Es gibt Komponisten, wie z.B. Zemlinsky oder Pfitzner, deren Musik ich für sehr viel gelungener halte bzw. mir näher ist, als z.B. die des so populären + so oft aufgeführten Erfolgskomponisten R. Strauss. Hans Pfitzners Musik ist nicht besonders beliebt, sogar weniger populär als die Zemlinskys. Sie wird extrem selten aufgeführt.
Einer der Hauptgründe (die aber nicht in Pfitzners Musik zu finden sind) bildet Pfitzners (als Person) Nähe zu den Nazis. Und da gibt es überhaupt nichts zu beschönigen. Sogar nach dem 2. Weltkrieg hatte Pfitzner diese abstoßende, antisemitische Stellungnahme verfasst. Ein Zitat davon soll Pfitzners Rassismus ungeschminkt verdeutlichen:
"Das Weltjudentum ist ein Problem & zwar ein Rassenproblem, aber nicht nur ein solches, & es wird noch einmal aufgegriffen werden, wobei man sich Hitlers erinnern wird & ihn anders sehen, als jetzt, wo man dem gescheiterten Belsazar nur zu gern den bekannten Eselstritt versetzt. Es war sein angeborenes Proletentum, welches ihn gegenüber dem schwierigsten aller Menschenprobleme den Standpunkt eines Kammerjägers einnehmen ließ, der zum Vertilgen einer bestimmten Insektensorte angefordert wird. Also nicht das ,Warum‘ ist ihm vorzuwerfen, nicht, ,daß er es getan‘, sondern nur das ,wie‘ er die Aufgabe angefaßt hat, die berserkerhafte Plumpheit, die ihn dann auch, im Verlauf der Ereignisse, zu den Grausamkeiten, die ihm vorgeworfen werden, führen musste." (aus Hans Pfitzner: "Glosse zum II. Weltkrieg")
Es gibt eine Ehrenerklärung zu Pfitzner. Schönberg hatte sie in den USA - nach dem Deutschland bzw. Europa von der Nazi-Herrschaft durch die Alliierten befreit wurde - geschrieben.. Wäre Schönberg über die Verstrickungen + Ressentiments Pfitzners gründlicher informiert gewesen, dann hätte er diese mit größter Wahrscheinlichkeit nicht verfasst.. Es bleibt also mehr als verständlich, dass Pfitzners Nähe zum Faschismus, zu den Nazis und sein Rassismus eine große Barriere, ein Hindernis zu seiner Musik bleibt.
Dennoch mag ich die Musik Pfitzner: Seine Opern, seine Kammermusik, seine Chor- und Orchesterwerke.....
Ich will versuchen zu beschreiben, was mich an Pfitzners Musik so fasziniert (so ähnlich hatte ich es bereits einmal im Taminoforum versucht, als über die Oper Palestrina debattiert wurde).
George Alexander Albrecht – langjähriger GMD in Hannover – hatte in Hannover – während seines Vortags über Pfitzners Oper „Palestrina“ Pfitzners Musik mit folgendem Wort bezeichnet: „Altgold“ (ich vermute mal, G.A. Albrecht dachte just zu dem Augenblick an das Buch „Mahler- eine musikalische Physiognomik“ und zwar aus dem vorletzten Teil, in der das "Lied von der Erde" interpretiert wird) Und durch dieses Wort „Altgold“ wurde plötzlich mein Interesse an Pfitzner Musik geweckt. Ich kannte vorher die Musik Pfitzner s nicht. Beim Reinziehen des Palestrinas sprang der Funke sofort rüber, und ich war für Pfitzners Musik gewonnen (nicht nur für "Palestrina"). Und wenn versucht werden soll die Musik Pfitzner zu beschreiben, also das was einen an Pfitzner so fasziniert, dann würde ich sie versuchen so zu beschreiben: Pfitzners trägt Merkmal des Grüblerischen, Düsteren, Schwermütigen. Die Musik wirft oft den Blick zurück. Sie ist - während sie ertönt - gleichzeitig eigene Remeniszens, Eingedenken. Sie klingt, als widerstrebe sie ihren weiteren Verlauf. Also genau das Gegenteil des Straussschen Elans. Und auch wenn es etwas kitschig + banal klingt (besser krieg ich’s aber nicht hin): sie hat herbstlichen, herben Sound.
Clemens Nachtmann hatte 2007 (im Zusammenhang mit der Kontroverse über die „Deutsche Seele“ in Berlin, wobei Nachtmann mit Kritik an Pfitzners Nazi-Nähe zu recht nicht sparte) sehr triftig über die Pfitznermusik geschrieben : „.. dass ... diese Musik kein veranstalteter Propagandakitsch ist und mit ihr kein Staat gemacht werden kann „
„ das einer, der es „in Treue fest“ mit den Nazis hielt, von den Nazis so wenig gemocht wurde, dass einer, der so deutsch und volksverbunden fühlte wie Pfitzner, so überaus „volksfremde“ und schwer zugängliche Musik schrieb.. "
Was wünsche ich mir zu diesem Thread ?
Das sich hier möglichst viele - zustimmend und/oder auch kritisch – über Pfitzners Musik (also Opern, Kammermusik, Chor- und Orchesterwerke, Lieder, Klavierstücke.. und.. und.. und ...) einbringen mit z.B. Konzerteindrücken, Opernerlebnisse, Analysen, Hinweisen, Stellen/Passagen, die einem besonders gefallen, Radiomitschnitte, missionarische Eiferei und natürlich auch CD-Tipps, wenn möglich mit Links, weils auch hübscher aussieht.
Einer der Hauptgründe (die aber nicht in Pfitzners Musik zu finden sind) bildet Pfitzners (als Person) Nähe zu den Nazis. Und da gibt es überhaupt nichts zu beschönigen. Sogar nach dem 2. Weltkrieg hatte Pfitzner diese abstoßende, antisemitische Stellungnahme verfasst. Ein Zitat davon soll Pfitzners Rassismus ungeschminkt verdeutlichen:
"Das Weltjudentum ist ein Problem & zwar ein Rassenproblem, aber nicht nur ein solches, & es wird noch einmal aufgegriffen werden, wobei man sich Hitlers erinnern wird & ihn anders sehen, als jetzt, wo man dem gescheiterten Belsazar nur zu gern den bekannten Eselstritt versetzt. Es war sein angeborenes Proletentum, welches ihn gegenüber dem schwierigsten aller Menschenprobleme den Standpunkt eines Kammerjägers einnehmen ließ, der zum Vertilgen einer bestimmten Insektensorte angefordert wird. Also nicht das ,Warum‘ ist ihm vorzuwerfen, nicht, ,daß er es getan‘, sondern nur das ,wie‘ er die Aufgabe angefaßt hat, die berserkerhafte Plumpheit, die ihn dann auch, im Verlauf der Ereignisse, zu den Grausamkeiten, die ihm vorgeworfen werden, führen musste." (aus Hans Pfitzner: "Glosse zum II. Weltkrieg")
Es gibt eine Ehrenerklärung zu Pfitzner. Schönberg hatte sie in den USA - nach dem Deutschland bzw. Europa von der Nazi-Herrschaft durch die Alliierten befreit wurde - geschrieben.. Wäre Schönberg über die Verstrickungen + Ressentiments Pfitzners gründlicher informiert gewesen, dann hätte er diese mit größter Wahrscheinlichkeit nicht verfasst.. Es bleibt also mehr als verständlich, dass Pfitzners Nähe zum Faschismus, zu den Nazis und sein Rassismus eine große Barriere, ein Hindernis zu seiner Musik bleibt.
Dennoch mag ich die Musik Pfitzner: Seine Opern, seine Kammermusik, seine Chor- und Orchesterwerke.....
Ich will versuchen zu beschreiben, was mich an Pfitzners Musik so fasziniert (so ähnlich hatte ich es bereits einmal im Taminoforum versucht, als über die Oper Palestrina debattiert wurde).
George Alexander Albrecht – langjähriger GMD in Hannover – hatte in Hannover – während seines Vortags über Pfitzners Oper „Palestrina“ Pfitzners Musik mit folgendem Wort bezeichnet: „Altgold“ (ich vermute mal, G.A. Albrecht dachte just zu dem Augenblick an das Buch „Mahler- eine musikalische Physiognomik“ und zwar aus dem vorletzten Teil, in der das "Lied von der Erde" interpretiert wird) Und durch dieses Wort „Altgold“ wurde plötzlich mein Interesse an Pfitzner Musik geweckt. Ich kannte vorher die Musik Pfitzner s nicht. Beim Reinziehen des Palestrinas sprang der Funke sofort rüber, und ich war für Pfitzners Musik gewonnen (nicht nur für "Palestrina"). Und wenn versucht werden soll die Musik Pfitzner zu beschreiben, also das was einen an Pfitzner so fasziniert, dann würde ich sie versuchen so zu beschreiben: Pfitzners trägt Merkmal des Grüblerischen, Düsteren, Schwermütigen. Die Musik wirft oft den Blick zurück. Sie ist - während sie ertönt - gleichzeitig eigene Remeniszens, Eingedenken. Sie klingt, als widerstrebe sie ihren weiteren Verlauf. Also genau das Gegenteil des Straussschen Elans. Und auch wenn es etwas kitschig + banal klingt (besser krieg ich’s aber nicht hin): sie hat herbstlichen, herben Sound.
Clemens Nachtmann hatte 2007 (im Zusammenhang mit der Kontroverse über die „Deutsche Seele“ in Berlin, wobei Nachtmann mit Kritik an Pfitzners Nazi-Nähe zu recht nicht sparte) sehr triftig über die Pfitznermusik geschrieben : „.. dass ... diese Musik kein veranstalteter Propagandakitsch ist und mit ihr kein Staat gemacht werden kann „
„ das einer, der es „in Treue fest“ mit den Nazis hielt, von den Nazis so wenig gemocht wurde, dass einer, der so deutsch und volksverbunden fühlte wie Pfitzner, so überaus „volksfremde“ und schwer zugängliche Musik schrieb.. "
Was wünsche ich mir zu diesem Thread ?
Das sich hier möglichst viele - zustimmend und/oder auch kritisch – über Pfitzners Musik (also Opern, Kammermusik, Chor- und Orchesterwerke, Lieder, Klavierstücke.. und.. und.. und ...) einbringen mit z.B. Konzerteindrücken, Opernerlebnisse, Analysen, Hinweisen, Stellen/Passagen, die einem besonders gefallen, Radiomitschnitte, missionarische Eiferei und natürlich auch CD-Tipps, wenn möglich mit Links, weils auch hübscher aussieht.

„Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann