Jeden Tag ein Streichquartett

  • Irgendwo las ich kürzlich, dass das 3. Streichquartett von Michael Tippett das bedeutendste britische Streichquartett sei. Das ist angesichts der deutlich populäreren Quartette von Benjamin Britten und des gewichtigen Zyklus' von 15 Streichquartetten von Robert Simpson (an dessen Werke Tippett 3 mich erinnert) natürlich eine etwas gewagte Behauptung.

    Wie dem auch sei. Es ist in jedem Fall ein sehr hörenswertes Werk, das streckenweise ziemlich intensiv ist. Das Lindsay Quartet spielt das auch so, eine Vergleichseinspielung (z.B. Heath oder Tippett Q) besitze ich nicht.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.


  • Grazyna Bacewicz (1909-1969)
    Streichquartette Nr. 1-7
    Silesian String Quartet
    Chandos, DDD, 2015

    Lief bei mir jetzt komplett durch. Die Mischung aus Expressivität und lyrischen, lichten Passagen ist es, welche die Werke für mich so spannend macht und trotz aller Ausdruckskraft und Modernität jede Menge einfach nur schöne Ankerpunkte liefert, die das Hören der Werke tatsächlich zu einem Genuss macht. Die Musik baut eine ideale Brücke auch für Hörer, die sich mit der Moderne eher schwer tun, ohne dies auf eine "billige" oder Plumpe Art und Weise zu tun. Wirklich ganz groß!
    Das in meinen Ohren überragende Silesian-Quartett wurde für seine Aufnahmen hoch gelobt. Mit Blick auf die Streichquartette Bacewicz' sei angemerkt, dass auch die Naxos-Konkurrenz-Einspielung durch das Lutoslawski-Quartett von der Presse sehr gut besprochen wurde, so dass man derzeit die Qual der Wahl zwischen zwei tollen Aufnahmen hat.

    Viele Grüße
    Frank
    :cincinbier:

    "it's hard to find your way through the darkness / and it's hard to know what to believe
    but if you live by your heart and value the love you find / then you have all you need"
    - H. W. M.

  • Das in meinen Ohren überragende Silesian-Quartett wurde für seine Aufnahmen hoch gelobt.

    Ich weise noch einmal darauf hin, dass dieses Quartet einen zweiten Weinberg Zyklus einspielt, von dem bereits 5 Folgen erschienen sind. Nicht minder bemerkenswert.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • MIR brauchste das nicht schreiben... :D

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    - H. W. M.

  • MIR brauchste das nicht schreiben...

    Das weiss ich doch. :D

    Heute das erste von 7 Streichquartetten von Ole Schmidt gehört. Den kannte ich bisher nur als Dirigent von Nielsen Symphonien. Das Werk von 1954 ist für einen Erstling sehr ansprechend. Vorbilder waren Stravinsky, Bartok und Holmboe. Gibt es gerade für kleines Geld beim Werbepartner. Meine CD kam allerdings zusammen mit drei anderen direkt aus DK im Rahmen einer Dacapo Sonderaktion.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Herman Galynin (1922-1966) war ein russischer Komponist, dessen musikalisches Talent trotz widriger Umstände (Vollwaise) noch rechtzeitig erkannt und gefördert wurde. Er wude schliesslich Meisterschüler von Myaskowski und Schostakowitsch. Sein Erwachsenenleben war von einer bipolaren Störung/Schizophrenie überschattet, er wurde nur 44 Jahre alt.

    Die vorliegende CD umfasst sein Schaffen für Streicher, darunter die beiden Streichquartette von 1947 und 1956. Die relativ kurzen Werke (21 bzw 11:30 min) zeigen einen ausgereiften Quartettstel, der dem von Schostakowitsch und Weinberg nicht unähnlich ist, vielleicht ist Galynin sogar noch etwas bodenständiger und leichter verständlich. Die Musiker der Academy of Russian Music sind dem Photo nach alle Twens, die Primaria Anastasia Latysheva ist gerade 22 Jahre alt als die Aufnahme gemacht wurde.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Lucie Vellère (1896-1966) ist eine weitgehend vergessene belgische Komponistin, die bei Joseph Jongen Komposition studiert hat. Ihre ca. 100 Kompositionen sind vor allem für Stimme, Soloinstrumente und Kammerensemble. Der Werbepartner führt nichts von ihr im Programm und selbst bei discogs finden sich nur 2 LP mit Musik von ihr. Eine enthält das 3. Streichquartett von 1951, ein IMO höchst attraktives Werk im impressionistischen Modus, 4-sätzig 16:30 min lang mit einem sehr schönen Andante-Satz und quicklebendigen Ecksätzen. Für dieses Werk eingesetzt hat sich 1981 das Crescent Quartet bestehend aus vier jungen Amerikanerinnen, die es seinerzeit auch bis nach Deutschland geschafft haben, denn auf der LP-Hülle sind positive Kritiken der FAZ und NMZ ("intelligent, sensitive playing ... superior and unaffected") abgedruckt. Und es wird erwähnt, dass sie von der Bundesregierung (damals in Bonn) zum Frau und Musik Festival eingeladen wurden. Die LP enthält noch Werke von drei anderen Komponistinnen, darunter der inzwischen recht bekannte Amy Beach. Da Madame Vellère insgesamt vier Quartette komponiert hat, würde sich eine CD nur mit diesen Werken anbieten.

    https://www.discogs.com/de/The-Crescent-Quartet-Amy-Beach-Ruth-Schonthal-Lucie-Vellère-Sarah-Aderholdt-String-Quartets/release/6085835

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Die im vorherigen Beitrag genannte Aufnahme des 3. Streichquartetts von Lucie Vellère ist auch hier enthalten:

    Weitere Infos zu dieser Aufnahme gibt es hier. Kein Kommentar zum Preis der gebrauchten CD.

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

  • Bartok: Streichquartett Nr.3
    Juilliard SQ


    Streichquartette Nr.1, Nr.3
    Ungarisches SQ

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Maarten ter Horst (1987-) und das Helikon Quartet, das aus einer Lettin und drei Holländerinnen besteht, sind neu für mich. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn für beide ist es die Debüt CD. Die beiden Streichquartette entstanden in den letzten Jahren. Wenn man kein Problem damit hat, dass der Komponist so schreibt, als hätte es die Entwicklungen der letzten hundert Jahre nicht gegeben, dann kann man hier sehr gut gemachte und klingende Musik hören. Das Spiel der jungen Damen ist ansprechend. Klang und Präsentation sind es ebenso.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Frisch Angerichtetes aus der amerikanischen Küche:

    Gabriella Smith - Carrot revolution

    Caroline Shaw - Blueprinting

    Yevgenij Sharlat - RIPEFG

    Aizuri Quartet


    Und schon etwas Abgehangenes aus deutscher Küche:

    Michael Denhoff - Streichquartett Nr. 3 "mystiques barcarolles"

    Mannheimer Streichquartett

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.


  • Felix Draeseke (1835-1913)
    Streichquartette Nr.1 & 2 (op.27 & op.35)
    CPO, DDD, 2017

    Bei mir einmal mehr Spätromantik und Gekratze auf insgesamt 16-Seiten... :D CPO hat mittlerweile sämtliche Draeseke-Streichquartette mit dem Constanze-Q. auf 2 CDs veröffentlicht und lässt damit einem eigenständigen, versierten Komponisten, dem man allenfalls einen Mangel an Innovation ankreiden mag, Gerechtigkeit widerfahren. Sicher für jeden ein Gewinn, der diese Art von Musik mag und der nicht immer wieder die "üblichen Verdächtigen" hören möchte. Meines Wissens gibt es - als GA - nur eine Alternativaufnahme mit dem Hölderlin String Quartet.
    Die Presse schrieb:

    Zitat

    Musik & Theater 07/2020: »Sowohl das erste Quartett aus dem Jahr 1880 als auch das zweite von 1886 gestalten die Musikerinnen meisterhaft - mit wunderbarer Tongebung, herrlich aufeinander abgestimmtem Spiel sowie einer hohen Phrasierungs- und Modulationskunst.« FonoForum 06/2020: »Faszinierende Quartettmusik«

    klassik-heute.de 12/2019: »Das mit dieser Aufnahme debütierende Constanze-Quartett löst die anspruchsvolle Aufgabe formidabel. Phrasierungen und Klangvaleurs sind auf das Feinste abgestimmt, der Satz ist jederzeit durchhörbar, ohne dass der Gesamtklang jemals auseinanderfiele. Die wegen der raffinierten Modulationen keinesfalls einfache Intonation ist perfekt. Aufnahmetechnisch wüsste ich nichts zu beanstanden. Der Booklet-Text von Norbert Florian Schuck verdient wegen seiner ausführlichen, wohlrecherchierten biographischen Angaben und den klugen Werkanalysen einen Extra-Stern. Bravo cpo für diese Ersteinspielung!
    Fazit: Ein Muss für alle Kammermusikfreunde und Spätromantikgenießer. Professionelle Quartette, die sich an Dvorák, Fauré, Debussy und Ravel sattgespielt haben, sollten überlegen, ob sie eines der Werke nicht ebenfalls in ihr Repertoire aufnehmen. Eindeutige Empfehlung.«
    »Großartige Aufführungen zu Unrecht vernachlässigter Musik, die es wert sind, klar und sicher zu sein, mit dem Vertrauen in den Wert der Musik, um sie natürlich atmen zu lassen. Die Musik ist eloquent - und so sind auch die Aufführungen dieser jungen Musiker.« (musicweb.com)

    Viele Grüße
    Frank
    :cincinbier:

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    - H. W. M.

  • Hier Haydn am Morgen.

    Joseph Haydn

    Streichquartett F-Dur op. 2 Nr. 4
    Streichquartett B-Dur op. 2 Nr. 6

    Tátrai Quartet

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Hammermusik.

    Béla Bartók: Streichquartett Nr. 4 (1928)

    Ungarisches Streichquartett

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Nr. 4 und jetzt Nr.5
    Ich höre mich langsam, unystematisch und nichtexklusiv durch meine vier Einspielungen der Bartok-Quartette (Ungarisches/DG, Juilliard 1962, Tokyo/DG, Hagen (Newton, zuerst DG), witzig, dass die DG nicht weniger als vier (Emerson ist die chronologisch 3.) hoch angesehene Einspielungen dieser Quartette aus vier Jahrzehnten gemacht hat, aber meines Wissens bis heute nur eine der 2. Wiener Schule (LaSalle) und Schostakowitschs (Emerson)). Diese Aufnahme genießt einen gewissen Klassikerstatus, ist auch sehr schön und recht klassisch ausgewogen, mir manchmal etwas zu wenig intensiv. Am besten hat mir vermutlich ihre Interpretation des 2. Quartetts gefallen.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Quartette 2 und 4

    Den ersten Satz des 4. Quartetts fand ich etwas zahm, aber die Folgesätze sind sehr atmosphärisch und im Finale lassen sie es angemessen krachen.


    Beethoven op.95, Skampa Q.

    Ebenfalls eine sehr gute Aufnahme.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Sorry, da kommt ein amazonfreundlicher Hund. Speziell für den Kater?

    Sorry, Kater! Ich brauche ein wenig blöden Antiklimax nach einem anstrengenden Tag ...

    Vorhin habe ich aber nicht nur EIN Streichquartett gehört, sondern die ganze neu erworbene Scheibe. Gar nicht uninteressant ...


    :) Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Hier wieder all'ungherese.

    Béla Bartók

    Streichquartett Nr. 3 (1927)
    Streichquartett Nr. 4 (1928)

    Alban-Berg-Quartett

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Bartók goes influencing. Als Influenza noch kein Beruf war, sondern eine Krankheit.

    György Ligeti: Streichquartett Nr. 1 ("Métamorphoses nocturnes") (1953/54)

    Keller Quartet

    Gruß
    MB

    :wink:

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