... wo die Musik nicht zur Bühne paßt

  • ... wo die Musik nicht zur Bühne paßt

    ... keine tolle Themenformulierung ...

    ich sinne gerade etwas RT-Fragen nach, da komme ich auf die Frage, wo gibt es Stellen in Bühnenmusik, bei denen die Musik nicht zur Bühne (zum Text, zur Handlung, zur Situation) paßt oder zu passen scheint. Mit "Stellen" ist jetzt nicht jede kleinste Stelle gemeint, sondern größere Teile, wie Arien, Nummern etc.

    Normalerweise "paßt" die Musik ja wohl, ich glaube, davon kann man ausgehen. Zu Sturm und Flucht am Anfang der Walküre erklingt keine Musik à la "Karfreitagszauber". Andererseits findet man gelegentlich Argumentationen, Musik (oder "die Bühne") solle nicht verdoppeln, nicht redundant sein. Kein Micky-Mousing. Mal ohne Versuch, das irgendwie theoretisch fassen, würden mich solche Stellen (im obigen Sinn) interessieren, bei denen das "Passen" nicht vorliegt, nicht vorzuliegen scheint, oder irgendwie Probleme aufwirft.

    Mir fällt das spontan die Marterarie aus der Entführung ein. Hier gibt es ja auch eine einschlägige Äußerung des Komponisten selbst. Obwohl ich das so höre, als würde es irgendwo doch "passen" - aber sicherlich gibt es hier ein Problem.

    Ich bin gespannt, was Capriccio so zutage fördert.

    gern natürlich mit Kommentaren und Diskussionen aller Art, auch zur Themenstellung als solcher!

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    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


    Wenn du größer wirst, verkehre mehr mit Partituren als mit Virtuosen.
    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • Ein berühmtes, relativ frühes Beispiel ist das Rezitativ des Orest im zweiten Akt von Glucks "Iphigénie en Tauride": "Le calme rentre dans mon coeur" ("Die Ruhe kehrt in mein Herz zurück"), bei der das Libretto eine (vorübergehende) Beruhigung des verzweifelten Orest suggeriert. Die hartnäckig synkopische Orchesterbegleitung macht aber deutlich, dass es sich hier wohl eher um eine verzweifelte Autosuggestion des Helden handelt (der ja bald auch durch den Chor der Eumeniden ein Ende bereitet wird). Dass hier die Musik dem vertonten Text widerspricht, ist bereits sehr früh wahrgenommen worden - Berlioz war gerade deswegen ein großer Bewunderer dieser Stelle.

    :wink:

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