Frequenzmessung der Gesangsstimme am Computer?

  • Frequenzmessung der Gesangsstimme am Computer?

    Wahrscheinlich blamiere ich mich jetzt veritabel, aber ich bin trotz meines durchaus schon fortgeschrittenen Alters blutiger Anfänger... :/

    Ich habe vor einigen Wochen begonnen, klassischen Gesangsunterricht zu nehmen. Die ersten Stunden waren erwartungsgemaß ein vorsichtiges Herantasten, mit dem Herausfinden der optimalen Stimmlage, des Umfangs und dem Üben erster Läufe und Vokalisen. Das klappt auch insgesamt gut, allerdings habe ich immer noch Schwierigkeiten, beim "Absteigen" den Ausgangston exakt zu treffen - manchmal lande ich einen Halbton zu tief. Ich höre den Fehler zwar selbst sofort, habe aber im Moment keine Idee, wie ich es verbesssern kann. Meine Gesangslehrerin fordert mich lediglich immer wieder auf, aufmerksamer und konzentrierter zu sein. Und das hilft ja auch; problematisch wird es aben dann, wenn ich mich auf mehrere Aspekte gleichzeitig konzentrieren soll/muss (Atmung, Ausdruck usw.).

    Meine Überlegung war daher, mich selbst mithilfe von Tonaufnahmen zu überprüfen. Daher meine Fragen:

    a) Gibt es Möglichkeiten, mit Hilfe von Computersoftware Aufnahmen zu machen und dabei die Tonfrequenz zu messen? Dies würde doch (so meine laienhafte Vorstellung) die Möglichkeit bieten, eine entsprechende Nachprüfbarkeit zu haben und durch Üben zu Hause nach und nach Routine zu entwickeln

    b) Falls es solche Möglichkeiten gibt: Halten die Profis unter Euch das für praktikabel respektive sinnvoll?

    c) Falls nicht: Gibt es andere Kniffe, mit denen ich dem Problem zu Leibe rücken könnte?

    Früher war nichts besser, aber: Es gab Sachen, die waren früher gut. Und sie wären es auch heute noch - wenn man die Finger davon gelassen hätte! (Jochen Malmsheimer)

  • eventuell geht es auch mit einem Stimmgerät?

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    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


    Wenn du größer wirst, verkehre mehr mit Partituren als mit Virtuosen.
    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • Frequenzmessung ist technisch möglich, halte ich aber für musikalisch sinnlos bis kontraproduktiv. Kein Profi macht so etwas.
    Das natürliche Vibrato verhindert ohnehin eine eindeutige Frequenzzuordnung, dann gibt es noch das Problem der reinen/gleichschwebenden Intervalle, das technisch gar nicht eindeutig lösbar ist, usw.

    Mein Rat: ein Tasteninstrument als Referenz, meiner Meinung nach braucht man das auch als Hobbysänger unbedingt.

    Viel Erfolg!
    Gerardus

  • allerdings habe ich immer noch Schwierigkeiten, beim "Absteigen" den Ausgangston exakt zu treffen - manchmal lande ich einen Halbton zu tief. Ich höre den Fehler zwar selbst sofort, habe aber im Moment keine Idee, wie ich es verbesssern kann.

    So, wie Du das Problem beschreibst, hörst Du es, wenn Du zu tief ankommst, aber eben erst dann, wenn es passiert ist. Das klingt so, als ob du kein gutes Gefühl für die richtige "Einstellung" der Stimme für den gewünschten Zielton hast. D. h., Deine innere Vorstellung und die Einstellung Deines Stimmapparates sind eventuell nicht hinreichend koordiniert, damit das Ergebnis auch Deinem Wollen entspricht.

    Ein möglicher erster Schritt ist es, das "Wollen" nochmal zu klären. Eine Möglichkeit dafür ist es, dass Du Dir (beim Abwärtssprung Ton1 - Ton2) nach dem Singen von Ton1 erst einmal innerlich den Ton2 vorstellst, bis in Dir völlige Klarheit herrscht, welcher Ton als nächster drankommt und wie dieser Ton2 denn genau klingen soll. Versuche, so genau wie möglich zu wissen, was jetzt dran ist. Es kann dafür hilfreich sein, Ton2 mithilfe eines Tasteninstrumentes vorweg zu hören, da stimme ich Gerardus zu. Das würde den Aspekt der inneren Vorstellung unterstützen und die Verbindung von "innerer Vorstellung" und "Einstellung der Stimme" möglicherweise stärken.

    Du kannst Sprünge auch im Wechsel von "glissando" und "mit Pause dazwischen" üben. Nimm das Glissando so langsam, dass Du die richtige Ankunft kontrollieren kannst.

    Physische Aspekte hat Dir wohl Dein Gesangslehrer schon gesagt - Abwärtssprünge leicht nehmen, auf keinen Fall nachdrücken, Ton schlank halten, beim "abwärts" Singen ein "aufwärts" Singen vorstellen/fühlen. Innere Spannung ohne Verkrampfung, die Vorstellung eines gut gespannten Bogens (zum Schießen) oder einer gut gespannten Spiralfeder können hilfreich sein, um dem "nach unten rutschen" bei Abwärtssprüngen entgegen zu wirken. Gut stehen (sich groß machen/"Rücken lang") - gut atmen - positive Spannung.

    Was genau soll es Dir helfen, wenn Dir ein Gerät anzeigt, dass Du gerade einen Ton mit 416,3 Hz gesungen hast ...? In der live-Situation bist Du ohnehin alleine auf Deine Ohren angewiesen ... ich verstehe den beabsichtigten Lerneffekt nicht.

    Aber wie auch immer: Viel Erfolg!

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Glaub mir: Wenn Du Dich als Anfänger versuchst aufzunehmen, sogar ohne Probleme, dann denkst Du erst mal drei Wochen an Selbstmord... ;)

    Frequenzmessung bringt in dieser Situation nicht wirklich viel. Du mußt ja auch Dein Gehör entsprechend schulen. Das geht nicht nach Anzeige - die in diesem Fall auch vermutlich nicht hinreichend stabil sein wird.
    Wenn Du es aber selber hörst, daß du "falsch" (wie auch immer) bist, kanst Du aber tatsächlich versuchen, Dich aufzunehmen (womit auch immer, immer mit der Einschränkung daß es absolut nicht so klingt, wie Du Dir das vorstellst. Smart- etc.-Phones sind übrigens u.U. ziemlich lausig in ihrer Aufnahmequalität, zumindest gibt es da große Unterschiede.), mit einem Referenzton davor und danach. Dann kannst Du hören, ob Du zu hoch oder zu tief bist und im nächsten Anlauf entsprechend korrigieren. Du brauchst aber Geduld, denn Du mußt deinen Körper erst mal dazu konditionieren, den gehörten Referenzton mit der richtigen Muskelspannung (das sind ziemlich viele Muskeln...) nachzusingen und im nächsten Schritt das mit der richtigen Tonvorstellung zu machen (auch das hilft: sich die zu singenden Töne vorher bewußt machen)

    Lass Dir einfach mal Zeit und mach Dir keinen Druck (und lass Dir auch keinen machen. Auch nicht vom Lehrer!) Das dauert einfach. Irgendwann platzt der Knoten schon.

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

  • mit der richtigen Tonvorstellung zu machen (auch das hilft: sich die zu singenden Töne vorher bewußt machen)

    halte ich sogar für ziemlich entscheidend, die innere Tonvorstellung.
    Ein Stimmgerät kann sogar etwas irreführend sein, weil man mit der da als quasi Richtwert angelegten temperierten Stimmung gerade nicht wirklich saubere Töne lernt.
    vielleicht hilft ein Borduninstrument?

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

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