Jeden Tag ein Streichquartett

  • Fi-na-le ...

    Joseph Haydn: Streichquartett D-Dur op. 71 Nr. 2

    Pražak Quartet

    Die Pražaks schießen für meine Begriffe den Vogel ab, gefolgt von Auryn I (1993) und den Red Hot Chilingirian Peppers. Dahinter dann die etwas hemdärmeligen Buchberger, die den Tonfall denooch irgendwie schlafwandlerisch treffen.

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Ich finde es ja witzig, dass in der Partitur, die ich mithgelesen habe, die Hauptstimme gekennzeichnet wird - als ob man es sonst nicht erkennen könnte :D . Frage in die Runde: ist diese Kennzeichnung Original von Schoenberg? Von Alban Berg Partituren kenne ich es ja auch, aber ist das wirklich vom Komponisrten selber schon eingetragen?

    Eine Erklärung von einem meiner Professoren (der auch mit 12 Tönen komponiert hat, wie er selbst zu sagen pflegte): Schönberg konnte nicht instrumentieren. Deshalb kam er auf die Idee, Haupt- und Nebenstimmen in den Partituren zu kennzeichnen (anstatt dies durch die Instrumentation zu verdeutlichen). Zumindest was die Orchesterwerke betrifft, tendiere ich dazu dieser Erklärung zuzustimmen :saint:

  • Ich finde es ja witzig, dass in der Partitur, die ich mithgelesen habe, die Hauptstimme gekennzeichnet wird - als ob man es sonst nicht erkennen könnte :D . Frage in die Runde: ist diese Kennzeichnung Original von Schoenberg? Von Alban Berg Partituren kenne ich es ja auch, aber ist das wirklich vom Komponisrten selber schon eingetragen?

    Eine Erklärung von einem meiner Professoren (der auch mit 12 Tönen komponiert hat, wie er selbst zu sagen pflegte): Schönberg konnte nicht instrumentieren. Deshalb kam er auf die Idee, Haupt- und Nebenstimmen in den Partituren zu kennzeichnen (anstatt dies durch die Instrumentation zu verdeutlichen). Zumindest was die Orchesterwerke betrifft, tendiere ich dazu dieser Erklärung zuzustimmen :saint:

    oh - vielen Dank für deine Antwort! Und wie steht es mit Alban Berg? Der hat das doch auch gemacht, oder?

    Und dann frage ich mich trotzdem weiterhin.....ist da nicht Hopfen und Malz verloren, wenn man selber zugibt, dass in der eigenen Komposition die Haupt- und Nebenstimmen nicht zu erkennen und zu unterscheiden sind?

  • Und dann frage ich mich trotzdem weiterhin.....ist da nicht Hopfen und Malz verloren, wenn man selber zugibt, dass in der eigenen Komposition die Haupt- und Nebenstimmen nicht zu erkennen und zu unterscheiden sind?

    Ist das nicht bei Streichquartetten gelegentlich der Fall, daß nicht so klar ist, was Haupt- und was Nebenstimme ist? Besonders bei Zwölftonmusik, wo immerhin alle 12 Töne gleichberechtigt sein sollen und harmonische Stützen fehlen? Wäre vielleicht eine eigene Diskussion wert.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • In Memorian

    Peter Eötvos (1944-2024)

    The sirens cycle (2015/2016)
    Audrey Luna & Calder Quartet

    Korrespondenz - Szenen für Streichquartett (1992)
    Calder Quartet

    R.I.P.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Und dann frage ich mich trotzdem weiterhin.....ist da nicht Hopfen und Malz verloren, wenn man selber zugibt, dass in der eigenen Komposition die Haupt- und Nebenstimmen nicht zu erkennen und zu unterscheiden sind?

    Na ja, dem Schönberg war wohl schon klar, dass das, was er da produzierte, in einigen Aspekten neuartig ist, so dass er interpretatorische Hilfestellung leistete.

    Würde ich nicht als Offenbarungseid werten, sondern eher als Versuch, die schlimmsten Missverständnisse zu vermeiden.

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Und dann frage ich mich trotzdem weiterhin.....ist da nicht Hopfen und Malz verloren, wenn man selber zugibt, dass in der eigenen Komposition die Haupt- und Nebenstimmen nicht zu erkennen und zu unterscheiden sind?

    Ist das nicht bei Streichquartetten gelegentlich der Fall, daß nicht so klar ist, was Haupt- und was Nebenstimme ist? Besonders bei Zwölftonmusik, wo immerhin alle 12 Töne gleichberechtigt sein sollen und harmonische Stützen fehlen? Wäre vielleicht eine eigene Diskussion wert.

    :wink:

    Hm. Hm. Hm. Klar gibt es in tonaler Musik Stellen, wo eine Begleitfigur sich zur Hauptstimme entwickelt, oder andersherum. Oder wo es nicht so klar ist - aber genau das hat dann eine Bedeutung oder ist dann ja auch oft der Witz der Sache. In derselben Richtung ginge dann die Frage, ob eine Nebenstimme weniger wichtig ist? Kommt auf den Komponisten an. Bei Haydn würde ich schon sofort vorsichtig sein, also eigentlich gleich von Beginn der Geschichte des Streichquartetts an (oder wo so über den Daumen gepeilt der Beginn angesiedelt wird.)

    Jetzt muss ich aber überlegen. Ich denke eigentlich so gar nicht, bzw ich denke in ganz anders. Ich finde es oft selbsterklärend, was in dieser Hinsicht in tonaler Musik geschieht, da braucht man nichts für den Interpreten zu markieren. Was beim Hörer ankommt ist eine andere Frage.

    Aber warum meint ein Komponist von atonaler Musik, er müsse es so unbedingt für den Interpreten klarstellen? Ist doch irgendwie auffällig, dass der Komponist das erforderlich findet. Ich kann da nur zu einem einzigen Schluss kommen. Und der ist schon witzig.

  • Ein Konteradmiral der französischen Marine, der in seiner Freizeit komponiert, läuft einem auch nicht ständig über den Weg. Heute aber doch:

    Jean Cras (1879-1932)
    Streichquartett
    Quatuor sine qua non

    Ey, voll Cras(s)

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Ich finde es oft selbsterklärend, was in dieser Hinsicht in tonaler Musik geschieht, da braucht man nichts für den Interpreten zu markieren.

    Für mich ist das nicht immer deutlich, z. B. bei Brahms. Mir ist das aufgefallen, als ich vor langer Zeit in Ein deutsches Reqiem im Chor mitwirkte.

    Aber warum meint ein Komponist von atonaler Musik, er müsse es so unbedingt für den Interpreten klarstellen?

    Gegenfrage: Warum sollte er nicht, wenn er das wichtig findet? Ist das so außergewöhnlich, wenn so etwas in Partituren steht? Evt. auch indirekt durch dynamische Angaben? Aber, wie gesagt: Wäre eine eigene Diskussion, die das Thema hier sprengen könnte.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Für mich ist das nicht immer deutlich, z. B. bei Brahms. Mir ist das aufgefallen, als ich vor langer Zeit in Ein deutsches Reqiem im Chor mitwirkte.

    Ich weiss jetzt nicht, welche Stellen du meinst, aber deswegen sagte ich ja auch:

    Klar gibt es in tonaler Musik Stellen, wo eine Begleitfigur sich zur Hauptstimme entwickelt, oder andersherum. Oder wo es nicht so klar ist - aber genau das hat dann eine Bedeutung oder ist dann ja auch oft der Witz der Sache.

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    Gegenfrage: Warum sollte er nicht, wenn er das wichtig findet?

    Es ist wohl anzunehmen, dass Schoenberg eben Missverständnissen vorbeugen wollte. Aber ich dachte der Anspruch sei gewesen, dass man mit atonaler Musik alles machen könne, was man mit tonaler Musik machen kann. Nur seinen Interpreten hat er dann nicht vertraut, es ohne seine Nachhilfe zu verstehen. Und wenn schon nicht ihnen, was ist dann mit dem Publikum?

    Evt. auch indirekt durch dynamische Angaben?

    würden für mich ein Beispiel für "selbsterklärend" sein

  • Danke, liebe Rosamunde, für Deine Erläuterung! Werds bedenken und mich melden, wenn mir Weiteres dazu einfällt. Ist aber schwierig ohne die Fähigkeit, Partituren genauer zu lesen. Da komme ich schnell an meine Grenzen.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

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    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

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