(Christian Köhn mag schon recht haben. Aber erst mal so spielen können...)
Nur zur Klarstellung: Ich bin wirklich der letzte, der ein solches Können geringschätzen würde. Deshalb hatte ich Dir ja auch ausdrücklich zugestimmt, dass die vier exzellent spielen. Ich finde nur, dass sie - vielleicht ihrem jugendlichen Alter gemäß - mehr Freude an ihrem Können als an der Musik vermitteln, zumindest erwecken sie bei mir diesen Eindruck. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich bei diesem Quartett sowieso verdorben bin, seit ich es im Sommer 1987 mit dem Amadeus-Quartett beim Aldeburgh-Festival gehört habe, zu dem ich damals als Stipendiat eingeladen war. Das war eines der stärksten musikalischen Erlebnisse meines Lebens. Gleich beim ersten Unisono-Einsatz fühlte man sich von dieser Energie buchstäblich in den Sitz gedrückt (unvergesslich ist mir, wie der Bratscher Peter Schidlof dabei mit dem Fuß auf das Podium stampfte), vor allem Norbert Brainin spielte so wunderbar beseelt in den Variationen, dass ich es bis heute noch innerlich zu hören glaube. Und im Finale spielten die vier, als ginge es um ihr Leben, nicht einen einzigen Ton ohne das ganze innere und äußere Drama, es war einfach fantastisch (in der zweiten Hälfte folgte dann noch das g-moll-Klavierquartett von Brahms mit Murray Perahia, der in der Probe von Brainin wie ein Schüler behandelt wurde, aber, obwohl damals immerhin schon 40 Jahre alt, alles ganz brav machte, was von ihm verlangt wurde). Wenige Wochen danach starb Schidlof, und das Quartett löste sich nach 40 Jahren auf. Die beiden Aufnahmen, die das Amadeus-Quartett bei DG von diesem Stück gemacht hat, finde ich gut, aber bei weitem nicht so beeindruckend wie das Konzerterlebnis.