Kann man »Musik hören« lernen ?

  • Kann man »Musik hören« lernen ?

    Anders gefragt: kann man »Musik verstehen« – ähnlich wie der Sinn von gesprochenem oder gelesenem Text verstanden wird?
    Diese Fragen sehe ich im Umfeld von Fragen der Art wie: »wann – in welchem Alter – seid ihr zur klassischen Musik gekommen?« Oder auch: »wie seid ihr zur klassischen Musik gekommen?«
    Bei den eingangs genannten Fragen geht es mir um Ästhetik und nicht um (formale) Erkenntnis (um z. B. eine Prüfung zu bestehen)

    Pau

    Die Bürger demokratischer Gesellschaften sollten Kurse für geistige Selbstverteidigung besuchen, um sich gegen Manipulation und Kontrolle wehren zu können. (Noam Chomsky)

  • Anders gefragt: kann man »Musik verstehen« – ähnlich wie der Sinn von gesprochenem oder gelesenem Text verstanden wird?

    Man könnte dazu noch ergänzen, was Mucke "verstehen" bedeutet .. z.B. eine der Schichten des "Verstehens" wäre m.E. Mucke beim Reinziehn quasi unwillkürlich mitvollziehen. Sie kommt einen dabei durchgängig sinnvoll und nicht stumm rüber.
    Mucke bewegt sich m.E. auf einen etwas anderen/abgehobeneren Level als gesprochner/gelesener Text, weil Mucke nicht begrifflich und wenig anschaulich. Aber Mucke könnte deshalb in gewisser Weise sogar "ästhetischer" rüberkommen als ein Text, weil diese Kunst-Chose einen im begriffslosen Medium damit vergleichweise sinnlicher rüberkommt.. ....=> tendiert m.E. eher in Richtung "unähnlich" ...

    Bei den eingangs genannten Fragen geht es mir um Ästhetik und nicht um (formale) Erkenntnis (um z. B. eine Prüfung zu bestehen)

    Beides find ich schwierig auseinander zu klamüsern. Denn selbst wer bisher no Schimmer von Sonate oder Variation hat, nimmt derartige Strukturen beim reinziehn doch irgendwie in spezifischer Weise auf..
    und man kann den 1. Satz von Beethovens Eroica oder Mozarts g-Moll-Sinfonie sich lehrbuchartig-.sonatenmäßig-formal reinziehn und Mucke kann einen dennoch komplett stumm also gar nicht rüberkommen, wenn Wiedergabe = versemmelt, weil z.B. viel zu dröge, z.B. verschleppte Tempi z.B. Themen werden zu sehr geplättet, unartikuliert und verlieren ihren Stachel, die Chose schnurrt bloß stronlinienförmig ab.. . . so gings mir eine Zeitlang mit besagter Beethoven- und Mozart-Mucke....

    Mucke "verstehen/checken" find ich prozesual.. also wenn ich mir demnächst wieder mal Nonos SQ oder Beethovens Eroica einschmeisse, ist es höchst unwahrscheinlich nicht auf neue Zusammenhängem, Beziehungen zu stoßen... heute gings mir extrem so, als mich meine Begleitung zum Shoppen mitschleppte und ich mir da in einer stillen Ecke wieder mal Radiomitschnitt von Matthias Spahlingers Streichtrio über Player einschmiss. Vieles kam mir in dieser geilen Mucke neu rüber. ...
    ... wenn von einer Mucke mir Feeling aufkommt, sie komplett zu checken, dann interessiert sie mich nicht ...

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Lieber Pau,

    ja, man kann! Auch dann, wenn du kein Instrument spielst, in einem Chor singst o.ä. Höre ganz einfach viel Musik, am besten mit dem Notentext vor der Nase (oft kostenlos zu bekommen von http://imslp.org/ ). Auch wenn du keine Noten lesen kannst, wirst du mehr oder weniger grobe Strukturen erkennen und hören lernen. Höre die Stücke nicht nur einmal, sondern immer wieder und höre Stücke aus den unterschiedlichsten Stilrichtungen.

    Wenn du dich mit einem Stück beschäftigst, sollte es evtl. anfangs nicht zu lang sein und deinen Hörgewohnheiten am nächsten kommen. Du hörst es dir an, erst ohne Notentext vor der Nase, dann mit. Wo kannst du Ähnlichkeiten erkennen, welche Entwicklungen gibt es, wo sind Höhepunkte, wo ist die lauteste/leiseste Stelle eines Stücks, was fühlst du, was für Charaktere gibt es....? Du kannst sogar Melodien mitsummen oder singen, du kannst versuchen, zu dirigieren, du schaust nach, was Vortragszeichen, Tempobezeichnungen u.a. bedeuten, was also der Komponist hineingeschrieben hat. Du kannst dich informieren über die Entstehungsgeschichte, über die Epoche, über den Komponisten u.a. Alles, ist erlaubt, was dich interessiert und Spaß macht.

    Allmählich wirst du verstehen! :)

    Liebe Grüße

    chiarina

  • Anders gefragt: kann man »Musik verstehen« – ähnlich wie der Sinn von gesprochenem oder gelesenem Text verstanden wird?

    Die Frage ist erst einmal, was Du darunter verstehst. Ich glaube kaum, dass man Musik von vor 400 Jahren wirklich VERSTEHEN kann. Du kannst vielleicht mal sagen, Dir gefällt die Musik oder auch nicht, aber wirklich VERSTEHEN, das sehe ich persönlich kritisch. Sowohl die Sprache, als auch die Musik an sich hat sich inzwischen sehr stark verändert. Wir leben und denken völlig anders als die Leute damals.

    Du kannst meiner Meinung nach nur sagen, dass Dich die Musik anspricht. Das ist der Anfang. Dann kommen die Punkte in Betracht, die Chiarina ein Posting weiter Oben angesprochen hat :


    Du kannst dich informieren über die Entstehungsgeschichte, über die Epoche, über den Komponisten u.a. Alles, ist erlaubt, was dich interessiert und Spaß macht.

    Man muss meiner Meinung nach keine Noten lesen können, ich halte das erst einmal für eher ein Hindernis. Noten liest man, aber das heißt nicht, dass man sie auch versteht. Einen Text liest man ebenso, aber man versteht ihn unter Umständen dann ebenfalls (noch) nicht.

    Man kann natürlich etwas zur Geschichte lesen, zum Komponisten, etc. Das Ganze kann helfen, der Musik näher zu kommen, muss aber immer noch nicht heißen, dass Du sie auch im Sinne des Komponisten verstehst.

    Gehen wir mal weg von der Klassik. Gehen wir mal zum Jazz rüber. das ist die Musik des 20.Jahrhunderts, da sind wir fast alle groß geworden, haben lange darin gelebt. Doch selbst der Jazzmusiker hat damals seine eigene Musik nicht unbedingt verstanden. Man denke nur an den Übergang vom Swing zum modernen Jazz, den viele Hörer und Musiker um 1943-1946 total abgelehnt hatten. Ich zitiere einen Musiker, dessen Name mir gerade nicht einfällt (es war einer der "Alten" gewesen).Er war damals in einen der führenden Jazzclubs gegangen: "Sie packten ihre Hörner aus und fingen ohne Vorankündigung an zu spielen. Ohne ersichtlichen Grund hörte Einer auf und ein Anderer fing an. Sie hörten zusammen ganz plötzlich auf, packten ihre Instrumente ein und verschwanden wieder"

    Als Musiker, der eine gute Ausbildung genießen durfte, kann man einfacher Strukturen erhören, dann auch durch das Notenbild, die Harmonien und dem Anhören oder Anspielen der Stücke, sich weitaus einfacher oder schneller ein Bild machen von dem Stück. Doch je umfangreicher es wird, um so schwieriger und länger dauert dieser Prozess.

    Ich will damit aussagen, dass selbst Musiker nicht unbedingt alle musikalischen Dinge erkennen können , verstehen oder wissen. Überlege mal, wie es Anton Bruckner ergangen ist, oder später den atonalen Komponisten. Die verstehe ich bis heute nicht wirklich. Das erschließt sich mir einfach nicht. Dazu fehlt mir das Gefühl, aber auch der Sinn dazu.

    Das Thema ist äußerst schwierig aufzuarbeiten. Man kann das hier im Forum auch immer wieder lesen, wenn sich dann User um Interpretationen bestimmter Musiker, Dirigenten oder Orchester streiten. Geht es nur um die Interpretation dann, oder doch mehr um das Verstehen der Musik? Oder etwa um Beides?

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Die Frage ist erst einmal, was Du darunter verstehst. Ich glaube kaum, dass man Musik von vor 400 Jahren wirklich VERSTEHEN kann. Du kannst vielleicht mal sagen, Dir gefällt die Musik oder auch nicht, aber wirklich VERSTEHEN, das sehe ich persönlich kritisch. Sowohl die Sprache, als auch die Musik an sich hat sich inzwischen sehr stark verändert. Wir leben und denken völlig anders als die Leute damals.


    chiarina schrieb:

    Das sehe ich genauso. Und ich glaube, ein wirkliches, rein objektives verstehen, gibt es nicht. Man kann Zusammenhänge sehen, man kann Zitate erkennen und sich seinen Reim darauf machen, aber wenn man nicht mit dem Komponisten gesprochen hat, weiß man auch nicht definitiv was er gemeint hat.... Aber, aus meiner Sicht ist das egal. Es geht ja darum, dass ich das Werk verstehe, dass es mich anspricht und dazu transportieren ich meine Gedanken und meine Emotionen in die Musik hinein. :)

    Und hier kann ich sagen, Übung macht den Meister. Viel hören hilft viel. Das mit den Noten sehe ich aber auch unkritisch.

    LG Friese

    Viele Grüße, Michael

  • Anders gefragt: kann man »Musik verstehen« – ähnlich wie der Sinn von gesprochenem oder gelesenem Text verstanden wird?
    Diese Fragen sehe ich im Umfeld von Fragen der Art wie: »wann – in welchem Alter – seid ihr zur klassischen Musik gekommen?« Oder auch: »wie seid ihr zur klassischen Musik gekommen?«
    Bei den eingangs genannten Fragen geht es mir um Ästhetik und nicht um (formale) Erkenntnis (um z. B. eine Prüfung zu bestehen)


    Man kann sicherlich die Semantik von Musik verstehen, wenn man sich mit den zugrundeliegenden Codes, d.h. mit der jeweiligen Musikkultur und ihren Traditionen vertraut macht.

    Man kann natürlich auch Musik analysieren, wobei eine solche Analyse die Musiksemantik durchaus einbeziehen kann. Aus Deiner Threaderöffnung entnehme ich aber, dass es Dir offensichtlich gerade nicht um Analyse geht. Übrigens dient die Analyse von Musik durchaus nicht nur dem Zweck, eine Prüfung zu bestehen, aber Du hast ja auch "z. B." geschrieben.

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Einfach viel und oft hören. Noch mehr und noch öfter. Dann lernst Du jede Musik. Kennen und mögen.

    "...es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen." - Johannes Brahms

  • Kann man Musik hören lernen ?.....Hm. Warum nicht. Vom Tisch wischen will ich das auf keinen Fall. Bei mir ist die Situation so, dass ich von Musiktheorie keinen Schimmer habe. Wenn ich ein Stück höre, dann mache ich mir keine Gedanken darüber ob jetzt der Wechsel in die Tonart an der Stelle sinnvoll ist oder nicht. Ich beurteile ein Stück danach ob ich es hören mag oder nicht. Und manche Stücke gefallen mir erst nach dem dritten oder vierten mal. Und manchmal bin ich dann sehr begeistet (wie z.B. von Bartok´s Tanzsuite für Orchester oder Darius Milhaud´s "la creation du monde" um einige Stücke zu nennen die mich nicht auf Anhieb begeistert haben). Dann gibt es aber auch Stücke die werden niemals den Weg zu mir finden oder ich zu ihnen, wie z.B. Alban Berg´s Violinkonzert "dem Andenken eines Engels". Bei Eötvös und Kollegen hört es definitiv bei mir auf - dass mag dann eventuell daran liegen, dass ich von Musiktheorie keine Ahnung habe :D .

    VG

    Palisander

  • Einfach viel und oft hören. Noch mehr und noch öfter. Dann lernst Du jede Musik. Kennen und mögen.

    Sehe ich nicht so. Dann hast Du einfach nur viel Musik gehört. Kennen hast Du dann vielleicht gerade mal einen kleinen Teil von gelernt, weil Du am Ende unter Umständen genau so schlau wie vorher bist. Ob man dann die Musik mag, nur weil man sie viel gehört (was ist eigentlich "viel gehört"? 10 x das gleiche Stück, 5 x Werke eines bestimmten Komponisten? "Viel" ist nicht klar definiert) hat , muss man die Musik lange noch nicht "mögen".

    Man sollte, so sehe ich es zumindest, zunächst mal völlig ohne Hintergedanken, diverse Komponisten aus unterschiedlichen Stil-Epochen sich anhören. Doch bitte NICHT mit Fantasie-Dirigenten wie Alfred Scholz, sondern in jenen Einspielungen, die z.B. hier besonders hervorgehoben worden sind. Denn diese Einspielungen scheinen eine gewisse Qualität zu haben. Gefällt einem das nicht, sollte man sich einem anderen Komponisten dieser Epoche zuwenden.

    Beispiel : Mir persönlich fehlt der Bezug zu den Werken Johann Sebastian Bachs. Ich kann logischerweise erkennen, dass das großartige Musik ist (hier kommt mir vielleicht meine musikalische Ausbildung zu Gute), finde sie aber total überfrachtet und "kalt". Das ist nun seit Jahrzehnten so, und ich finde keinen echten Bezug dazu. Mit Mozart ergeht es mir ähnlich. Dagegen hat mir Telemann oder Joseph Haydn immer ausgesprochen gut "gefallen". Ich kann sowohl die Strukturen als auch die Harmonien erkennen und auch raushören, es war gleich eine Art Bindung da gewesen.

    Bei Mozart haben mich nur die Einspielungen diverser Sinfonien unter Norrington erreicht. Ein Karl Böhm finde ich da total langweilig und für mich persönlich "schädigend" was Mozart angeht. Das ist so, auch wenn das zu Böhms Lebzeiten ein angeblich exzellenter Mozart-Dirigent gewesen sein soll. Ich fand ihn langweilig und frustrierend. Ich hatte es dann mal mit einer HIP-Einspieung probiert (ter Linden). Das war schon besser, aber immer noch kein echter Erfolg. Da nutzt es mir auch nichts, wenn ich mich durch die ganzen Sinfonien durchgehört habe. Am Ende waren mehr Fragen offen als beantwortet.

    Bei atonalen Komponisten kann ich heute noch nichts empfinden, das mögen meine Ohren nicht, und ich werde auch als Mensch aggressiv. Daher lasse ich hier die Finger von. Vielleicht wird es ja was in 10 Jahren, wenn nicht, ist es mir auch egal. Es gibt genug andere Musik, die mich einfach mehr anspricht.

    So wie es mir ergeht, wird es anderen Usern mit anderen Komponisten ergangen sein. Jeder hat da sicherlich eine Begründung dazu.

    Weil gerade jemand die Box mit Bridge gekauft hat, auch ein Wort zu meinem Hörempfinden bei Bridge : Wer ihn als britischen Komponisten hören will, und her eventuell seinen Kollegen und Zeitgenossen Sir Edward Elgar als Vorbild nimmt, wird bei Bridge auf die Nase fallen. Ihn habe ich über die französische Schule des Impressionismus erst schätzen und lieben gelernt. Er ging einen anderen Weg, später gar noch die Grenzen der Tonalität weit auslotend, schon in die Richtung der zweiten Wiener Schule mit einbeziehend.....

    Musik ist ein weites Feld. Man kann dort viele tolle Werke, Titel, Interpreten kennen lernen. Manche werden einen sofort ansprechen, andere Werke/Komponisten erst viel später. Den Weg zu gehen, muss jeder für sich selbst finden. Mir hilft es dabei, dass ich selbst Musik mache. Ich kenne den anderen Weg nicht, und kann dazu entsprechend wenig sagen.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Es geht ja darum, dass ich das Werk verstehe, dass es mich anspricht und dazu transportieren ich meine Gedanken und meine Emotionen in die Musik hinein.

    Sobald irgend ein Thema, ein Modulation wahgenommen wird, ist es nicht mehr ausschließlich eigene Emotion.

    Einfach viel und oft hören. Noch mehr und noch öfter. Dann lernst Du jede Musik. Kennen und mögen.

    Variation, Kontrapunkt zu Audi:
    (Gurni bitte ignorier das jetzt mal am besten. :) Gelle ?)
    Wenn vielerlei Mucke reingezogen wird, kann das auch dazu führen, dass bestimmte Mucke einen richtig wütend macht, sobald sie gespielt wird.
    Bestimmten Mucken lösen bei mir Aggro-Schübe X( aus: z.B. Poulenc, Messiaen, Britten, Rutter, Orff , Einem, Glass. :cursing: X(
    Manche Mahler-Nerds hassen Strauss-Mucke.
    Ich mag Wagner-Mucke. Zieh mir aber höchstlich gerne anti-wagnerische Beiträge/Postings rein.

    Bei Eötvös und Kollegen hört es definitiv bei mir auf - dass mag dann eventuell daran liegen, dass ich von Musiktheorie keine Ahnung habe.

    Muckentheorie bildet m.E. keine zwingende Voraussetzung zum Zugang zur sog. Avantgarde-Mucke (Neue Wiener Schule, Cagerei, Nono, Barraque, Ferneyhough, Lachenmann und… und.. und.. ; falls traditionelle Formen – und Harmonielehre in diesem Bereich überhaupt noch funzt). Denn, ich brannte mal einer super ausgebildeten und lieben Flötistin eine super-tolle CD mit Radiomitschnitten von Schönbergs Streichtrio und Nonos Streichquartett, beides mega-fetzige Mucken.. Eine Woche später gestand sie mir mit schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck, dass sie doch viel lieber Mucke von Ravel, Brahms möge.

    Bei atonalen Komponisten kann ich heute noch nichts empfinden, das mögen meine Ohren nicht, und ich werde auch als Mensch aggressiv. Daher lasse ich hier die Finger von.

    Eine hat mir vor ca 14 Tagen voller Freude verklickert, dass sie endlich Zugang zur sog. atonalen Mucke gefunden hat, obwohl momentan arbeitsmäßig sehr angespannt. Der Funke sprang also rüber. Sie hat sich beim Joggen mehrere Male Chaya-Czernowin-Mucke reingezogen. Genauen Titel hab ich nicht mehr auf Schirm. Könnte irgendwas aus früherer „Ferneyhough-Phase“ Czernowins gewesen sein.
    Ein Leckerli daraus bildet z.B. Streichquartett:
    http://www.youtube.com/watch?v=dOYDkohmta8

    Wenn ich mir heutzutage im Wohnzimmer Franco-Evangelisti-Mucke über Boxen reinziehe, dann würde sie nicht mehr rummaulen: Ey, Alta ! Wat is dat denn für schräge Psycho-Mucke ?; sondern: Wow, Alta ! Kommt echt mega-cool rüber. :thumbup: :thumbup:

    Zugang zu bestimmten Mucken, Stilrichtungen vollzieht sich in Sprüngen.
    Distanz zwischen Avantgarde-Mucke und Publikum muss nicht absolut sein.…

    Mir hilft es dabei, dass ich selbst Musik mache.

    .. und nachdem sie im Bach-Chor (Alt) unter Straube Brahms Requiem trällerte, zog sie sich eine Zeitlang besagte Brahms-Mucke in Dauerschleife über Player rein..

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Musik spricht mich persönlich in erster Linie über den nicht rationalen Bereich meines Verstandes an. Die Werke, die es nicht schaffen bei mir darüber zumindest eine Anfangsregung auszulösen werden bei mir zumindest immer schwer haben überhaupt "verstanden" zu werden. Da sind wir Mal wieder beim persönlichen Geschmack, der hier einen ganz entscheidenden Anteil zu haben scheint, ob einem ein Werk nun anspricht oder nicht.

    Dann gibt es da noch was Anderes:

    LvBs Streichquartette beispielsweise hab ich anfänglich nur deshalb wahrgenommen, weil ich seine Symphonien so liebe. Nun diese Streichquartette konnten dann bei mir die "Anfangsregung" auslösen. Mittlerweile kann ich mir zumindest einige davon (Stichwort "Grosse Füge") nicht mehr wegdenken.

    Ob man das Alles mit "Verstehen" im Sinne des Themas sehen kann weiss ich nicht.

    Ich gehöre nicht zu denen, die beim Musikhören zwingend auf irgentwelche speziellen Kompositionstechniken achten. Obwohl ich diese und auch den groben Aufbau eines Stückes schon wahrnehme, aber meine Beweggründe sind eben immer rein emotional.

    ... Alle Menschen werden Brüder.
    ... We need 2 come 2gether, come 2gether as one.
    ... Imagine there is no heaven ... above us only sky

  • Sie kommt einen dabei durchgängig sinnvoll und nicht stumm rüber.

    Das kommt auf die (Art der) Musik an. »Moderne« Musik ist für mich vor allem »Geklopfe« – wobei mir das eben nicht gerade sinnlos erscheint, aber zu langweilig ist.

    Beides find ich schwierig auseinander zu klamüsern.

    Geht mir auch so. Ästhetik ergibt sich (nur?) wenn man die (formalen) Strukturen erkennt(?) Wie auch immer …

    ist es höchst unwahrscheinlich nicht auf neue Zusammenhängem, Beziehungen zu stoßen...

    Darum geht es! Ist das eine erlernbare Fähigkeit?

    Pau

    Die Bürger demokratischer Gesellschaften sollten Kurse für geistige Selbstverteidigung besuchen, um sich gegen Manipulation und Kontrolle wehren zu können. (Noam Chomsky)

  • Allmählich wirst du verstehen!

    Guter Tip – Danke!
    Daran gedacht – wenn auch nicht so ausführlich – hatte ich auch schon mal. Denn werd' ich das jetzt mal umsetzen.

    Pau

    Die Bürger demokratischer Gesellschaften sollten Kurse für geistige Selbstverteidigung besuchen, um sich gegen Manipulation und Kontrolle wehren zu können. (Noam Chomsky)

  • Als Musiker, der eine gute Ausbildung genießen durfte

    ja – so einer hat's gut.
    Aber wie ist das für Laien ohne Zugang zu einer Hochschule oder dergleichen? Bleibt denen nur hören und Intuition?

    Pau

    Die Bürger demokratischer Gesellschaften sollten Kurse für geistige Selbstverteidigung besuchen, um sich gegen Manipulation und Kontrolle wehren zu können. (Noam Chomsky)

  • Viel hören hilft viel.

    :D

    dass es Dir offensichtlich gerade nicht um Analyse geht.

    :thumbup: Ich denke da mehr an Gehörbildung.

    Dann lernst Du jede Musik. Kennen und mögen.

    :neenee1: wirklich nicht. Z. B. Jazz: Be Bop ja, aber sonst – nöh.

    Die Bürger demokratischer Gesellschaften sollten Kurse für geistige Selbstverteidigung besuchen, um sich gegen Manipulation und Kontrolle wehren zu können. (Noam Chomsky)

  • Aber wie ist das für Laien ohne Zugang zu einer Hochschule oder dergleichen? Bleibt denen nur hören und Intuition?

    Naja ein Hochschulstudium brauchst Du sicherlich nicht. Aber wenn Du z.B. aktiv musizierst und Dir ein Stück Takt für Takt erarbeitest, lernst Du es natürlich intensiver kennen als wenn Du Dich nur berieseln lässt. Deswegen sagte ich ja, dass ich Stücke die ich nicht kenne erst mehrmals hören muß bevor sich mir gefallen. Dass liegt daran dass ich so nach und nach immer mehr Details heraushöre die mir gefallen.

    VG

    Palisander

  • Man sollte, so sehe ich es zumindest, zunächst mal völlig ohne Hintergedanken, diverse Komponisten aus unterschiedlichen Stil-Epochen sich anhören. Doch bitte NICHT mit Fantasie-Dirigenten wie Alfred Scholz, sondern in jenen Einspielungen, die z.B. hier besonders hervorgehoben worden sind. Denn diese Einspielungen scheinen eine gewisse Qualität zu haben.

    Musik ist ein weites Feld. Man kann dort viele tolle Werke, Titel, Interpreten kennen lernen. Manche werden einen sofort ansprechen, andere Werke/Komponisten erst viel später. Den Weg zu gehen, muss jeder für sich selbst finden.

    Das sehe ich – grundsätzlich – auch so. Aber: manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Da wäre eine Lehre schon ganz hilfreich. Nur: gibt es so etwas? (Stichwort: Gehörbildung)

    Pau

    Die Bürger demokratischer Gesellschaften sollten Kurse für geistige Selbstverteidigung besuchen, um sich gegen Manipulation und Kontrolle wehren zu können. (Noam Chomsky)

  • ja – so einer hat's gut.Aber wie ist das für Laien ohne Zugang zu einer Hochschule oder dergleichen? Bleibt denen nur hören und Intuition?

    Pau

    Aus eigener Erfahrung würde ich sagen, sinnvoll ist, sich gleichzeitig mit Fachbüchern, Konzertführer etc. zu beschäftigen, dass unterstützt die Intuition deutlich. :D

    Viele Grüße, Michael

  • Dass liegt daran dass ich so nach und nach immer mehr Details heraushöre die mir gefallen.

    intuitiv oder hattest Du eine entsprechende Ausbildung?

    Pau

    Die Bürger demokratischer Gesellschaften sollten Kurse für geistige Selbstverteidigung besuchen, um sich gegen Manipulation und Kontrolle wehren zu können. (Noam Chomsky)

  • Ich denke, dass es ein Stück weit auch in Dir drinnen angelegt ist welche Musik Dich anspricht. Auch ein Lehrer, so es den einen für diese Thematik gibt, kann Dir nicht beibringen Klassik oder Pop oder Jazz toll zu finden. So jedenfalls meine Meinung. Allenfalls kann er Dir den musiktheoretischen Hintergrund vermitteln. Aber ob dass Dir weiterhilft wage ich zu bezweifeln.

    Ein Beispiel: Mein Nefffe war etwas über 2 Jahre alt als ich mit ihm zusammen Camille Saint Saens Orgelsinfonie in c moll gehört habe. Ich habe das damals nur getan weil er sich in dem Alter schon sehr für Instrumente interessiert hat - insb. für Orgel. Eigentlich wollte ich ihm nur einige Instrumente vorstellen und nach ein paar Takten wieder abschalten - dass hatte allerdings zu heftiger Knatscherei geführt, so dass wir uns schlussendlich die komplette Sinfonie bis zum Ende angehört haben. Dass wie gesagt nur als Beispiel. Ich gehe nicht davon aus dass ein Kind in dem Alter schon extrem viel gehört hat bzw. Ahnung von musikalischen Strukturen hat. Es kommt also auch ein bisschen darauf an wie es in Dir angelegt ist.

    VG

    Palisander

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