WEBER, C.M.v.: Klaviersonaten – Ritterliche Eleganz und romantische Seele

  • WEBER, C.M.v.: Klaviersonaten – Ritterliche Eleganz und romantische Seele

    Hallo!
    Die Klaviersonaten aus der Feder von Carl Maria von WEBER sind (ebenso wie seine Klavierkonzerte) im Konzert nur selten zu hören und genauso wenig in Aufnahmen dokumentiert worden. Zu Unrecht wie ich finde.
    Ich selber schätze die Musik von WEBER sehr, gerade wegen ihrer schönen Mischung aus Eleganz, Virtuosität, Romantik, die alle eine Übergangszeit dokumentieren, in der WEBERs Schaffen fällt. WEBERs Werke liegen mir generell am Herzen und auch diese Stücke hätten, ebenso wie weitere seiner Werke, mehr Aufmerksamkeit verdient.

    WEBER war bekanntermaßen ein hervorragender Pianist, der schon früh Klavierstücke geschrieben hat, oft für den eigenen Gebrauch. Die vier Klaviersonaten sind in seinem Klavierwerk in Größe und Tiefe sicher ein besonderer Höhepunkt.
    Es handelt sich um folgende vier Werke:

    - Klaviersonate Nr. 1 C-Dur op.24 (1812)
    - Klaviersonate Nr. 2 As-Dur op.39 (1816)
    - Klaviersonate Nr. 3 d-moll op.49 (1816)
    - Klaviersonate Nr. 4 e-moll op.70 (1822)

    Interessant finde ich das diese vier Sonaten zwischen den beiden großen Zyklen von BEETHOVEN und SCHUBERT entstanden sind. Allerdings scheinen es eher die Klavierwerke von CLEMENTI, CRAMER, HUMMEL und DUSSEK zu sein, auf die WEBER aufbaut. Mir sind bisher folgende Einspielungen aller vier Sonaten bekannt:

    19?? M.-C. Girod 2 CD Solstice


    1988 G. Ohlsson 2 CD Arabesque

         
    1994 A. Paley ( mit einem Großteil der WEBERschen Klavierwerke auf 4 CDs bei Naxos )

     
    2000? H. Milnes 2CDs csd

    2004 J. Vermeulen (Hammerflügel Tröndlin 1825) 2 CD Brilliant Classics


    2005 M. Endres 2 CDs OehmsClassics


    Ich selber kenne bisher nur die Gesamteinspielung mir A. Paley (Naxos), kann mir aber meine Gesamteinspielungen auch aus vier Einzelaufnahmen zusammenstellen:

    Nr.1 Arrau (1941) , Nr.2 Gilels (1967) , Nr.3 Richter (1954) , Nr.4 Fleischer (1959)

    Generell reizen mich jetzt aber sowohl die Aufnahmen mit Endres, da ich ihn für einen sehr guten Pianisten halte, mehr allerdings noch die Einspielung mit Vermeuelen, weil man dort die Sonaten auf einem historischen Instrument hören kann.

    Es werden hier Beiträge folgen, welche die einzelnen Sonaten vorstellen. Ich würde mit der 1. Sonate beginnen, da sie mir besonders gut gefällt. Vielleicht finden sich noch andere Interessenten, die eine Sonate vorstellen möchten?

    Und welche Erfahrungen habt Ihr mit den Sonaten, welche Aufnahmen könnt Ihr empfehlen?

    Gruß pt_concours

    W o h n z i m m e r w e t t b e w e r b:
    Petit concours à la maison... (S. Richter, 1976)

  • RE: WEBER, C.M.v: Klaviersonaten-ritterliche Eleganz und romantische Seele

    Hallo!

    2004 J. Vermeulen (Hammerflügel Tröndlin 1825) 2 CD Brilliant Classics


    2005 M. Endres 2 CDs OehmsClassics

    Lieber pt_concours,

    zunächst einmal danke für die ausführliche Threaderöffnung ;+)

    Von den von Dir genannten Gesamteinspielungen der Sonaten besitze ich Endres und Vermeulen. Reizvoll finde ich beide und ich höre beide gleichermaßen gerne, auch wenn vielleicht der eine oder andere Hörer bei Vermeulen am Anfang den gewohnten Klang des modernen Flügels missen wird. Endres hat ja auf seiner Doppel-CD nicht nur die vier Sonanten eingespielt, sondern auch eine weiterer Klavierwerke Webers, darunter die sattsam bekannte "Aufforderung zum Tanz"- alleine schon deswegen lohnt sich die Anschaffung. Ansonsten scheint mir Weber auf dem CD-Markt immer noch unterrepräsentiert.

    Herzliche Grüße, :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Ich muß gestehen, daß ich eigentlich Klavierwerke von C.M. von Weber kennen müßte, diese aber in die übliche Klavierliteratur leider keinen Einzug gefunden haben, ich kannte bisher nur seine Opern und einige andere Werke. M.E. wird Weber an sich in der Musikgeschichte hochgelobt, dann aber konkret fast nur in der Oper sporadisch aufgeführt, was so nicht zusammenpaßt, weshalb ich mich auf die Suche begeben werde.
    LG Robert

  • Leider nur Sonaten 2+3 sind auf der folgende Sammlung, die dem 1974 mit 32 Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommenen italienischen Pianisten Dino Ciani gewidmet ist, enthalten. Ohne direkt verglichen zu haben, halte ich diese Aufnahmen für außerordentlich gut (jedenfalls besser als die HIPpe bei Brilliant und klanglich erheblich besser als Richters Mitschnitt von #3. Das sind außerordentlich poetische und konstrastreiche Interpretationen, die zeigen, was man aus den Werken herausholen kann. (Die anderen CDs habe ich noch nicht gehört, gerade von den selten komplett eingespielten Noveletten Schumanns verspreche ich mir auch einiges, dann sind noch beide Bände von Debussy Preludes und ein Teil von Bartoks "Im Freien" mit drauf)
    lt untenstehender Diskographie hat Ciani alle 4 aufgenommen hat (die erste GA überhaupt), 1 und 4 jedoch nicht bei der DG.

    Ciani-Diskographie (nach den Hörbeispielen sind die live-Beethovensonaten (Dynamic) von 1970 klanglich leider mies)

    "http://www.dinociani.org/fmt_disc.htm"

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • klanglich erheblich besser als Richters Mitschnitt von #3.

    Welchen Richter-Mitschnitt der Sonate Nr. 3 d-moll op. 49 meinst Du? Erhältlich sind folgende Richter-Aufnahmen:

    1.) live Moskau 21.4.1954

    2.) live Prag 20.5.1954
    [Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/617Lh5YA8sL._SX300_.jpg]

    3.) live Locarno 8.9.1966

    4.) live Mailand 5.12.1966
    [Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/51DL874mL6L._SX300_.jpg]

    5.) live London 11.6.1967

    6.) live Schliersee 1.7.1994

    Richter hat auch die Sonate Nr. 1 C-Dur op. 24 öffentlich gespielt. Weiß jemand zufällig etwas über Live-Mitschnitte? Mir ist bisher leider noch keiner über den Weg gelaufen.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Ich meinte vermutlich Locarno 1960er auf einer "Ermitage" oder "Aura"-CD, evtl. gekoppelt mit Prokofieffs 6. Sonate und noch einem Füller.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Das dachte ich mir, denn jedenfalls die 1994er Aufnahme

    ist klanglich über jeden Zweifel erhaben. Da es sich hier aber um einen Mitschnitt aus den letzten 9 Monaten des Konzertierens des gesundheitlich bereits schwer angeschlagenen Richter handelt (sein allerletztes Konzert gab er am 30. März 1995 in Lübeck), mag man aus künstlerischen Gründen seine früheren Aufnahmen der Weber-Sonate bevorzugen. Tontechnisch unbefriedigend ist dabei für mich vor allem der BBC-Mitschnitt aus London vom 11. Juni 1967 (erhältlich auf der oben abgebildeten ica-CD): mono (und das 1967) und vor allem ohne Ende rauschend. Den Mailänder Mitschnitt von 1966 habe ich nicht, aber bei meinen Erfahrungen mit Produkten der Firma AS disc erwarte ich von dieser CD in puncto Aufnahmequalität ebenfalls nichts Besonderes. Sofern man also nicht auf die 50er Jahre-Einspielungen zurückgreifen möchte, empfinde ich den Mitschnitt aus Locarno von 1966 zumindest in der Philips-Edition ("The Authorised Recordings") als beste Wahl. Klanglich auch nicht soo toll, aber zumindest nur mit sehr geringem Grundrauschen, insoweit dem Londoner Mitschnitt weit überlegen. Und interpretatorisch herausragend (Richter hat diesen 60er Jahre-Mitschnitt in den 90er Jahren ausdrücklich zur Veröffentlichung bei Philips freigeben, was er beim Londoner Mitschnitt wegen eines kleinen Fehlgriffs im 1. Satz bei 00:59 min. sicherlich nicht getan hätte).

    Von den Dino Ciani-Aufnahmen habe ich die Sonaten Nr. 1 und Nr. 2 im LP-Regal stehen (veröffentlicht von der italienischen Firma Dischi Ricordi im Jahre 1976). Dank Deines Hinweises werde ich sie mir mal wieder auflegen.

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Alle 4 Weber-Sonaten mit Ciani sind bei Arlecchino erschienen, aber nur noch gebraucht zu bekommen.

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Danke b-major für den Hinweis auf die GA mit Dino Ciani.
    Meine Ausgabe der 3. Sonate mit Richter aus Moskau 1954 ist die bei Andromeda erschienene. Zusammen mit Schumann (Hunoreske, ABEGG Variationen) und Chopin (12 Préludes, 2 Balladen etc...)
    Leider scheint sie nicht mehr erhältlich zu sein.
    Der Klang ist - für mich wenigstens - sehr gut, was Weber betrifft (leicht übersteuert in der Humoreske aber nur leicht).

    Alles, wie immer, IMHO.

  • Meine Ausgabe der 3. Sonate mit Richter aus Moskau 1954 ist die bei Andromeda erschienene. Zusammen mit Schumann (Hunoreske, ABEGG Variationen) und Chopin (12 Préludes, 2 Balladen etc...). Leider scheint sie nicht mehr erhältlich zu sein.

    Ich widerspreche Dir nur sehr ungern, lieber Philbert :D Aber man kann die Andromeda-Edition bei jpc weiterhin zum Spottpreis beziehen (eigenartigerweise nicht bei Amazon, da hast Du Recht):

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Der italienische Mitschnitt der Richter-Aufnahme ist auch in meinen Ohren o.k., nur eben nicht mit der Studio-Qualität der Ciani-Aufnahmen zu vergleichen. Anscheinend sind Sonaten 2+3 nicht identisch mit der Arlecchino/Dischi-Aufnahme aller vier Sonaten, sondern DG Studioaufnahmen.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Die Sonaten 2+3 auf DG sind andere Aufnahmen. :L: Hier ist seine Discography zu finden. Demnach ist die 2. auch live aufgenommen worden. Ich finde nur meine Arlecchino CD nicht ! Aber eine bessere GESAMT-Einspielung kenne ich nicht.


    [Link deaktiviert. Bitte künftig beachten! Der war's: "http://www.dinociani.org/" :gurni: ]

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Ich selber kenne bisher nur die Gesamteinspielung mir A. Paley (Naxos), kann mir aber meine Gesamteinspielungen auch aus vier Einzelaufnahmen zusammenstellen:

    Nr.1 Arrau (1941) , Nr.2 Gilels (1967) , Nr.3 Richter (1954) , Nr.4 Fleischer (1959)


    Nun habe ich meine Arlecchino - CD wiedergefunden. Tatsächlich ist als Bonus noch eine Live-Einspielung der 2.Sonate aus dem Jahr 1970 darauf. Insgesamt knapp 3 Min.länger als die Studio-Version von 1968. Diese Gesamteinspielung erschien ursprünglich 68 auf Ricordi. Die DG Aufnahmen der 2. und 3.Sonate sind in meinen Ohren nicht "besser". Aber es ist gut, soviel Ciani zu haben. Ansonsten sehe ich die Gesamtaufnahme als Ergänzung zu anderen Aufnahmen. Von den obigen kenne ich die Arrau - Aufnahme nicht, alle anderen - Gilels, Richter und Fleischer - habe ich auch : plus Ciani. Weber war schon gut.

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Zu den wiederholt erwähnten NAXOS-Einspielungen von Alexander Paley finde ich interessanterweise hier keine Werteinschätzung (vielleicht habe ich ja etwas überlesen).

    Die erste CD habe ich soeben gehört (zu Vergleichen war leider keine Zeit). Im Prinzip gefällt mir die Aufnahme der Sonate Nr.1, nur kommt es mir vor, daß Paley teilweise die virtuosen Effekte eine Nuance zu sehr akzentuiert; das Allegro des Menuetts scheint mir eher ein Presto, das Presto des Rondos grenzt schon ans Furioso. Möglicherweise ist das auch berechtigt, nur müßte ich mich - in meinen Hörgewohnheiten ausgehend eher vom späteren Weber - erst daran gewöhnen. Aufs Romantisch-Verträumte versteht sich Paley jedenfalls auch.

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Fortgesetzt mit Nr.2:

    Die Sonate Nr.2 interpretiert Paley großartig, weniger sagt mir er mir bei der Grande Polonaise zu (was keineswegs an dieser Musik liegt).

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Sehr gelungen, nicht nur die Sonate, sondern auch die virtuosen Ohrwürmer-Stücke der Variationen (die nach meinem Gefühl viel zu wenig bekannt sind).

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    Homo sum, ergo inscius.

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