Walldorff`s Kalenderblätter - Drittfassung
20.02.1745 - Taufe von Johann Peter Salomon*
Nachdem er* zu Bonn schon seine juristischen Studien begonnen hatte, widmete er sich der Musik und machte sich bald als Geiger einen Namen.
In Berlin, wo er sich auf einer Kunstreise hören ließ, machte ihn Prinz Heinrich von Preußen zum Concertmeister in seiner Capelle. Hier bildete sich S. zu einem vortrefflichen
Dirigenten aus, während seine kleinen Compositionen auf dem Gebiet der französischen Oper unbedeutend blieben. Von Einfluß auf das Musikleben ward er besonders dadurch,
daß er im Gegensatz zu der damals herrschenden Graun`schen Richtung für die Haydn`sche Musik, insbesondere für die Quartette und Symphonien eintrat. Es scheint aber,
daß dies die Ursache ward, weshalb er 1780 den Dienst des Prinzen Heinrich verließ.
Nach einer Reise durch Deutschland begab er sich 1781 nach London, wo er sich fortan dauernd niederließ. Hier hat er durch seine Betheiligung an Errichtung und Leitung der Concerte
der Philharmonischen Gesellschaft und sowohl durch Einführung der deutschen, als durch Vorführung der älteren Musik bis zu seinem Tode eine sehr bedeutende Entwicklung auf
das Musikleben in England geübt. Bekanntlich war auch er es, welcher im J. 1790 in Wien Haydn für das Londoner Professional-Concert engagirte.
Von seinen Compositionen scheinen nur 6 Violinsolo`s gedruckt zu sein. Sein Tod (zu London am 25. November 1815) erfolgte infolge der Verletzungen, welche er sich durch einen
Sturz mit dem Pferde im August 1815 zuzog. Seine Leiche ward unter unter großer Betheiligung des Publicums in der Westminsterabtei beigesetzt.
Wien, d. 1. Juni 1815.
Mein werther Landsmann !*
Immer hoffte ich den Wunsch erfüllt zu sehen, Sie einmal selbst in London zu sprechen, allein immer standen mir, diesen Wunsch auszuführen, mancherlei Hindernisse entgegen,
-- und eben deswegen, da ich nun nicht in dem Falle bin, hoffe ich, daß Sie mir meine Bitte nicht abschlagen werden, die darin besteht, daß Sie die Gefälligkeit hätten, mit einem
dortigen Verleger zu sprechen und ihm folgende Werke von mir anzutragen: °
Ich habe beiläufig bei einigen Werken das Honorar beigefügt, welches, wie ich glaube, für England recht sein wird, überlasse aber bei diesen wie bei den andern Ihnen selbst, was Sie
am besten finden, was man dafür giebt. Ich höre zwar, Cramer ist auch Verleger, allein mein Schüler Ries schrieb mir vor kurzem, daß selbiger öffentlich sich gegen meine Compositionen
erklärt habe, ich hoffe aus keinem andern Grunde als der Kunst zu nützen, und so habe ich gar nichts dagegen einzuwenden. Will jedoch Cramer etwas von diesen schädlichen
Werken besitzen, so ist er mir so lieb als jeder andere Verleger; ich halte mir blos bevor, daß ich selbige Werke auch einem hiesigen Verleger geben darf, so daß diese Werke
eigentlich nur in London und Wien herauskommen würden, und zwar zu gleicher Zeit. --
Vielleicht ist es Ihnen auch möglich mir anzuzeigen, auf welche Art ich vom Prinzen = Regenten die Kopiatur = Kosten für die ihm übermachte Schlacht = Symphonie auf
Wellington`s Sieg in der Schlacht von Vittoria erhalten kann; denn längst habe ich den Gedanken aufgegeben, auf sonst irgend etwas zu rechnen; nicht einmal einer Antwort bin
ich gewürdigt worden, ob ich dem Printen = Regenten dieses Werk widmen darf; indem ich`s herausgebe, höre ich sogar, das Werk soll schon in London im Clavier=Auszug heraus sein, --
welch Geschick für einen Autor! ! ! Während die englischen und deutschen Zeitungen voll sind von dem Erfolge dieses Werkes im Drurylane=Theater aufgeführt, das Theater selbst ein
paar gute Einnahmen damit gemacht hat, hat der Autor nicht einmal eine freundschaftliche Zeile davon aufzuweisen, nicht einmal den Ersatz der Kopiatur = Kosten, °°
Denn wenn es wahr ist, daß der Klavier = Auszug wohl bald von irgend einem deutschen Verleger dem Londoner nachgestochen erscheint, so verliere ich Ehre und Honorar. --
Ihr bekannter edler Charakter läßt mich hoffen daß Sie einigen Antheil nehmen und sich thätig für mich bemühen().
Mein einziges Verdienst sind meine Compositionen. Könnte ich hierin auf die Abnahme Englands rechnen, so würde das sicher vorheilhaft für mich sein.
Rechnen Sie auf meine unbegrenzte Dankbarkeit, ich hoffe eine balde, sehr baldige Antwort von Ihnen.
Ihr
Verehrer und Freund
Ludwig van Beethoven
Rochus von Liliencron in "Ledebur, Tonkünstler-Lexicon"; zit. auf wikisource.org
Der Wortlaut des Briefes folgt dem (auf google.de zitierten) Abdruck in der "Zeitschrift f. Musik" (Verantwortl. Redacteur: Dr. R. Schumann. / Verleger: R. Friese, Leipzig) v. 16.01.1843
° Lt. Zeitschrift handelt es sich i. F. um die Opera 91 - 93 u. 95 - 97 sowie vermutl. um op. 135 ... °° an dieser Stelle die Anmerkung Die lezten Worte sind im Originale schwer zu entziffern.