Der Grund, weshalb Quintparallelen vermieden werden sollten (im traditionellen/strengen Satz) liegt in erster Linie darin, dass sie schlecht klingen (s. Diether de la Motte!).
Diese Aussage hat mich schon immer verblüfft, seit ich sie zum ersten Mal bei de la Motte gefunden habe. Vor allem verblüfft mich, dass nicht auffällt, dass diese Antwort die Frage nur verschiebt. Oder gar verdoppelt. Denn nun sind es zwei: 1. Was heißt es, dass etwas »schlecht klingt«? Und 2. Wie kommt es, dass Quintparallelen in einem gewissen Zeitraum und in einer bestimmten Musikkultur »schlecht klingen, vorher und nachher und anderswo aber nicht?
Immerhin wäre es ja auch denkbar, dass die Sache genau umgekehrt ist: Quintparallelen werden als schlecht klingend empfunden, weil sie verboten sind. Das würde immerhin erklären, warum sie gelegentlich bewusst als Ausdrucksmittel eingesetzt werden. Mir fällt da zum Beispiel eine höchst bedeutende Stelle im »Parsifal« ein, wo Quintparallelen in diesem Sinne eingesetzt werden – und wirklich »schlecht« klingen, was durch die schrille Instrumentation der Stelle noch einmal unterstrichen wird. (Daran ändert auch die kleine Phasenverschiebung nichts, die das Extrem ein wenig mildert.)