Neben meinen großen Vier Schütz, Bach, Wagner und Bruckner residiert Hans Pfitzner bei mir sozusagen extraordinär auf einem eigenen Thron. Es gibt eigentlich nichts ihm Vergleichbares in der Musik und wenn man so will und man nicht immer falsch verstanden würde, müsste man sagen; dass seiner Geistigkeit, Vergrübeltheit, Düsternis, Melancholie etwas sehr Deutsches anhaftet. Irgendwie gemahnt mich das alles immer an etwas Faustisches, an ein ungeheures Ringen, sozusagen einen Wagner in Fesseln, aber auch entfesselt. Dass Pfitzner auf lange Sicht trotz der nunmehr zahlreichen auch bei jpc zu erhaltenden Aufnahmen keine Chance hat, wiederentdeckt zu werden, liegt natürlich an den politisch-ideologischen Anwürfen; weil man nach wie vor nicht in der Lage ist, Mensch und Kunst zu trennen; und an der Komplexität und Eigenart seiner Musik, denn Pfitzner ist keine leichte Kost, zumal er zwischen allen Stühlen sitzt und sich nicht einordnen lässt. Er verkörpert für mich den einzig akzeptablen Künstlertypus, ein äußerlich konservativer Musikromantiker; der aber in Wirklichkeit moderner ist als so viele Zampanos der Avantgarde.
Ich habe ihn übrigens zufällig und völlig unvoreingenommen kennengelernt; ich sah in einer alten Musikhandlung nur den Namen Palestrina, den ich als Komponisten sehr mochte, und so kaufte ich die Oper. Ich wusste zu dieser Zeit noch gar nichts von Pfitzner. Dass ich gleich die beste Aufnahme erwischte, konnte ich damals freilich noch nicht wissen: