CD-Veröffentlichungen als gebrannte Ausgaben
In diesem Thread möchte ich das Thema der CD-Rs zu Sprache bringen.
Seit diesem Halbjahr ist auch in Deutschland die CD hinter dem Audio-Streamen als erfolgreichste Verkaufsoption gefallen (mit nunmehr 34,4% Anteil insgesamt), und im Klassik-Sektor gibt es zunehmend Neuauflagen älterer Katalogtitel nur noch als CD-Rs und nicht mehr als gepreßte Exemplare. Das findet sich vor allem bei den kleinen Labels, die wenig Mainstream veröffentlichen und naturgemäß auch selten große Stückzahlen absetzen. In der Gesamtheit haben aber viele dieser Labels ein interessantes Programm jenseits der viel gespielten Werke und sind in der Breite eine wichtige Stütze, um den Hörer ein abwechslungsreiches Repertoire anbieten zu können.
Allmählich beginnt diese Verrückung im Musikhören vom am Haptischen Gekoppelten zum reinen Datenfluß, der neue Vertriebswege und Möglichkeiten offenbart, größeren Einfluß auf die Gesellschaft zu nehmen - ich selber finde immer noch ein reichhaltiges Angebot an Tonträgern, so daß ich keine Schwierigkeiten sehe, etwas zu erwerben; doch andere Hörer (auch im Klassik-Sektor inzwischen) haben sich von diesen Trägern gelöst und verwenden häufig nur die Hardware selber als Speicher- bzw. Abspielmedium. In anderen Ländern hat sich dieser Trend schon deutlicher durchgesetzt: in den USA ist der Anteil der physischen Tonträger 2017 auf 17% des Gesamtumsatzes gesunken (Streaming 65%), in anderen europäischen Ländern sieht es nicht viel anders aus.
Das bedeutet schlicht, daß viele Labels auf ihre Auflagen mit gepreßten Titeln länger sitzenbleiben, sie auch früher günstiger anbieten müssen, damit sie nicht durch zu hohe Lagerkosten ruiniert werden. Neben dem Download/Stream als Alternative kommt nun auch das Geschäftsmodell On Demand für die Tonträger zum Tragen: statt einer Auflage mit 300/500/1000/usw. Exemplaren, die gepreßt werden, werden pro Titel nur kleinere Stückzahlen (50-100 Exemplare) nach Bedarf gebrannt; dies betrifft häufig Zweit- oder Drittauflagen, die dann vom Label auf Bestellung zusammengefügt werden (CD-Spindel, Booklet/Einleger-Karton, leeres Juwelcase).
Viele Booklets werden entweder regulär gedruckt oder sind von hochwertigen Druckern ebenfalls nach Bedarf erstellt; die CD-Rs haben häufig eine beschreibbare Oberfläche auf der Schriftseite, die man mit speziellen Druckern beschriften kann. Die Cases sind Massenware, die man jederzeit ordern kann. Damit läßt sich ein Lager auf einige Dutzend m² reduzieren, ohne daß ein Engpaß in der Verfügbarkeit des Labelkatalogs auftritt. Die Brenntechnik hat nun auch nicht mehr das generelle Problem, eine große Menge Ausschußware zu produzieren, da die Technik inzwischen auf jedem Consumer-Laptop zufriedenstellend funktioniert (vorausgesetzt, man macht es sorgfältig). Die Preßwerke haben häufig spezielle Brenngeräte dafür, die für den professionellen Gebrauch konzipiert wurden. Die Haltbarkeit dieser Rohlinge ist ein wichtiges Thema - das sollte erst recht hier nicht unterschlagen werden.
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Ich möchte hier zwei Schwerpunkte besprechen:
- Infos sammeln, welches Label sich ganz oder zum Teil auf CD-R umgestellt hat
- eine Diskussion für oder wider CD-R anstoßen
In den nächsten Jahren werden sich viele Neuerungen einstellen, und ich möchte da für uns Klassikhörer eine kleine Sammlung an Thesen und Meinungen konzentrieren.