Jeden Tag ein Streichquartett

  • So toll Griegs SQ auch ist, seine radikalsten Kompositioen sin wohl eher die Slåtter, Transkriptionen norwegischer Hardangerfiedelmusik für Klavier. Da sagen Bartók und Kodály schon hallo!

    Na, man lernt nie aus. Danke für Den Tipp! Wenn Bartok und Kodály das sagen, werde ich es mir mal besorgen. Bei dem SQ sagte ja nur Liszt hallo.

  • Ich würde sagen die Slåtter erinnern an "netten" Bartók. Es sind halt urwüchsige Bearbeitungen von echter Volksmusik, die weit über den populär-nationalen Stil Liszts und Dvoráks hinausgehen.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Gestern noch:

    Jeden Tag ein Streichquartett (26)

    Wolfgang Amadé Mozart: Streichquartett G-Dur KV 80 (73f)
    Hagen Quartett

    Persönlicher Höreindruck: Das Streichquartett G-Dur KV 80 (73f) von Wolfgang Amadé Mozart, sein erstes, 1770 komponiert, überrascht mit dem eröffnenden behutsam schreitenden Adagio, da tut sich gleich eines dieser Mozart Wunder auf. Das Hagen Quartett (DGG) kontrastiert diese himmlische Musik zum aufgeweckten, mit Nachdruck betonten Allegro des 2. Satzes. Beim Menuett und beim abschließenden Rondeau geht es stilvoll-galant zu, italienische Schule, Mozart hatte den bedeutenden Mailänder Komponisten Sammartini Anfang 1770 in Mailand kennengelernt.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Drei Streichquartette schrieb Edvard Grieg - das erste verschwunden, das letzte blieb unvollendet. In Gänze ist nur das in 8 Monaten zwischen 1877 und 1878 entstandene g-moll - Quartett, op 27, erhalten. Schade ist es, dass dieses wundervolle Werk im Schaffen Griegs nicht die große Beachtung findet, die es eigentlich verdient.

    Seit einiger Zeit steht das Grieg-Quartett ziemlich häufig auf Konzertprogrammen und erzielt dabei noch jedesmal erhebliche Wirkung - ist schließlich ein ziemlich effektvolles Stück. Auch an Einspielungen mangelt's nicht (ich schätze besonders diejenige des Hagen-Quartetts). Nach den populären Werken Griegs (Peer Gynt-Suiten, Aus Holbergs Zeit, Klavierkonzert, einige der Lyrischen Stücke) dürfte das Streichquartett das meistgespielte Stück des Komponisten sein.


    Viele Grüße

    Bernd

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  • Seit einiger Zeit steht das Grieg-Quartett ziemlich häufig auf Konzertprogrammen und erzielt dabei noch jedesmal erhebliche Wirkung - ist schließlich ein ziemlich effektvolles Stück. Auch an Einspielungen mangelt's nicht (ich schätze besonders diejenige des Hagen-Quartetts). Nach den populären Werken Griegs (Peer Gynt-Suiten, Aus Holbergs Zeit, Klavierkonzert, einige der Lyrischen Stücke) dürfte das Streichquartett das meistgespielte Stück des Komponisten sein.


    Das ist freilich insofern etwas missverständlich bzw. sagt nicht allzuviel über den Bekanntheitsgrad des Quartetts (das mit (spätem Beethoven m.E. nichts zu tun hat), da die populären Werke Griegs extrem populär und der Rest (also etwa die restliche Klaviermusik) zum großen Teil praktisch unbekannt ist. Es scheint allerdings inzwischen bekannter als die Violin- und Cellosonaten, was mich etwas wundert, da das auch alles dankbare Stücke sind, es nicht gar so viele bekannte Cellosonaten gibt und mindestens eine der Violinsonaten (ich weiß nie, welche) früher recht populär gewesen sein muss und von etlichen bekannten Geigern älterer Generationen (wie Heifetz oder Oistrakh) eingespielt wurde.

    Es gibt inzwischen auch mehrere Aufnahmen von Vervollständigungen des F-Dur-Quartetts.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Das ist freilich insofern etwas missverständlich bzw. sagt nicht allzuviel über den Bekanntheitsgrad des Quartetts (das mit (spätem Beethoven m.E. nichts zu tun hat), da die populären Werke Griegs extrem populär und der Rest (also etwa die restliche Klaviermusik) zum großen Teil praktisch unbekannt ist.

    Gut. Dann halt anders: Griegs g-moll-Streichquartett zählt unter den Quartetten, die in der zweiten Hälfte des 19. Jh. komponiert wurden, heute zu den häufiger aufgeführten (nach den drei von Brahms, einigen von Dvorak, dem ersten von Smetana und dem von Debussy - vermutlich inzwischen vor Verdi, Borodin, Tschaikowsky). Nicht umsonst haben prominente (z.B. Emerson, Hagen, Artemis, Leipziger) und weniger prominente Formationen das Werk auf Tournee gespielt oder spielen es noch.

    Mit Beethoven hat das Grieg-Werk in der Tat eher wenig zu tun. Eher erinnert der orchestrale Charakter mit den unzähligen Doppelgriffen an Schuberts G-dur und d-moll-Quartett (keine Ahnung, ob Grieg die gekannt hat, er hätte sie jedenfalls kennen können). Die Bearbeitung des Grieg-Quartetts für Streichorchester ist übrigens bei Kammerorchestern ziemlich beliebt.


    Viele Grüße

    Bernd

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  • Das Vorbild Schuberts ist sehr wahrscheinlich, da Grieg im langsamen Satz auch ein Lied von sich zitiert (Spillemand, glaube ich).

    Das Spielmannslied, das erste der Ibsen-Lieder op. 25, kommt nicht nur im langsamen Satz von Griegs Streichquartett op. 27 vor, sondern durchzieht das ganze Werk: Das Spielmannsmotiv eröffnet den ersten Satz und erklingt wieder am Ende des letzten Satzes. Des weiteren sind Motive des Spielmannslied in weiteren Stellen des Quartetts eingeflochten (Nebenthema des ersten Satzes, Einleitung zum Finale).

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

  • Auch hier lief heute ein Streichquartett:

    Anton Arensky: Streichquartett a-Moll op. 35

    The Raphael Ensemble

    Das ist auch einer von denen, die ich immer mal organisiert hören wollte... Tolle Mucke.

    :wink: Agravain

  • Als Beiträge zur Gattung Streichquartett hinterließ Erich Wolfgang Korngold drei völlig unterschiedliche Werke. Heute entschied ich mich für das mittlere (Nr. 2), dem ja österreichische,bzw. wienerische Atmosphäre nachgesagt wird. Dieses Flair kommt ganz bestimmt im letzten Satz mittels eines schwungvollen Walzers zum Ausdruck. Sehr formidabel spielt das Doric String Quartet den korngoldschen Melodienreigen.

    Gruß
    Josquin

  • Muss es sein? Es muss sein!

    Hab mich getraut ( ;) ) :

    vorhin in einer Konzertaufzeichnung vom BR mit dem Quatuor Diotima:

    die Nummer drei von Meister Lachenmann - Beiname Grido (Schrei) ...

    ... und vorher Ainsi la nuit von Dutilleux (sehr differenzierte, eher analytisch orientierte als allzu neu-impressionistische Interpretation) und (für mich) schon wieder Beethovens op. 135 (- das ich spannender kenne).

    Das Konzert fand in Erlangen statt; das Publikum schien offen und verständig. Auch die Tatsache, dass man das eher knapp gehaltene Konzert mit Lachenmann schloss und nicht, wie zu erwarten, mit Beethoven, hat mir gefallen.

    :cincinbier: Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Gestern noch:

    Jeden Tag ein Streichquartett (27)

    Billy Joel (arr. Radanovics): Root Beer Rag
    Spring String Quartet

    Ein Western-Streichquartett, als wäre man im Saloon...

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Jeden Tag ein Streichquartett (28)

    Edvard Grieg: Streichquartett g-Moll op. 27
    Hagen Quartett

    Im ersten Satz - die Kontraste, wie sie das 2. Thema nahezu mystisch dagegenhalten! Und kurz vor Satzschluss - nordische Einsamkeit wird da fühlbar. Die rascheren Passagen im 2. Satz dann - wie ein Traumtanz, so wie das "Trio" im 3. Satz auch skurril-traumtänzerisch auf mich wirkt. Und nach dem "Rezitativ" zum Finalbeginn der Saltarello-Ritt - bin absolut glücklich mit dieser Aufnahme. Das ist Streichquartettkultur vom Allerfeinsten!

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • bin absolut glücklich mit dieser Aufnahme. Das ist Streichquartettkultur vom Allerfeinsten

    Geht mir genauso. Finde außerdem, dass die hervorragend klingt.
    Bei mir gestern das Tokyo String Quartet mit Schuberts D. 810

    Zu diesem kammermusikalischen Blockbuster gibt es ja hier auch noch keinen Thread. Bemerkenswert.

  • Zu diesem kammermusikalischen Blockbuster gibt es ja hier auch noch keinen Thread. Bemerkenswert.

    Jaja ... die Todo-Liste:
    - Haydn op. 17, op. 20
    - Mozart Wiener Quartette
    - Mozart Streichquintett Nr. 1
    - Beethoven op. 95 (und alle danach ...)
    - Schubert Quartettsatz (Nr. 12), Nr. 13, Nr. 14

    Es gibt viel Huhn.

    Felix Mendelssohn Bartholdy: Streichquartett a-Moll op. 13

    Alban Berg Quartett

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Ralph Vaughan Williams' 2. Streichquartett ist der Bratschistin Jean Stewart gewidmet. Kein Wunder also, dass die Viola eine prominente Stellung in diesem Werk erhält und somit dazu beiträgt, dass insgesamt eine gedeckte Stimmung vorherrscht. Besonders gefällt mir der 2. Satz (Largo Romance), welcher mich besonders am Anfang an alte englischen Consort-Musick erinnert. Nach einem sehr unruhigen Scherzo endet das Quartett im Epiloque (Andante Sostenuto) doch noch mit einer (für den Briten so typischen) warmherzigen und trostvollen Melodie. The Medici String Quartet nahm das Werk im Beisein der Komponistenwitwe, Ursula VaughanWilliams, 1989 auf. Ich meine, diese Aufnahme klingt noch etwas beseelter, als die mit dem ebenfalls hervorragend spielenden Maggini Quartet.

    Gruß
    Josquin

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