Teodor Currentzis

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    Näheres vielleicht später mal, sei es in diesem Thread, sei es in dem Faden über die Konzerte in der Elbphilharmonie.

    Deine Eindrücke würden mich näher interessieren - zumal es hier recht unterschiedliche Bewertungen gibt.

    Momentan erwäge ich sogar, mir eine Karte für den 23.6.19 zu sichern (die Preise sind relativ moderat): Wieder im Rosengarten Mannheim, wieder Currentzis mit dem SWR-Orchester, diesmal mit Schostakowitschs Siebter:
    https://swrservice.de/swr-classic/in…ails&va_id=7168.
    Könnte mir vorstellen, daß sich das lohnen würde, trotz meiner etwas skeptischen Haltung.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Das dürfte die Begründung sein:

    In 2007, King was convicted of fourteen charges of indecent assault for the sexual assault of five boys, three under the age of sixteen, between 1982 and 1995.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Ich habe mir gerade das Video von der SWR Aufnahme Currentzis mit dem SWR angeguckt. Schnittke Bratschenkonzert und Tschaikowskys 5.. Und beides hat mir richtig Spaß gemacht. Das hätte ich gerne Live gesehen. Auch wenn Currentzis Gesichtsausdrücke manchmal arg übertrieben wirkten, aber so ist er halt. Und musikalisch fand ich es toll.

    Viele Grüße, Michael

  • Das dürfte die Begründung sein:

    In 2007, King was convicted of fourteen charges of indecent assault for the sexual assault of five boys, three under the age of sixteen, between 1982 and 1995.

    Danke , Wieland . Ich habe es nicht gewußt . Da ich aus ähnlichen Gründen Aufnahmen von Pletnjev und Levine meide , kann ich die Haltung nachvollziehen .
    ,

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Deine Eindrücke würden mich näher interessieren - zumal es hier recht unterschiedliche Bewertungen gibt.

    Ich fange einfach mal an. Obwohl es sehr viel zu sagen gibt, wofür mir im Moment allerdings die Zeit fehlt, hier schon mal der wichtigste Aspekt, der mich von dem gestrigen Currentzis-Abend schwärmen lässt:

    Bisher kannte ich nur die Studioaufnahme der Sinfonie Nr. 6 von Tschaikowsky mit ihm. Diese Aufnahme zeichnet sich durch einen irrsinnig guten Orchesterklang aus. Ich schob dies bisher auf eine herausragend gute Aufnahmetechnik. Im gestrigen Konzert habe ich aber gemerkt, dass diese klangliche Exorbitanz am Dirigenten liegen muss. Denn im gestrigen Konzert klang das SWF Sinfonieorchester so hinreißend gut, so überaus fabelhaft, dass man schon von einem Klangrausch sprechen kann. Ich habe kein Orchester zuvor im Großen Saal der Elbphilharmonie gehört, das besser klang. Schon gar nicht das Residenzorchester des Hauses. Und selbst absolute Spitzenorchester, von denen ich nun schon so einige in diesem Saal erlebt habe, klangen allenfalls genauso gut (ich denke dabei insbesondere an das Boston Symphony Orchestra unter Andris Nelsons), nicht besser. Das SWF Sinfonieorchester bot unter Currentzis eine so überragende klangliche Leistung, dass der Abend allein deshalb schon unvergesslich war. Interpretatorische Sperenzchen, wie Du, lieber Gurni, sie beschrieben hast, habe ich beim Tschaikowsky durchaus auch wahrgenommen. Über die kann und muss man sich unterhalten, klar. Aber was dieser Mann, der erst seit drei Monaten Chefdirigent dieses neuformierten Orchesters ist, an Klangwundern aus diesem Orchester herausgezaubert hat, ist kaum zu beschreiben. Während ein Thomas Hengelbrock sich 1 1/2 Jahre erfolglos mit der Akustik des Großen Saals der Elbphilharmonie abgemüht hat, kommt ein Teodor Currentzis daher und zeigt dem Publikum überhaupt erst einmal auf, was hier alles möglich ist! Und es ist nicht so, dass ich das SWR Sinfonieorchester bisher noch nicht in diesem Saal gehört hätte. Am 17. November 2017 hörte ich dieses Orchester unter Peter Eötvös im Großen Saal. Es ist mir damals nicht durch irgendwelche besonderen klanglichen Qualitäten aufgefallen. Currentzis hat in kürzester Zeit eine Arbeit geleistet, die dieses Orchester, wenn er so weiter macht, bis an die europäische Spitzenklasse führen könnte.

    Da ich Currentzis das erste Mal live erlebt, aber zuvor schon viel über ihn in allen möglichen Quellen gelesen habe, hatte ich alles Mögliche an Extravaganz von seiner Erscheinung erwartet. Was ich dann gestern im realen Leben sah, entsprach diesem image überhaupt nicht. Wo waren denn bitteschön die "Springerstiefel", die er angeblich beim Dirigieren tragen soll? Es handelte sich um ganz normale Schnürschuhe, die er allerdings mit roten Schuhbändern trug. Na und? Ist einem Mann nicht ein kleiner Farbtupfer im üblichem Schwarz-Einerlei der Dirigentenkluft erlaubt? Außerdem trug er eine enge schwarze Röhrenjeans. Ebenfalls na und? Und dass er angeblich beim Dirigieren gelegentlich zwischen den Orchestermusikern herumlaufen soll, kann ich nicht bestätigen. Er blieb brav auf seinem Dirigentenpult. Dort dirigierte er ohne Taktstock. Aber das tat der 91-jährige Herbert Blomstedt bei Beethoven und Brahms am letzten Freitag mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester auch, ohne dass er in der Presse deswegen als "extravagant" bezeichnet wurde. Dieses ganze "enfant terrible"-Gerede kann ich nach meinem ersten Konzerterlebnis mit ihm nicht nachvollziehen. Er dirigiert sehr lebhaft, mit vollem Körpereinsatz, aber das tat z.B. ein Leonard Bernstein auch. Was ist daran falsch?

    Was mir ausgesprochen gut gefiel: Als nach dem ersten Satz der Tschaikowsky-Sinfonie Zwischenbeifall aufkam, verbat sich Currentzis dies mit einer herrischen Geste zum Publikum. Und sofort war es mucksmäuschenstill. Das müsste Schule machen bei anderen Dirigenten, damit diese Unsitte endlich mal aufhört! :top:

    Ein lautes Handyklingeln in das leise Ausklingen eines weiteren Tschaikowsky-Satzes hinein quittierte er ebenfalls mit einer eindeutigen Geste zum Publikum. Auch das habe ich so noch nicht von anderen Dirigenten erlebt, die solche Zwischenfälle eher leidend erdulden oder einfach ignorieren, nicht aber - wie Currentzis es tut - missbilligend kommentieren. Recht hat er damit!

    Dies als kleiner Einstieg in meine Eindrücke von jenem denkwürdigen Abend. Es gäbe noch so viel mehr zu schreiben: Zum Beispiel über den fantastischen Viola-Solisten Antoine Tamestit. Oder über die völlig ungewöhnliche Idee, als Zugabe eines Orchesterkonzerts die Stimmführer der Streicher ein Streichquartett spielen zu lassen, im abgedunkelten Saal. Es gab Schostakowitschs Streichquartett c-moll op. 110. Einfach wunderbar!

    Teodor Currentzis hat mich sehr, sehr beeindruckt. Und ich ärgere mich, die ersten beiden Konzerte seiner aus sieben Konzerten bestehenden Elbphilharmonie-Residenz in dieser Saison verpasst zu haben. Bei den noch folgenden vier Konzerten werde ich versuchen, dabei zu sein. Für die "Leningrader" von Schostakowitsch am 21. Juni mit dem SWR Sinfonieorchester habe ich schon eine Karte. Für die anderen (selbstredend ausverkauften) Abende werde ich mich auf die Pirsch legen, um noch Karten zu ergattern.

    Ein kurzes Wort noch zum off-topic Robert King: Er hat seine Haftstrafe von 3 Jahren und 9 Monaten, zu welcher er verurteilt worden ist, abgesessen. Wer nur ein klein wenig die Grundsätze eines Rechtsstaats verinnerlicht hat, weiß, dass es damit sein Bewenden haben muss. Ein Uli Hoeneß ist nach Verbüßung seiner Haftstrafe wieder Präsident des FC Bayern München - wie vor seiner Verurteilung. Robert King gibt wieder Konzerte mit dem King's Consort - wie vor seiner Verurteilung. Und das ist auch gut so. Wer das anders sieht, sollte sich mal mit dem Gedanken der Resozialisierung von Straftätern, die ihre Strafe verbüßt haben, befassen. Und ein James Levine, lieber b-major, ist insoweit kein gutes Beispiel. Der hat niemals eine Gefängnisstrafe für seine Handlungen abgesessen. Robert King schon.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Vielen Dank, lieber music lover, für Deinen ausführlichen, informativen Bericht! Ich kann mir gut vorstellen, daß das alles klanglich in der Elbphilharmonie ganz anders rüberkommt als im Konzerthaus Rosengarten in Mannheim.

    Wenn ich mich entscheide, Currentzis mit Schostakowitsch im Juni erneut zu erleben, können wir uns natürlich gern wieder darüber austauschen, da Du ja dann zwei Tage zuvor in Hamburg dabeisein wirst.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Er dirigiert sehr lebhaft, mit vollem Körpereinsatz, aber das tat z.B. ein Leonard Bernstein auch. Was ist daran falsch?

    Ich werde es Dir aus der Sicht des Musikers schildern. Zu viele solcher Bewegungen sind für die Ausführenden oftmals nicht mehr Sinn und Zweck des Dirigierens, nämlich das Orchester auf spezielle Stellen "vorzubereiten". Man kann sie als "Selbstdarstellung" empfinden, wenn es vielleicht auch so vom Dirigenten selbst nicht gewollt ist. Bernstein wird vermutlich selbst über sich erschrocken sein, wenn er sich selbst dirigieren hat gesehen anschließend, doch er war so in die Musik vertieft, dass er einfach SO damit umging.

    Es ist auch für den Zuhörer selbst eher störend, ich selbst würde das Wort "albern" verwenden. Mir geht sowas total auf den Senkel, weil man immer mal wieder das eigentlich erwartete Zeichen nicht mehr wahr nimmt.Bedenke bitte, dass nicht jeder Musiker seinen Part auswendig spielen kann, also sowohl die Noten, den Dirigenten, die Kollegen und vielleicht noch den/die Solisten wahr nehmen muss. Natürlich ist da auch viel Routine dabei, aber versuche Dich einfach mal in den Musiker hinein zu versetzen.

    Anmerkung meinerseits: Wenn ich MICH in Videos anschließend herumfuchteln sehe (als Musiker, nicht als Dirigenten.) mit meinem Horn und Körpereinsatz, muss ich selbst über mich lachen und mit dem Kopf schütteln. Man nimmt das selbst auch nicht wahr beim Spielen. So wird es Herrn Currentzis vermutlich auch gehen. Daher habe ich als Musiker durchaus Verständnis für diese Art des Dirigierens, und ist keinerlei Bewertung der Umsetzung der Musik an sich.


    Oder über die völlig ungewöhnliche Idee, als Zugabe eines Orchesterkonzerts die Stimmführer der Streicher ein Streichquartett spielen zu lassen, im abgedunkelten Saal.

    Hier sehe ich es anders. Die Idee mag vertretbar sein, aber ich könnte es auch als Abwertung des restlichen Klangkörpers werten, wenn ich jetzt Erbsenzähler wäre. Wenn, dann bitte das ganze Orchester, denn das Orchester hat diese famose Leistung erbracht, nicht nur die Stimmführer der Streicher. Was ist mit den Stimmführern der anderen Sektionen? Da bin ich dann doch anderer Ansicht insgesamt gesehen. Doch wie gesagt, das ist Erbsenzählen jetzt.

    Es muss ein großartiges Konzert gewesen sein, das ist das Wichtigste überhaupt. Danke sehr für den sehr ausführlichen Bericht.


    Ein kurzes Wort noch zum off-topic Robert King: Er hat seine Haftstrafe von 3 Jahren und 9 Monaten, zu welcher er verurteilt worden ist, abgesessen. Wer nur ein klein wenig die Grundsätze eines Rechtsstaats verinnerlicht hat, weiß, dass es damit sein Bewenden haben muss. Ein Uli Hoeneß ist nach Verbüßung seiner Haftstrafe wieder Präsident des FC Bayern München - wie vor seiner Verurteilung. Robert King gibt wieder Konzerte mit dem King's Consort - wie vor seiner Verurteilung. Und das ist auch gut so. Wer das anders sieht, sollte sich mal mit dem Gedanken der Resozialisierung von Straftätern, die ihre Strafe verbüßt haben, befassen.

    Auch hier bin ch anderer Auffassung als Du. Steuern kann ich nachzahlen, habe letzten Endes nicht wirklich jemanden geschadet in Form von Gewalt jeder Art, auch wird niemand darunter psychisch bis ans Lebensende leiden müssen, daher kann man da von einer beglichenen Schuld sprechen.

    Herr King hat junge Menschen schweren Schaden zugefügt, körperlich wie psychisch, das ist aber ein gewaltiger Unterschied. Dass man so jemanden überhaupt noch mit dem gleichen Ensemble auftreten lässt, und es da offenbar nicht mal Widerstand aus dem Orchester/Chor heraus gibt, finde ich schon höchst merkwürdig. Daher kann ich die Haltung nachvollziehen, wenn Leute aus diesem Grunde nicht mehr zu seinen Konzerten gehen werden.

    Solche Menschen sind für mich nicht resozialisierbar, sondern krank. Die Rückfall-Quote ist hoch, und er hat erneut die Möglichkeit es zu tun. Das kann nicht im Sinne der Missbrauchten sein. Darüber muss ich mir keine Gedanken machen, sondern die Leute, die ihn viel zu milde haben verurteilt. Es war eine Affekt-Tat, sondern über Jahre absichtlich gewollt. Doch das gehört eigentlich nicht hier hin.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Man kann sie als "Selbstdarstellung" empfinden, wenn es vielleicht auch so vom Dirigenten selbst nicht gewollt ist.

    Mir geht sowas total auf den Senkel


    Man muss freilich konzedieren, dass es Menschen geben könnte, die mit Feder und/oder Tastatur so umgehen, wie andere mit ihren Gliedmaßen beim Dirigieren.

    In der Tat sind

    herumfuchteln


    und

    albern


    eventuell in einigen Fällen Beschreibungen, die man als passend empfinden könnte.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Bedenke bitte, dass nicht jeder Musiker seinen Part auswendig spielen kann, also sowohl die Noten, den Dirigenten, die Kollegen und vielleicht noch den/die Solisten wahr nehmen muss. Natürlich ist da auch viel Routine dabei, aber versuche Dich einfach mal in den Musiker hinein zu versetzen.

    Ich werde es Dir aus der Sicht des Musikers schildern. Zu viele solcher Bewegungen sind für die Ausführenden oftmals nicht mehr Sinn und Zweck des Dirigierens, nämlich das Orchester auf spezielle Stellen "vorzubereiten"

    Also nach allem was ich bisher gehört habe und was man im Konzert auch sieht, tragen die Musiker Currentzis auf Händen. Er hat sie aus ihrer jahrelangen Misere quasi erlöst. Ich habe kürzlich einige der Konzertmeister etwas kennengelernt, einer davon hat ziemlich klar gesagt, dass die letzten beiden Dirigenten (Norrington, Deneve) gar nicht hätten richtig dirigieren können. Im Gegensatz zu Currentzis. Sicher eine etwas übertriebene Ansicht, aber dass die Musiker unter Currentzis stöhnen und ächzen, halte ich für sehr unwahrscheinlich.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Also nach allem was ich bisher gehört habe und was man im Konzert auch sieht, tragen die Musiker Currentzis auf Händen. Er hat sie aus ihrer jahrelangen Misere quasi erlöst. Ich habe kürzlich einige der Konzertmeister etwas kennengelernt, einer davon hat ziemlich klar gesagt, dass die letzten beiden Dirigenten (Norrington, Deneve) gar nicht hätten richtig dirigieren können. Im Gegensatz zu Currentzis. Sicher eine etwas übertriebene Ansicht, aber dass die Musiker unter Currentzis stöhnen und ächzen, halte ich für sehr unwahrscheinlich.

    Du hast mich da ein wenig missverstanden. Es ist schlimm, wenn Konzertmeister das über die beiden vorherigen Dirigenten gesagt haben, denn es ist quasi eine Bankrott-Erklärung für diese beiden Dirigenten.

    Ich habe nur die Meinung aus meiner Sicht, also des ausführenden Musikers, geschrieben. Um so erfreulicher, dass man nun offenbar jemanden gefunden hat, der zwar ziemlich exzentrisch dirigiert, aber trotzdem dem Orchester die entscheidenden Faktoren wie Genauigkeit und Klarheit vermitteln kann.

    MIR wäre es einfach zu viel, wenn jemand da vorne winkt wie der Fluglotse am Frankfurter Flughafen, um es mal total überspitzt zu formulieren.


    Man muss freilich konzedieren, dass es Menschen geben könnte, die mit Feder und/oder Tastatur so umgehen, wie andere mit ihren Gliedmaßen beim Dirigieren.

    Ich freue mich, dass Du auch in der Vorweihnachtszeit noch genug Zeit findest, die Tastatur mit all Deiner Herzlichkeit zu bedienen. Man könnte annehmen, dass die Orgel inzwischen sich bei manchen Menschen weigert ihr Loblied mit diesem zu spielen. Da passt doch ein jubelndes "Oh, Du Fröhliche" wunderbar hier hinein.

    An die Mods: Und ab in die Splitter damit..... :jaja1:

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Ich werde es Dir aus der Sicht des Musikers schildern. Zu viele solcher Bewegungen sind für die Ausführenden oftmals nicht mehr Sinn und Zweck des Dirigierens, nämlich das Orchester auf spezielle Stellen "vorzubereiten". Man kann sie als "Selbstdarstellung" empfinden, wenn es vielleicht auch so vom Dirigenten selbst nicht gewollt ist. Bernstein wird vermutlich selbst über sich erschrocken sein, wenn er sich selbst dirigieren hat gesehen anschließend, doch er war so in die Musik vertieft, dass er einfach SO damit umging.

    Es ist auch für den Zuhörer selbst eher störend, ich selbst würde das Wort "albern" verwenden. Mir geht sowas total auf den Senkel, weil man immer mal wieder das eigentlich erwartete Zeichen nicht mehr wahr nimmt.Bedenke bitte, dass nicht jeder Musiker seinen Part auswendig spielen kann, also sowohl die Noten, den Dirigenten, die Kollegen und vielleicht noch den/die Solisten wahr nehmen muss. Natürlich ist da auch viel Routine dabei, aber versuche Dich einfach mal in den Musiker hinein zu versetzen.

    Sorry, aber ich finde das....unrichtig. Es mag sein, dass das bei Jazz-Bands oder Tanzorchestern anders ist. Aber Musiker in einem Sinfonieorchester wissen sehr wohl, wann sie einzusetzen haben. Notfalls zählen sie die Takte mit. Das hat aber nichts mit "auswendig spielen müssen" zu tun. Davon abgesehen, hat auch Bernstein derartige Zeichen gegeben. Ich finde seine Art des Dirigieren sogar sehr suggestiv.

    maticus

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  • Sorry, aber ich finde das....unrichtig. Es mag sein, dass das bei Jazz-Bands oder Tanzorchestern anders ist. Aber Musiker in einem Sinfonieorchester wissen sehr wohl, wann sie einzusetzen haben. Notfalls zählen sie die Takte mit. Das hat aber nichts mit "auswendig spielen müssen" zu tun. Davon abgesehen, hat auch Bernstein derartige Zeichen gegeben. Ich finde seine Art des Dirigieren sogar sehr suggestiv.

    Das ist DEINE Meinung dazu, Vielleicht für Dich als Information. Ich hatte auch eine Zeit VOR dem Jazz Meine Meinung ist also nicht aus der Sicht des Jazzmusikers hier gemacht, sondern des Konzertmusikers.

    Offenbar erkennst Du den Zusammenhang nicht zwischen "Takte zählen" und "Einsätze geben". Wenn das denn alles NICHT notwendig wäre, warum steht denn da jemand vorne dran? Vielleicht mal darüber nachdenken, was der Sinn eines Dirigenten sein soll, wenn nicht die Koordination der einzelnen Orcherstergruppen, bzw. den Einsätzen?

    Es geht dabei weniger um eher "einfache" Werke der Standard-Literatur. Die können die Musiker in der Nacht um drei blind spielen, sondern eben um das Ordnen des Orchesters.

    Wenn DU das "sehr suggestiv" siehst, ist das noch lange kein Qualitäts-Merkmal eines Dirigenten, sondern eher die Beeinflussung der Anderen. Du bist gerade auch in die Falle getappt, dass DAS etwas mit der Qualität zu tun hat. Hat es nämlich nicht. Es entfacht auf DICH eine Wirkung, die man auch als "ratternfängerhaft" ganz frech ins Negative kehren könnte, wenn man denn wolle.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Dass man so jemanden überhaupt noch mit dem gleichen Ensemble auftreten lässt, und es da offenbar nicht mal Widerstand aus dem Orchester/Chor heraus gibt, finde ich schon höchst merkwürdig.

    Das King's Consort ist Robert Kings eigene Gründung - daher nicht weiter verwunderlich, daß er es nach seinem Gefängnisausfenthalt wieder übernommen hat. Und ob tatsächlich noch viele der Mitglieder da waren nach dem Neustart Kings, das würde ich so nicht unterschreiben. Hyperion - Kings Hauslabel - hat seine letzte Veröffentlichung im September 2006 herausgebracht (Rossinis Petite Messe solennelle); danach gab es nur noch Neuausgaben älterer Titel.

    Insgesamt sehe ich seinen Neustart seit 2010 als großen Bruch, denn man hört erstaunlich wenig von seinen Aufführungen und den neuen Einspielungen (die es definitiv gibt). Ich denke schon, daß er als Persona non grata betrachtet und entsprechend behandelt wird.

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Und was hat der gemacht, dass er euch nicht ins Haus kommt??

    Vermutlich deshalb, weil er nicht so aufregend komponierte, wie es ihm sein Lehrer Frank Bridge beigebracht haben müßte... :D

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  • Sorry, aber ich finde das....unrichtig. Es mag sein, dass das bei Jazz-Bands oder Tanzorchestern anders ist. Aber Musiker in einem Sinfonieorchester wissen sehr wohl, wann sie einzusetzen haben. Notfalls zählen sie die Takte mit. Das hat aber nichts mit "auswendig spielen müssen" zu tun. Davon abgesehen, hat auch Bernstein derartige Zeichen gegeben. Ich finde seine Art des Dirigieren sogar sehr suggestiv.

    maticus

    Das ist sicher ein interessantes Thema. Wie weit der Dirigent die Musik in seinen Bewegungen reflektieren muss, darüber sind sich sowohl Orchestermusiker und Dirigenten wohl nicht einig und werden sich auch nie einig werden. Deshalb gibt es ja nun solche Extreme wie Boulez und Nelsons z.B. Bei Boulez ist es mir persönlich zu wenig, bei Nelsons zu viel. Currentzis finde ich manchmal auch etwas übertrieben und unecht, aber Bernstein hingegen glaubhaft und genial und eben äusserst inspirierend. Letztendlich gibt es einfach eine Grenze, dann wird das Dirigieren zum Ballett. Viele Musiker erkennen das eigentlich, das Publikum nicht unbedingt. Als Orchestermusiker lernt man aber schon gleichzeitig seine Noten und den Dirigenten im Auge zu behalten, und auch den Stimmführer, egal was der Dirigent da aufführt...

    Vermutlich deshalb, weil er nicht so aufregend komponierte, wie es ihm sein Lehrer Frank Bridge beigebracht haben müßte... :D

    willkommen am Stammtisch... :schnaps1: was die Debatte um Robert King angeht, so wird hier alles durcheinander geschmissen, und jetzt dann auch noch ein bisschen Brittenbashing betrieben, super.... King, Levine, Plethnev, Britten, alles in einen Topf.
    Was Britten betrifft, so ist er jedenfalls kein verurteilter Kinderschänder, sondern es gibt meines Wissens einen einzigen Vorwurf eines evtl. Geschädigten, der aber unbewiesen ist. Plethnev wurde wahrscheinlich reingelegt, da ist absolut nichts auch nur ansatzweise bewiesen. King und Levine hingegen schon, wobei der Hinweis das King seine Strafe verbüsst hat, eigentlich auch was hat. Ob man sein Vorleben bei einem Konzert ausblenden kann oder nicht sei jedem selber überlassen.
    Britten wird von vielen grossen Musikern als einer der grössten musikalischen Genies des 20.Jh gesehen und auch von diesen aufgeführt. Ihm jetzt hier nebenbei seine musikalische Bedeutung abzusprechen halte ich für masslos arrogant, eben Stammtischniveau...

    Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen, Wenn es nicht aus der Seele dringt Und mit urkräftigem Behagen Die Herzen aller Hörer zwingt.
    Goethe, Faust 1

  • was die Debatte um Robert King angeht, so wird hier alles durcheinander geschmissen, und jetzt dann auch noch ein bisschen Brittenbashing betrieben, super.... King, Levine, Plethnev, Britten, alles in einen Topf.

    Das haben diese Art von Diskussionen an sich - ohnehin ein weites Feld, was hier eigentlich zu großen Raum einnimmt. Verschieben?

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