Mieczysław Weinberg: Die Streichquartette

  • Mieczysław Weinberg: Die Streichquartette

    Mieczysław Weinberg wurde 1919 in Warschau geboren. 1939 musste er vor den Nazis nach Weißrussland fliehen, wobei er seine Eltern und seine Schwester verlor. Ab 1943 lebte er, von Dmitri Schostakowitsch (der ihn förderte) ermöglicht, in Moskau. Vor Stalins Tod war er eingekerkert. Trotzdem hielt er sich später mit Kritik an Russland zurück. Er komponierte unter anderem 26 Symphonien und 17 Streichquartette. Weinberg starb 1996 in Moskau. Erst posthum wurde er international bekannter. (Dies hier in aller Kürze. Hier gibt es einen großen Weinberg Thread.)

    Ich möchte hier gerne für das Streichquartett-Gesamtwerk dieses Komponisten werben. Ich halte diese 17 Streichquartette, die ich mit dem Quatuor Danel durchhören konnte, zumindest für jeden Streichquartett-Interessenten für absolut entdeckenswert. (Einige andere gaben hier wesentliche Impulse, vielen Dank!) Meine Eindrücke, im allgemeinen Thread bereits großteils veröffentlicht, erlaube ich mir, wie bei Villa-Lobos, hier noch einmal geblockt zusammenzufassen.

    Streichquartett Nr. 1 op. 2/op. 141 (1937/1985)

    Das an die 21 Minuten lange Streichquartett Nr. 1 op.2/op.141 C-Dur entstand 1937 und wurde 1985 revidiert (daher zwei Opuszahlen). Es dauert beim aus Brüssel stammenden Quatuor Danel (CD cpo 777 566-2, die Aufnahme entstand im Oktober oder Dezember 2008 im Studio Stolbergstraße in Köln) an die 21 Minuten. Der chromatisch dicht fließende 1. Satz (Allegro commodo) hat etwas Beengtes und Flehentliches, die Musik geht schon sehr nahe, die mitlebbare Emotion wird hier beim Hören sofort wichtiger als die Konstruktion. Auch der 2. Satz (Andante tranquillo) bleibt gewichtig, wirkt aber abgehobener, schwebender. Und das Finale (Allegro molto) erinnert an so manchen scherzhaft-tragikomischen, motorischen Schostakowitsch-Satz. Hier also „Vertrautheit“ für den, der Schostakowitschs Symphonien und Streichquartette bereits durchgehört hat, und doch: im Grunde wieder ein völlig eigenständiger Komponist, auf dessen 16 weitere Streichquartette man nach dieser Erstbegegnung sehr gespannt ist.

    Streichquartett Nr. 2 op.3/op.145 (1939/49)

    Das Streichquartett Nr. 2 op.3/op.145 von Mieczysław Weinberg entstand 1939/40. Weinberg hat es 1987 überarbeitet, den 3. Satz hinzugefügt und der Neufassung sowie der Fassung als Kammersymphonie Nr. 1 die neue Opuszahl 145 zugewiesen. Das Quatuor Danel (CD cpo 777 587-2) schloss unter anderem mit diesem hier 26 ½ Minuten langen Quartett 2008/09 die Gesamtaufnahme der Weinberg-Streichquartette im Studio Stolbergstraße in Köln ab.
    Der 1. Satz (Allegro), ein deutlich durchhörbarer Sonatensatz, kommt immer wieder auf den überraschend serenadenartigen Beginn zurück, überhaupt wirkt dieser Satz leichter, aufgehellter als man es erwarten könnte. Umso mehr Gewicht legt der Komponist in den nachdenklichen, getragen erzählenden 2. Satz (Andante), dessen rascherer Mittelteil allerdings auf das Serenadenhafte des 1. Satzes zurückverweist. Der 1987 hinzugefügte 3. Satz (Allegretto) kommt zart, zurückhaltend, „vorsichtig“ daher. Das lässt den aufgeweckt heiteren 4. Satz (Presto) umso spritziger auftrumpfen.

    Streichquartett Nr. 3 op. 14 (1944)

    Ein ganz starker erster Höreindruck: Mieczysław Weinbergs Streichquartett Nr. 3 op. 14 d-Moll, entstanden 1944 – mein Eindruck: das fesselt total, man hört gebannt diese eindringliche Musik.
    Die drei Sätze des Werks gehen direkt ineinander über, 20 Minuten 42 Sekunden aufregende bis verblüffende Streichquartettmusik des 20. Jahrhunderts, packend gespielt vom Quatuor Danel.
    1.Satz Presto attacca, ein aufregender, energischer Beginn, aber bald ein verblüffend kontrastiver Wechsel in eine Ruhephase, so abwechslungsreich, großteils aber weiter aufregend, geht es weiter, Musik unter Hochspannung.
    2.Satz, Andante sostenuto attacca, auch im Lyrischen eine vehement entschlossene Musik, deklamatorisch eindringlich.
    3.Satz Allegretto, erneut verblüffend, eine forciert heitere Idylle tut sich da auf.
    1987 hat Weinberg dieses Quartett zu seiner 2. Kammersymphonie für Streicher op. 147 umgearbeitet.

    Streichquartett Nr. 4 Es-Dur op. 20 (1945)

    Das Streichquartett Nr. 4 op. 20 Es-Dur von Mieczysław Weinberg entstand 1945. Erneut verblüfft Weinberg hier mit extrem starker Streichquartettmusik des 20. Jahrhunderts. Beim Quatuor Danel (die erste Weinberg CD des Quartetts enthält die Quartette 4 und 16 und wurde am 22. und 23.5.2006 sowie am 5. und 6.10.2006 im Studio Stolbergstraße in Köln aufgenommen, CD cpo 777 313-2, Spieldauer op. 20 knapp 35 Minuten) wird die Emotionalität der Musik auch interpretatorisch eindrucksvoll unterstrichen.
    1.Satz Allegro comodo
    Eine Schein-Sicherheit wird im deutlich durchhörbaren Sonatensatz (mit Expositionswiederholung) immer wieder aufgebrochen, subtil bis offen.
    2.Satz Moderato assai
    Das ist eine faszinierend-beunruhigende Toccata (vgl. Prokofjew, Schostakowitsch), bei der die unterschiedlichen Schattierungen fesseln.
    3.Satz Largo marciale
    Außermusikalische Bilder machen sich breit. Da tut sich das Kriegsende 1945 auf – verbrannte Felder und die gebrochene Menschheit, ein Aufschrei der Seele, in Bitternis und Trauer. Man klammert sich an eine trotzige Hoffnungsmelodie. Was für eindringliche Musik!
    4.Satz Allegro moderato
    Erneut Schein-Sicherheit. Von dort Wechsel in einen Geisterwald und weiter in ein Kampfgetümmel, dann wieder in den Scheinfrieden zurück. Die Atmosphäre wandelt sich ins Gespenstische, und das Ende steht in Moll.
    Nach so einer starken, intensiven, eindringlichen Streichquartettmusik bleibt nur Stille, absolute Stille. Und das Interesse ist bei mir längst geweckt, neben den weiteren Streichquartetten auch andere Weinberg Werke entdecken zu wollen, etwa die Symphonien.

    Streichquartett Nr. 5 B-Dur op. 27 (1945)

    Mieczysław Weinbergs Streichquartett Nr. 5 op. 27 B-Dur aus dem Jahr 1945 dauert beim Quatuor Danel (CD cpo 777 394-2, Aufnahme: Köln, Studio Stolbergstraße, 20. und 21.11.2008 und 11.2.2009) 25:37 Minuten und setzt zu den Tempobezeichnungen diesmal auch Satztitel. Die Sätze 1 (Melodia. Andante sostenuto), 4 (Improvisation. Lento) und 5 (Serenata. Moderato con moto) überraschen mit einem jeweils reduzierten, filigranen Ansatz, mit melodischer Musik von ganz eigenem, zartem Zauber (im letzten Satz mittendrin mit kurzer intensiver Verdichtung des Geschehens), der 2. Satz (Humoreska. Andantino) kommt fast leichtfüßig tänzerisch daher, aber auch irgendwie traumartig, unwirklich, versunken, wieder eine ganz eigene Welt, und der kurze 3. Satz (Scherzo. Allegro molto) gibt sich (im zeitlichen Zentrum des Werks) aufgeweckt, energisch, sehr bestimmt.

    Streichquartett Nr. 6 e-Moll op. 35 (1946)

    Mieczysław Weinbergs Streichquartette weiter entdecken heißt für mich: und einfach nur staunen, alles ist „einzige Gegenwart, immer“! Das Streichquartett Nr. 6 op. 35 e-Moll aus dem Jahr 1946 etwa, beim Quatuor Danel 33:22 Minuten lang (aber in keiner Sekunde langatmig; CD cpo 777 393-2, aufgenommen 1 und 9/2008, Studio Stolbergstraße, Köln) - es kam übrigens 1948 auf eine sowjetische Verbotsliste und wurde wahrscheinlich erst 2007 vom Quatuor Danel uraufgeführt. Sechs Sätze diesmal, aber was für Sätze! 1 Allegro semplice – wie Klezmermusik, im Mittelteil eine raffiniert, subtil und beklemmend aufgebaute Steigerung. 2 Presto agitato – kurz, atemlos auf Hochtouren. 3 Allegro con fuoco – noch kürzer, explosiv, eruptiv, dann plötzlich zurückgenommen. 4 Adagio – eine poetisch beginnende Fuge mit spannenden rhetorischen Stimmungswechseln bis zu geisterhaft-mystischer Ruhe. 5 Moderato commodo – beginnt harmonisierend freundlich, verdichtet sich dann in erneut staunenswerte Stimmungswechsel. 6 Andante maestoso – ein verbissenes Sich-Freischaufeln, ungemein fesselnd. Man weiß nie wie man dran ist bei diesem Werk. Diese Innenspannung arbeitet auch das wie bei allen Werken der Gesamtaufnahme so wie ich es herauszuhören meine extrem engagierte, tolle Quatuor Danel großartig heraus.

    Streichquartett Nr. 7 op. 59 (1957)

    Das Streichquartett Nr. 7 op. 59 in C komponierte Mieczysław Weinberg 1957. Das Werk hat drei Sätze und dauert beim Quatuor Danel (CD cpo 777 392-2, zusammen mit den Quartetten 11 und 13 aufgenommen 22. und 23.5. und 5. und 6.10.2006 im Studio Stolbergstraße, Köln) 28:10 Minuten.
    (Da ich zuletzt die Villa-Lobos Streichquartette fertig gehört habe und nun plane, mich auf die weiteren von mir noch nicht gehörten Weinberg Streichquartette zu konzentrieren, ergibt sich für mich seltsamerweise nicht nur was die Zahl der jeweils komponierten Quartette sondern auch was den chronologischen Anschluss betrifft – das 17. Quartett von Villa-Lobos entstand ja ebenfalls 1957 – eine direkte Fortsetzung. Ich hatte das nicht geplant, es hat sich einfach so ergeben.)
    Der 1. Satz (Adagio) bringt innig-schmerzliche Musik, von ganz eigener Intensität geprägt, filigran zauberisch. Klezmeranklänge setzen das seltsam zauberisch Filigrane im 2. Satz (Allegretto) fort. Der umfangreichste Satz ist der 3. (Adagio – Allegro – Adagio), der einen symmetrischen Bogen spannt, vom Beginn mit seiner großen, gewichtigen Geste über Variationen über ein von der Bratsche vorgestelltes Thema, die sich ins immer Dichtere und Wildere steigern, um sich nach dem Höhepunkt wieder zurückzunehmen und schließlich in die sich erneut meldende große, gewichtige Geste, die den Bogen vollendet, münden.

    Streichquartett Nr. 8 op. 66 (1959)

    Das Streichquartett Nr. 8 op. 66 von Mieczysław Weinberg entstand 1959, läuft in einem Satz durch und dauert beim Quatuor Danel (Aufnahme März 2006) 17:15 Minuten. Das Quartett beginnt langsam und gewichtig, setzt sich dann so wie ich es höre seltsam gedankenverloren schreitend fort, verdichtet sich zu einer Intensivierung des Geschehens, dann mündet es in eine ganz verhaltene, fast gespenstische Passage und schließlich in einen Klezmer-Tanz, der sich zu überhitzen scheint, bis eine gesangliche, einschmeichelnde Passage folgt und alles harmonisierend ruhig endet, zauberisch idyllisch, auch wieder etwas geheimnisvoll.
    Die Weinberg Streichquartette sollten in den Kanon oft gespielter Streichquartette aufgenommen werden! Diese Musik ist finde ich zu schade, ein Insider Tipp zu bleiben. Toll, wie sich das Quatuor Danel für diese Werke einsetzt. (Als "Dank an sie" habe ich mittlerweile auch deren Franck CD bestellt und erhalten.)

    Streichquartett Nr. 9 fis-Moll op. 80 (1963)

    Mieczysław Weinbergs 1963 komponiertes Streichquartett Nr. 9 fis-Moll op. 80, vom Quatuor Danel Ende Februar 2008 (laut CD cpo 777 394-2 am 29. und 30.2. - ?) im Studio Stolbergstraße in Köln im Rahmen der Gesamtaufnahme der Weinberg Streichquartette aufgenommen, dauert 28:31 Minuten, hat vier Sätze, die jeweils attacca ineinander übergehen und überrascht (mich) einmal mehr mit verblüffender kompositorischer Originalität.
    Der 1. Satz (Allegro) walzt alles unerbittlich nieder, das ist fesselnde motorische Hochdruckmusik. Der 2. Satz (Allegretto) changiert zwischen „Ballettmusik“ (Pizzicato – wie ein Spitzentanz) und mysteriös-geheimnisvollen Passagen. Eine zauberisch elegische Idylle breitet der 3. Satz (Andante) aus, das ist für mich Musik nicht von und nicht in dieser Welt. Im Beiheft wird auf den kurz danach entstandenen langsamen Satz aus Schostakowitschs 10. Streichquartett verwiesen, und wenn man den nach Weinbergs op. 80 auch noch hört, ist die Ähnlichkeit schon verblüffend. Der 4. Satz (Allegro moderato) rundet das Werk mit großteils ruhigerer, verspielterer Motorik ab. Was für eine erstaunliche Entdeckung wieder dieses Werk.- und wann werden die Weinberg Streichquartette zum Standardrepertoire der Ensembles aufsteigen?

    Streichquartett Nr. 10 a-Moll op. 85 (1964)

    Das Streichquartett Nr. 10 a-Moll op. 85 von Mieczysław Weinberg löst die musikalischen Rätsel nicht auf, es lässt alles in Schwebe. Es entstand 1964 (bald nach Freund Schostakowitschs 10. Streichquartett) und dauert beim Quatuor Danel (CD cpo 777 566-2, Aufnahme Studio Stolbergstraße, Köln, Juni 2007) 24:07 Minuten.
    Das verbissen energische Adagio des 1. Satzes geht direkt über in den unheimlich gedämpften Tanz des 2. Satzes (Allegro) – oder flieht da jemand geduckt? Ein weiteres, kurzes Adagio wirkt wie eine erneut energisch mahnende Brandrede, doch der Redner resigniert am Ende, und das Geschehen wechselt wieder direkt ins Allegretto (4. Satz), einen schattenhaften Walzer. Alles bleibt in Schwebe.

    Streichquartett Nr. 11 op. 89 (1966)

    Keck, fröhlich, dabei aber etwas verhalten beginnt so wie ich ihn gestern erstmals gehört habe der 1. Satz (Allegro assai) des 1966 komponierten Streichquartetts Nr. 11 op. 89 in F von Mieczysław Weinberg. Ab der Satzmitte mutiert diese Fröhlichkeit aber in Sarkasmus, der auch am wieder eher verhaltenen Satzende weiter hämisch durchgrinst. Das Allegretto des 2. Satzes höre ich als ein Schattenspiel in einer Zwischenwelt, mit seinen irisierenden Klangwechseln. Sätze in der Art wie dieser faszinieren mich bei Weinberg und Schostakowitsch ganz besonders. Mit dem 3. Satz (Adagio semplice) betrete ich assoziativ ein kahles Felsgebiet. Einsame Blumen kommunizieren in der Stille miteinander. Ein verhalten-suggestiv rätselhafter Tanz von Irrlichtern, nahezu zerbrechlich, überrascht als 4. Satz (Allegro leggiero), aber das Ende kommt plötzlich fast trotzig wieder keck und fröhlich, aber etwas verhalten daher, eine die lange Nase zeigende, wohl bewusst mutwillige Conclusio, die möglicherweise sagen möchte sie will das Rätsel auch diesmal nicht lösen, aber vielleicht das nächste Mal.
    Ich finde den Einsatz des Quatuor Danel für Weinbergs Streichquartette extrem bewundernswert. Jedem Satz dieser kostbaren, vielschichtigen Kammermusik des 20. Jahrhunderts gewinnen sie hörbar hochengagiert dessen speziellen Charakter ab. Das 11. Streichquartett erschien zusammen mit den Quartetten 7 und 13 auf der CD cpo 777 392-2 (aufgenommen 22. und 23.5. sowie 5. und 6.10.2006 im Studio Stolbergstraße, Köln, CD enthalten in der abgebildeten Box) und dauert beim Quatuor Danel 21:26 Minuten.

    Streichquartett Nr. 12 op. 103 (1970)

    Im Zuge des chronologischen Durchhörens der Streichquartette von Mieczysław Weinberg beim zwischen August 1969 und Mai 1970 komponierten Streichquartett Nr. 12 op. 103 zu landen heißt für mich gleich beim ersten Hören, eines der stärksten der allesamt außergewöhnlichen Streichquartette dieses Komponisten kennen zu lernen. Das Werk dauert bei Quatuor Danel (CD cpo 777 587-2, aufgenommen zusammen mit den Quartetten 2 und 17 2008/09 im Studio Stolbergstraße, Köln, enthalten in der abgebildeten Box) 31:28 Minuten und hat wieder vier Sätze.
    Das unheimlich fließende Largo des 1. Satzes erschreckt im Mittelteil mit plötzlich verzweifelten Aufschreien. Die flehentlich seufzenden Bitten im Allegretto des 2. Satzes münden in ein einsames Cello-Rezitativ. Vehement entschieden, fast aggressiv eindringlich, räumt das Presto des 3. Satzes alles aus dem Weg – das ist unheimlich intensive, atemberaubende Streichquartettmusik sondergleichen. Der 4. Satz, Moderato, beißt sich großteils kämpferisch durch, teilweise kanonisch, mit einem sehr plötzlichen Ende.

    Streichquartett Nr. 13 op. 118 (1977)

    Das Streichquartett Nr. 13 op. 118 in einem Satz, von Mieczysław Weinberg 1977 komponiert, hat in mir bei der akustischen Erstbegegnung außermusikalische Assoziationen geweckt. Das Werk beginnt so wie ich es gehört habe gleichzeitig Schutz suchend und tröstend, nicht eindeutig, in Schwebe gehalten. Dann krabbeln seltsame Gestalten aus ihren Löchern und setzen sich in Szene, diese bald vollends beherrschend. Kommen sie von Béla Bartók? Einer ergreift das Wort und hält eine energische und eindringliche Ansprache. Die Zuhörer nicken. Die Szene verklärt sich aber jetzt ins Irrlichternde, alles wirkt hier schemenhaft, zart. Eine zerbrechliche Idylle nimmt für sich ein. Aber: Zurück ins Hier und Jetzt, in die harte Realität – sind wir nun endgültig bei Béla Bartók gelandet? Eine mich besonders faszinierende Quartettentdeckung! Habe die Aufnahme mit dem Quatuor Danel sofort noch einmal gehört. Ab sofort eines meiner (vielen) Lieblingsstreichquartette! Spieldauer beim Quatuor Danel: 14:07 Minuten.

    Streichquartett Nr. 14 op. 122 (1978)

    Nur mehr Metronomangaben setzt Mieczysław Weinberg an den jeweiligen Beginn der direkt ineinander übergehenden fünf Sätze des 1978 komponierten, beim Quatuor Danel (CD cpo 777 394-2, aufgenommnen 29. und 30.9. sowie 1.10.2008, Studio Stolbergstraße, Köln) 23:22 Minuten langen Streichquartetts Nr. 14 op. 122. Den ersten Satz höre ich als kontroverses, emotional-dissonantes, aufgeputschtes Streitgespräch, den zweiten als Erzählung aus einer Zwischenwelt, faszinierend unentschieden, vielleicht in der Verlorenheit des Alls, den dritten mit einem Scherzogefühl, das aber mehr schemen-, ja geisterhaft auf mich wirkt, am Ende resignierend, den vierten wieder in der Einsamkeit des Alls, ein unbestimmtes Sein ohne Halt, Fäden im Nichts - und den fünften mit diesen Stationen: Festigungsversuche, mystische Dimensionen werden gestreift, grelles Licht, man droht in der Sonne zu verbrennen, doch das Geschehen mündet in neue Versuche, einen Halt zu finden, und am Ende ist man all-ein. Was für ein erstaunliches Werk wieder!

    Streichquartett Nr. 15 op. 124 (1980)

    Erneut nur mehr Metronomzahlen gibt Mieczysław Weinberg als Satzbezeichnungen für die 9 Sätze seines 1980 entstandenen Streichquartetts Nr. 15 op. 124 an. Das beim Quatur Danel 26:09 Minuten lange Werk (CD cpo 777 393-2, aufgenommen im Studio Stolbergstraße in Köln im Juni 2008) habe ich nun so gehört: 1 Eine Warnung, der Friede ist trügerisch. 2 Zarte Stimmen oder Fäden lösen einander fließend ab. 3 Echos in einer Traumwelt. 4 Eine grimmige Sarabande. 5 Hupende Autos, Rush Hour, alle sind extrem nervös. 6 Mit festem Schritt vorwärtskommen! 7 Flammende Plädoyers. 8 Eine „Grußadresse“ von oder eine Reverenz an Béla Bartók. 9 Wehmut, Melancholie, eigen schöne Musik dieser 9. Satz.

    Streichquartett Nr. 16 op. 130 (1981)

    Mit dem Streichquartett Nr. 16 op. 130 in As-Dur aus dem Jahr 1981 kehrt Mieczysław Weinberg zur Viersätzigkeit und zu üblichen Tempoangaben zurück.
    Den 1. Satz (Allegro) höre ich als komplexen, vor allem in der Durchführung suggestiven Klagegesang. Der 2. Satz (Allegro – Andantino – Allegro) ist für mich ein Scherzo der Unbedingtheit, im Fordernden wie in unheimlicher Ruhe. Dem verinnerlicht gedankenschweren 3. Satz (Lento) folgt das Finale (Moderato), das als filigraner, später schmerzlich eindringlicher Walzer beginnt, der schließlich eine Harmonisierung anzustreben scheint, aber dann doch einmal mehr mit dieser geheimnisvollen, hier nahezu mystischen Weinbergschen Unentschiedenheit endet.
    Das Quatuor Danel begann am 22. und 23.5.2006 sowie am 5. und 6.10.2006 im Studio Stolbergstraße in Köln mit diesem (30:18 Minuten langen) und dem 4. Quartett die verdienstvolle Gesamtaufnahme der Weinberg-Streichquartette (CD cpo 777 313-2).

    Streichquartett Nr. 17 op. 146 (1986)

    Das letzte, 1986 entstandene Streichquartett von Mieczysław Weinberg, Nr. 17 op. 146, konterkariert so wie ich es höre in etwas mehr als einer Viertelstunde die Hörerwartungen die man nach den Quartetten davor entwickelt haben könnte fast augenzwinkernd ins verblüffend Harmonisierende. Das einsätzige Werk beginnt (Allegro) nahezu klassisch, abgeklärt, unverschämt heiter, ehe es noch einmal in ein irisierendes, filigranes Geflecht wechselt (Andantino), das sich aber nach und nach suggestiv intensiviert (Lento), ehe eine heiter gelöste aber seltsam zurückgenommene Passage in die wieder sehr bestimmte unverblümte Fröhlichkeit des Anfangs, die das Geschehen abrundende Reprise, mündet. Punktum, das war´s!
    Fand sich das Quartett Nr. 16 schon auf der ersten der sechs CDs des Quatuor Danel mit allen Weinberg-Streichquartetten, rundet das Quartett Nr. 17 die letzte CD, beinhaltend auch die Quartette 2 und 12, aufgenommen 2008/09 im Studio Stolbergstraße in Köln, ab (CD cpo 777 587-2, enthalten in der hier schon vielfach abgebildeten Box, bei jpc wohl nur mehr als Box erhältlich, bei amazon aber noch die Einzel CDs, Spieldauer op. 146 16:30 Minuten).

    Aria op. 9 (1942)

    Das Quatuor Danel nahm nicht nur die 15 nummerierten Streichquartette von Mieczysław Weinberg auf, sondern auch zwei kleinere Werke des Komponisten für diese Besetzung, die Aria op. 9 und das Capriccio op.11 (beide enthalten auf der CD cpo 777 566-2, diese wiederum enthalten in der hier schon vielfach abgebildeten Box, und beide Werke aufgenommen im Februar 2009 im Studio Stolbergstraße, Köln).
    Die Aria (Larghetto) entstand 1942, dauert 4:25 Minuten und bietet so wie ich sie höre wunderschöne, großteils in sanften (Wellen?)Linien fließende Musik. Diese paar Minuten verströmen einen ganz eigenen Streichquartettzauber.

    Capriccio op. 11 (1943)

    Mieczysław Weinbergs Capriccio op. 11 (Scherzando con grazia e rubato) aus dem Jahr 1943 dauert beim Quatuor Danel 6:24 Minuten. Das Stück ist meinem Hörempfinden nach leichtgewichtig, tänzerisch beschwingt, zwischendurch rhythmisch packend markant, und auch dieses Stück entfaltet wie so oft bei Weinberg einen ganz eigenen Zauber.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Super! Vielen Dank, lieber Alexander, für die schöne Zusammenstellung.

    Hier der Vollständigkeit halber noch die einzelnen Covers, da sie auch künstlerisch ganz schön sind:

             


    Auch erwähnen möchte ich noch die einzige weitere Aufnahme eines Weinberg-Streichquartetts, welche ich besitze, und zwar die Nr. 6 vom Pacifica:

    Soweit ich weiss, ist es auch das einzige, welches das Pacifica eingespielt hat. Wäre natürlich toll, wenn das Pacifica in Zukunft auch noch die anderen Quartette von Weinberg einspielen würde.


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Danke für die Hinweise zu den verlorengegangenen Textpassagen! :top: Diese werden nun gleich in den Eröffnungstext eingefügt.
    EDIT: Nun ergänzt. Danke auch für die ja wirklich schönen Coverergänzungen!

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Ich stelle dann mal die Cover des einzigen Quartetts von Weinberg, daß ich habe , hierher. Das 8.Quartett mit dem (alten) Borodin Quartet . Sie waren die Widmungsträger , arbeiteten oft mit dem Komponisten und machten die Aufnahme 1961 in Stereo . Dauer : 15.30 . (Das Quintett ist mit Weinberg am Klavier aus 1963).

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Es gibt zu Weinbergs Streichquartetten eine interessante Doktorarbeit (englisch) aus dem Jahr 2016. Der Autor Daniel Elphick ist Schüler von David Fanning an der University of Manchester), der ja auch die Texte für die Booklets der cpo-Aufnahmen geschrieben hat. (Das Quatuor Danel wiederum ist eng mit der University of Manchester "in residence" verbunden.)

    Das PDF (sehr groß!) kann man hier runterladen:

    https://www.research.manchester.ac.uk/portal/en/thes…91374c6bc).html


    maticus

    P.S. David Fanning hat mir vor einigen Jahren nach einem Vortrag mal erzählt, dass er, zusammen mit seiner Frau Michelle Assay, an einem großen Werk über Weinberg arbeitet. Ich hoffe ja immer noch, dass dieses tatsächlich mal fertig gestellt und veröffentlicht wird. Siehe auch

    https://www.research.manchester.ac.uk/portal/en/impa…47812803a).html

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Es gibt zu Weinbergs Streichquartetten eine interessante Doktorarbeit (englisch) aus dem Jahr 2016. Der Autor Daniel Elphick ist Schüler von David Fanning an der University of Manchester), der ja auch die Texte für die Booklets der cpo-Aufnahmen geschrieben hat.

    Vielen Dank für den Hinweis, das ist ja echt eine sehr umfangreiche Dissertation, eindrucksvoll. Werde ich wohl man reinlesen.


    David Fanning hat mir vor einigen Jahren nach einem Vortrag mal erzählt, dass er, zusammen mit seiner Frau Michelle Assay, an einem großen Werk über Weinberg arbeitet. Ich hoffe ja immer noch, dass dieses tatsächlich mal fertig gestellt und veröffentlicht wird. Siehe auch

    Das kleinere Werk von ihm kennst Du dann sicher.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Das kleinere Werk von ihm kennst Du dann sicher.

    Klar. Das habe ich damals bei derselben Veranstaltung (in Gohrisch) erworben und gleich von ihm und seiner Frau signieren lassen. :) Damals habe ich auch meine ersten 2 CDs mit Werken von Weinberg erworben (eine cpo-CD mit Streichquartetten 3, 10... und eine Naxos mit der 6. Sinfonie).

    Bin ich zu ungeduldig, wenn ich festzustellen meine, dass die Geschwindigkeit des Erscheinens neuer Weinberg-Einspielungen deutlich nachgelassen hat?

    maticus

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    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
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    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Ganz herzlichen Dank für das Verlinken! Das ist wohl mit Abstand das Beste, was man zurzeit zu diesen Werken bekommen kann. Wahnsinn.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • In oben genannter Thesis treffe ich auf folgenden Satz.

    Zitat von Daniel Elphick

    Michelle Assay and David Fanning’s full-length book with Toccata Press is due for release in the near future, providing a detailed study of Weinberg’s life and works.


    Man darf sich also schonmal freuen...

    maticus

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    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
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    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Das ist wohl mit Abstand das Beste, was man zurzeit zu diesen Werken bekommen kann.

    Wenn man das Photo und den CV des Autors sieht, ist der gerade mal Anfang 30. Schon beeindruckend. Hab gerade mal hier und da reingelesen, sehr interessant.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Soweit ich weiss, ist es auch das einzige, welches das Pacifica eingespielt hat. Wäre natürlich toll, wenn das Pacifica in Zukunft auch noch die anderen Quartette von Weinberg einspielen würde.

    Das wäre natürlich toll, aber halt' ich für eher unwahrscheinlich. Allerdings ist eine zweite GA durch das Silesian String Quartet angekündigt. Die erste Folge ist schon draußen. Hier findet man ein Kritik, die auch auf den ganzen Zyklus hinweist.

    Drei Stunden nach dem vorstehenden Text habe ich jetzt wieder einmal die Aufnahme des 7. Quartettes hervorgeholt und dazu meinen vor längerer Zeit geschriebenen Text dazu, der immer noch gültig ist. Das Quartett findet sich auf Vol. 2 der Danel GA.

    Nach elf Jahren Pause schrieb Weinberg 1957 sein 7. Streichquartett. Was ihn dazu bewogen hat, nach langer Pause sich wieder diesem Genre zuzuwenden, ist bisher nicht bekannt. Vielleicht die simple Tatsache, dass Freund Dimitri inzwischen aufgeholt hatte und im Vorjahr sein 6. Quartett veröffentlicht hatte? Das Werk erinnert in der Tonsprache jedenfalls sehr deutlich an die des Freundes, so dass Hörer, die von DSCH noch nicht alles kennen, es sicher diesem zuordnen würden.

    Die Situation in der SU war zu dieser Zeit eine deutlich positivere als 11 Jahre zuvor. Stalin war seit vier Jahren tot, Chrustschow war an der Macht und es begann eine Art Tauwetterperiode, sicher auch stimuliert durch die Erfolge im Weltraum. Von dieser "Aufbruchsstimmung" hört man im 7. Quartett aber nichts, für mich klingt es eher wie eine späte Trauerarbeit über die Katastrophe, die sein Volk erleiden musste. Das dreisätzige Werk besteht aus zwei längeren Adagiosätzen, die ein kürzeres Allegretto umrahmen. Der Finalsatz selber, der fast die Hälfte des Stückes einnimmt, ist ebenfalls dreigeteilt, denn er beinhaltet einen eingeschobenen Variationssatz der palindromartig angeordnet ist und sich in seinem Mittelteil enorm steigert. Hier hört man Dissonanzen, die auf die Musik von Alfred Schnittke vorausweisen und in dem Oeuvre von DSCH bis hier nicht zu finden sind.

    Der erste Satz und der erste und dritte Teil des letzten Satz enthalten schwermütig-traurige Themen, die ihren jüdischen Charakter nicht verhehlen. Der Mittelsatz klingt wie ein spätes Echo auf den Kopfsatz von DSCH 3. Er wurde (wird?) von dem Borodin Quartett, das ab hier für mehrere UA der Weinberg Streichquartette verantwortlich zeichnete, häufig als Zugabe gespielt. IMO ist das 7. Quartett wiederum ein ganz starkes Stück.

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Weinberg - der zweite Zyklus

    Wie schon berichtet, entsteht im Heimatland von Weinberg derzeit ein zweiter Aufnahmezyklus seiner 17 Streichquartette mit dem Silesian String Quartet. Selbiges ist in diesen Breiten wenig bekannt, hat aber einige international vielbeachtete Aufnahmen vorgelegt, u.a. die Quartette von Zbigniew Bargielski und kürzlich die 3. GA der Quartette von Grazyna Bacewicz.

    Nun also Weinberg und es stellt sich zuerst die Frage: brauche ich noch einen zweiten Zyklus und dann diesen? Nun nach dreimaligem Anhören des 7. Streichquartetts, einmal davon im direkten Vergleich mit der Danel-Aufnahme, ist die Antwort für mich eindeutig: ja, unbedingt.

    Die Aufnahme der Schlesier ist nämlich m.E der des Danel Quartetts in jeder Beziehung überlegen. Es wird besser, vor allem raffinierter gespielt, die emotionalen Tiefen werden intensiver ausgelotet und das Ganze ist viel besser aufgenommen. Die vier Instrumente stehen hier plastisch im Raum, so wie man es in der dritten Reihe Mitte 10 m von den Musikern entfernt hören würden. Die cpo Aufnahme wirkt dagenen dynamisch schlapp und als wenn das Quartett hinter einem Vorhang spielt. Die Ecksätze sind beim SSQ auch jeweils 1 min 30 kürzer als in der Vergleichsaufnahme. Wenn das auf dem Niveau weitergeht, dann steht hier eine echte Alternative im Raum bzw. in meiner Sammlung. Die zweite CD steht jedenfalls schon auf der Bestellliste.

     

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Einerseits schön, dass es diese Alternative gibt, anderseits natürlich schade, denn ich zumindest hatte gehofft, mit der GA des Danel Quartetts das Thema Weinberg "erledigt" zu haben.
    Aber wahrscheinlich höre ich mich lieber noch einmal durch die CPO-Aufnahmen, bevor ich mir weiterführende Gedanken machen.

    Jedenfalls herzlichen Dank für Deine Experimentierfreude und Deine Eindrücke, Lutz! :)

    Viele Grüße
    Frank
    :cincinbier:

    "it's hard to find your way through the darkness / and it's hard to know what to believe
    but if you live by your heart and value the love you find / then you have all you need"
    - H. W. M.

  • Jedenfalls herzlichen Dank für Deine Experimentierfreude und Deine Eindrücke, Lutz!

    So experimentierfreudig war das gar nicht, da ich vorab eine positive Rezension im Netz gelesen hatte, die allerdings keinen Vergleich zur Danel Q Aufnahme zog. Außerdem fehlte mir noch das ebenfalls auf der CD vorhandene Klavierquintett. Das wir häufig mit dem von Schostakowitsch gekoppelt, davon habe ich aber schon genug.

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  • In den 1990er Jahren hat das Olympia Label eine 17 CD umfassende Weinberg-Reihe veröffentlicht, die letzte Folge enthielt die gezeigte Aufnahme mit drei Streichquartetten gespielt vom Dominant Quartett. Dieses reine Damenquartett, das wohl bis heute existiert, wurde 1995 auf Veranlassung von Valentin Berlinskij - dem Cellisten des legendären Borodin Quartetts - gegründet und gewann bereits ein Jahr später den Internationalen Schostakowitsch Streichquartett-Wettbewerb in St. Petersburg. Im Jahre 2000 entstand die vorliegende Aufnahme.
    Nach Hören des 7. Streichquartetts kann man schon mal konstatieren, dass die Damen ihrem Begründer alle Ehre machen und auf einem vergleichbaren Niveau agieren wie dessen Formation. Ihre Interpretation des 7. Quartetts hat mich wiederum deutlich mehr berührt als die des Danel Quartetts. Vielleicht liegt diese Musik den Russen/Polen doch mehr im Blut als den Belgiern. Auch klanglich stellt die Aufnahme völlig zufrieden. Leider gibt es im Augenblick nur überteuerte Exemplare. Was für die gesamte Olympia-Serie gilt.
    Bin gespannt auf die Quartette 8 und 9.

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    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • hat mich wiederum deutlich mehr berührt als die des Danel Quartetts

    Vielen herzlichen Dank für all die weiteren Empfehlungen und Hinweise! :top:
    Ich weiß schon: Gerade so ein Forum ist dazu da, die bestmögliche Interpretation von Musik zu finden und diese zu empfehlen.
    Ich möchte aber eine Lanze brechen für das Danel Quartett. Ich finde es eine musikhistorisch grandiose Leistung, diese Werke erstmals komplett sowohl öffentlich als auch auf Tonträgern vorgestellt zu haben. Mag sein es reicht spieltechnisch nicht an weitere Einspielungen heran. Mir jedenfalls hat sich die Streichquartettmusik Weinbergs mit diesen Aufnahmen durchaus als großartiger, einmaliger Kosmos erschlossen.
    Toll natürlich, wenn weitere Quartette sich dieser Werke annehmen und sich die Qualität der Aufnahmen steigert.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Lieber Alexander
    ich will um Gottes Willen die Leistung des Danel Quartetts nicht klein reden. Das ist für mich eine der wichtigsten GA, die in diesem Jahrtausend entstanden sind und ich bin unendlich froh, dass es sie gibt. Ich ärgere mich heute noch, dass ich die Möglichkeit vor einigen Jahren, den Gesamtzyklus einmal von Ihnen live gespielt zu hören, ungenutzt vorübergehen liess. Und ich habe ja bisher nur ein Quartett - das 7. eben - in zwei anderen Aufnahmen gehört. Das ist ein sehr emotionales Werk. Bei anderen Quartetten kann es ganz anders aussehen.
    Liebe Grüße
    Wieland :wink:

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  • Genau so habe ich auch alles verstanden. :thumbup:
    Freuen wir uns darüber, dass es diesen Zyklus gibt und auf viele weitere spannende Weinberg Streichquartettaufnahmen!

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • 3. Weinbergzyklus

    Es geht in die dritte Runde.

    Nach dem maßstabsetzendes Zyklus durch das Danel Quartett und dem bei ca der Hälfte angelangten Zyklus des Silesian Quartet schickt Chandos das rumänische Arcadia Quartet auf die Reise einen 3. Zyklus einzuspielen. Finde ich gut :)

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