Hedwig Bilgram - Orgel/Cembalo/Fortepiano

  • Hedwig Bilgram - Orgel/Cembalo/Fortepiano

    An anderer Stelle hatte ich notiert:

    Der Weg von Hedwig Bilgram zur renommierten Organistin und Cembalistin war nicht unbedingt vorgezeichnet. Zwar entwickelte sie schon frühzeitig eine Vorliebe für die Orgel, zwei Brüder ihrer Mutter waren als Orgelbauer tätig, jedoch nahm sie 1952 auf Anraten ihres Vaters ("Wenn schon Kunst, dann was Solides") zunächst ein Schulmusikstudium (Hauptfächer: Klavier und Geige) auf, das sie 1958 nach ihrem Referendariat abgeschlossen hat. Parallel dazu hat sie regelmäßig die Orgel traktiert. Eine Begegnung mit Karl Richter im Jahr 1952 führte dazu, dass sie bei ihm zusätzlich Orgel als Hauptfach studiert hat und ihn bei Orgeldiensten in der Münchner Markuskirche vertreten hat, was angesichts der ausgedehnten Reisetätigkeit Richters gewiß nicht selten der Fall gewesen sein dürfte. Daneben hat sie für den Münchner Bachchor korrepetiert, was schließlich dazu führte, dass sie von Richter auch als Continuospielerin (Orgel, Truhenorgel) engagiert worden ist.

    Bei Wikipedia heißt es insoweit:


    Zitat

    Orgel und Cembalo sind mit ihr als Interpretin immer deutlich vernehmbar.

    Dabei handelt es sich um ein Merkmal, dass ich beispielsweise in Richters Kantatenaufnahmen schon immer so wahrgenommen habe. Ob dies nun historisch korrekt ist oder nicht, will ich einmal dahingestellt sein lassen.

    Bei Wikepedia lese ich in diesem Zusammenhang:


    Zitat

    Diese Praxis entspricht nach neuestem Forschungsstand den tatsächlichen historischen Gegebenheiten stärker als ein lediglich akkordisch ausgesetzter und kaum vernehmbarer Klangschleier der Generalbassinstrumente.

    Neben ihrer Tätigkeit als Generalbassspielerin bei Karl Richter in vielen Kantatenproduktionen war Hedwig Bilgram zusammen mit Richter auch an der Archivproduktion der Bachschen Clavierkonzerte beteiligt (Werke für 2, 3, und 4 Cembali - verwendet wurden Neupertinstrumente moderner Bauart, Modell Bach). Später verlagerte sich das Interesse Bilgrams auf Cembali und Hammerclaviere in historischer Bauart.

    Ihre enge musikalische Tätigkeit mit Karl Richter führte auch dazu, dass Hedwig Bilgram mit vielen seinerzeit namhaften Instrumentalsolisten, die bei Richters Aufführungen mitgewirkt haben, wie beispielsweise mit Maurice André/Paul Meisen(Duo Orgel/Trompete bzw. Flöte) oder Peter Schreier (Schemelli), in Kontakt kam, woraus wiederum diverse kammermusikalische Schallplatteneinspielungen entstanden sind. Gerade der Bereich Kammermusik scheint für Hedwig Bilgram in den 70er und 80er Jahren immer von besonderer Bedeutung gewesen zu sein, denn das Zusammenspiel mit den Melodieinstrumenten inspiriere, so Bilgram, das Spiel auf der Orgel oder dem Cembalo zu einer sinnvoll fließenden Artikulation.

    Neben der Tätigkeit als Ensemblemusikerin hat Hedwig Bilgram das Solospiel (Konzert- und Schallplattenaufnahmen [Genzmer, Bach, Reger u.a.]) nie vernachlässigt.

    Hedwig Bilgram ist sicher in einer Zeit groß geworden (Tradition Straube-Ramin-Richter), als die Beschäftigung mit historischen Instrumenten im Bereich der Alten Musik nicht unbedingt im Mittelpunkt des musikalischen Geschehens stand. Gleichwohl kann man immer wieder Äußerungen der Interpretin vernehmen, wonach sie gerade historische Cembali oder Hammerclaviere (Nachbauten) als geeigneter für die Aufführungspraxis im Bereich der Alten Musik erachtet. Als Beleg dafür soll eine Aufnahme mit Hedwig Bilgram aus 2001 dienen:

    Die Interpretin spielt auf einem Neupert-Hammerclaviernachbau nach Dulcken, 1815, Werke von C.P.E. Bach, Haydn und Schubert.

    Dass Hedwig Bilgram auch als engagierte Hochschullehrerin über Jahrzehnte hinweg tätig gewesen ist und eine Reihe namhafter Instrumentalisten ausgebildet hat, sei hier abschließend noch erwähnt.

    PS: kürzlich feierte Hedwig Bilgram ihren 85. Geburtstag. Aus diesem Anlaß sendete der Dlf eine Sondersendung Die Organistin und Cembalistin Hedwig Bilgram - Bach als Mittelpunkt (wie ich feststelle, wurde der Link zum Nachhören der Sendung inzwischen leider entfernt - wirklich sehr schade, denn Hedwig Bilgram erzählt einige hochinteressante Anekdoten aus ihrem Leben, die bemerkenswerte Schlaglichter auf ihre musikalische Entwicklung werfen).

    PPS: eine Übersicht der Aufnahmen mit Hedwig Bilgram findet man hier.

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