Lieblingsinterpretationen: eine, zwei, oder ein Kommen und Gehen?

  • dass es bei mir gar nicht so um einzelne Werke geht, sondern um Komponisten.

    Alles kaufen, was es an (neuen) Aufnahmen von einem Komponisten gibt? Nicht bewußt. Würde für mich auch nicht immer Sinn machen, weil ich verschiedene Interessen verfolge. Ich suche inzwischen zu gezielt aus, gehe nach den Interpreten oder bestimmten Instrumenten. Monteverdi z.B. geht bei mir immer, aber ich muß dennoch nicht jedes Fitzelchen haben.

    Wenn man einen Lieblingskomponisten hat, warum sollte man nicht? Ich ziehe es bei meinen Lieblingen in Betracht, aber es kommt nicht sehr häufig zu einem Kauf, weil ich schon von ihnen so viel habe. Es muß ein besonderer Anreiz da sein, sonst wird das nicht.

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Man kann eine Präferenz für einen bestimmten Komponisten haben, muß aber nicht zwangsläufig sämtliche Neuveröffentlichungen dazu beschaffen. Das dürfte bei einigen wegen des enormen Ausstoßes von Novitäten auch wohl kaum möglich sein. Und nicht alles ist ja auf dem gleichen Niveau. Ich liebe z.B. Beethoven über alles, habe aber gerade mal 5 Gesamtaufnahmen seiner Sinfonien, und auch nicht das Bedürfnis nach mehr. Dafür habe ich aber bis auf ein paar Lieder (wird noch angeschafft) nahezu alle Werke die auf Tonträgern erschienen sind, und das ist sein gesamtes kompositorisches Schaffen (teilweise nur einfach). Zwar ist die Bandbreite der einzelnen Interpretationen recht groß, aber vieles gefällt einem auch nicht.
    Bei Komponisten von denen es nur wenige Aufnahmen einzelner Werke gibt, wie z.B. Joseph Marx oder Nikolay Medtner, stellt sich die Frage zu Alternativinterpretationen häufig gar nicht. Da ist man froh wenn es überhaupt etwas gibt. Durch die Nutzung von Streaming-Diensten muß ich nicht eine Aufnahme unbedingt beschaffen um sie hören zu können (das geht dank Smartphone mittlerweile überall dort wo ein WLan oder ein ausreichendes Telefonsignal verfügbar ist). Nur bei selteneren Aufnahmen muß man schon selber ran.
    Da jeder Sammler seine eigenen Gepflogenheiten hat, die durch Nicht-Sammler meistens nicht nachvollzogen werden können, folgt jedoch die Beschaffung nicht immer rationalen Erwägungen. Da reicht manchmal schon eine Vorstellung hier im Forum, und schwupps ist man um eine oder mehrere CD's reicher. :thumbup:

    Peter

    "Sie haben mich gerade beleidigt. Nehmen Sie das eventuell zurück?" "Nein" "Na gut, dann ist der Fall für mich erledigt" (Groucho Marx)

  • Da jeder Sammler seine eigenen Gepflogenheiten hat, die durch Nicht-Sammler meistens nicht nachvollzogen werden können, folgt jedoch die Beschaffung nicht immer rationalen Erwägungen.

    :thumbup: :D
    Ich sammle ja grundsätzlich nur eine Aufnahme pro Stück, aber bei Jean Barraqué habe ich fast 2/3 des Gesamtwerkes doppelt.
    ?(

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • Ich möchte ja mal eine Frage stellen. Ist mir heute so durch den Kopf geschossen, als ich Prokofiev’s 6. In der Interpretation von Andrew Litton rausgekramt habe und sie mir genauso gut gefallen hat wie z. B. meine neue von Karabits. Sie sind unterschiedlich, aber beide gut. Jedes zu seiner Zeit. Das gleiche gilt für meine Interpretation vom Hindemith Violinkonzert. Das sind nur zwei Beispiele.

    Ich war jetzt ja ein Jahr bei Tamino aktiv, habe mich jetzt aber abgemeldet, dass aber nur am Rande. Aber bei Tamino hatte ich immer das Gefühl, die meisten haben eine oder maximal zwei Lieblingsinterpretationen und der Rest kann nichts. Die anderen stehen zwar im CD-Regal, aber eigentlich nur, weil man sie als Sammler haben muss.

    Also dieser Eindruck scheint mir ganz falsch und liegt daran, dass Du bei Tamino Threads zu vergleichsweise exotischem Repertoire, bei dem viele kein großes Interesse haben und nicht viele Interpretationen überhaupt kennen, gestartet hast. Wenn Du dort "Willys" Reihen mit hunderten von Einspielungen der Beethovensonaten oder Holgers oder Christians u.a. Diskussionen zu Klavierwerken von Schumann, Chopin u.a. ansiehst, wirst Du auf Hörer mit sehr vielen Lieblingsinterpretationen treffen.
    Die meisten von uns sind noch in einer Zeit aufgewachsen, in denen man die meisten Sachen, die man hören wollte, für relativ viel Geld selber kaufen musste. (Und selbst, wenn man was ausleihen konnte, war die Auswahl meistens sehr klein.) Obendrein hielt man sich als Anfänger typischerweise an lokal leicht erhältliche Aufnahmen, wobei es naturgemäß eine starke Überschneidung mit von Zeitschriften empfohlenen und von Labels beworbenen Künstlern gegeben hat. Viele sind dadurch jahre- oder jahrzehntelang von wenigen zuerst gehörten bzw. besessenen Aufnahmen geprägt worden.
    Das mag eine Ursache für wenige "Lieblingsaufnahmen" bei manchen Hörern sein. Zumal man offensichtlich nicht für jedes Stück die Begeisterung, das Interesse und die Zeit für mehrere oder gar dutzende Aufnahmen aufbringen wird.

    Ich habe fast nichts im Regal, "weil man es als Sammler haben muss". Und wenn überhaupt dann eher Werke, die m.E. einmal in einer gut sortierten Diskothek vorhanden sein sollte, obwohl ich sie kaum höre als bestimmte Interpretationen. Ich habe allerdings, allein durch zahlreiche Boxen usw. viele Aufnahmen, die ich gar nicht bewusst ausgewählt habe, aber auch kaum aussortieren kann, da eben Bestandteil von Kollektionen. Dadurch häufen sich deutlich mehr Interpretationen bestimmter Werke an als ich bewusst je gekauft hätte.

    Gezielt Neuveröffentlichungen bestimmter Werke oder Interpreten kaufe ich nicht; das habe ich nur sehr eingeschränkt überhaupt je gemacht. Inzwischen habe ich dafür einfach schon zu viel Zeugs.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Es ist hier ja auch immer wieder von Referenzaufnahmen oder einzigartigen Jahrhundertaufnahmen die Rede. Nun gibt es ja nicht "die" Aufnahme, und wer legt denn den Referenzstandard fest? Wohl jeder für sich selber, denn eine neutrale Instanz die so etwas festlegen könnte gibt es ja nicht. Auch Kritiker urteilen in erster Linie nach ihren Vorlieben, bzw. ihren Hassobjekten. Mir erscheinen vernichtende Urteile über eine bestimmte Aufnahme immer reichlich überheblich. Und ohne Studium des Notentextes ist es ohnehin fragwürdig ein abschliessendes Urteil zu sprechen. Persönliche Vorlieben sind etwas anderes, aber das sollten wir dann auch so artikulieren.


    Peter

    Die weiteren Beiträge, die sich ursprünglich hier befanden wurden in diesen Thread über Theodor W. Adorno verschoben, da sie da inhaltlich besser hin passen.

    Lionel - Für die Moderation -

    "Sie haben mich gerade beleidigt. Nehmen Sie das eventuell zurück?" "Nein" "Na gut, dann ist der Fall für mich erledigt" (Groucho Marx)

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