Ralph Vaughan Williams: Job - A Masque for Dancing
Ralph Vaughan Williams:
Job - A Masque for Dancing
Entstehung:
Ralph Vaughan Williams (nachfolgend RVW abgekürzt) kannte sowohl das Buch Hiob, in dem das Leiden ein bedeutendes Element im Umgang Gottes mit den Menschen darstellt als auch die visionären Illustrations of the Book of Job (Illustrationen des Buches Hiob) von William Blake aus dem Jahr 1825, die aus 21 Radierungen bestehen.
Im Jahr 1927 wurde RWV gebeten, eine Ballettmusik basierend auf Blakes Radierungen zu komponieren. Er machte sich gleich an die Arbeit obwohl er das von dem Blake-Experten Dr. Geoffrey Keynes ausgearbeitete Szenario noch gar nicht kannte. RVW orientierte sich an Blakes Radierungen, die in dem Buch Blake's Vision of the Book of Job (Blakes Vision des Buches Hiob) von Joseph Wicksteed aus dem Jahr 1910 enthalten sind.
Dr. Geoffrey Keynes erläuterte seine Idee zu dem Ballett im Jahr 1978 wie folgt:
"Während der 1920er Jahre schien es mir, als verlangten die Bilder nach der Möglichkeit, in Bewegung versetzt zu werden. In allen Radierungen war Blakes Einstellung charakteristisch und so bemerkenswert - sie schienen sich von der Buchseite auf die Bühne bewegen zu wollen. Die Schwierigkeit lag darin, sie auf eine Form zu reduzieren, die auf der Bühne funktionieren würde. Sie waren bereit für die Bühne aber sie mussten neu durchdacht werden..."
Keynes beteiligte seine Schwägerin Gwen Raverat, die sich auf das Bühnenbild konzentrierte und beide erstellten 1927 eine Art Arbeitsszenario. Die Wahl als Komponist fiel auf RVW, weil er ein Cousin von Gwen Raverat war und er sich mit Gustav Holst bemühte, eine Art "englischen Ballettstil" zu schaffen, der u. a. dadurch geprägt war, dass man den Spitzentanz des klassischen Balletts ablehnte.
Beim englischen Ballettstil sollten folkloristische Traditionen stärkeres Gewicht haben. Inspirierend auf RWV wirkten da u. a. Cecil Sharps Choreografie zu A Mid-Summer Night's Dream (Ein Sommernachtstraum) aus dem Jahr 1914 oder auch Cyril Roothams Oper The two Sisters (Die beiden Schwestern), die 1922 in Cambridge uraufgeführt wurde. Im dritten Akt dieser Oper kommt eine große Ballettszene vor, die auf englischen Volkstänzen basiert.
RVW komponierte vor Job bereits zwei englische folkloristische Ballette: Old King Cole (1923) und On Christmas Night (1926).
Das neue Werk nannte RWV "A Masque for Dancing" (eine zu tanzende Masque) und verbindet darin die englische Tradition der Masque (höfisches Maskenspiel des 16./17. Jahrhunderts und Vorfahr der barocken Oper in England). Die Verknüpfung zur englischen Tradition erreichte RVW durch die Hervorhebung von an Tableaus erinnernden Szenen, Tänzen und Pantomimen und die Verwendung von höfischen Tänzen des 17. Jahrhunderts wie Sarabande, Pavane oder die Galliarde.
Als Choreograf versuchte man zunächst Diaghiliew zu gewinnen, der das Werk aber als "zu englisch und zu altmodisch" ablehnte. Dann erklärten sich Ninette de Valois und Lillian Baylis bereit, die Choreografie auszuarbeiten. Mit Unterstützung von Geoffrey Keynes Bruder, dem Ökonomen John Maynard Keynes, organisierte die Camargo Society am 05. Juli 1931 die szenische Uraufführung am Cambridge Theatre in London unter der Leitung von Constant Lambert, der dafür eine kleiner besetzte Orchesterfassung erstellte.
Die konzertante Uraufführung fand bereits am 23. Oktober 1930 beim Norwich Festival mit dem Queen's Hall Orchestra unter der Leitung des Komponisten statt, der das Werk seinem engen Freund Adrian Boult widmete.