Jeden Tag ein Streichquartett

  • Immer wieder ein Vergnügen:

    Joseph Haydn: Streichquartett B-Dur op. 50 Nr. 1

    Nomos-Quartett

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Vor wenigen Tagen habe ich diese Scheibe bestellt und heute gleich zweimal gehört. Vor längerer Zeit hat Wieland sie bereits kurz vorgestellt.

    Das dritte Quartett von Ullmann stammt aus dem Jahr 1943, ein Jahr später entstand das zweite von Schostakowitsch. Szymon Laks, der im Gegensatz zu Ullmann als führendes Mitglied des KZ-Lagerorchesters in Theresienstadt diese grauenhafte Zeit überlebt hat, schrieb sein drittes Quartett zu Kriegsende nach seiner Befreiung aus dem Lager.

    Der Cellist des Dover Quartet schildert in seinem einführenden Text, wie die vier Musiker Quartette im Umfeld des auf der CD vergleichsweise bekanntesten von Schostakowitsch gesucht haben, auf Ullmann stießen und erst durch die entstehende Fan-Gemeinde auf den nur wenig bekannten Laks aufmerksam wurden.

    Voices of Defiance ist der Titel der höchst interessanten Zusammenstellung und der Titel dürfte sich von selbst verstehen.

    Gewiss vermitteln die Kompositionen so etwas wie glühende Intensität, auch Trauer, aber nirgends Verzweiflung. Stattdessen ist das von dem Polen Laks beinahe folkloristischer Natur mit einem eindrucksvollen langsamen Satz. Das Ullmann-Quartett orientiert sich gleichermaßen an den Klangfarben des Impressionismus wie an Einflüssen der Zwölftonmusik.

    Zu Schostakowitsch wiederum kann man einen Auszug aus einer Kritik beim (obigen) Partner nachlesen, der auch meine Empfindung auf den Punkt bringt.

    Ich bin gleichermaßen begeistert von den Werken - ich kannte nur das Schostakowitsch-Quartett und gut kannte ich es nicht, was sich jetzt ändern wird -, von der wunderbar engagierten Interpretation, der hervorragenden Klangqualität und auch dem kenntnisreichen und anschaulichen Booklet.

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Ich hörte gerade zum zweiten Mal zwei Streichquartette von Robert Maggio, einem US-amerikanischen Komponisten Jg. 1964. Beide Quartette haben Bezüge zu seinem Privatleben. Das erste "Songbook for Annamaria" verarbeitet 4 Volksmelodien, die seiner Adoptivtochter sehr gefallen haben. Und das zweite "Rain and Ashes" bezieht sich zum einen auf die Hochzeit mit seinem Lebenspartner, bei der es unentwegt regnete und den Tod des Vaters 5 Tage darauf. Nun, solche Bezüge sind vielleicht ganz interessant, entscheidend ist aber, ob die Musik was taugt. Und mir gefällt sie ausgesprochen gut. Maggio hat offenkundig ein Händchen für das Genre und schreibt locker und interessant, die Musik ist weitgehend tonal, aber klar zeitgenössisch orientiert. Kann man sehr gut hören und die beiden Formationen (Corigliano und Borromeo) sind offenkundig mit Begeisterung dabei. Die CD ist recht kurz, hat aber auch nur wenige € gekostet.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Die CD ist recht kurz, hat aber auch nur wenige € gekostet.

    Hihi... :D

    42:21 Minuten - übliche LP-Länge, und die CDs in den 1980er Jahren gingen auch nicht immer länger. Wie die Zeiten sich ändern... :)

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Kaija Saariaho
    Nymphea für Streichquartett und Live Electronic
    META4

    Nymphea wurde für das Kronos Quartet komponiert; ich weiss nicht, ob sie es eingespielt haben. Ein 25-minütiges Stück angeblich inspiriert von Monets Bildern. Vor meinen inneren Augen erscheinen bei dieser Musik aber eher Bilder von fernen Galaxien und explodierenden Sternen. Wie gross der Anteil der Elektronik an diesen Klängen ist, vermag ich nicht abzuschätzen.

    Und danach gleich:

    Rued Langgaard
    Streichquartett Nr. 1
    Nightingale String Quartet



    Die Quartette von Langgaard gilt es noch zu entdecken. Gleich sein erstes ist m.E. ein großer Wurf, wunderbar gespielt von den Nachtigallen.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.


  • (AD: 12. - 15. Februar 2013, Concert Hall, Wyastone Estate, Monmouth)

    - Streichquartet Nr. 1 D-Dur, op. 25

    Takács Quartett (Edward Dusinberre, Violine I / Károly Schranz, Violine II / Geraldine Walther, Viola / András Fejér, Violoncello)

    &


    (AD: Januar 1988 [Nr. 2, 3, 6] / Februar 1988 [Nr. 4] / März 1988 [Nr. 1 & 5], American Academy and Institute of Arts and Letters, New York)

    - Streichquartett Nr. 4, Sz 91

    Emerson String Quartet (Eugene Drucker, Violine I / Philip Setzer, Violine II / Lawrence Dutton, Viola / David Finckel, Violoncello)

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

  • Guten Abend,

    seit vielen verstreuten Abenden höre ich mich durch Beethovens Streichquartette in der Aufnahme mit dem Gewandhaus Quartett. Es ist immer noch ein Kennenlernen. Die unprätentiösen, aber packenden Einspielungen sind da für mich genau das Richtige.

    Helli

  • seit vielen verstreuten Abenden höre ich mich durch Beethovens Streichquartette in der Aufnahme mit dem Gewandhaus Quartett. Es ist immer noch ein Kennenlernen. Die unprätentiösen, aber packenden Einspielungen sind da für mich genau das Richtige.

    Achtung Kopierorgien.
    Ich war so sauer, dass ich dem Gewandhaus-Quartett eine Mail geschrieben habe (vor 11 Jahren, keine Antwort erhalten. Die Box schleunigst verscherbelt). Erlaube mir mal daraus zu zitieren:

    Schon beim Anhören des ersten Satzes von op. 18/1 sind mir merkwürdige Übereinstimmungen zwischen Exposition und Wiederholung aufgefallen. Ich habe daraufhin bei einigen Expositionen überprüft, wieweit die Wiederholungen aus puren digitalen Kopien bestehen, und das Ergebnis war ernüchternd:

    op. 18/1 erster Satz: komplett kopiert
    op. 18/2 erster Satz: komplett kopiert
    op. 18/3 erster Satz: komplett kopiert
    (zusätzlich ist der erste Einsatz der Unterstimmen durch Schnitt verkürzt, bzw. das übergebundene Achtel der 1. Violine ist rhythmisch fast nicht vorhanden. Natürlich hat sie nicht so gespielt).
    Weitere Untersuchungen zu op. 18 habe ich mir erspart.

    Überraschenderweise sieht es bei op. 59 nicht ganz so schlimm aus. jedoch steht die Kopierquote immer noch an der Spitze aller Quartettaufnahmen, die ich bislang interessehalber auf gleiche Weise untersucht habe (ähnlich sind nur das Emerson Quartet und das Takacs Quartet).
    op. 59/2 erster Satz, erster Teil: 69% kopiert
    zweiter Teil: 30% kopiert (daß diese Wiederholung überhaupt gespielt wird, war für mich einer der Kaufgründe)
    op. 74 erster Satz: 65% kopiert

    Weiterhin fällt auf: Bei den späten Quartetten, für die nicht Herr Eberhard Geiger, sondern Frau Maria Suschke [Anm: als Aufnahmeleiter] verantwortlich zeichnet, ergibt sich ein völlig anderes Bild.

    op. 130: die Wiederholungen im ersten und letzten Satz fehlen. Wie läßt sich das mit der diesbezüglichen Texttreue vereinbaren, die in op. 59/2 gezeigt wird?!
    Wäre es nicht angebracht gewesen, die Aufnahme von op. 130 zu wiederholen? - frage ich mich als Liebhaber v.a. dieses Werkes.

    op. 135 letzter Satz: 4% kopiert (danke, Frau Suschke)

    [Ende des Zitats]

  • Lieber Khampan,

    danke für den Hinweis! Die SQs von Luddi sind mir aber derzeit noch harter Stoff, dass mir das irrelevant ist. Wenn ich das erste Mal Bananen esse, ist es mir auch egal, ob Chiquitita oder Aldi oder Bio.

    Helli

  • Wenn ich das erste Mal Bananen esse, ist es mir auch egal, ob Chiquitita oder Aldi oder Bio.

    Es gibt natürlich auch den Fall, dass man jahrelang nicht versteht was andere so gut an irgendwas finden (Olivenöl wäre so ein Thema), bis man drauf kommt dass es an der Qualität liegt.

    Das ist hier allerdings nicht so, denn in der Tat nicht nur das:

    Die SQs von Luddi sind mir aber derzeit noch harter Stoff, dass mir das irrelevant ist.

    ...sondern das Gewandhaus Quartett finde ich sogar ziemlich gut für den Einstieg. Sie wären es auch für den fortgeschrittenen Gebrauch, wenn die Schummelei nicht wäre. Deshalb war ich ja so sauer.

    Falls dir bei den Aufnahmen etwas langweilig oder redundant vorkommt, kommt es eventuell gar nicht vom Spiel...
    Fürs erste: viel Vergnügen!

  • Regers Streichquartett Es-Dur Op. 109 mit dem Mannheimer Streichquartett

    Hier und kam der Eindruck einer gewissen Sperrigkeit auf, aber das mag täuschen :)

    Äußerst klar und transparent dargeboten, finde ich.

  • Lieber Braccio,

    Ich kenne die neue Aufnahme mit dem Hagen Quartett leider noch nicht, werde mir diese aber demnächst auf CD kaufen. Deine Höreindrücke lassen ja Großartiges erwarten. Die Vorfreude ist bei mir bereits vorhanden. Da bin ich einmal gespannt. Meine bisherigen Favoriten sind das Takacs Quartet auf Hyperion und das Auryn Quartett auf Tacet.

    Die von die gehörte Aufnahme des Reger Streichquartetts op. 109 habe ich auch auf CD und werde ich mir ebenfalls anhören.

    Herzliche Grüße

    Gerhard

  • Ich kenne die neue Aufnahme mit dem Hagen Quartett leider noch nicht, werde mir diese aber demnächst auf CD kaufen.

    Da bin ich gespannt, lieber Gerhard, ob sie auch Deinen Geschmack trifft. Für mich war die bei Op. 67 ja ein wahrer Ohrenöffner. Herzliche Grüße!

  • Lieber Peter,

    Jedenfalls haben wir erstaunlich oft musikgeschmackliche Übereinstimmung, von daher ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Aufnahme mir gefällt.

    Aus aktuellem Anlaß:

    1. Der erste Geiger des Takacs Quartet hat über das 6. Streichquartett von Bela Bartok einen Artikel geschrieben (mit Deep L translator kann man sich schnell eine deutsche Übersetzung machen lassen, wenn man will):

    http://massreview.org/node/7573

    2. Das Takacs Quartet bekommt ab Mitte nächsten Jahres einen neuen Bratschisten:

    https://myemail.constantcontact.com/WORLD-RENOWNED…aid=3qY9Vihcfl8

    Herzliche Grüße!

    Gerhard

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