfahrtskosten, Essen und Getränke).

    Es gibt ja gerade in der hier diskutierten "Musikrichtung" unzählige Möglichkeiten, auch zu niedrigem oder sogar freiem Eintritt Konzerte zu besuchen, also dürfte kaum die "Musikrichtung" für "elitär" gehalten werden, sondern allenfalls einzelne Veranstaltungen. Und selbst da halte ich den Vorwurf für fragwürdig, wenn man z.B. Eintrittspreise für prominente Pop-Konzerte, Formel-1-Rennen oder Champions-League-Spiele dagegen hält, bei denen sich wie durch ein Wunder zigtausende von Normal- oder Geringverdienern die Tickets leisten, ohne deshalb für "elitär" gehalten zu werden.

    Christian

  • Doch braucht man sich nicht zu wundern, dass dann gewisse Musik-Richtungen nur noch für "elitär" gehalten werden, weil sich der "normale" Bürger so etwas nicht leisten kann. Alleine sicher schon mal eher, aber als Familie oder selbst als Paar ist das schon ein großes Budget (200 € Eintritt, dazu vielleicht noch Anfahrtskosten, Essen und Getränke).

    Tut mir leid, aber das stimmt in keinster Weise.

    Im Pop-Bereich sind Kartenpreise von 50 € aufwärts inzwischen keine Seltenheit mehr. Für die Stones (Österreich 2017) sind 189,- € fällig, für U2 in Berlin zwischen 46,40 € und 207,40 €, Bob Dylan habe ich ab 80,- € gesehen, Evanescence ebenso. Viele z.Z. angesagte Künstler sind kaum geringer als 40,- € anzusetzen.

    Es hat also nicht etwas mit elitär zu tun, daß man viel Geld für ein Ticket bezahlt.

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Im Pop-Bereich sind Kartenpreise von 50 € aufwärts inzwischen keine Seltenheit mehr. Für die Stones (Österreich 2017) sind 189,- € fällig, für U2 in Berlin zwischen 46,40 € und 207,40 €, Bob Dylan habe ich ab 80,- € gesehen, Evanescence ebenso

    Und das kann sich inzwischen nicht mehr jeder leisten, daher halte ich meine Aussage für zutreffend.

    Tut mir leid, aber das stimmt in keinster Weise.

    Eben doch !!! Wenn die Preise inzwischen solche Höhen eingenommen haben, sind sie nur noch für Teile der Bevölkerung zahlbar. Vielleicht mal wieder mit offenen Augen durchs Leben gehen könnte da weiterhelfen.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Und das kann sich inzwischen nicht mehr jeder leisten, daher halte ich meine Aussage für zutreffend.


    Ich halte sie nicht für zuteffend. Du hattest geschrieben:

    Zitat von Maurice

    Doch braucht man sich nicht zu wundern, dass dann gewisse Musik-Richtungen nur noch für "elitär" gehalten werden, weil sich der "normale" Bürger so etwas nicht leisten kann.


    Die von Dir postulierte Kausalität lautet also "Normalverbraucher kann sich für Konzerte der Musikrichtung xyz kaum noch Karten leisten, daher gilt Musikrichtung xyz als elitär". Zugleich erkennst Du an, dass es besonders Pop-/Rock-Konzerte sind, die heutzutage ausnehmend teuer sind. Ich interessiere mich ja nun bekanntermaßen auch für diese Musikrichtung, habe aber noch niemanden getroffen, der sie als "elitär" bezeichnet hätte, bloß weil die Stones mittlerweile 200 € für eine Konzertkarte verlangen. Im Gegensatz dazu wird z. B. experimenteller Jazz von vielen Leuten als elitär wahrgenommen, obwohl die Karten häufig zum Schnäppchenpreis zu haben sind. Ähnliches gilt für klassische Kammermusik. Ich war neulich im Rahmen einer anderen Veranstaltung auf einem Kammerkonzert, das für Teilnehmer der besagten Veranstaltung sogar kostenlos (!) war. Guess what: viele Leute sind nicht hingegangen, weil ihnen klassische Kammermusik zu abgehoben ist. Ein Kommentar lautete: "Wenn die Stones spielen würden, wäre es was anderes". Und da schließt sich der Kreis...

    Umgekehrt wird also ein Schuh daraus: es sind eben andere Elemente, die eine Musikrichtung als "elitär" brandmarken, und teilweise hohe Eintrittspreise (z. B. für die Bayreuther oder Salzburger Festspiele) rechtfertigen dann nur das bereits gefasste Vorurteil. Wir haben in diesem Sommer Karten für die Bayreuther Festspiele: ja, die sind teuer, aber ein Wochenende beim Formel-1-Grand-Prix würde für zwei Personen wahrscheinlich sogar noch etwas mehr kosten. Trotzdem gilt letztgenannte Veranstaltung nicht als elitär, die Bayreuther Festspiele sehr wohl. Insofern stimme ich Christian Köhn vollumfänglich zu.

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • die schlechten plätze in der frankfurter oper und alten oper sind immer bezahlbar, wenn man wirklich hingehen will und sich rechtzeitig drum kümmert. ist doch egal, wie teuer die beste kategorie ist. zudem gibt es komplett kostenlose möglichkeiten in frankfurt für hochqualitativen musikgenoss. musikhochschule, katharinenkirche, ... ich verstehe dieses mantra von elitär nicht. wird von vielen, die schwellenangst haben, auch gerne als totschlagargument missbraucht, glaube ich.

    Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad, hinter ihm schlagen die Sträuche zusammen.

  • Glaube ich auch. Wenn man sich neu mit etwas beschäftigt, muss man sich verwundbar zeigen können und zugeben, dass man eben noch wenig Ahnung hat. Für viele scheint das sehr unangenehm zu sein, da kommt dann jede Ausrede recht.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Bedingt durch Lebensumstände und Wohnort kommen wir derzeit nur selten dazu, Konzerte zu besuchen. Karten schenken wir uns auch häufig zu Geburtstagen. Insofern achten wir nicht sehr auf den Preis. Wenn es sich um Aufführungen im Gasteig in München handelt, kommt für mich wegen der Akustik letztlich nur Parkett in Frage. Meine Schmerzgrenze liegt dann bei etwa 150 Euro je Karte. Entscheidend sind natürlich Programm und Ausführende. Kammermusik im Prinzregententheater ist da deutlich erschwinglicher, die Platzkategorie weniger wichtig. Wenn man vor Ort ist, kann man in einer Großstadt wie München aber sicher auch für wenig Geld hohe Qualität bekommen, gerade auch im Bereich Neue Musik. Gut erinnern kann ich mich noch an Aufenthalte in Wien mit den Stehplätzen in Staatsoper oder Musikvereinssaal, wo man für wirklich wenig Geld Spitzenqualität erleben konnte. Ist aber lang her, kann inzwischen teurer geworden sein?

  • ad Bernds Punkt 3: Die Unterschiede in der Preisgestaltung können aber auch am Anteil der öffentlichen Förderung liegen. Wenn Sokolov in Dortmund spielt, steht da die finanzielle Kraft eines 18 Millionen Einwohner starken Bundeslandes dahinter. Zum Vergleich: das Bundesland Salzburg hat knapp 0.5 Millionen Einwohner.

    Du machst Dir große Illusionen über das Bundesland NRW :D . Das steht im deutschen Bundesländervergleich, was den Kulturetat betrifft, ziemlich jämmerlich da, gerade bei Oper/Theater und klassischer Musik: NRW hat kein einziges Staatstheater und beteiligt sich (mit ganz wenigen Ausnahmen wie den relativ kleinen Landesbühnen) nur mit minimalen Summen am Etat der zahlreichen städtischen Opernhäuser. Die Konzerthäuser werden ausschließlich von den Kommunen betrieben, wobei letztere gerade in NRW unter teilweise erheblicher Schuldenlast ächzen. Dafür leistet sich das Land NRW das Feigenblatt der Ruhrtriennale.

    Konkret: Das Konzerthaus Dortmund ist eine städtische GmbH, die mit einem kommunalen Zuschuss von ca. 5 Mio. € arbeitet. Die Kölner Philharmonie (auch eine städtische GmbH) hat einen Gesamtetat von ca. 15 Mio. €, davon sind ca. 4,5 Mio. € kommunale Zuschüsse, der Rest wird durch Eintrittsgelder und Vermietungen erwirtschaftet.

    Die Salzburger Festspiele sind im Vergleich ein Riesenunternehmen (Stand 2014): Gesamtetat ca. 60 Mio. €, davon nur ca. 16 Mio Zuschüsse (nicht nur von Stadt und Land Salzburg, sondern vor allem auch vom Staat Österreich), der Rest wird überwiegend durch die extrem hohen Eintrittsgelder und zu einem kleineren Teil durch private Sponsoren beigebracht. Der hohe Etat ist natürlich auch deshalb erforderlich, weil die Festspiele den nun einmal besonders teuren Opernsektor betreiben.

    Mich nervt das hohe Preisniveau in der Düsseldorfer Tonhalle, die wahrlich nicht das Mekka der Musikwelt ist. Für Alice Sara Ott muss man dort jetzt etwa in allen Kategorien deutlich höhere Preise hinblättern als für Grigori Sokolov in der Kölner Philharmonie - einfach absurd.

    Bei Pianisten, die in beiden Städten gastieren, wird in Köln oft ein Einheitspreis von um die 29 EUR genommen, während man sich in Düsseldorf auf eine Staffelung im Rahmen von so etwa 24 - 70 EUR einstellen darf.

    "Marktwert" ist nun einmal etwas anderes als der Grad künstlerischer Qualität (sofern letzterer messbar sein sollte). Das finde ich ehrlich gesagt wenig überraschend. Auch der klassische Musikbetrieb ist zumindest teilweise davon geprägt, dass wir in einem kapitalistischen System leben.

    Man muss sich auch immer das Geschäftsmodell ansehen, das hinter dem jeweiligen Konzerthaus steht. Die Kölner Philharmonie - siehe oben - ist eine städtische GmbH, die 4,5 Mio. € Zuschüsse pro Jahr erhält. Die Düsseldorfer Tonhalle ist ein städtischer Eigenbetrieb, der - zumindest nach offizieller Lesart - keine Zuschüsse bekommt. (Ein etwas pauschaler Vergleich, möglicherweise verhält es sich bei genauerem Hinsehen nochmal anders.) Jedenfalls fände ich es verfrüht, alles wieder nur auf vermeintlich versnobte Düsseldorfer zurückzuführen, die für oberflächlichen Glamour haufenweise Geld hinlegen, während der kenntnisreiche, integre und sparsame Kölner Musikfreund weiß, was wirklich gut ist... :D


    Viele Grüße

    Bernd


    PS: alle Zahlen aus verschiedenen Quellen zusammengegoogelt und natürlich ohne Gewähr

    .

  • die schlechten plätze in der frankfurter oper und alten oper sind immer bezahlbar, wenn man wirklich hingehen will und sich rechtzeitig drum kümmert. ist doch egal, wie teuer die beste kategorie ist. zudem gibt es komplett kostenlose möglichkeiten in frankfurt für hochqualitativen musikgenoss. musikhochschule, katharinenkirche, ... ich verstehe dieses mantra von elitär nicht. wird von vielen, die schwellenangst haben, auch gerne als totschlagargument missbraucht, glaube ich.

    Du kannst Dich darauf verlassen, dass ich weiß, wo man in meiner Gegend noch zu Konzerten gehen kann, die zahlbar sind. Das hat nichts mit Schwellenangst zu tun und noch weniger wird es von mir als "Totschlagargument" verwendet.

    Ich kann nicht Monate vorher Karten kaufen, daher ist es leider auch nicht so einfach für die Alte Oper im oberen Bereich noch etwas zu bekommen. Die Oper ist mir egal, da ich keine Opern höre.


    Die von Dir postulierte Kausalität lautet also "Normalverbraucher kann sich für Konzerte der Musikrichtung xyz kaum noch Karten leisten, daher gilt Musikrichtung xyz als elitär". Zugleich erkennst Du an, dass es besonders Pop-/Rock-Konzerte sind, die heutzutage ausnehmend teuer sind. Ich interessiere mich ja nun bekanntermaßen auch für diese Musikrichtung, habe aber noch niemanden getroffen, der sie als "elitär" bezeichnet hätte, bloß weil die Stones mittlerweile 200 € für eine Konzertkarte verlangen.

    Es IST elitär, denn 200 € für eine Karte kann sich heute nun mal nicht mehr jeder leisten. Daher verwende ich diesen Ausdruck.


    Wir haben in diesem Sommer Karten für die Bayreuther Festspiele: ja, die sind teuer, aber ein Wochenende beim Formel-1-Grand-Prix würde für zwei Personen wahrscheinlich sogar noch etwas mehr kosten. Trotzdem gilt letztgenannte Veranstaltung nicht als elitär, die Bayreuther Festspiele sehr wohl.

    Eine Weltreise ist auch teurer, aber wir sprechen hier von Konzerten und nicht von Autorennen oder anderen Veranstaltungen. Für mich hat das Wort "elitär" eine andere Bedeutung als für mich. Fakt ist, ich halte solche Preise für extrem hoch, und damit schließt sich der Kreis, denn das können sich immer weniger Leute leisten.


    Und da schließt sich der Kreis...

    Japp, aber anders als Du es schreibst. Siehe oben.....


    Insofern stimme ich Christian Köhn vollumfänglich zu.

    Ist ja logisch, er spielt bestimmt auch nicht für 5 € Eintritt in einem kleinen Saal vor 30 Zuhörern.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Und das kann sich inzwischen nicht mehr jeder leisten, daher halte ich meine Aussage für zutreffend.

    Was soll da bitte zutreffend sein?

    Du schriebst:

    Doch braucht man sich nicht zu wundern, dass dann gewisse Musik-Richtungen nur noch für "elitär" gehalten werden, weil sich der "normale" Bürger so etwas nicht leisten kann.

    Das kann man doch gar nicht anders verstehen, als daß du von Klassischer Musik sprichst, denn die Rolling Stones bezeichne ich nicht als elitär.

    Umgekehrt wird also ein Schuh daraus: es sind eben andere Elemente, die eine Musikrichtung als "elitär" brandmarken, und teilweise hohe Eintrittspreise (z. B. für die Bayreuther oder Salzburger Festspiele) rechtfertigen dann nur das bereits gefasste Vorurteil.

    Eben - ganz zu schweigen davon, daß es bestimmt "normale" Bürger gibt, die zu den Stones gehen würden; selbst als Arbeitsloser ist das möglich, wenn man darauf sparen will.

    Vielleicht mal wieder mit offenen Augen durchs Leben gehen könnte da weiterhelfen.

    Vielleicht mal ein bißchen besser formulieren, dann fällst du nicht gleich aus dem Fenster.

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Glaube ich auch. Wenn man sich neu mit etwas beschäftigt, muss man sich verwundbar zeigen können und zugeben, dass man eben noch wenig Ahnung hat. Für viele scheint das sehr unangenehm zu sein, da kommt dann jede Ausrede recht.

    Na, jetzt warten wir alle schon auf Deine allwissenden Beispiele, wer denn von was keine Ahnung hat und Ausreden anwendet. Die ganzen Unwissenden und Ahnungslosen bedürfen Deiner Hilfe und Güte. Nur zu, das Forum möchte das bestimmt wissen.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Es IST elitär, denn 200 € für eine Karte kann sich heute nun mal nicht mehr jeder leisten. Daher verwende ich diesen Ausdruck.


    Dann hast Du aber eine recht eigene Definition von "elitär", die sich lediglich auf ein Preisniveau bezieht - eigentlich gibt es dafür ein treffendes deutsches Wort, nämlich "teuer". In dem Wort "elitär" steckt ja noch eine andere Komponente drin.

    Aber gut, jede Definition eines Begriffs muss sich an ihren Ergebnissen messen lassen. Nach Deiner Definition wären Konzerte von Mainstream-Rockbands wie den Stones oder U2 für 200 € pro Karte elitär, das Freejazz-Konzert im örtlichen Jazzkeller, das Neue-Musik-Konzert in der örtlichen Hochschule oder ein Kammerkonzert für jeweils 10 € aber nicht - macht das wirklich Sinn?

    Die hohen Kartenpreise im Pop-/Rock-Bereich haben wir jetzt seit Jahren, trotzdem handelt es sich in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch um Populärkultur. Die sensationell niedrigen Kartenpreise für hochklassige Kammerkonzerte sind ebenfalls keine Neuheit, trotzdem gilt das immer noch als spezielle Musik für Eingeweihte.

    Soll heißen: man mag hohe Eintrittspreise bedauern, man mag konstatieren, dass sie sich vom Geldbeutel des Normalverbrauchers immer weiter entfernen - das hat aber mit der Wahrnehmung einer Musikrichtung als "elitär" kaum etwas zu tun.

    Mal ein anderes Beispiel, das sich auf eine andere Kunstform bezieht. Unser (öffentlich gefördertes) örtliches Programmkino verlangt etwa 6,50 € für eine Karte. In Multiplex-Kinos bezahlt man gerne auch mal bis zu 15 € pro Karte, bei Filmen mit Überlänge manchmal sogar noch mehr. Guess what: das Programmkino ist leer, die Multiplex-Kinos sind (relativ) voll - weil sie halt Mainstream-Filme zeigen. Das halb so teure Programmkino gilt als "elitär" (weshalb die öffentliche Förderung nunmehr infrage gestellt wird), das Multiplex-Kino als Hort der Populärkultur für den Normalverbraucher. Ein Zusammenhang zum Preisniveau existiert dabei nicht.

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Mal ein anderes Beispiel, das sich auf eine andere Kunstform bezieht. Unser (öffentlich gefördertes) örtliches Programmkino verlangt etwa 6,50 € für eine Karte. In Multiplex-Kinos bezahlt man gerne auch mal bis zu 15 € pro Karte, bei Filmen mit Überlänge manchmal sogar noch mehr. Guess what: das Programmkino ist leer, die Multiplex-Kinos sind (relativ) voll - weil sie halt Mainstream-Filme zeigen. Das halb so teure Programmkino gilt als "elitär" (weshalb die öffentliche Förderung nunmehr infrage gestellt wird), das Multiplex-Kino als Hort der Populärkultur für den Normalverbraucher. Ein Zusammenhang zum Preisniveau existiert dabei nicht.

    Ich finde es ganz schön elitär, hier einfach mit Argumenten zu kommen, die stichhaltig sind! Diesen Snobismus kann man nur noch mit alternativen Fakten bekämpfen!

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Ist Helene Fischer elitär?

    Ein Blick auf http://www.eventim.de/helene-fischer…kets&kuid=19344
    zeigt, wie teuer Eintrittskarten für eine Ihrer Performances sind.
    In Hannover ab 94,80 €, in Hamburg ab 110,80€, in Dortmund ab 76,80€ usw.

    Zum Vergleich: die teuersten Karten für die Schubertiade Schwarzenberg/Hohenems überhaupt kosten 89€ (in jener Preiskategorie sind die billigsten für 47€ zu haben). Und die Schubertiade ist nicht gerade für ihre niedrige Eintrittpreise berühmt.

    EDIT: Für die Olympiahalle München im Februar 2018 kann man Karten ab 49,80€ bestellen. Das ist das preisgünstigste überhaupt, dann kommt Köln im Januar 2018 für 50,80€.

    Alles, wie immer, IMHO.

  • Es IST elitär, denn 200 € für eine Karte kann sich heute nun mal nicht mehr jeder leisten. Daher verwende ich diesen Ausdruck.

    Du hattest nicht einzelne Konzerte sondern eine "Musikrichtung" als "elitär" bezeichnet. Gerade wenn man dabei den Eintrittspreis zum Maßstab nimmt (was ich aus denselben Gründen wie Symbol für falsch halte), beweisen aber einzelne Spitzenpreise nicht das "Elitäre", denn es gibt ja in der Musikrichtung "Klassische Musik" wie gesagt unzählige Möglichkeiten, Konzerte sehr billig oder sogar ganz kostenfrei zu besuchen. Gerade nach Deiner Definition "Elitär ist, was sich nicht jeder leisten kann", ist Klassische Musik es also gerade nicht, denn die kann sich - als Musikrichtung - jeder leisten, er kann nur nicht zu jeder Veranstaltung. In Frankfurt gibt es z.B. heute und in den nächsten Tagen einen Abend mit zeitgenössischer Musik (Orgel und dreistimmige Gesänge) in der KunstKulturKirche, einen Abend mit Loewe-Balladen im Großen Saal der HfMDK, beide bei freiem Eintritt. Konzerte in der HFMDK kosten ansonsten meist zwischen 1,05 Euro und 6,30 Euro Eintritt. "Elitär"? Nach Deiner Definition jedenfalls nicht.

    Ist ja logisch, er spielt bestimmt auch nicht für 5 € Eintritt in einem kleinen Saal vor 30 Zuhörern.

    Mich interessiert in der Regel mehr die Gage als der Eintrittspreis [Blockierte Grafik: http://www.smileygarden.de/smilie/Einkaufen/smilie_shop_021.gif]. . Aber auch der ist meist noch in massentauglichen Regionen (am kommenden Freitag in Speyer ab 18 Euro, am 30.4. in Detmold 8 Euro). Wenn also statt der Massen doch wieder mal nur 30 Zuhörer kommen, muss es wohl an mir liegen; ich bin einfach zu elitär :D .

    Christian

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