• Cello-Talk

    Hallo Michael,

    wie schön, dass du wieder da bist!!!

    Ich habe gleich ein bis zwei (vielleicht auch drei :S ) Fragen an dich. Ich habe vor, mir ein neues Instrument zu kaufen (Ungar, 2007, von meinem Geigenbauer komplett überholt, um die "Seele" herauszuholen klanglich, 3.300 Euro) und habe es jetzt das zweite mal zum Probespiel da. Der Klang ist wirklich sehr sehr schön und das Griffbrett ist um Milimeter kürzer, daher kann ich mit meinen kleinen Fingern gut greifen. Folgende Fragen haben sich mir nun aufgedrängt:

    1. Ist der Steg wesentlich höher als bei meinem ersten Instrument (China, Fabrikware) und das greifen deshalb etwas schwieriger. Ich "verhakel" mich da gerne mal bei schnellen Wechseln in der Nebensaite und es kostet mehr Kraft..

    2. Habe ich das Gefühl, dass die Saiten mehr auf einer Eben liegen und der Bogen, wenn ich mich nicht genau konzentriere, auch gerne mal ganz leicht die Nachbarsaite streift (du weißt, wie das klingt, wie eine rollige Katze :wacko: ).

    Jetzt überlege ich, meinen Geigenbauer zu bitten, den Steg etwas tiefer zu machen, doch habe ich Angst, dass der Klang darunter leidet. An beide Punkte gewöhnt man sich mit der Zeit, doch es ist einfach anstrengender..

    3. Die D-Saite spricht, vor allem in der vierten Lage, schlechte an, als die anderen Saiten. Jetzt weiß ich nicht, ob das ein Wolf ist (es ist noch kein Wolftöter dran), oder einfach die Qualität der Saiten (sind alles Spirocore-Saiten). Ich habe auf meinem jetztigen Cello als A Saite Larsen und C saite Spirocore, als D Saite eine Permanent und als G Saite eine Piatti. Hast du da Empfehlungen? Mir ist nämlich bei dem Ungarn auch die A-Saite zu grell..

    Oder meinst du, dass das alles eher am Instrument selber liegt?

    So, jetzt habe ich dich direkt mit Fragen gelöchert und hoffe, du kannst mir ein bischen weiterhelfen...

    Vielen Dank im vorraus

    LG Mia

  • [...]


    Liebe Mia,
    unter Umständen ist der Steg zu hoch, ein tieferlegen kann große klangliche Veränderungen hervorrufen.

    Es scheint so, daß die Rundung Deines Steges nicht optimal ist, ich selber verwende meine "Spezialeinstellung" mit tiefer gelegter A-Saite und tiefer gelegter C-Saite und höher gelegten G-und D-Saiten. Das ist so nicht üblich, aber ich habe mehr Möglichkeiten in den oberen Lagen der D-und G-Saite zum Herumknödeln.

    Ein guter Geigenbauer kann und muß auf Deine Wünsche dort eingehen können.

    Die Saiten müssen zum Instrument passen, Deine scheinen nicht zu passen.

    Ich verwende auf C eine Spirocore soft wolfram und auf G eine Larsen soft wolfram.

    Auf D- und A-Saite verwende ich Larsen soft soloist.

    Aber das gilt natürlich nur für mein Bernardel, auf anderen Instrumenten paßt dies überhaupt nicht.

    Das einzige, was ich Dir raten kann ist, bis Februar zu warten, denn dann stattet mir mein Freund Ulrich Seitz, den ich für den besten Geigenbauer überhaupt halte, seinen jährlichen Besuch ab und baut seine Werkstatt für etwa zwei Wochen bei mir zuhause auf.
    Dann kann alles ausprobiert werden, er hat Ausprobiersaiten von allen Herstellern dabei, ist preisgünstig und der größte Meister im klanglichen Einstellen, den ich-und viele andere- überhaupt kennen.

    Leider lebt und arbeitet er ansonsten in Südfrankreich. Ich war letztens noch dort und er hat einige fantastische Verbesserungen an meiner Winsel gemacht.

    Übrigens halte ich von Wolfstötern absolut gar nichts, denn Ulrich hat es bisher immer hinbekommen, selbst schwerste Fälle in den Griff zu bekommen.Ein Wolfstöter bedämpft das Intrument nur, und das ist schlecht.....

    LG,
    Michael

  • Lieber Michael,

    vielen Dank für deine schnelle Antwort!!

    Ich werde mit meinem Geigenbauer (Franke), dem ich sehr vertraue, auch nochmal intensiv reden. Nichtdestotrotz ist dein Angebot im Februar natürlich eine tolle Sache und ich wäre sehr neugierig, ob da noch mehr aus dem hübschen Ungarn heraus zu holen ist :rolleyes:

    Vielen Dank nochmal!

    LG Mia

  • Liebe Mia,

    Zitat

    ob da noch mehr aus dem hübschen Ungarn heraus zu holen ist


    dazu kann ich Dir auch in Unkenntnis Deines Instrumentes zu 100% sagen:

    Darauf kannst Du einen lassen!

    Du wirst es nicht für möglich halten, was Ulrich da zaubern kann.
    Und er ist ein enger Freund seit 16 Jahren, ich weiß, was ich hier behaupte........

    :prost:

    Michael

  • Hallo an unsere Cellisten,

    das Cellos einen Wolf haben, habe ich auch schon gehört - auch dass das unerwünscht ist und bedeutet, dass das Cello in einem bestimmten Tonbereich schlechter klingt.

    Aber was ist das eigentlich genau? Wieso gibt es das nur beim Cello und nicht bei anderen Streichinstrumenten (oder gibt es dort auch Wölfe, es wird nur seltener darpber geredet?).

    Ein Wolf könnte natürlich das "flageoler" erklären, hat damit aber - wenn ich richtig informiert bin - nichts zu tun :D

    Viele Grüße,

    Melanie

    With music I know happiness (Kurtág)

  • Hallo mela,
    äh...Celli bitte :hide:

    ach, mit den Wölfen ist das so eine Sache, im Prinzip sind sie sogar erwünscht, denn jedes sehr gute Cello hat einen Wolf, wenn es frei schwingt.
    Dies liegt an irgendwelchen akustischen Gesetzmäßigkeiten, welche ich nicht kenne, denn ich bin Praktiker, ich spiele die Dinger nur und baue sie nicht.

    Es liegt jetzt nur daran, diesen Wolf zu zähmen, das geht mit Wolfstötern, was ich nicht mag, oder einem sehr, sehr guten Geigenbauer, der das Instrument durch andere Maßnahmen gerade so bedämpft, daß der Wolf sich in Grenzen hält.

    Der Wolf tritt allermeistens störend auf der G-Saite in der vierten Lage (welche auf dem D beginnt) auf und dann allermeistens in der Region zwischen dem ES und dem F.

    Am stärksten ist er auf der C-Saite bei ebendiesen Tönen anzutreffen, stört dort allerdings kaum, da man dort in der Daumenlage nicht besonders oft unterwegs ist im Gegensatz zu denselben Tönen auf der G-Saite.

    Der Wolf ist halt etwas völlig normales, aber man kann Ihn im Zaun halten.
    Mein Cello hatte einen irsinnigen Wolf zwischen es und f, er war so stark, daß auch auf der D-Saite diese Tönen nicht richtig ansprachen.
    Aber mein Geigenbauer hat es hinbekommen, daß der Wolf so gut wie weg ist, ohne daß das Instrument schlechter klingt-im Gegenteil.....

    :wink:
    Michael

  • Mmmhh, bei Celli (Mehrzahl) fühle ich mich jetzt auch mal angesprochen.

    Ein Wolf entsteht, wenn die Klangresonanz, die durch das Schwingen der Saite (mit dem Bogen ausgelöst) in Differenz mit der Eigenschwingung des Cello´s, der Korpusresonanz tritt. Dann flattert oder schnarrt der erzeugte Ton, weil er z.T. von der Korpusresonanz überlagert wird, bzw. dazwischen hin und her oszilliert. Das hat man früher mit dem heulen eines Wolfes verglichen, deshalb heisst es, das Cello habe einen Wolf.

    Man kann dann ein kleines Gewicht an der Saite oder der Nachbarsaite unterhalb des Steges, wo es nicht stört, anbringen (einen wirklich so genannten Wolfstöter). Das soll diese Überlagerung stoppen. Ich hatte meinen auf der G-Saite, was relativ typisch ist, und vor allem Auswirkungen auf die Schwingungen der D-Saite hat (typischerweise E, ES, F)

    LG Mia

    P.S. alle Streichinstrumente können theoretisch einen Wolf haben

  • Hallo Michael,

    äh...Celli bitte

    hüstel, ja richtig :hide: Kann ich nur mit meinem anstrengenden Tag entschuldigen. :shake:

    Danke für die Erklärungen. Was heisst es, dass ein Ton nicht richtig anspricht? Bleibt er dann einfach weg und man erzeugt quasi nur heiße Luft auf den Seiten?

    Stimmt es, dass es das so nur auf dem Cello gibt? Wenn es mit den Eigenresonanzen des Korpus zusammenhängt kann es ja sein, dass diese bei den anderen Streichinstrumenten in üblicherweise nicht gespielten Tonbereichen liegen, so dass das Problem nicht wirklich relevant ist?

    Viele Grüße,

    Melanie

    With music I know happiness (Kurtág)

  • Hallo Mia,

    Zitat

    Ich hatte meinen auf der G-Saite


    als ich dieses Ding noch benutzte, habe ich es auf der C-Saite angebracht, denn ansonsten hätte ich den Tourte-Dämpfer nicht mehr richtig benützen können, da der Wolfstöter im Weg gewesen wäre.

    Dazu kommt, daß der Wolfstöter nur dann richtig funktioniert, wenn man Ihn immer wieder auf den entsprechenden Wolfston "einstimmt" .
    D.h. hinter dem Steg VOR dem Wolfstöter streichen, der Ton, der dann erklingt sollte identisch sein mit dem "Wolfston" .


    Falls dies nicht der Fall ist hilft nur Verschieben des Wolfstöters oder ein Anziehen oder Lockern der Schraube in Ihm, bis der richtige Ton zu hören ist.
    Dann funktioniert er am besten, aber dies ist zeitraubend und nervt........

    Zitat

    Ein Wolf entsteht, wenn die Klangresonanz, die durch das Schwingen der Saite (mit dem Bogen ausgelöst) in Differenz mit der Eigenschwingung des Cello´s, der Korpusresonanz tritt. Dann flattert oder schnarrt der erzeugte Ton, weil er z.T. von der Korpusresonaz überlagert wird, bzw. dazwischen hin und her oszilliert. Das hat man früher mit dem heulen eines Wolfes verglichen, deshalb heisst es, das Cello habe einen Wolf.


    Danke für Deine Hilfe, ich kann mir sowas nie merken.... :hide:

    LG,
    Michael

  • Liebe mela

    Zitat

    Stimmt es, dass es das so nur auf dem Cello gibt?


    nein, sicher nicht, aber bei Celli scheint er besonders zu stören.

    Es ist so, daß der Ton anfängt, zu kippen, man kann das mit einem sehr schnellen Triller vergleichen, nur, daß dieser in diesem Moment nicht gewollt ist.
    Beim Cello ist es wie gesagt die Region etwa von Es bis F , aber auch dieselben Töne in höheren Lagen klingen ein wenig schlechter, aber es fällt nicht so sehr ins Gewicht.

  • Hallo Michael,

    danke für den Link, jetzt kann ich mir doch gleich viel mehr daraunter vorstellen. :mlol:

    Ich denke der Wolfstöter bei Sängern ist ein ausreichend dicker Schal - in Mundhöhe fest um den Kopf gewickelt :D

    Viele Grüße,

    Melanie

    With music I know happiness (Kurtág)


  • Allerdings frage ich mich, wo man dort den Wolfstöter dann,äh, anbringt............

    Das, was die 3 Damen mit Papageno machen, scheint mir eine gute Idee :stumm:

    Es gibt kaum etwas Subversiveres als die Oper. Ich bin demütiger Diener gegenüber diesem Material, das voller Pfeffer steckt. Also: Provokation um der Werktreue willen. (Stefan Herheim)

  • Äh, postet ihr von zwei Rechnern, aus getrennten Zimmern, ohne Absprache?

    Wir kommunizieren nur noch über PN :D

    Es gibt kaum etwas Subversiveres als die Oper. Ich bin demütiger Diener gegenüber diesem Material, das voller Pfeffer steckt. Also: Provokation um der Werktreue willen. (Stefan Herheim)

  • Ach, ich bin ja so aufgeregt und zugleich auch so unsicher...........ob er wirklich der ist, der mich ein Leben lang begleiten wird......ob seine Töne sich an meiner Sehnsucht anlehnen werden........ob er in den Tiefen der Seele ein Crescendo meiner Empfindungen schafft........ob er auch in zu trockenen und zu feuchten Zeiten noch zu mir sprechen wird...........ob sein Körper sich auch mit meinem harmoniert.........ob unsere Stimmen eine Sprache sprechen werden...........

    Achja, sich für ein neues Cello zu entscheiden ist wirklich nicht einfach, seufz....

    LG Mia

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