César Franck: Symphonie in d-Moll, FWV 48

  • César Franck: Symphonie in d-Moll, FWV 48

    César Franck hatte seit Ce qu'on entend sur la montagne viele Jahre kein Orchesterwerk komponiert, als er sich mit Les Éolides 1876 wieder einer symphonischen Dichtung widmete. Es folgten an Orchesterwerken Le Chasseur Maudit (1882), Les Djinns (1884), Psyché (1887/8) und die Variations symphoniques für Klavier und Orchester (1885). In den Jahren 1886 bis 1888 komponierte er dann seine Symphonie in d-Moll.

    Der Weg zur Uraufführung war steinig. Der vorgesehene Dirigent Charles Lamoureux lehnte das Werk oder zumindest das Dirigat wohl auch wegen des früheren Misserfolgs mit Les Éolides ab. Die auf Drängen des Dirigenten Jules Garcin agierenden Musiker des Orchesters der Société des Concerts du Conservatoire boykottierten die Proben. Das Publikum war gespalten, die Mehrheit reserviert. Erst nach dem Tod des 1890 verstorbenen Komponisten etablierte sich das Werk im Kanon.

    Nicht zuletzt musikpolitische Gründe trugen zu dem ersten Misserfolg des Werkes bei. Die 1871 zur Förderung einer spezifisch französischen Musikproduktion in Abgrenzung zu deutschen Strömungen von Camille Saint-Saëns gegründete Société Nationale de Musique geriet 1886 über Streitigkeiten hinsichtlich der Akzeptanz ausländischer Musik in eine Krise. Einige Mitglieder traten aus, u. a. Saint-Saëns selbst, Franck übernahm die Leitung. Das Klima blieb vergiftet.

    Neben den Ressentiments gegenüber einer Symphonie an sich, speziell aber einer so ernst und dunkel – deutsch – klingenden wie der d-Moll-Symphonie hatten Kollegen noch einiges auszusetzen. Man mokierte sich über die Modulationsfreudigkeit Francks oder auch am Einsatz eines Englischhorns im Binnensatz – aus heutiger Sicht mit z. B. dem langsamen Satz der Neunten von Dvořák im Ohr kaum mehr nachvollziehbar. Franck gelang es zu seinem Glück, sich auf die positive Kritik seiner Anhänger zu fokussieren.

    Francks späte Symphonie hat drei Sätze. Der Kopfsatz (Lento – Allegro ma non troppo) ist ein weitgehend typischer Sonatensatz. Ungewöhnlich allerdings, dass vor Einführung des Seitenthemas nochmals Lento-Einleitung und Hauptthema in Transposition nach f-Moll wiederholt werden. Für mein Empfinden könnte zumindest das punktierte, energische Hauptthema auch gut von Brahms stammen. Das punktierte Kernmotiv zu Beginn des Lento erinnert – ob beabsichtigt oder nicht – an das „Muss es sein?“ aus Beethovens Op. 135. Jedenfalls gibt es dem Beginn für meine Empfindung einen fragend-zweifelnden Charakter. Ansonsten bringt der Verlauf des Satzes zumindest formal nichts Unerwartetes.

    Der Binnensatz – Allegretto – ist ein Liedsatz-Scherzo-Hybrid. Im Verlauf gibt es motivische Verbindungen zum Kopfsatz. Im Finale – Allegro non troppo -, das mit einem überaus positivistischen Thema beginnt, werden ebenfalls vielfach Bezüge zu den vorangegangenen Sätzen hergestellt, zumal in der Coda, die das Kernmotiv des Kopfsatzes wieder aufnimmt. Das Werk schließt forte fortissimo in strahlendem D-Dur.

    Auffällig sind sicher auch die geringen Tempokontraste zwischen den drei Sätzen. Es gibt da natürlich Unterschiede in den Interpretationen, aber letztlich nehmen Dirigenten, die eine zügige Gangart bevorzugen, auch meist den zweiten Satz schneller. Diese vergleichsweise Einheitlichkeit hat mir wohl länger den Zugang zum Werk erschwert.

    Ich höre das Werk mittlerweile gern und als in sich sehr geschlossene Auslegung des Per aspera ad astra mit nicht unbedingt französischem, aber Franck’schen Tonfall. Auf Eure Eindrücke und Aufnahmeempfehlungen bin ich gespannt.

    Partitur: http://hz.imslp.info/files/imglnks/…Full_Score).pdf
    Quellen waren insbesondere die englische Wikipedia-Seite und die Classical Notes zum Werk

  • Wegen des thematischen Bezugs zusammengefasst und hierher kopiert: die gesammelten Empfehlungen b-majors zu Live-Aufnahmen der d-Moll-Symphonie aus "Eben gehört"

    Cesar Franck - Sinfonie in D - Liveaufnahmen

    Furtwängler die Erste . Im rapide schrumpfenden Restreich , in der ostmarklichen Heimat des Einhodigen , gab Wilhelm Furtwängler am 27.-29. Januar 3 Konzerte in Wien mit den Philharmonikern . Das Programm an allen Tagen : Cesar Francks Sinfonie und die 2. von Brahms . ( Genau diese Kopplung brachte Decca mal auf den Markt , aber mit anderen Aufnahmen ).
    Das Konzert vom 28.3.1945 wurde mitgeschnitten . Es war das vorletzte Konzert Furtwänglers vor Kriegsende , er flüchtete anschließend in die Schweiz . Das Düsterne , das Bedrohliche , das Desolate - höre ich es nur , weil ich um die Umstände der Aufnahme weiß ? Aber im Vergleich zur späteren Studioaufnahme hat dieser Mitschnitt eine andere Qualität - Franck noir .

    Es gibt bei Archipel und Arlecchino CDs mit jeweils beiden Interpretationen . Klanglich der beste Transfer der 1945er ist hier zu hören :

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    Der etwas weiter oben genannten Einspielung der Sinfonie von Cesar Franck durch Pierre Monteux und dem Chicago SO ziehe ich seine drei Jahre zuvor (1958) in Frankreich mit dem Orchestre National de la RTF entstandene Aufnahme vor . Das Orchester war aus Gründen , die im Booklet erläutert werden , sein französisches Lieblingsorchester . Und live bedeutet hier für mich auch das gewisse bißchen 'Extra' . ( Ungeachtet dessen stand die RCA-Aufnahme bei mir immer im Scatten der 59er Mercury Living Presence von Paul Paray und dem Detroit Symphony Orchestra , daß sich hier nicht hinter dem Chicagoern verstecken muß , die ich im übrigen sehr schätze , und deren Bruckner 9 unter Giulini oder 8 unter Kubelik (1985) für mich absolute Spitze sind . Aber selbst das Blech aus Detroit hält den Vergleich aus , und letztlich überzeugt mich das Dirigat von Paray . Monteux mag nicht "Altersmild" sein , aber mir klingt er doch ein wenig - Altersmüde . So jedenfalls höre ich es im Vergleich mit Paray . Und so klingt er nicht in der Liveaufnahme .- Nachsatz : Es gibt es noch eine Monoaufnahme der Sinfonie mit Paray & dem Detroit SO aus 1953 auf Pristine Classic und Forgotten Records , die auch ihre Meriten hat und fast noch verdunkelter klingt ).


    Von Charles Münch , zu dessen "Spezialitäten" das Werk zählte , sind wohl 9 Einspielungen der Sinfonie überliefert , 3 davon als Studioaufnahmen . Die bekannteste dürfte die am 11/3/1957 für die RCA in der Bostoner Symphony Hall mit dem ortsansässigen Symphony Orchestra produzierte sein . Aber 2 Tage zuvor , am 9.März , wurde das Werk sozusagen als Probelauf von den Beteiligten in einem Konzert gespielt .Und davon ist ein Mitschnitt erhalten , der auf West Hill Radio Archives veröffentlicht wurde . Und auch hier höre ich , trotz Klangeinbußen , wieder das gewisse Quentchen 'Extra' einer Liveaufführung . Ist ein Faible von mir , die Studioaufnahme ist natürlich auch gut . ( Unter den Liveaufnahmen gibt es auch eine in recht gutem Stereo aus dem Jahr 1966 mit dem Chicago Symphony Orchestra . Zu diesem Zeitpunkt hatte Münch gerade den Taktstock in Boston niedergelegt und dirigierte das CSO als Gast . Ebenfalls gut , nur war das Boston Symphony Orchestra seine Truppe , und das Gastdirigat - auf Memories zu hören - kommt nicht ganz an die 57er Aufnahme heran ) .


    Am 27/11/1977 trat Kirill Kondrashin an das Pult im Concertgebouw in Amsterdam und dirigierte eine fulminante d-moll Sinfonie . Kondrashin live war immer Hochspannung , und meistens ging es gut . Wie beim Konzert in München mit dem BRSO und derselben Sinfonie 1980 . Aber in Amsterdam ging es besser . Allein der 2.Satz reizt mich immer , die Wiederholungstaste zu drücken . Gehört in mein Spektrum .


    Am 6.April 1954 nahm Guido Cantelli für HMV die Sinfonie mit dem NBC Orchester auf , in Stereo , und nur wenige Tage nachdem Toscanini sein letztes Konzert mit eben diesem Orchester gab . In der Anlage ähnelt die Interpretation der seines Förderers (die übrigens aus 2 Einspielungen zusammengestellt wurde) . Deutlich anders klang es im Konzert mit dem NBC Orchestra am 3/1/1954 . Langsamer ( Die Zeiten im Vergleich Studio/Live : I : 17:27 - 19:00 II : 9:35 - 10:40 III : 9:37 - 10. 45 ) , aber mit viel mehr Spannung und druckvollen Höhepunkten . Klare Empfehlung !
    Gutes Rundfunk-Mono , ich mag den Klang der alten AS Ausgabe etwas lieber , aber das ist eine Petitesse .


    Mit Andre Cluytens gibt es noch eine Liveaufnahme , neben der vom Doc so geschätzten.aus Lugano 1965 . Zeitlich liegt sie zwischen dieser und der Studioaufnahme aus '53 . Für mich ist sie optimal - der Drive des Auftritts mit dem Franck-erfahrenen Orchester der Studios , dem Orchestre National de la Radiodiffusion Francaise . Aufgenommen 1957 in Bergen/Norwegen , ist diese Aufnahme nur bei Forgotten Records zu finden .

    forgottenrecords.com/en/Cluytens--Franck--423.html

  • Ich habe von der Symphonie nur diese, recht bekannte Aufnahme:

    Obwohl ich mit Cesar Franck im Allgemeinen nichts anfangen kann, gefällt mir dieses Werk (zumindest in dieser Interpretation) sehr gut. Saint-Saens ärgerte sich sehr über den Erfolg der d-Moll Symphonie und meinte, seine Orgelsymphonie wäre viel innovativer. Ich meine, man kann beide Werke mögen... ;)

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Francks Sinfonie ist eines der Werke, die ich schon im Ohr hatte, bevor ich begonnen habe, selbst Klassik zu hören. Die Aufnahme mit Monteux aus Chicago stand im Plattenschrank meines Vaters und lag auch gelegentlich auf dem Plattenteller. Wie das bei unflexibel-nostalgischen Typen wie mir so ist: Das prägt. Aufnahmen, die ich später kennengelernt habe (Giulini, Bernstein, auch Maazel) gefielen mir weit weniger. Vor allem vermisste ich das rasante Tempo, das Monteux im Allegro-Hauptteil des Kopfsatzes hinlegt.

    Gerade eben seit längerer Zeit mal wiedergehört: Pathos und Drive finde ich in dieser Interpretation immer noch beeindruckend, aber ein Hang zu hohen Lautstärkegraden und ein Überspielen leiser Stellen ist mir ebenso aufgefallen wie die doch manchmal recht dröhnende Plakativität des Chicago-Blechs.

    Das punktierte Kernmotiv zu Beginn des Lento erinnert – ob beabsichtigt oder nicht – an das „Muss es sein?“ aus Beethovens Op. 135. Jedenfalls gibt es dem Beginn für meine Empfindung einen fragend-zweifelnden Charakter.

    Ich denke da auch an die sog. Schicksalsfrage, die in Wagners Ring zum erstenmal am Beginn der "Todesverkündigung" in der Walküre erscheint. Die fallende kleine Sekunde zu Beginn stimmt mit Wagner überein, die darauffolgende ansteigende verminderte Quart mit Beethoven. "Gefragt" wird in allen drei Fällen. ;)

    Den monumentalen Kopfsatz finde ich sehr beeindruckend, die Themenverflechtung, die konzentrierten Durchführungspartien, die Aufgipfelungen des Anfangsmotivs zu Beginn der Reprise und in der Coda. Den Legendenton im Mittelsatz mag ich ebenfalls sehr, gerade auch die geheimnisvolle Auflösung des Hauptthemas ins Tremolo. Das Finale tut alles, um zyklische Geschlossenheit herzustellen - vielleicht sogar ein bisschen zuviel, es ist ein ständiges Déjà-Entendu der ersten beiden Sätze. Aber das Englischhornthema des Mittelsatzes im schweren Blech, umspielt von den Hörnern - das begeistert mich dann doch wieder. :D

    :wink:

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  • Ich meine, man kann beide Werke mögen

    Auf jeden Fall, so unterschiedlich sie auch sind.

    Den monumentalen Kopfsatz finde ich sehr beeindruckend, die Themenverflechtung, die konzentrierten Durchführungspartien, die Aufgipfelungen des Anfangsmotivs zu Beginn der Reprise und in der Coda. Den Legendenton im Mittelsatz mag ich ebenfalls sehr, gerade auch die geheimnisvolle Auflösung des Hauptthemas ins Tremolo. Das Finale tut alles, um zyklische Geschlossenheit herzustellen - vielleicht sogar ein bisschen zuviel, es ist ein ständiges Déjà-Entendu der ersten beiden Sätze. Aber das Englischhornthema des Mittelsatzes im schweren Blech, umspielt von den Hörnern - das begeistert mich dann doch wieder.

    Eine sehr schöne Beschreibung. Danke, volle Zustimmung.

    Vor allem vermisste ich das rasante Tempo, das Monteux im Allegro-Hauptteil des Kopfsatzes hinlegt.

    Da streiten sich glaube ich die Geister darüber, ob die Rasanz im Sinne des Verfassers ist. Das "Allegro ma non troppo" gibt das Tempo ja nicht unbedingt her. Trifft aber für viele Aufnahmen zu, Kondraschin, Mengelberg, Toscanini, und, und, und

  • Da streiten sich glaube ich die Geister darüber, ob die Rasanz im Sinne des Verfassers ist. Das "Allegro ma non troppo" gibt das Tempo ja nicht unbedingt her. Trifft aber für viele Aufnahmen zu, Kondraschin, Mengelberg, Toscanini, und, und, und

    Gleich mal das Antidot zu Monteux & Co gehört:

    Ein Livemitschnitt vom Juni 1993 (nicht zu verwechseln mit Giulinis früheren Aufnahmen des Werks: Philharmonia Orchestra 1959 und Berliner Philharmoniker 1987). Konnte ich früher wenig mit anfangen. Jetzt aber mit neuen Ohren gehört: Die Grundtempi sind nicht durchweg langsamer als bei Monteux, allerdings geht Giulini mit ihnen deutlich flexibler um (Seitenthema und Schlussgruppe im Kopfsatz, Trio-Teile im Mittelsatz). Was aber noch wichtiger ist: Schneidige Attacke wird man vergebens suchen, der Bläserklang ist runder, die Streicher klingen unvergleichlich viel wärmer als in Chicago (Wiener Philharmoniker halt). Leise und zögernde Passagen (z.B. Ende von Expostion und Reprise sowie Anfang der Coda im Kopfsatz) bekommen mehr Gewicht. Dem Finale tut es besonders gut, dass es nicht als Rausschmeißer durchgepeitscht wird. Mit dem Bruckner-Vergleich ist man schnell bei der Hand, aber manchmal drängt er sich tatsächlich auf. Kein französisch klingender Franck, was immer das sein mag. Wer die Jagd nach dem vermeintlich authentischen Klang aber mal für eine gute Dreiviertelstunde unterbricht, hört hier eine bemerkenswerte Alternative.

    :wink:

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  • Ich habe von der Symphonie nur diese, recht bekannte Aufnahme:

    Obwohl ich mit Cesar Franck im Allgemeinen nichts anfangen kann, gefällt mir dieses Werk (zumindest in dieser Interpretation) sehr gut. Saint-Saens ärgerte sich sehr über den Erfolg der d-Moll Symphonie und meinte, seine Orgelsymphonie wäre viel innovativer. Ich meine, man kann beide Werke mögen... ;)

    Das war auch meine erste und lange einzige Einspielung. (Tatsächlich habe ich sie inzwischen dreimal :ohnmacht1: gekauft, zuallererst in einer Resonance-Ausgabe mit einem Orgelwerk gekoppelt, dann wg. Mendelsohn in der gezeigten, dann hatte ich den Mendelssohn dank einer Box doppelt und habe mir nochmal die alte Ausgabe gekauft, um das Orgelwerk zu haben.) Inzwischen habe ich dazu noch Mengelberg, Klemperer und Silvestri in Boxen und Monteux/Chicago (auf einer Diapason-CD, die ich eher wg. der Violinsonate gekauft habe).

    Ich mag die Sinfonie auch recht gern (sicher mehr als Saint-Saens #3, wobei ich die tatsächlich kaum im Ohr habe, obwohl ich eine CD davon besitze, ich fand allein die Präsenz von Klavier und Orgel immer etwas daneben...), wobei der Kopfsatz der stärkste ist. Der Mittelsatz ist zwar schön, aber mir (ähnlich wie der des Quintetts) etwas zu sehr im süffig-melancholischen Modus und mich überzeugt das angebliche "scherzando"-Element des mittleren Teils gar nicht. Ich höre da kein Scherzo, auch wenn es etwas bewegter wird. Da Berwald schon in einer Sinfonie ein Scherzo in ein Adagio gefügt hat und man in der Kammermusik ähnliches auch schon bei Beethoven und Mendelssohn findet, sehe ich hier auch keine so grandiose Innovation. (Ich finde das kein großes Manko des Satzes, nur finde ich eben die Beschreibung der angeblichen Fusion von langsamem Satz und Scherzo nicht so angemessen.)
    Das Finale ist fetzig und die zyklische Abrundung mit beinahe ausschließlich schon bekannten Motiven beinahe etwas zu viel des Guten, aber ingesamt ist es jedenfalls eine gelungene und geschlossene Sinfonie.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • (Ich finde das kein großes Manko des Satzes, nur finde ich eben die Beschreibung der angeblichen Fusion von langsamem Satz und Scherzo nicht so angemessen.)

    Dann hat sich Franck in seiner eigenen Einschätzung vertan.

    "Then follow an andante and a scherzo. It was my great ambition to construct them in such away that each beat of the andante movement should be exactly equal in length to one bar of thescherzo, with the intention that after the complete development of each section one could besuperimposed on the other. I succeeded in solving that problem."

    Von einer "grandiosen Innovation" hat aber wohl nicht einmal Franck gesprochen.


    Antidot zu Monteux & Co


    In eine ähnliche Richtung wie die Giulini-Aufnahme, die ich in den letzten Tagen auch mit Genuss gehört habe, geht die Live-Aufnahme Jean Fournets aus Tokyo von 2003, die auch mit einer schönen Einspielung der 3. Saint-Saëns gekoppelt ist.

  • Raimond Leppard

    Mir persönlich gefällt die Bernstein-Aufnahme mit dem Orchestre National de France (DG) schon sehr gut und ist bisher durch den zupackenden Biss mit bernsteinscher Emphase rein von der Int mein Favorit.
    :huh: Aber ich habe die DG-CD dieser Tage wiedereinmal zum Vergleich gehört und stellte fest, dass der Klang im Forte doch recht dick ist und dabei einige Details auf der Strecke bleiben.

    Von ganz anderem Kaliber ist da die audiophil anmutende und von der Int ebenso feurige Aufnahme mit R. Leppard und dem Royal PO ausgestattet. Da zieht bei mir deutlich der Klang und die gebotenen Details.

    Zitat von teleton

    Eine weitere audiophile CD mit einer sinnvollen Kopplung um die sinf.Werke Cesar Franck´s komplett zu haben ist die RPO-CD mit dem Royal PO / Raymond Leppard.
    Diese CD enthält auch die frankschen Tondichtungen
    Les Eolides (1876) und Le Chasseuer Maudit (1882).
    Die CD ist also komplett, hat audiophilen Sound und bringt die Sinfonie d-moll in einer sehr guten Interpretation, die der Bernstein´s kaum nachsteht.
    Ähnliche Spielzeiten: 1.Satz 19:20---2.Satz 10:40---3.Satz 10:50.

    Wenn ich heute auswählen müsste, so würde ich mich klar für diese unbekannte Leppard-Aufnahme entscheiden.
    :!: Die beiden Tondichtungen sind ebenfalls von der Int und Aufnahmetechnik erste Sahne.


    RPO, 1995, DDD

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    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Von ganz anderem Kaliber ist da die audiophil anmutende und von der Int ebenso feurige Aufnahme mit R. Leppard und dem Royal PO ausgestattet.

    Habe die Aufnahme mit dem RPO unter Raymond Leppard gerade aufliegen, lieber Wolfgang. Der Klang ist schon sehr gut, keine Frage. Auf mich wirkt sie aber nun weder so anspringend energetisch wie etwa Monteux (die Aufnahme mit dem CSO aus den frühen 60ern ist übrigens auch technisch 1A) noch so souverän und stimmungsvoll wie etwa Fournet oder Giulini, eher etwas gleichförmig. Na ja, Geschmackssache und vielleicht Tageshörform ...

  • Pierre Monteux

    Dieser Beitrag ist nur eine kurze Rückmeldung von mir zu der hier mehrfach von Euch positiv beurteilten Monteux-Aufnahme mit dem Chicago SO von 01/1961.

    Seit 2Wochen liegt mir die abgebildete 8CD-Box mit Aufnahmen von Pierre Monteux vor.
    Die Franck-Sinfonie D-Moll gehört in der Tat zu den begeisterungswürdigsten Aufnahmen dieser Sinfonie. Das CSO in Bestform und wie Monteux das Orchester zu überschäumender Spielfreude anheizt, hat bei mir grossen Hörspass ausgelöst. Auch die zügige Tempowahl geht voll in meine Geschmacksrichtung: 18:03 - 10:38 - 10:22.

    :spock1: Tolle Aufnahme der Sinfonie D-Moll.
    Aber auch der weitere Inhalt überzeugt mit den ausgezeichneten Aufnahmen: Das Khatchaturian-VC, das Brahms-VC + die Franck-Sinfonie d-Moll (die Besten jemals gehörten Int), R.Strauss-Tod und Verklärung, Strawinsky - Petruschka und die Saint-Saens - Havanaise mit Kogan halte ich für den herausragenden Inhalt.

    :!: Die bisher gemachten klanglichen Einschränkungen für die Franck-Aufnahme kann ich nicht nachvollziehen, denn das in dieser 8CD-Monteux-Box ausgezeichente 24Bit-Remastering von 2018 lässt keine Wünsche offen. Da rauscht nichts, alles kommt klar und unverfärbt und natürlich aus den Lautsprechern ...


    RCA, 1961 (Franck), ADD

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    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Ein etwas verspäteter herzlicher Dank auch von mir an Braccio für diesen Impuls!

    Kennengelernt habe ich das Werk mit drei Konzerterlebnissen im Wiener Musikverein zwischen 1986 und 1988: mit dem von Josef Maria Müller dirigierten Konservatoriumsorchester am 5.3.1986, mit den von Horst Stein dirigierten Wiener Symphonikern am 14.5.1987 und mit dem von Heinz Wallberg dirigierten ORF-Symphonieorchester am 28.4.1988, übrigens einem Konzert des damals angebotenen „Wittgenstein-Zyklus“, in dem Emile Naoumoff auch Ravels Klavierkonzert für die linke Hand spielte.

    In dieser Zeit sammelte ich auch die DGG-Aufnahmen Leonard Bernsteins intensiv. Eine der ersten Aufnahmen die die DGG mit Bernstein auf CD veröffentlichte, die mit der niedrigsten Nummer, war jene aus Paris mit Francks Symphonie d-Moll (CD DGG 400 070-2). Die habe ich natürlich damals auch gehört. (Es ist dies aber schon Bernsteins zweite Aufnahme dieses Werks, dazu gleich mehr.)

    Ich finde es schon interessant, dass derjenige, der beim 1. Satz auf Sonatensatz mit langsamer Einleitung "gepolt" ist, unmittelbar nach dem rasch auffahrenden Hauptthema wieder "zur Einleitung zurückgeworfen wird". Ich finde diesen Eröffnungssatz dann dramatisch und emotional, lisztig, wagnerianisch und tschaikowskysch abwechslungsreich. Auffallend sind für mich teilweise orgelhafte Akkordklänge, und ein Seitenthema gibt sich markant bestätigend-sieghaft.

    Nach dem eigenwillig originellen Zwittersatz des 2. Satzes wartet das Finale ja mit einem noch sieghafteren Hauptthema auf, während mir das zweite Thema choralhaft erscheint, sich dann ja aber ein Gewebe auch unter Einbeziehung des Themas des 2. Satzes und am Ende des Hauptthemas aus dem 1. Satz etwas plakativ aber wirkungsvoll zu einer alles abrundenden Klammer schließt.

    Markant sind finde ich die starken einprägsamen Themen, die man ab dem ersten Hören fürs Leben im Ohr hat, das Hauptthema des 1. Satzes, das sieghafte Seitenthema, das Englischhornthema des 2. Satzes und das wieder sieghafte Hauptthema des Finalsatzes.

    Persönliche Höreindrücke - fünf Aufnahmen hab´ ich auf CD:

    Leonard Bernstein dirigierte Konzerte des New York Philharmonic Orchestra in der Carnegie Hall unter anderem mit diesem Werk am 29., 30. und 31.1.1959 und nahm es gleich danach, am 2.2.1959, im St. George Hotel (Brooklyn, New York City) für Columbia mit seinem Orchester erstmals auf, emotional und erdig (gehört aus der Sony 60 CD Box The Leonard Bernstein Symphony Edition). Bernsteins leidenschaftlicher Überschwang reißt da einmal mehr ganz unmittelbar mit.

     

    Das tut er fast noch mehr in seiner schon genannten zweiten Aufnahme des Werks, einer Liveaufnahme für Bild- und Tonträger, im Théâtre des Champs-Élysées in Paris am 22. und 23.11.1981 mit dem fürs Fernsehen extrakontrolliert präzise disponierten Orchestre National de France aufgenommen, dem Bernstein nichtsdestotrotz glühende Inbrunst, exaltiert und überschwänglich wo es sich anbietet, entlockt. Von CD besticht der schöne offene Stereoton doch noch mehr als von der von der Anniversay Edition (5 DVDs medici arts) gesehenen und gehörten DVD.

    Drei Aufnahmen der Wiener Philharmoniker liegen mir auf Tonträgern vor, zwei davon hat Wilhelm Furtwängler dirigiert (1945 live und 1953), eine Carlo Maria Giulini (live 1993).

    Besonders unheimlich, bedrohlich und schicksalsschwer, ungleich schwergewichtiger als der überschwänglich schwelgerische Bernstein vor allem im 1. Satz, dirigiert Wilhelm Furtwängler so wie ich es höre die Wiener Philharmoniker am 28.1.1945 im Großen Musikvereinssaal in Wien (enthalten in der Orfeo Furtwängler CD Box mit den Wiener Konzerten 1994 bis 1954, weiter oben schon abgebildet).

    Wilhelm Furtwänglers "Studio"-Aufnahme des Werks mit den Wiener Philharmonikern entstand am 14. und 15.12.1953 im Großen Musikvereinssaal in Wien für die Decca (CD Decca 476 273-3). Der Decca-Monoklang war da schon sehr fein differenziert. Es geht auch hier gleich unheimlich, fast bedrohlich los. Furtwängler steuert das klangüppig aufspielende Orchester erneut schicksalsschwer, gewichtig, wuchtig durch die Partitur, allerdings so meine ich es zu hören kontrollierter, eine Spur distanzierter als bei der noch unmittelbareren Liveaufnahme.

    Carlo Maria Giulini dirigierte die Wiener Philharmoniker am 12. und 13.6.1993 (CD Sony SK 58 958) im 11. Abonnementkonzert, der Livemitschnitt erschien bei Sony. Was für ein völlig anderer Ansatz! Herrliches breites Wiener Stereo-Klangbild (2. Satz), das Hauptthema im 1. Satz stellt einen schwerfälligen Helden vor, und das Werk schwingt sich zu erhabener aber auch wehmütiger Größe auf.

    Bin dem Werk gerne wieder begegnet.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Bernsteins leidenschaftlicher Überschwang reißt da einmal mehr ganz unmittelbar mit.

    Lieber Alexander!
    Danke für Deine anschaulichen Ergänzungen. Die Bernstein-Aufnahme mit dem ONF war meine erste dieses Werkes überhaupt, und lange habe ich auch gar keine andere gebraucht. Ich habe sie ewig nicht mehr gehört. Die Einspielung mit dem NYP habe ich anlässlich des Threads neu gehört. Mir war sie gewissermaßen ZU überschwänglich bzw. exaltiert, wie Du es treffend schreibst. Derzeit sagen mir "beherrschtere" Deutungen wie die von Fournet oder auch Giulini mehr zu. Aber wer weiß, wie es beim nächsten Hördurchgang ist. ;)

  • Nahezu einhelliges Lob zu dieser Sinfonie. Seltsam. Eben verklungen ist eine Aufnahme von Berglund aus dem Jahre 1976 mit dem Bournemouth Symphony Orchestra. Das weckt die Assoziationsmotorik und lässt mich vergiftet loben: Die Sinfonie passt hervorragend in eines dieser Seebad-Promenadenkonzerte. Melodienreich kann man hervorheben, ist die Sinfonie und schön eingängig. Jedoch werden die Melodien oft, sehr oft und sehr eingängig - zu oft? - wiederholt und besteht daher die Gefahr der eintönigen Lärmigkeit. Man kann sich dem Werk sicherlich dennoch begeistert und emotionsgeladen - lennygleich, bin ich versucht zu sagen - hingeben, immerhin tanzen einige Leute ja auch mit Begeisterung, dies zu noch simpleren musikalischen Mustern. Wer allerdings Subtiles liebt und ein Freund der gepflegten Kammermusik ist, mag die Francksche Symphonie an einigen Stellen plump finden, vielleicht stört ihn auch das durch die Klarinetten exponierte jazzige Element. Andere lieben genau dieses. Lass es swingen und hau drauf! Wer das als Dirigent nicht mag, mag anders oder anderes dirigieren. Warum ich mir das Werk angehört habe. Nun, diese Symphonie ist bald Beiwerk zu einem Cellokonzert, das ich demnächst besuche. Höre es dir mal wieder an, dachte ich (obwohl es ein Werk ist, das man kennt, ohne es je aufzulegen, auch eine Stärke). Wie gesagt: Ein Werk für die Proms. Und dann holt der Mann am Ende auch noch die Harfe raus. Oh je.

  • Melodienreich kann man hervorheben, ist die Sinfonie

    Nein, das ist sie gerade nicht. Ihre zyklische Form basiert auf wenigen Themen, die allesamt durch fortlaufende Transformation aus einer einzigen Keimzelle hervorgehen. Auch der Rest Deines Beitrags vermittelt ehrlich gesagt nicht dein Eindruck, dass Du Dich sonderlich intensiv mit dem Stück beschäftigt hast.

    Und dann holt der Mann am Ende auch noch die Harfe raus.

    Nein, sie wird nicht am Ende rausgeholt sondern prägt klanglich wichtige Teile des zweiten Satzes. Hast Du den nicht gehört?

    Oh je.

    Habe ich auch gerade gedacht.

  • Sehr schön! Danke für die Antwort

    Nein, das ist sie gerade nicht. Ihre zyklische Form basiert auf wenigen Themen, die allesamt durch fortlaufende Transformation aus einer einzigen Keimzelle hervorgehen. Auch der Rest Deines Beitrags vermittelt ehrlich gesagt nicht dein Eindruck, dass Du Dich sonderlich intensiv mit dem Stück beschäftigt hast.

    Dass eine Melodie nicht einfach so da ist, sondern entwickelt wird und mit ihr etwas veranstaltet wird, ist in der Sinfonik normal und nicht weiter bemerkenswert. Mein Punkt betrifft die Frage, wie dominant das melodische Element im Gesamtzusammenhang ist. Für meinen Geschmack ist das melodische Element in diesem Werk überdominant und wird mit zu breitem Pinsel gemalt.

    Sonderlich intensiv habe ich mich nicht mit dem Stück beschäftigt, das ist richtig. Aufgeschrieben habe ich einen aktuellen Höreindruck. Dass anderen das Werk besser gefällt, ist unbenommen. Es mag Tage geben, an denen mir die beschriebene, nach meinem Höreindruck bisweilen arg plumpe Schmissigkeit auch mal gefällt. Tendenziell fühle ich mich aber einfach bei Schostakowitsch, Schnittke und Co besser aufgehoben als bei der sinfonischen Spätromantik, mögen Franck (oder Strauss) ihr Handwerk auch noch so gut beherrschen. Vor dem Hintergrund meines Hörgeschmacks hatte ich erwartet, dass andere das Werk ebenfalls nicht uneingeschränkt positiv finden. Das hier zu lesen und die Gründe dafür zu erfahren, würde mich interessieren.

    Nein, sie wird nicht am Ende rausgeholt sondern prägt klanglich wichtige Teile des zweiten Satzes. Hast Du den nicht gehört?

    Habe ich gehört. Ich mag aber ohnehin keine Harfenmusik. Gegen Ende hin wurde es mir dann einfach zu viel, insbesondere in dem von mir gemeinten Moment, in dem die Harfe derart prominent in den Mittelpunkt gerückt wird, dass mir kein zaubrischer Moment vermittelt wird, sondern klebrige Zuckerwatte.

  • Dass eine Melodie nicht einfach so da ist, sondern entwickelt wird und mit ihr etwas veranstaltet wird, ist in der Sinfonik normal und nicht weiter bemerkenswert.

    Deshalb habe ich das ja auch nicht bemerkt :) . Es geht nicht um Entwicklungen von Themen sondern um deren Herleitung durch ständige Transformation aus einem einzigen Motiv. Die (an Beethovens F-Dur-Streichquartett anknüpfenden) drei Anfangstöne sind die Keimzelle sämtlicher Themen aller drei Sätze. Das kann doch eigentlich nur der "nicht weiter bemerkenswert" finden, der es nicht bemerkt hat.... Es würde den Rahmen sprengen, hier die Vielfalt der Bezüge zu beschreiben; wer sich dafür interessiert, kann hier eine Dissertation zum Thema lesen.

    Mein Punkt betrifft die Frage, wie dominant das melodische Element im Gesamtzusammenhang ist. Für meinen Geschmack ist das melodische Element in diesem Werk überdominant

    "Im Gesamtzusammenhang" kann doch wohl nur bedeuten: im Vergleich zum harmonischen, rhythmischen und klangfarblichen Element oder auch zur großformalen Gestaltung. Was auch immer man im Vergleich betrachtet: Von einer "Dominanz des Melodischen" kann keine Rede sein. Die Form ist zyklisch geschlossen, die Harmonik in ihrer immer wieder durchbrechenden Chromatik näher bei Wagner als bei Brahms (von Beethoven ganz zu schweigen), der Rhythmus z.B. mit den synkopischen Themen prägnant und formbildend. Der Klangfarbenreichtum (zu dem dann auch die markante Harfe am Schluss gehört) sorgt bei all der Konstruktion für so etwas wie "Frische der Empfindung". Wenn man unbedingt will (was für mich nicht zutrifft), kann man über Geschmack streiten, aber man kann nicht darüber streiten, dass das hervorstechendste Merkmal dieser Symphonie ihre extreme formale und motivische Dichte ist. Wie will man sich sinnvoll über das Stück austauschen, wenn man seine wichtigsten Eigenschaften einfach unterschlägt? Mir ist egal, ob Dir diese Symphonie "gefällt", aber Du beschreibst sie mit "melodienreich", "schmissig", "plump" usw. einfach völlig falsch, und Du übergehst vollständig das, was sie eigentlich ausmacht. Wenn Du z.B. meinst, "Freunde der gepflegten Kammermusik" würden hier nicht fündig, kann ich daraus nur den Schluss ziehen, dass Du weder die allgegenwärtigen (und typisch Franckschen) Dialoge zwischen den Instrumentengruppen noch z.B. das ganz zurückgenommene Thema das zweiten Satzes auch nur bemerkt hast. Bei letzterem ist z.B. in den Harfenakkorden der Beginn des folgenden Englisch-Horn-Themas mit den Tönen ges-f (in der Oberstimme) und f-b (in der Unterstimme) bereits angelegt, das einzelne Englisch Horn reagiert also auf dieses Angebot. Was ist das sonst, wenn nicht "kammermusikalisch"? Und natürlich sind diese drei Töne wieder aus dem Anfangs-Motto entwickelt, aber durch die ungewöhnliche Instrumentierung mit gezupften Streichern, Harfe und Englisch Horn klingt es wie ein gänzlich neuer (und - das sei jetzt doch einmal gesagt - für meine Ohren unglaublich schöner) Gedanke. Die Verbindung von Strenge und Dichte der Konstruktion mit gleichzeitig inspirierter, freier Erfindung macht dieses Stück meines Erachtens ohne Zweifel zu einem der größten Meisterwerke seiner Zeit.

  • Für deine Antworten haben meine Beiträge sich schon gelohnt, mögen diese musikwissenschaftlich auch daneben gewesen sein. Ich werde dem Werk also noch einige Chancen geben. Aufnahmen haben sich im Laufe der Zeit genug angesammelt. Mal sehen.

    Neugierig, ob das Werk tatsächlich ungeteilte Zustimmung findet, bin ich dennoch weiterhin. Es war ja wohl auch so, dass es das Publikum nicht gerade im Sturm genommen hat. Das hatte allerdings offenbar (auch? vorrangig?) nicht-musikalische Gründe.

    Witzig übrigens, dass die Franzosen das Werk für deutsch hielten. Mir kommt es durchaus französisch vor, wobei diese Zuschreibungen oft fragwürdig sind. An einer Stelle fühle ich mich zudem immer an einen Western erinnert. Wird wohl mal als Filmmusik verwendet worden sein.

  • Ergänzung: Habe eben diesen Artikel im Guardian gelesen: https://www.theguardian.com/music/tomservi…francks-d-minor

    Dort wird gefragt, weshalb diese Sinfonie so stark aus der Mode gekommen sei und als Antwort angeboten, die Sinfonie sei fein gearbeitet, aber träge im Ausdruck, das klangliche Äquivalent eines mittelmäßigen Klumpens neugotischer Architektur. Derart geholzt (wie ich oben :) ) wird aber nur, um dann doch für das Werk zu werben. Interessanter Artikel.

  • Wer allerdings Subtiles liebt und ein Freund der gepflegten Kammermusik ist, mag die Francksche Symphonie an einigen Stellen plump finden,

    NEIN :D

    Das ist eines meiner absoluten Lieblingswerke der Spätromantik. Und irgendetwas Plumpes ist mir noch nie aufgefallen. So schön wie mein Vorredner kann ich als Laie zwar nicht begründen, was das Besondere an diesem Werk ist. Ich kann es aber immer wieder erhören. :wink:

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

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