Chopin: Etüden opp. 10 & 25 – "Hut ab, meine Herren, ein Genie!"

  • Chopin: Etüden opp. 10 & 25 – "Hut ab, meine Herren, ein Genie!"

    Ein kleines Rätsel zum Einstieg :D !

    Den Anfang welchen Klavierstücks bilden die beiden oben abgebildeten Takte?

    Mit dem Begriff "Etüde" bezeichnet man in der Musik allgemein Stücke, deren Zweck es ist spezifische Aspkete der Spieltechnik zu trainieren- banaler ausgedrückt: Fingerübungen. Spricht man in der Klaviermusik von den Etüden, dann meint man damit in der Regel die Etüden Chopins. Jetzt kann man sich natürlich fragen: Warum besitzen gerade die Etüden Chopins einen solchen Stellenwert? Chopin ist ja nun nicht der einzige Komponist, der Etüden komponierte. Im Gegenteil: Chopin befindet sich hier in prominenter Gesellschaft: Clementi, Liszt, Schumann, Rachmaninov, Debussy .... - um nur einige zu nennen Bleibt also immer noch die Frage: Worin liegt die Bedeutung der Etüden Chopins? Antworten auf diese Frage gibt es viele. Kurz gesagt: Chopin Etüden sind eben nicht nur einfach nur "Fingerübungen"- obwohl sie sich jeweils einem technischen Problem widmen - Chopin machte aus der Etüde eine Kunstsform und übte damit einen großen Einfluß auf seine Zeitgenossen und Nachfolger aus.

    Chopin komponierte zwei Zyklen von jeweils zwölf Etüden, die die Opuszahlen 10 und 25 tragen. Die beiden Sammlungen erschienen in den Jahrne 1833 und 1837. Mit der Komposition der ersten Etüden muss Chopin schon vor seiner Ankunft in Paris im Jahr 1831 begonnen haben, wahrscheinlich schon 1829. Chopin schreibt in einem Brief an einen Freund vom 14. November1829:

    Zitat

    Ich habe einige Etüden geschrieben, wenn du da wärest, so würde ich sie gut spielen.“

    Der zweite Zyklus entstand in den ersten Pariser Jahren Chopins.

    Gewidmet hat Chopin die Etüden op. 10 Franz Liszt, die Etüden op. 25 dessen Lebensgefährtin Marie d´Agoult. Chopin schätzte die Art, wie Liszt seine Etüden außerordentlich- die Widmung ist also kein Zufall. Der Aufbau der Etüden folgt in der Regel einem bestimmten Schema: Die meisten der Etüden sind dreiteilig. Allerdings folgt Chopin diesem Muster nicht immer, sondern variiert dieses Schema gelegentlich.

    Die Etüden gehören sicherlich zu den bekanntesten Werken Chopins und so nimmt es nicht weiter Wunder, dass die Zahl der Aufnahmen entsprechend groß ist, hier eine Auswahl:

       
       
       


    In diesem Thread soll es primär um zweierlei gehen:

    Zum einen um Aufnahmen der Etüden als auch die Vorstellung einzelner Etüden die Euch besonders gefallen. Schön wäre es natürlich, wenn Ihr berichten würdet, warum Euch einzelne Etüden besonders beeindrucken, oder eben die Etüden insgesamt! Eine weitere Frage, die sich sicher zu diskutieren lohnt: Worin liegt die Bedeutung der Etüden Chopins und was ist eigentlich das Besondere an Ihnen? Also: Worin liegen jetzt eigenltich die Unterschiede zu: Cramer, Clementi oder Czerny?

    Das soll als Einführung erst einmal genügen, jetzt seid Ihr dran!

    Moment, da war noch was:

    Ach ja, des Rätsels zweiter Teil ;+)

    "In mir klingt ein Lied"- welche Etüde musste für dieses Arrangement leiden .... ;+)

    Herzliche Grüße, :wink: :wink:

    Christian


    Quellen:

    A. Literatur:

    Tomaszewski, Mieczyslaw: Chopin und seine Zeit, Laaber 1999.
    Zielinski, Tadeus, A.: Chopin. Sein Leben, sein Werk, seine Zeit, Mainz 2008.

    B. Internet:

    http://en.wikipedia.org/wiki/%C3%89tudes_(Chopin)
    http://www.clavio.de/Etuede-2.1685.0.html
    http://josefhoelzl.com/chopin/w_etueden.php

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Lieber Christian,

    herzlichen Dank für die Einführung. Bisher habe ich Chopin - bis auf wenige Ausnahmen - eher vermieden. Wird Zeit, dass ich dies mal ändere. Chopin war vielleicht Debussys liebster Komponist, ihm widmete er seine Etudes.
    In diesem Zusammenhang liesse sich vielleicht ergänzen, dass Chopin der erste war, der die Etüden zu einer Kunstform erhob ohne den übungstechnischen Kontext zu verlassen. Wie Du bereits sagtest, übte Chopin hier einen groén Einfluss auf nachfolgende Generationen aus, auch Monsieur Croche erhob seine Etudes zu einer eigenen Kunstform und zu einem Schlüsselwerk des 20. Jhd. Leider sind dieseinigen nicht so bekannt wie seine Preludes oder eben die Etüden Chopins, welche es sicher verdient haben.

    Kannst Du mir ein, zwei Aufnahmen besonders empfehlen? Gibt es hier eigentlich auch Einspielungen auf historischem Instrumentarium?

    :wink:
    Wulf

    "Gar nichts erlebt. Auch schön." (Mozart, Tagebuch 13. Juli 1770)

  • RE: Frédéric Chopin: Die Etüden opp. 10 & 25: "Hut ab, meine Herren, ein Genie!"

    Ein kleines Rätsel zum Einstieg :D !

    Den Anfang welchen Klavierstücks bilden die beiden oben abgebildeten Takte?

    Zitat

    Ach ja, des Rätsels zweiter Teil ;+)

    "In mir klingt ein Lied"- welche Etüde musste für dieses Arrangement leiden .... ;+)

    Wenn ich darf: op. 10,3 einmal Chopin

    & für b) beabeitet von Alois Melichar

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Kannst Du mir ein, zwei Aufnahmen besonders empfehlen? Gibt es hier eigentlich auch Einspielungen auf historischem Instrumentarium?

    Lieber Wulf,

    gerne:

    Zum Einstieg würde ich zu Maurizio Pollini raten:

    Kostet zwar immer noch 19,99, aber es lohnt sich. Falls Du noch 10 Euro mehr investierst bekommst Du auf drei CD´s nicht nur die Etüden, sondern auch noch die Preludes und Polonaisen:

    Die Einspielung der Etüden stammt zwar schon aus dem Jahr 1971, hat aber keinerlei Staub eingesetzt. Pollini "beherrscht" die technische Seite völlig: Alleine schon der Einstieg, die erste Etüde in C-Dur, man muss mal einen Blick in die Partitur werfen wie schwierig das ist, bei dem Tempo: Pollini spielt das mit völligem Gleichmaß.:

    [Blockierte Grafik: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/20/Chopin_Op.10_No.1.PNG/800px-Chopin_Op.10_No.1.PNG]

    Was mir an Pollinis Interpretation der Etüden gefällt: Klarheit und Transparenz, was schon eine Kunst ist, wenn Du Dir mal die Etüde op. 25/10 ansiehst: Oktaven in beiden Händen- und das Ganze auch noch in Allegro con fuoco. Zwar verfällt Pollini nie in hemmungslose Raserei, aber das con fuoco das schlägt einen in seinen Bann:

    [Blockierte Grafik: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/18/Etude_25_10.png]

    Die einzige Einspielung auf historischen Instrumenten, die ich kenne ist diese- Tatiana Sherbanova spielt auf einem Erard von 1869.

    Gehört habe ich sie zwar bisher nur einmal im Radio, aber der Unterschied zu einer Interpretation ist deutlich hörbar. Weicher, nicht mit dem Klangvolumen eines modernen Flügels vergleichbar. Also; mir hat sie gefallen.

    Herzliche Grüße, :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Zum Einstieg würde ich zu Maurizio Pollini raten:

    Ist zwar die, von der gemunkelt wird, jeder einzelne Ton sei dreimal geschnitten, aber sei's drum: Eine Sternstunde. Oder ganz viele Sternmillisekunden.


    audiamus


    .

    "...es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen." - Johannes Brahms

  • Zitat von »Caesar73«
    Zum Einstieg würde ich zu Maurizio Pollini raten:


    Ist zwar die, von der gemunkelt wird, jeder einzelne Ton sei dreimal geschnitten, aber sei's drum: Eine Sternstunde. Oder ganz viele Sternmillisekunden.

    Ich finde sie nach wie vor sensationell gut, egal wie viel da geschnitten wurde. Erstens interessiert mich bei Aufnahmen die Anzahl der Schnitte letzten Endes überhaupt nicht, denn Aufnahmen sind nun einmal Kunstprodukte mit ganz eigenem Anspruch, eigener Wirkung und eigener Entstehung. Zweitens hat sich gerade Maurizio Pollini wohl noch nie dem Verdacht ausgesetzt, dass er handwerkliche Schwächen verstecken müsse (ich habe u.a. etliche der Etüden von ihm auch schon im Konzert gehört...). Und drittens stammt die Aufnahme von 1972, also aus der Analogzeit, wo noch gar nicht "jeder einzelne Ton" geschnitten werden konnte. "Schnitt" bedeutete ja damals noch wirklich, das Band zu zerschneiden und die Stücke wieder zusammenzukleben, ohne Gewähr, ob das Ergebnis dann auch passt. Wenn da z.B. zwei Stellen dynamisch nicht hundertprozentig zueinander passten, hat man das sehr deutlich gehört, konnte es aber im Nachhinein nicht mehr ändern. Entsprechend hat der Tonmeister bei den Aufnahmen immer Anweisungen gegeben, wo die nächste mögliche Schnittstelle käme. Ich habe meine ersten Aufnahmen noch mit dieser Technik gemacht, und kann mich lebhaft an den Stress erinnern, wenn diese Stelle bei komplexen Werken erst zwei oder drei Seiten weiter kam ;+) . Heutzutage stellt sich angesichts schier unbegrenzter Möglichkeiten schon die quasi moralische Frage, ob alles erlaubt ist, was möglich ist: Ich weiß aus sicherer Quelle von einer Aufnahme der Ligeti-Etüden, bei der das Tempo nachträglich am Computer auf die vorgeschriebenen Metronomzahlen hochgedreht wurde. So etwas geht für mich persönlich zu weit. Schnitte finde ich dagegen legitim, weil der - berechtigte - Perfektionsanspruch an Aufnahmen nun einmal real unerfüllbar ist.

    Viele Grüße,

    Christian

  • wo noch gar nicht "jeder einzelne Ton" geschnitten werden konnte.

    Nimm mich halt nicht immer so wörtlich, sonst müsste ich mir noch eine Stärkung für "wortklauben" einfallen lassen.
    Wir sind, wie ich offenbar kläglich deutlich zu machen versucht habe, völlig einer Meinung.


    audiamus

    .

    "...es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen." - Johannes Brahms

  • Nimm mich halt nicht immer so wörtlich, sonst müsste ich mir noch eine Stärkung für "wortklauben" einfallen lassen.
    Wir sind, wie ich offenbar kläglich deutlich zu machen versucht habe, völlig einer Meinung.

    Nein, Du hast das ausreichend deutlich gemacht! Offenbar im Gegensatz zu mir, deshalb noch einmal in aller Deutlichkeit: Ich wollte Dir gar nicht widersprechen.

    Viele Grüße,

    Christian

  • In diesem Zusammenhang liesse sich vielleicht ergänzen, dass Chopin der erste war, der die Etüden zu einer Kunstform erhob ohne den übungstechnischen Kontext zu verlassen.


    Ich dachte eigentlich das diese Ehre der erste zu sein Herrn Paganini mit den 24 Capricen zu Teil wird. Letztendlich sind die capricen ja nichts anderes als Etuden, auch wenn sie nicht so heissen.

    Gruss :wink:
    Syrinx

    Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen, Wenn es nicht aus der Seele dringt Und mit urkräftigem Behagen Die Herzen aller Hörer zwingt.
    Goethe, Faust 1

  • Die einzige Einspielung auf historischen Instrumenten, die ich kenne ist diese- Tatiana Sherbanova spielt auf einem Erard von 1869.


    Gehört habe ich sie zwar bisher nur einmal im Radio, aber der Unterschied zu einer Interpretation ist deutlich hörbar. Weicher, nicht mit dem Klangvolumen eines modernen Flügels vergleichbar. Also; mir hat sie gefallen.


    Hallo,

    eine weitere (mir nicht näher bekannte) Aufnahme der Études auf historischen Fortepiano ist folgende:


    John Khouri (1832 Broadwood Grand Piano)

    Demnächst auch noch ausführlicheres zum Thema von mir. :yes:

    Gruß pt_concours

    W o h n z i m m e r w e t t b e w e r b:
    Petit concours à la maison... (S. Richter, 1976)

  • Zitat

    John Khouri (1832 Broadwood Grand Piano)


    Paradox ist, wenn ein Spezialist für Alte Musik Trois Nouvelles Études aufnimmt.

    Historisch informierte Bauernregel :D

    "...es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen." - Johannes Brahms

  • Etüden opp. 10 & 25

    Hallo,
    die Etudes von CHOPIN schätze ich außerordentlich, und deshalb freue ich mich über diesen Thread hier.Dennoch halte ich die Darstellung für übertrieben, dass CHOPIN „die Etüden“ schrieb. Zwar gehören die Zyklen zu den schönsten, aber da gibt es wirklich auch andere auf gleichem pianistischen und musikalischen Niveau (z.B. DEBUSSY oder SKRJABIN).
    Auch bin ich immer sehr skeptisch , wenn jemand in der Musik- (oder Kunstgeschichte) etwas geradezu aus dem nichts im Alleingang erfunden haben soll. Zwar bedeuten CHOPINs Etüdenzyklen einen enormen Qualitätsprung in dem Genre, doch gibt durchaus Vorbilder. Und auch CRAMER oder CLEMENTI haben bereits schöne Etüden geschrieben! Selbst viele Stücke von BACH haben schon diesen instrutkiven Charakter. Obwohl man den Verweis auf die BACHschen „Präludien und Fugen“ öfter bei CHOPINs Préludes op.28 findet, scheint mir die Verbindung bei den Etüden wesentlich überzeugender (schon H. Neuhaus empfahl die Vielzahl an Etüden von CRAMER und CLEMNTI durch eine Reihe von „motorischen“ Präludien von BACH zu ersetzen.)Auch meine ich von CHOPINs Bewunderung für die Klaviersonaten von SCARLATTI gelesen zu haben, und die Werke von C.M.v.WEBER schätzte er auch sehr.
    Aus diesem Umfeld herraus verstehe ich die Entstehung seiner Etüden.


                   

    Interessant bis auf zwei Aufnahme (Duchable & Shebanova) besitze ich (oder kenne zumindest sehr gut) alle von Dir hier gezeigten Aufnahmen.
    Von diesen allen ist mir doch die Aufnahme mit A. Cortot (rec. 19933/34)immer noch die allerliebste. Musikalisch Stück für Stück ein Leckerbissen, und pianistisch zwar nicht tadellos, aber doch hervorragend. Bedenkt man, dass die Aufnahmen (zur damaligen Zeit) wohl fast aus einem Guss entstandenen sind eine außergewöhnliche Leistung.
    An zweiter Stelle möchte ich die Aufnahme mit A. Harasiewicz (rec. 1961/67)erwähnen, die für mich eine Höhepunkt in seiner rundum gelungen CHOPIN-Box darstellen.


    Ebenfalls lohnend ist die hier schon mehrfach gelobte CD mit M. Pollini, auch wenn sie (besonders musikalisch) die beiden von mir zuvor genannten Aufnahmen nicht ganz errreicht.

    Chopin komponierte zwei Zyklen von jeweils zwölf Etüden, die die Opuszahlen 10 und 25 tragen. Die beiden Sammlungen erschienen in den Jahrne 1833 und 1837. Mit der Komposition der ersten Etüden muss Chopin schon vor seiner Ankunft in Paris im Jahr 1831 begonnen haben, wahrscheinlich schon 1829. Chopin schreibt in einem Brief an einen Freund vom 14. November1829:

    Aber warum erwähnst Du die Trois Nouvelles Études nicht, die Chopin 1839 für die Klavierschule „Methodes des Méthodes“ von MOSCHELES und Fétis schrieb. Diese Stücke werden doch zu Unrecht vernachlässigt! Man höre nur die ungemein poetische Deutung von A. Harasiewicz! (s.o.)

    Meine liebste Etüde ist ohne Frage die Etüde As-Dur Nr. 1 op.25 (bitte keine Beinamen!), ebenso mag ich die Etüde es-moll Nr.6 op.10 sehr! Und dann müssen unbedingt noch aus op.25 Nr. 11 (a-moll) & 12 (c-moll) und aus op.10 Nr.11(Es-Dur) genannt werden.

    Natürlich gibt es auch bei den Etüden viele Einzelaufnahmen die man erwähnen könnte.Zuerst wäre da für mich wieder S. Richter zu nennen, der oft eine größere Auswahl aus beiden Zyklen spielte (und auch aus 3 NE oop. Nr. 1 & 2!)

    Aber auch die Aufnahmen mit J. Lhevinne möchte ich erwähnen, die zum Teil (nicht nur klanglich) noch aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen.

    Gruß pt_concours

    P.S.Sollte ich mir noch weitere Aufnahmen der Etüden zulegen, so würde ich wohl am ehesten zu den (mir noch unbekannten) Aufnahmen von V. Perlemuter und F.-R. Duchable greifen.
    Weiß jemand, ob eine Einspielung mit W. Gieseking gibt?

    W o h n z i m m e r w e t t b e w e r b:
    Petit concours à la maison... (S. Richter, 1976)

  • @ pt_concours

    Hallo,

    was Gieseking betrifft, gibt es eine Reihe "The Piano Library" in der auch eine Gieseking-Einspielung zweier Etuden - ich weiß nicht mehr welche - auf einer der CD´s zu finden ist. Ich habe da mal irgendwann ganz kurz reingehört - nicht in die Chopin-Stücke, sondern in Ravels Jeux d´eau, welches ebenfalls auf der CD vorhanden ist. Das war irgendwo online als mp3, ich habe aber vergessen wo. Es handelt sich aber wohl um CD´s für "Spezialisten" - sehr alte Aufnahmen mit sehr historischem Klang. Bei Interesse sollte das zu ergoogeln sein.

    Gruß
    Henning

    Stattdessen sind Sie Knall und Fall mitten im Unterricht vom Gymnasium abgegangen.
    GULDA: Ja, ich hab' gesagt, Herr Professor, darf ich aufs Klo, und bin nicht wiedergekommen. Ich glaub', es war in der Mathematikstunde .
    Warum sind Sie nicht in der Pause gegangen?
    GULDA: Das wär' ja fad gewesen. Keiner lacht. Die Tür ist eh offen. Ich wollte schon, daß es prickelt.

  • Dennoch halte ich die Darstellung für übertrieben, dass CHOPIN „die Etüden“ schrieb.

    Hier habe ich mit Absicht ein wenig übertrieben- zumindest ein bißchen. Warum? Das reizt zum Widerspruch ;+) Trotzdem genießen die Etüden Chopins einen außerordentlich hohen Bekanntheitsgrad und ich meine viele Hörer assoziieren mit Etüde automatisch den Namen Chopin. Die These wäre freilich zu belegen- d´accord.

    Auch bin ich immer sehr skeptisch , wenn jemand in der Musik- (oder Kunstgeschichte) etwas geradezu aus dem nichts im Alleingang erfunden haben soll.

    Klingt das bei mir so? Chopin hat die Etüden nicht erfunden- Du nennst ja einige "Vorläufer". Ich präzisiere meine Aussage: Chopin hat die Gattung aber mit Sicherheit auf eine neue Ebene gehoben. Sagen wir mal so: Bei Chopins Vorgängern stand der pädagogische Aspekt erheblich stärker im Vordergrund. Der ist bei Chopin auch vorhanden, nur ist dieser Aspekt bei Chopin eben nur ein Teil des Ganzen, nicht die eigentliche Essenz. Das dies von den Zeitgenossen ebenso gesehen wurde, lässt sich an der außerodentlichen Resonanz erkennen, auf welche die Etüden stießen: nehmen wir mal Liszt und Schumann beispielsweise. Oder l Debussy: Auch Debussys Etüden haben einen pädagogischen Zweck- und doch sind sie weitaus mehr als technische Exerzitien.

    Aber warum erwähnst Du die Trois Nouvelles Études nicht, die Chopin 1839 für die Klavierschule „Methodes des Méthodes“ von MOSCHELES und Fétis schrieb. Diese Stücke werden doch zu Unrecht vernachlässigt! Man höre nur die ungemein poetische Deutung von A. Harasiewicz! (s.o.)

    Gut, dass Du sie nennst ;+) Es war nicht meine Absicht sie unter den Tisch fallen zu lassen. Primär wollte ich eben die Etüden opp. 10 und 25 in den Mittelpunkt dieses Threads stellen- und irgendwann später auf die Nouvelles zurückkommen ;+)

    Meine liebste Etüde ist ohne Frage die Etüde As-Dur Nr. 1 op.25 (bitte keine Beinamen!)

    Mit den Beinamen geht es mir ebenso- ich finde sie überflüssig, ebenso wie bei den Preludes. Mir fällt es schwer eine der Etüden besonders hervorzuheben- aber op. 25/11 steht auf jeden Fall auf der Liste- überhaupt, die letzten drei Etüden aus opus 25 .... Ganz besonders mag ich auch die erste Etüde in C-Dur op. 10: Wuchtig und majestätisch, wie Pollini sie spielt.

    Herzliche Grüße, :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Klingt das bei mir so? Chopin hat die Etüden nicht erfunden- Du nennst ja einige "Vorläufer". Ich präzisiere meine Aussage: Chopin hat die Gattung aber mit Sicherheit auf eine neue Ebene gehoben. Sagen wir mal so: Bei Chopins Vorgängern stand der pädagogische Aspekt erheblich stärker im Vordergrund. Der ist bei Chopin auch vorhanden, nur ist dieser Aspekt bei Chopin eben nur ein Teil des Ganzen, nicht die eigentliche Essenz. Das dies von den Zeitgenossen ebenso gesehen wurde, lässt sich an der außerodentlichen Resonanz erkennen, auf welche die Etüden stießen: nehmen wir mal Liszt und Schumann beispielsweise. Oder l Debussy: Auch Debussys Etüden haben einen pädagogischen Zweck- und doch sind sie weitaus mehr als technische Exerzitien.


    Meine Äußerungen bezogen sich eher auf die Aussage von Wulf..-
    Dennoch bin ich auch mit Deiner Darstellung nicht so ganz einverstanden.
    Schließlich heißt nicht alles, was eine Etüde ist, auch Etüde (s.o.).
    Schon BACH schrieb seine Inventionen & Sinfonien aus pädagogischem Anlass, dabei wurden es aber Stücke feinster „Kunstmusik“!
    Leider weiß ich nicht genau, für welchen Gebrauch CHOPIN seine Etüden wirklich schrieb.
    In jedem Fall wäre die Entwicklung der pädagogischen Klaviermusik zur Kunstform (einschl. der Einordungen der CHOPINschen Werke) für mich ein spannendes Thema! Vielleicht gibt es dazu später mal einen Thread...

    Gruß pt_concours

    @Hennig: Danke für Deine Information. Das Aufnahmen einzelner Etüden exisiteren müssten, hatte ich schon vermutet, gehofft hatte ich allerdings auf die Aufnahme (zumindest) eines Zyklus!

    W o h n z i m m e r w e t t b e w e r b:
    Petit concours à la maison... (S. Richter, 1976)

  • Ich höre gerade die Aufnahme von Tatiana Shebanova zum ersten Mal- meine erste Begegnung mit den Etüden auf einem historischen Instrument- das verwendete Instrument ist übrigens ein Erard Flügel aus dem Jahr 1849. Was mir beim ersten Hören aufgefallen ist, ist die Transparenz. Viele Details sind auf dem historischen Instrument deutlicher wahrzunehmen als auf vielen Aufnahmen mit modernen Instrumenten: Beispielsweise in op. 10/3: Die Begleitfiguren der linken Hand, habe ich so deutlich noch nie gehört- ohne das die Pianistin sie überdeutlich akzentuiert hätte. Gespannt bin ich auf die letzten drei Etüden op. 25!


    Herzliche Grüße, :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Eine vergleichsweise neue Einspielung der Etüden ist diese hier:

    Es spielt Luiza Borac. Mir sagte der Name vorher gar nix, neu waren für mich auch die sechs Transkriptionen von polnischen Liedern von Franz Liszt. Ich finde alleine schon der Lieder wegen lohnt sich die CD, aber auch sonst ... :D

    :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Liebe Leute,

    neben den von Euch ja schon in den gerechten Himmel erhobenen Pollini-Etüden, die in puncto kristalliner Klarheit, Ebenmaß und Transparenz wohl der Maßstab sind, möchte ich auf eine lyrischere Interpretation hinweisen: die von Shura Cherkassky. Ich habe sie so lange nicht mehr gehört, daß ich mich nur noch schemenhaft erinnere, aber der warme, weiche, fast zarte Klang erschließt die Chopin-Etüden bei einem immer noch hohen Maß an Virtuosität auf Pollini fast entgegengesetzte Weise. Horowitz hat auch einige gute Beispiele aufgenommen, quasi als Kompromiß zwischen Sentiment und Analyse (mit großartigem Gespür für Dynamik und Rhythmus). Als Kuriosität kommen die teils gehämmerten Varianten von György Cziffra daher, der die Etüden völlig unmäßig als virtuoseste Espressivo-Stücke zelebriert - etwas wild und zwanghaft, bei aller irrwitzigen Klavieristik. Neben Cortot lohnt bei den ganz Alten auch der Blick auf Hofmann und Godowsky. Von Argerich habe ich die Etüden nicht, nur die tollen Préludes. Wie schlägt sich die denn so?

    Geübteste Grüße

    Christian

    "Scheiter', Haufen!"

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