Robert Schumann: Klavierquintett Es-Dur op. 44

  • Da sehe ich keinen unauflösbaren Widerspruch.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)


  • Das ist bei uns innerhalb bestimmter, vom Copyright gezogener Grenzen durchaus möglich:Der Vorstand gibt bekannt: Regelung zur Einfügung von Notenbeispielen

    nur selbst hergestellte Noten sind auf Capriccio erlaubt, sogar bei urheberrechtlich freien Noten. Also praktisch alles verboten.

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    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


    Wenn du größer wirst, verkehre mehr mit Partituren als mit Virtuosen.
    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • Das ist bei uns innerhalb bestimmter, vom Copyright gezogener Grenzen durchaus möglich:
    Der Vorstand gibt bekannt: Regelung zur Einfügung von Notenbeispielen

    Das ist doch viel zu umständlich, und man benötigt dazu eine Zusatzsoftware. Warum kann man keine eingescannten Notenbeispiele von Werken die nicht mehr geschützt sind einbinden?

    Peter

    "Sie haben mich gerade beleidigt. Nehmen Sie das eventuell zurück?" "Nein" "Na gut, dann ist der Fall für mich erledigt" (Groucho Marx)

  • Bei all diesen enthusiastischen Kommentaren hier fühle ich mich wieder mal etwas herausgefordert, den Advocatus diaboli zu spielen. Natürlich ist das ein mitreißendes Werk mit einer zündenden Idee nach der anderen. Trotzdem bin ich mit dem Klavierquintett nie so warm geworden wie mit Schumanns Trios oder dem Klavierquartett. Ich verstehe einfach nicht, weshalb die Faktur so dünn geraten ist? Im ersten Satz schweigen die Streicher über substantielle Abschnitte des Satzes hindurch. Auch in den anderen Sätzen schweigen sehr oft zwei oder drei der Streicher. Bis auf das Scherzo, oder genauer das zweite Trio desselbigen, scheint das Werk auch technisch sehr einfach zu spielen zu sein. Schreibt Brahms für drei Instrumente, klingt es wie für fünf. In Schumanns Klavierquintett ist es umgekehrt.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Wenn man sich den ersten Satz in Partitur ansieht, fällt zudem auf, wie oft Schumann die Streicher homophon und sogar unisono spielen lässt - sehr oft tatsächlich zwei, drei oder gar vier auf derselben Tonhöhe! Im Klavierquartett kommt das so gar nicht vor. Dort ist die Stimmführung, wie etwa bei Mendelssohns Klaviertrios, duett- bzw. terzettähnlich und tendenziell polyphon. Ich vermute, dass Schumann im Qunitett die Streicher quasi als ein einziges Instrument behandelte, das er dem Klavier gegenüberstellte. Somit wäre das Quintett ein Duo "höherer Ordnung". Eine gute Idee, die mir in der Realisierung aber nicht so gut gefällt wie die "traditionellere" Behandlung im Klavierquartett.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Es ist tatsächlich so, dass der hinreißende Beginn des Klavierquintetts mich schon als Vierzehnjährigen beeindruckt hat, als ich lange, lange nichts mit weiterer Kammermusik Schumanns anzufangen wusste.

    Mit Details habe ich mich noch nicht sonderlich befasst und finde insofern die Ausführungen meiner Vorredner sehr interessant, auch den Blog von Christian Köhn.

    Zumindest der zweite Satz ist aber meines Erachtens gerade aufgrund seiner Schlichtheit so eindrucksvoll - so wie das auch für manches Kammermusikwerk von Schubert gilt, insbesondere für das große Streichquintett. Auch dieses Quintett, behaupte ich mal ganz kühn, wird keinen Anfänger in der Kunstmusik beeindrucken. Dabei ist in der Tat weder die Menge der Noten entscheidend noch der Eindruck, etwas Dreistimmiges klänge fünfstimmig. (Damit kein falscher Eindruck entsteht: Das ist keinesfalls als Angriff auf Felix Meritis gedacht, sondern eher metaphorisch. ;) )

    :) Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Lieber Wolfgang,

    das verstehe ich nicht ganz? Warst Du als 14-jähriger schon ein alter Hase im der Kunstmusik, oder wie ist der erste Absatz in Verbindung mit dem dritten zu verstehen?

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Wahrscheinlich habe ich mich wieder einmal etwas verwaschen lapidar ausgedrückt, werter Felix Meritis. Zwischen erstem und drittem Absatz besteht kein allzu großer Zusammenhang. Ich wollte zunächst zum Ausdruck bringen, dass mich der Anfang des Quintetts schon als Jugendlichen gepackt hat, für den Rest, also auch den zweiten Satz habe ich dann deutlich länger gebraucht. Damit wollte ich die Popularität des Werks ganz privat bestätigen. Der Verweis auf den zweiten Satz bei Schumann war dann dahingehend gedacht, dass auch - und manchmal gerade - einfach strukturierte Musik von tiefer Bedeutung und Wirkung sein kann.

    Es ist mir auch schon aufgefallen, dass Schumanns Linienführung im Quintett bisweilen betont unisono gehalten ist. Ich halte das für ein Stilmerkmal, das ich eigentlich nicht werten möchte. Aber ich kann natürlich nachvollziehen, wenn Du das kritischer siehst.

    :cincinbier: Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • OK, alles klar!

    Hmm, kritisch sehen, ist vielleicht der falsche Ausdruck. Auch ich möchte das nicht objektiv werten, denn offensichtlich ist diese Setzweise von Schumann genau so gewollt. Wieso, weiß ich nicht, ich konnte auch in der mir zur Verfügung stehenden Sekundärliteratur keinen Hinweis darauf finden. Gefallen tut es mir persönlich nicht so gut, was wiederum nicht heißt, dass ich das Werk nicht mag.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Wenn man sich den ersten Satz in Partitur ansieht, fällt zudem auf, wie oft Schumann die Streicher homophon und sogar unisono spielen lässt - sehr oft tatsächlich zwei, drei oder gar vier auf derselben Tonhöhe! Im Klavierquartett kommt das so gar nicht vor

    Die Verdoppelung Klavier-Streicher ist sicher sehr charakteristisch - ja gleich der fulminante Anfang. Die vier Streicher können den ganzen Tonraum wie das Klavier ausfüllen, sind aber zugleich Soloinstrumente (im Unterschied zu Orchester). Das gibt bei der Verdoppelung einen eigenen reizvollen, zugleich vollen und scharfen Klang. Der Klaviersatz mutet oft klavierkonzertartig an, mit vielen Oktavierungen, die einen großzügigen und frischen Klang einbringen.

    Die Unisono-Streicher habe ich im 1. Satz allerdings nur ganz ausnahmsweise gefunden, an was denkst du da z.B.?

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    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


    Wenn du größer wirst, verkehre mehr mit Partituren als mit Virtuosen.
    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • Ich beziehe mich auf diese Partitur, welche aber leider keine Taktzahlen hat:

    http://hz.imslp.info/files/imglnks/…_Op_44_scan.pdf

    Hier sind auf Seite 8 - 9 und 13 Unisonopassagen zu finden. Manchmal spielen jeweils zwei Instrumente auf einer Tonhöhe, dann die Violinen und die Bratsche bzw. das Cello und die Violinen. Dieselbe Tonhöhe für alle vier habe ich jetzt nicht gefunden - da hatte ich mich wohl geirrt.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • auf Seite 8 - 9 und 13

    die Stelle S. 9 ist sicher sehr markant, die andern doch weniger. Alles in allem also nur ganz ausnahmsweise ein Unisono, würde ich sagen.

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    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


    Wenn du größer wirst, verkehre mehr mit Partituren als mit Virtuosen.
    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • Aber am häufigsten spiele ich diese packende Live-Version , die kurz vor der Studio-Einspielung entstanden ist :


    Danke noch einmal für diesen Hinweis, die Aufnahme habe ich nun endlich auch. Mein Eindruck:

    Die Liveaufnahme von Robert Schumanns Klavierquintett Es-Dur op. 44 mit Leonard Bernstein und dem Juilliard Quartet, die ein paar Tage vor der Studioaufnahme, am 19.4.1963 in der Library of Congress in Washington, entstand (2 CDs Doremi DHR-5707/8), finde ich interpretatorisch auch noch erzmusikantischer und lebendiger als die Studioaufnahme. Die Leidenschaft steckt ganz unmittelbar an, alle sind „aber sowas von“ in der Musik drin. Beim 1. Satz wiederholen sie hier die Exposition. Akustisch wirkt die Aufnahme auf mich allerdings wie aus einer Blechbüchse mit Stereoklang. Die musikalische Frische lässt mich aber bald so darüber hinweghören, dass ich gar nicht mehr dran denke. Verwirrung um die Aufnahmedaten: Die Box, die die Studioaufnahme enthält, führt 1964 an, die Doremi Doppel CD 1963, aber mit dem Verweis auf die Studioaufnahme ein paar Tage später – mit der Jahreszahl 1968 dort! Klarheit verschafft Humphrey Burtons Bernstein-Biografie – 1963 stimmt wohl wirklich.

    Diese Aufnahme werde auch ich ab sofort gerne immer wieder hören.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • HIER bei dieser Pressung

    Du hast recht - und Zwielicht hat recht . Bei dieser Ausgabe wurde die Wiederholung rausgeschnitten , um durch die gesparten 2 1/2 Minuten alles auf die CD zu bekommen . Da das Problem bekannt war , hatte ich mich für die japanische Ausgabe mit der Kammermusik von Schumann und dem Juilliard Quartet entschieden .

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

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