Billig, teuer oder "Preis wert": Was kosten Konzert- und Opernkarten, und was sind sie wert?

  • Stimmt nicht. Ich habe oft festgestellt, daß Karten für dasselbe Programm mit demselben Künstler/denselben Künstlern in unterschiedlichen Städten unterschiedliche Preise haben. Ich habe bislang keine Orchesterkonzerte verglichen, sondern Solo-Klavierabende oder Kammermusik/Liederabende.Stuttgart ist z.B. günstiger als München ...

    Das kann zum Beispiel auch an der Größe und den Mietpreisen des Saals liegen, den für ihn fälligen Betriebskosten und so weiter.

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  • Das kann zum Beispiel auch an der Größe und den Mietpreisen des Saals liegen, den für ihn fälligen Betriebskosten und so weiter.

    Eben. Bei der Preisgestaltung der Eintrittskarten spielen viele Faktoren eine Rolle, die unterschiedlich zusammenwirken - ich hatte das zu einem früheren Zeitpunkt im Thread schon einmal aufgezählt.

    Was beim speziellen Fall der Berliner Philharmoniker auch berücksichtigt werden muss: Die Möglichkeit, hohe Eintrittspreise verlangen zu können, führt oft dazu, dass die Eigeneinnahmen einen weitaus höheren Anteil des Gesamtetats ausmachen - bzw. dass eine Institution weniger Zuschüsse (oder "Subventionen") benötigt. Die Haupteinnahmequellen sind in heutiger Zeit nun mal die Kartenverkäufe; mit Tonträgern verdienen auch die Philharmoniker nichts mehr und die Digital Concert Hall ist nach wie vor ein Zuschussgeschäft. Wenn man den Zahlen folgt, die die Berliner Zeitung vor gut drei Jahren veröffentlicht hat, erwirtschaften die Berliner Philharmoniker über sechzig Prozent ihres Etats selbst. Bei Rundfunkorchestern - auch den Berlinern wie dem DSO und dem RSO - dürften es im Durchschnitt etwa zwanzig Prozent sein. Und es ist kein Zufall, dass Institutionen, die in der Spitze hohe bis sehr hohe Kartenpreise verlangen können - wie z.B auch Bayerische und Wiener Staatsoper oder (noch mehr) die Salzburger Festspiele - einen weitaus geringeren Zuschussanteil am Gesamtetat benötigen als Institutionen, die niedrigere Eintrittspreise verlangen können/wollen/müssen.

    Ansonsten: Wenn mir bei den Berliner Philharmonikern die Spitzenpreise zu hoch sind (z.B. bei bestimmten Konzerten, wie genannt, 141 Euro) versuche ich einen guten, möglichst weit zur Mitte hin gelegenen Platz in Block F für 87 Euro zu bekommen, oder ich gehe - vom Podium weiter entfernt, aber akustisch in der Regel immer noch sehr gut - für 59 Euro in Block G. Oder ich kaufe mir kurz vorher einen - je nach Faktur der gespielten Musik - mit mehr oder weniger großen akustischen Beeinträchtigungen verbundenen Podiumsplatz für gut 20 Euro. So wie ich in der Bayerischen Staatsoper immer gerne einen akustisch vorzüglichen, visuell passablen Stehplatz für 8 bis 20 Euro kaufe und mich freue, dass die Leute, die für 160-300 Euro pro Platz im Parkett sitzen, mein Ticket gewissermaßen mitbezahlen.

    :wink:

    .

  • Ich habe ja versucht zu schildern, dass ein so hoher Preis nicht notwendig ist, um sehr, sehr gut essen zu gehen. In dem von mir erwähnten italienischen Restaurantführer sind es gerade nicht die Sterne-Restaurants, die dort hoch-bewertet werden, sondern ein faires Preisleistungsverhältnis haben und einige weitere Slowfood-Kriterien erfüllen (insbesondere das, nicht jedem Trend zu folgen). Ich kenne persönlich einige von denen, gemütliche, moderne Einrichtungen, ordentlich, dem Wein angemessene Gläser (allerdings nicht notwendig mundgeblasen, was wohl auch in einem Sterne-Restaurant nicht zu oft vorkommen dürfte). Von der Qualität des Essens stehen die einem Sterne-Restaurant in nichts nach.

    Aber in Bezug auf Komplexität und Kreativität. Ich kenne und liebe gute piemontesische Küche, aber die wenigen Abende in der Drei-Sterne-Küche, die ich mir geleistet habe, waren vollkommen anders. Wenn Thomas Bühner (der ja leider im letzten Jahr sein Restaurant schließen musste) auf einem einzigen Teller über 30 Elemente mit unterschiedlichen Texturen, Temperaturen, Farben und Geschmäckern so kombiniert hat, als ob ein ganzes Orchester harmonisch und perfekt zusammenspielt, dann war das eine völlig andere Art der Küche als ein noch so gutes Brasato di Manzo. Natürlich kann letzteres auch sehr, sehr gut sein, aber zu behaupten, der um Dimensionen höhere Aufwand in der Sterne-Gastronomie sei nur so etwas wie ein Gold-Überzug (den ich dort noch nirgendwo gesehen habe) oder beruhe nur auf sonstigem überflüssigem Schnickschnack, ist einfach falsch. Oder sagst Du nach dem Genuss eines Streichquartetts auch, dass man sich doch eigentlich den Aufwand von Symphonieorchestern oder Opern sparen könnte weil Quartette genauso gut sind? Ich möchte beides. Bei Joachim Wissler habe ich Kombinationen auf dem Teller gehabt, so unerwartet und aufregend, zugleich aber so begeisternd und von derart überwältigender Intensität wie eine große Symphonie. Ich habe kein Problem damit, wenn mir Leute sagen, sie wollen so etwas nicht, aber sie sollen nicht behaupten, es sei seinen Preis nicht wert, wenn sie es noch nie probiert haben.

    Ich möchte wetten, dass niemand hier, der es ausprobieren würde, behaupten würde, in einem Sternerestaurant sei das Essen (noch) besser.

    Das Restaurant kenne ich nicht, aber z.B. das Bardon, das Pozzo, das Bologna und noch ein paar mehr. Überall gab es hervorragende piemontesische Küche und guten Wein zu angemessenen Preisen, aber nirgendwo habe ich eine solche Kreativität, einen solchen Aufwand oder solche Komplexität erlebt wie z.B. bei Bühner oder Wissler. Mir haben schon viele Leute erklärt, dass "man" das nicht braucht, aber keiner von denen hatte es zuvor auch nur mal probiert. Tja...

  • Wenn Thomas Bühner (der ja leider im letzten Jahr sein Restaurant schließen musste) auf einem einzigen Teller über 30 Elemente mit unterschiedlichen Texturen, Temperaturen, Farben und Geschmäckern so kombiniert hat, als ob ein ganzes Orchester harmonisch und perfekt zusammenspielt, dann war das eine völlig andere Art der Küche als ein noch so gutes Brasato di Manzo.

    Ich glaube Dir sofort, dass das eine "völlig andere Art" ist. Allerdings sträuben sich bei mir persönlich die Nackenhaare, wenn ich von "über 30 Elementen kombiniert" lese. Denn ich bin absoluter Fan von Einfachheit und von Konzentration auf eine Sache. Etwa als Primo eine Portion Agnolotti dal Plin, im dell'Arco nur in Butter geschwenkt, oder die Tajarin, oder Gnocchi in Castelmagno-Sauce..., wo man im Geschmack nur so schwelgen kann. Oder das genannte Stück Brasato. Ich sehe hier meine Philosophie erfüllt, nämlich "beste Zutaten auf einfache Weise zu verarbeiten". So wie ich beim Wein auch der Terroir-Verfechter bin; Tricks im Weinkeller interessieren mich nicht und verfälschen nur.

    z.B. das Bardon, das Pozzo, das Bologna und noch ein paar mehr.

    Das Piemont ist groß. Die von Dir genannten Restaurants, die ich nicht kenne, scheinen alle in der Asti-Gegend zu liegen. Meiner Erfahrung nach gibt es im Piemont kaum schlechte Restaurants. Unterschiede gibt es natürlich dennoch. Meine Lieblingsrestaurants liegen alle in der Alba-Gegend: della Posta (Monforte), La Cantinetta (Barolo), Vignaiolo (La Morra), Da Gemma (Roddino), dell'Arco (Alba) und einige weitere, die teilweise auch nicht mehr existieren. Das Guido in Santo Stefano di Belbo hat einen Michelin-Stern, ist aber schon deutlich teurer als die anderen genannten, aber m. E. nicht besser. Bei Gemma in Roddino habe ich vor knapp 10 Jahren für ein extrem ausführliches Menü inkl. Wein (Dolcetto aus der Flasche "auf Kommission") und Espresso 32 Euro bezahlt. Zu jedem Gang gab es mehrere Platten, von denen ich mich bedienen konnte. Dazu alles in höchster Qualität in völlig unprätentiöser Umgebung. Die Chefin Gemma ist keine Unbekannte. Einer der Fiat-Söhne hatte zu seiner Hochzeitsfeier darauf bestanden, dass Gemma die Pasta macht.

    Vielleicht kann man diese off-topic Diskussion mal an geeignete Stelle verschieben, ich finde sie nämlich sehr interessant.


    maticus

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  • Ich glaube Dir sofort, dass das eine "völlig andere Art" ist. Allerdings sträuben sich bei mir persönlich die Nackenhaare, wenn ich von "über 30 Elementen kombiniert" lese. Denn ich bin absoluter Fan von Einfachheit und von Konzentration auf eine Sache.

    Die Kunst eines solchen Bühner-Tellers bestand ja gerade darin, dass die Konzentration auf die jeweilige Hauptzutat trotz der Vielzahl von Elementen ganz klar erkennbar blieb. Die "Elemente" (also Gemüse in verschiedenster Form, Frittiertes, Aufgeschäumtes, sogar Halbgefrorenes, natürlich Saucen, manchmal Fisch mit Fleisch kombiniert usw.) waren so perfekt darauf und aufeinander abgestimmt, dass sie die Hauptzutat in ihrer eigenen Komplexität unterstrichen und damit das Geschmackserlebnis insgesamt potenzierten. Das war nicht einfach ein Angeber-Sammelsurium und es waren erst recht keine "Tricks" sondern eine Komposition mit ganz klar wahrnehmbarem Ziel. Für meinen Mann und mich zählten diese Abende auf jeden Fall zu den größten kulturellen Erlebnissen überhaupt. In der Musik würde ich diese Bühner-Küche z.B. mit einer Partitur von Richard Strauss vergleichen, während Wissler eher an Ravel oder Strawinsky erinnerte :) . Die von Dir beschriebene "einfache", in ihrer Art natürlich ebenso perfekte Küche wäre dann vielleicht Verdi. Was Bühner da gemacht hat, war im Aufwand sicher nicht "einfach" (im Ergebnis irgendwie dann schon) aber es war ungeheuer "konzentriert". Ich fand das einfach großartig, auch weil ich bis dahin so etwas noch nie irgendwo erfahren hatte. Und bei aller Begeisterung für die "einfache" Küche: Sie gegen die komplexe Hochküche auszuspielen, finde ich völlig überflüssig und unangemessen. Schlichtheit als "Wert an sich" ist meiner Meinung nach sogar in Gefahr, zu einer Art Kitsch zu werden, aber das führt jetzt wohl zu weit...

  • Das kann zum Beispiel auch an der Größe und den Mietpreisen des Saals liegen, den für ihn fälligen Betriebskosten und so weiter.

    Das Argument - unterschiedliche Saalgrößen und/oder Mietkosten - hat Hand und Fuß und ist nachvollziehbar.
    Warum verlangt die Kölner Oper aber für das selbe Werk ("Großherzogin von Gerolstein") in unveränderter Besetzung im ohnehin nicht optimalen Ausweichquartier an zwei verschiedenen Tagen unterschiedliche Kartenpreise ? Und nein, es handelt sich nicht um Premiere und Folgevorstellungen. (konkret: Premiere ist der 9.Juni - Kartenpreise am 20.Juni (Feiertag) € 12,- bis € 81,-; Kartenpreise am 23.Juni (Sonntag) € 15,- bis € 93,- [Preise sind der Homepage entnommen])

  • Warum verlangt die Kölner Oper aber für das selbe Werk ("Großherzogin von Gerolstein") in unveränderter Besetzung im ohnehin nicht optimalen Ausweichquartier an zwei verschiedenen Tagen unterschiedliche Kartenpreise ? Und nein, es handelt sich nicht um Premiere und Folgevorstellungen. (konkret: Premiere ist der 9.Juni - Kartenpreise am 20.Juni (Feiertag) € 12,- bis € 81,-; Kartenpreise am 23.Juni (Sonntag) € 15,- bis € 93,- [Preise sind der Homepage entnommen])

    Ganz einfach: Wochentag (20.06.19) und Sonntag. Sonntage sind immer teurer. Und der 20.06. ist kein bundesweiter Feiertag, also wird der als normaler Wochentag geführt.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Hi Brunello,

    solche Preisschwankungen haben viele andere Häuser auch: auch hier gilt Angebot und Nachfrage: auch das Münchner Nationaltheater hat bei einzelnen Vorstellungen (nicht nur den Premieren) höhere Preise, weil man mit einer höheren Nachfrage rechnet. Muss man nicht lieben, ist aber so. Und ich finde es aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive (Rechtfertigung der hohen Subventionen) auch richtig, dass ein Theater versucht, auf potentiell höhere Nachfrage mit höheren Preisen zu reagieren... Ebenso gibt es auch reduzierte Vorstellungen für Jugendabos ....

    Gruß Benno

    Überzeugung ist der Glaube, in irgend einem Puncte der Erkenntniss im Besitze der unbedingten Wahrheit zu sein. Dieser Glaube setzt also voraus, dass es unbedingte Wahrheiten gebe; ebenfalls, dass jene vollkommenen Methoden gefunden seien, um zu ihnen zu gelangen; endlich, dass jeder, der Überzeugungen habe, sich dieser vollkommenen Methoden bediene. Alle drei Aufstellungen beweisen sofort, dass der Mensch der Überzeugungen nicht der Mensch des wissenschaftlichen Denkens ist (Nietzsche)

  • Hi Brunello,

    solche Preisschwankungen haben viele andere Häuser auch: auch hier gilt Angebot und Nachfrage: auch das Münchner Nationaltheater hat bei einzelnen Vorstellungen (nicht nur den Premieren) höhere Preise, weil man mit einer höheren Nachfrage rechnet.

    Gruß Benno

    Ich würde es eher umgekehrt sehen: man geht nicht an mutmaßlich umsatzstarken Tagen mit den Preisen hoch, sondern man geht unter der Woche, wenn die Leute erfahrungsgemäß weniger Zeit haben nach der Arbeit in die Oper zu gehen mit den Preisen runter...

    “There’s no point in being grown up if you can’t act a little childish sometimes” (Doctor Who, der Vierte Doktor)

  • Okay, wir werden immer off-topicer... Wie gesagt, das kann gerne ausgelagert werden. Vielleicht in einen neuen Thread mit dem Titel "Sterne vs. Slowfood: was macht richtig gutes Essen aus?" oder so ähnlich.
    Hiermit geschehen.
    https://www.capriccio-kulturforum.de/index.php?thre…7822#post497822
    AlexanderK, Moderation

    Und bei aller Begeisterung für die "einfache" Küche: Sie gegen die komplexe Hochküche auszuspielen, finde ich völlig überflüssig und unangemessen. Schlichtheit als "Wert an sich" ist meiner Meinung nach sogar in Gefahr, zu einer Art Kitsch zu werden, aber das führt jetzt wohl zu weit...

    Was Du beschreibst, sind Beispiele der Molekularküche? Oder wie immer man das nennt? Das ist aber nicht unbedingt zwingend, um viele Sterne zu bekommen, oder?

    Ich bereise das Piemont (genauer: die Langhe) nun schon seit 20 Jahren, war fast 30-mal dort, vielleicht 100-mal in Restaurants dort. Und das dortige Essen ist für mich im Verbund mit den lokalen Weinen das Sinnbild eines perfekten Essens. Für mich insofern die interessanteste Gegend Italiens, auch wenn andere Gegenden in Italien gutes Essen zu bieten haben. Mich wundert, dass es dort bei der gefühlt enormen Dichte hochwertiger Restaurants relativ wenige Sternerestaurants gibt. Liegt das vielleicht an obiger Frage, ob nur Molekularküche o. ä. "sternetauglich" ist? Möglicherweise muss in einem Sternerestaurant auch ein internationales Weinangebot existieren? Ist die italienische Küche vielleicht generell "traditioneller"?

    Aber wie gesagt. Meine Philosophie ist, dass hochwertige (!) Zutaten möglichst natürlich, unverfälscht und ungeschminkt dargeboten werden. Das beste Beispiel ist vielleicht Carne cruda, das im wesentlichen von der Qualität des verwendeten Fleisches lebt, denn es gibt ja so gut wie keine weiteren Zutaten. Und das möchte ich ganz pur mit evtl. etwas Pfeffer genießen, aber nicht durch 30 weitere Zutaten beeinflusst haben, sei es, dass sie den Fleischgeschmack verstärken oder "verbessern" (schminken), sei es, dass sie vom Fleischgeschmack ablenken. Das mag man ja gerne als "Kunst" ansehen, aber ich kann darin keinen Sinn erkennen. Für mich ist das eher eine Form von "Erlebnisgastronomie". Aber sowas ist mir fremd.

    maticus

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    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
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  • Currywurst ist auch lecker. Gibt's für 3 EUR... :ironie1:

    Mal zum Thema zurück, eben das "streitige" Konzert der BerlinPhil gesehen. Als letztes Stück (!) wurde Rienzi gespielt. Nicht enden wollende Bravo-Rufe...hab ich was verpasst? War schon ganz nett, aber vielleicht erzeugt der Preis ja auch eine gewisse Erwartungshaltung beim Publikum, nach dem Motto "das muss ja überirdisch sein".

    „Music is a nexus. It's a conduit. It's a connection. But the connection is the thing that will, if we can ever evolve to the point if we can still mutate, if we can still change and through learning, get better. Then we can master the basic things of governance and cooperation between nations.“ - John Williams

  • Mal zum Thema zurück, eben das "streitige" Konzert der BerlinPhil gesehen. Als letztes Stück (!) wurde Rienzi gespielt. Nicht enden wollende Bravo-Rufe...hab ich was verpasst? War schon ganz nett, aber vielleicht erzeugt der Preis ja auch eine gewisse Erwartungshaltung beim Publikum, nach dem Motto "das muss ja überirdisch sein".

    Der Rezensent des Berliner Tagesspiegels war begeistert: http://www.tagesspiegel.de/kultur/berline…n/23884082.html

  • Die Kritiker des Tagesspiegel lieben solche Überwältigungs-Programme und vor allem den Mythos des/der leuchtenden, altbewährten und dadurch reifen Interpreten. Bei Sibelius heißt es dann, man sei bei dieser Musik noch "skeptisch und nicht überzeugt". Von einem "denkwürdigen Ereignis" würde man da jedenfalls nie sprechen.

    Dieser von mir geschätzte Blogger ist da etwas sachlicher:
    https://konzertkritikopernkritikberlin.wordpress.com/2019/01/18/jan…philharmoniker/

    Ich fand Andris Nelsons Zarathustra damals spannender und auch mutiger. War dafür auch billiger :D

    „Music is a nexus. It's a conduit. It's a connection. But the connection is the thing that will, if we can ever evolve to the point if we can still mutate, if we can still change and through learning, get better. Then we can master the basic things of governance and cooperation between nations.“ - John Williams

  • Die Kritiker des Tagesspiegel lieben solche Überwältigungs-Programme und vor allem den Mythos des/der leuchtenden, altbewährten und dadurch reifen Interpreten. Bei Sibelius heißt es dann, man sei bei dieser Musik noch "skeptisch und nicht überzeugt". Von einem "denkwürdigen Ereignis" würde man da jedenfalls nie sprechen.

    Dieser von mir geschätzte Blogger ist da etwas sachlicher:
    konzertkritikopernkritikberlin…ns-kissin-philharmoniker/

    Ich fand Andris Nelsons Zarathustra damals spannender und auch mutiger. War dafür auch billiger

    Das Konzert wird ja in der Digital Concert Hall erscheinen, die wir uns als Jahresabo gönnen. Ich bin gespannt. Zarathustra gehört für mich bisher zu den Stücken, die mich eher ratlos zurückließen. Auch die sehr ausführliche Einführung in diesem Forum hat mir ehrlich gesagt bisher nicht viel geholfen. Ich kann beim Hören nie zwischen "Aufbegehren", "Leidenschaft" und "Ekel" unterscheiden, klingt einfach alles nach Strauss :versteck1: . Aber ich bin ja ein forschender Geist.

  • Ich kann beim Hören nie zwischen "Aufbegehren", "Leidenschaft" und "Ekel" unterscheiden, klingt einfach alles nach Strauss

    Haha, ja das Problem kenne ich gut! Aber irgendwann hat's dann doch "klick" gemacht. Mittlerweile bewundere ich "Zarathustra", hier gibt's neben dem Strauss-Sound auch in motivischer Hinsicht so viel zu entdecken. Insofern wird jene Aufführung vielleicht kein schlechtes Beispiel sein, um sich in der DCH mal mit dem Werk zu befassen. Zitat aus oben verlinktem Blog:

    "Die Berliner Philharmoniker finden fast von selbst ihren Weg durch die extravagante sinfonische Architektur, in der sich die Moderne regt und streckt. Da wird nichts gebogen und gedrückt. Der Sinn für den ganz großen Bogen ist auf locker undemonstrative Weise da, die Philharmoniker finden ihr großes Strauss-Legato"

    Ich persönlich reagiere bei Strauss aber meistens eher spontan positiv oder negativ, auch für mich klingt da vieles manchmal einfach nur nach "Strauss" ;) . Ist aber wohl Erfahrungssache, wie bei allem.

    „Music is a nexus. It's a conduit. It's a connection. But the connection is the thing that will, if we can ever evolve to the point if we can still mutate, if we can still change and through learning, get better. Then we can master the basic things of governance and cooperation between nations.“ - John Williams

  • Ich persönlich reagiere bei Strauss aber meistens eher spontan positiv oder negativ, auch für mich klingt da vieles manchmal einfach nur nach "Strauss" ;) .

    Ist das ein Problem, wenn Strauss nach Strauss klingt?

    ?( ;)

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • ^^
    Nö gar nicht, ich finde die Aufführungen seiner Werke manchmal nur etwas schwer einzuordnen bzw. zu subjektivieren.

    „Music is a nexus. It's a conduit. It's a connection. But the connection is the thing that will, if we can ever evolve to the point if we can still mutate, if we can still change and through learning, get better. Then we can master the basic things of governance and cooperation between nations.“ - John Williams

  • Aus dem Thread zu Fritz Brun:

    Keine Sorge, ich schwimme nicht im Geld, leider nicht :cursing: :D In Wien kostet der Stehplatz in der Staatsoper nur 1,60 (ab September 2019 3 Euro), und auch die anderen Häusern in Wien sind nicht viel teurer. Da ist die Zeit eher das Problem, aber naja, die Zeit kann man sich ja einteilen. Sagen wirs so: Andere "verschwenden" ihre Zeit beim Fernsehschauen, ich "verschwende" sie in der Oper und im Konzert. Völlig wertfrei (ohne Ironie!), was besser ist :D

    Das passt vielleicht besser in diesen Thread (auch wenn ich nur einen kleinen Teil der vorigen knapp 100 Beiträge gelesen habe, mea culpa):

    Meine persönliche Meinung ist, dass "Hochkultur" unbedingt zu leistbaren Preisen besuchbar sein muss. Was ein "leistbarer Preis" ist, ist natürlich individuell verschieden, aber ich denke, die billigsten Karten bei klassischen Konzerten/Opern dürfen keinesfalls über 10 Euro kosten. Ich halte es für eine wichtige Aufgabe des Staates, sein kulturelles Erbe zu bewahren und die Leute zu "anspruchsvoller" Musik behutsam hinzuführen, auch wenn das jetzt total arrogant klingt. Arrogant meine ich es aber nicht, aber ich denke, Musik muss wie Literatur zu geringen Preisen erhältlich sein. Vor allem die Oper lebt ja hauptsächlich von den Subventionen, das finde ich gut so (auch wenn ich sonst gar nicht der Meinung bin, dass der Staat bzw "die anderen" alles zahlen müssen).

    Dass die besseren Karten viel kosten können, ist natürlich auch in Ordnung. Wer (zu besonderen Anlässen oder auch so) mehr Geld ausgeben möchte, soll das natürlich tun! Oder wer sich einen besseren Platz genehmigen möchte, gerne (aber ich bin am liebsten oben auf der Galerie). Aber ich denke, dass ein gewisses Kontingent an billigen Karten verfügbar sein muss.

    Ich in Wien habe es super, weil die Eintrittspreise in der billigsten Kategorie vergleichsweise gering sind:
    Staatsoper: 1,60 Euro Stehplatz (ab September 2019: 3 Euro für Stammkunden)
    Volksoper: 3 Euro Stehplatz
    Theater an der Wien (=Opernhaus): 5 Euro Stehplatz
    Musikverein: 5-7 Euro Stehplatz
    Konzerthaus: Sitze ab meist ca. 20 Euro, aber dank diverser Ermäßigungen komme ich um 7-10 Euro hinein, kein Stehplatz
    Burgtheater: 3,50 Euro Stehplatz
    Volkstheater: 5-6 Euro Stehplatz
    Theater in der Josefsstadt: 6 Euro Stehplatz.

    Die Kartenpreise in den umliegenden Opernhäusern (Linz, Brno/Brünn, Bratislava) sind auch niedrig.
    Wenn ich wo hinfahre, kommen die Reisekosten auch dazu, aber ich bin da so sparsam wie möglich.

    Mehr als 5 Euro gebe ich persönlich nur selten aus, mehr als 20 Euro eigentlich nie. Ganz selten mache ich eine Ausnahme (wenn ich etwas anderswo unbedingt hören möchte und es keine billigeren Karten gibt), aber meine persönliche Deadline ist 100 Euro. Mehr würde ich nie im Leben ausgeben, das ist mir Musik einfach nicht wert. Um 100 Euro kann man sich viele andere Dinge leisten, von denen man länger etwas hat.

    Das ist meine derzeitige Meinung dazu. Sicherlich werde ich später, wenn ich mehr als jetzt arbeite und eine Familie versorgen muss, nicht mehr so viel ins Konzert und in die Oper gehen, und vielleicht leiste ich mir dann auch bessere Karten. Anderseits: Die Atmosphäre auf den Stehplätzen ist etwas Besonderes, das ist in Wien eine Art sozialer Treffpunkt für Musik-Freaks.

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • Ganz selten mache ich eine Ausnahme (wenn ich etwas anderswo unbedingt hören möchte und es keine billigeren Karten gibt), aber meine persönliche Deadline ist 100 Euro. Mehr würde ich nie im Leben ausgeben, das ist mir Musik einfach nicht wert. Um 100 Euro kann man sich viele andere Dinge leisten, von denen man länger etwas hat.

    Das kann ich absolut nachvollziehen, sehe es sogar noch eine Spur "enger". Inzwischen habe ich mich von Klassik-Konzerten verabschiedet. Die Preise sind mir inzwischen einfach zu hoch geworden. Da ist mir die CD dann lieber, die kann ich oftmals abspielen, da hole ich den Preis wieder rein.

    Im Jazz kenne ich inzwischen Orte, die man besuchen kann, und bekommt dort richtig gute Musik geboten. Will ich wirklich mal bestimmte Musiker hören, erkundige ich mich, wo sie bei mir in der Nähe spielen und vergleiche die Preise. Hier (Rhein-Main-Gebiet) finden oftmals ähnliche Veranstaltungen mit den Künstlern statt, mal im Jazzclub, mal in einer kleineren Stadthalle oder einem Bürgerhaus in der Provinz. So bin ich vor drei Wochen in einem Jazzclub gewesen (ich spiele dort selbst immer mal wieder au den Sessions und kenne die "Macher" dort inzwischen. Ende Mai spiele ich dann selbst mit einer Band dort). Dort bot sich mir die Möglichkeit, vier exzellente Musiker zu hören, auf die ich mich sehr gefreut habe, nach rund zwei Jahren Pause. Sie spielen in Kürze mit einem Sextett in besagter Provinz. Dort hätte ich es weiter zu fahren und höhere Eintrittskosten gehabt.

    100 Euro gebe ich für keinen Musiker aus. Hätte ich die Kohle, wäre es mir, um ehrlich zu sein, vermutlich völlig egal, aber so muss ich schauen, was ich für mein Budget bekommen kann. Auch fallen längere Anfahrtswege weg bei mir, weil ich das nicht mehr bewältigen kann mit dem Auto. Und Zug fahre ich nicht. Dann kann ich ja gleich trampen bei den Zuverspätungen und Ausfällen inzwischen.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

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