Richard Strauss: Till Eulenspiegels lustige Streiche; nach alter Schelmenweise in Rondeauform; für großes Orchester gesetzt. Tondichtung op. 28, TrV 171
Beim Lesen des Wikipedia-Eintrags zur Figur des Till Eulenspiegel hatte ich bei manchen ihm zugeschriebenen Eigenschaften den Eindruck, da sei Richard Strauss beschrieben. Vielleicht habe ich von dem Komponisten ja das falsche Bild, aber die Überzeugung von der eigenen Geisteskraft, Mitmenschen überlegen zu sein, die Neigung dazu, Unzulänglichkeiten der anderen bloßzustellen, eine zusammenfassend „anarchische Unangepasstheit“, dies alles sehe ich auch bei Strauss, sei es in der Wahl des Zarathustra-Sujets, sei es in der Darstellung seiner Kritiker im Heldenleben, sei es in der Komposition einer ganzen Symphonie über das eigene Familienleben. Angenehm empfinde ich dabei die humoristische, sicher auch selbstironische Note.
„‘Ich sehe nicht ein, warum ich keine Sinfonie auf mich selbst machen sollte. Ich finde mich ebenso interessant wie Napoleon oder Alexander.‘ Aussprüche dieser Art vereinen das Selbstbewusstsein des Genies mit trocken-direktem bayerischen Humor – eine nicht leicht verdauliche Mischung, die Strauss zu eigen ist.“, heißt es auf richardstrauss.at.
Ob Strauss sich auch selbst porträtierte, als er nach ursprünglichen Plänen für eine Eulenspiegel-Oper 1895 auf die Komposition der uns bekannten Tondichtung umschwenkte, weiß ich nicht. In jedem Fall ist es nach dem tragischen Macbeth und dem leidenschaftlich kraftstrotzenden Don Juan sein erstes derartiges Werk mit einem Antihelden-Protagonisten. Nach meinem Kenntnisstand ist es auch die erste symphonische Dichtung überhaupt, die überwiegend fröhliche und burleske Züge hat.
Das Episodische der Abenteuer des Schelmen findet formal in der Anlage als Rondo seine Entsprechung. Strauss hat einen Ablauf des Programms skizziert, der z. B. auf der Wikipedia-Seite zum Werkwiedergegeben ist. Wir begleiten Till über eine gute Viertelstunde bei seinen zunehmend dreisteren Possen, die in die Katastrophe, nämlich seine Hinrichtung, münden. Am Ende hat er dann aber doch die Nase vorn. Kurz, knackig, komprimiert.
Bei jedem Hören des Werks bewundere ich die Orchestermitglieder, zumal den Solo-Hornisten, der das Till-Thema vorstellt. Auch ansonsten klingen die kapriolenhaften, teils sehr kleinteilig-hektischen Wendungen, die es da bspw. auch bei den Holzbläsern zu meistern gilt, nach einer Menge Arbeit. Gute Aufnahmen gibt es natürlich haufenweise.
Auf Eure Rückmeldungen zu diesem immer wieder erfrischenden Stück Musik bin ich gespannt.