Einleitung
„Es ist ein in Stücke geschnittenes Paradies, ein Strom vertrauter Töne in ungewohnter Anordnung. Eine glamouröse Hollywood-Fanfare wird von einer tranceartigen Folge sich verschiebender Beats abgelöst; wabernde Wolken wagnerschen Wohlklangs weichen einem Saxofon-quartett. Es ist amerikanische Romantik im Präsens, die den Geistern Mahlers und Sibelius‘ Ehre erweist, sich minimalistische Prozesse zunutze macht, bei Jazz und Rock Klänge klaut, in den Archiven der Nachkriegsavantgarde forscht. Zahllose Töne werden zergliedert und durch eine sofort erkennbare persönliche Stimme gefiltert, die manchmal überschwänglich und manchmal melancholisch, manchmal hip und manchmal edel klingt und sich ihren Weg durch eine fragmentierte Kultur bahnt.“
So beschreibt Alex Ross die Musik John Adams‘ in seinem epochalen wie unterhaltsamen Buch The Rest is Noise, welches mit einem Kapitel über das vielleicht bekannteste und nachhaltigste Werk von John Adams, dessen erste Oper Nixon in China, abschließt.
In Deutschland zwar noch recht unbekannt, stehen im Gegensatz dazu seine Werke regelmäßig auf dem Programm amerikanischer und englischer Orchester und Opernhäuser, was John Adams zu dem meistgespielten und populärsten zeitgenössischen Komponisten der USA macht. Dies mag manch einem suspekt vorkommen, sind doch Popularität und Erfolg oft nur schwer mit bedingungslos künstlerischen Ansprüchen vereinbar. Und ja, sein ästhetischer Ansatz ist fern ab von unumstritten, doch dazu später mehr.
Leider wird Adams hierzulande beinahe ausschließlich mit den anderen Vertretern der sogenannten „Minimal-Music“ in Verbindung gebracht, namentlich Terry Riley, Steve Reich und Philip Glass. Dabei hat er sich bereits relativ früh von den starren Prinzipien dieser Kompositionstechnik mehr oder weniger verabschiedet und einen polyglotten Stil entwickelt, der zwar immer noch Merkmale des Minimalismus nutzt, sich jedoch viel freier in der Umsetzung der Ideen entfalten kann.
Anfangs war seine Musik lediglich eine Art „guilty pleasure“ meinerseits. Denn unbestreitbar ist doch, dass sie einen wahnsinnig unterhalten kann, stellenweise voller impulsiver Lebensfreude steckt und Spaß am Eklektizismus nicht scheut. Mit der Zeit habe ich aber seine bisweilen zynische Fähigkeit zur Ironie lieben gelernt, darüber hinaus erfindet sich Adams mit viel Witz und Charme stets neu und verblüfft einen so bei vielen seiner Werke mit einem ungebrochenen Einfallsreichtum.
Diese Saison ist John Adams dank der Initiative von Simon Rattle „artist in residence“ bei den Berliner Philharmonikern; eine Ehre, die dort einem Komponisten zuletzt vor vielen Jahren zuteilwurde (damals Wolfgang Rihm 1997/1998). Eine gute Gelegenheit also, hier einmal Leben und Werk umfangreich vorzustellen.
Neben The Rest is Noise und diverser Interviews diente mir vor allem seine Autobiografie von 2008, Hallelujah Junction – Composing an American Life, als Quellengrundlagen.
„Es ist ein in Stücke geschnittenes Paradies, ein Strom vertrauter Töne in ungewohnter Anordnung. Eine glamouröse Hollywood-Fanfare wird von einer tranceartigen Folge sich verschiebender Beats abgelöst; wabernde Wolken wagnerschen Wohlklangs weichen einem Saxofon-quartett. Es ist amerikanische Romantik im Präsens, die den Geistern Mahlers und Sibelius‘ Ehre erweist, sich minimalistische Prozesse zunutze macht, bei Jazz und Rock Klänge klaut, in den Archiven der Nachkriegsavantgarde forscht. Zahllose Töne werden zergliedert und durch eine sofort erkennbare persönliche Stimme gefiltert, die manchmal überschwänglich und manchmal melancholisch, manchmal hip und manchmal edel klingt und sich ihren Weg durch eine fragmentierte Kultur bahnt.“
So beschreibt Alex Ross die Musik John Adams‘ in seinem epochalen wie unterhaltsamen Buch The Rest is Noise, welches mit einem Kapitel über das vielleicht bekannteste und nachhaltigste Werk von John Adams, dessen erste Oper Nixon in China, abschließt.
In Deutschland zwar noch recht unbekannt, stehen im Gegensatz dazu seine Werke regelmäßig auf dem Programm amerikanischer und englischer Orchester und Opernhäuser, was John Adams zu dem meistgespielten und populärsten zeitgenössischen Komponisten der USA macht. Dies mag manch einem suspekt vorkommen, sind doch Popularität und Erfolg oft nur schwer mit bedingungslos künstlerischen Ansprüchen vereinbar. Und ja, sein ästhetischer Ansatz ist fern ab von unumstritten, doch dazu später mehr.
Leider wird Adams hierzulande beinahe ausschließlich mit den anderen Vertretern der sogenannten „Minimal-Music“ in Verbindung gebracht, namentlich Terry Riley, Steve Reich und Philip Glass. Dabei hat er sich bereits relativ früh von den starren Prinzipien dieser Kompositionstechnik mehr oder weniger verabschiedet und einen polyglotten Stil entwickelt, der zwar immer noch Merkmale des Minimalismus nutzt, sich jedoch viel freier in der Umsetzung der Ideen entfalten kann.
Anfangs war seine Musik lediglich eine Art „guilty pleasure“ meinerseits. Denn unbestreitbar ist doch, dass sie einen wahnsinnig unterhalten kann, stellenweise voller impulsiver Lebensfreude steckt und Spaß am Eklektizismus nicht scheut. Mit der Zeit habe ich aber seine bisweilen zynische Fähigkeit zur Ironie lieben gelernt, darüber hinaus erfindet sich Adams mit viel Witz und Charme stets neu und verblüfft einen so bei vielen seiner Werke mit einem ungebrochenen Einfallsreichtum.
Diese Saison ist John Adams dank der Initiative von Simon Rattle „artist in residence“ bei den Berliner Philharmonikern; eine Ehre, die dort einem Komponisten zuletzt vor vielen Jahren zuteilwurde (damals Wolfgang Rihm 1997/1998). Eine gute Gelegenheit also, hier einmal Leben und Werk umfangreich vorzustellen.
Neben The Rest is Noise und diverser Interviews diente mir vor allem seine Autobiografie von 2008, Hallelujah Junction – Composing an American Life, als Quellengrundlagen.
„Music is a nexus. It's a conduit. It's a connection. But the connection is the thing that will, if we can ever evolve to the point if we can still mutate, if we can still change and through learning, get better. Then we can master the basic things of governance and cooperation between nations.“ - John Williams