Mozart: Klarinettenquintett A-Dur KV 581

  • Mozart: Klarinettenquintett A-Dur KV 581

    Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
    Quintett für Klarinette, 2 Violinen, Viola und Violoncello A-Dur KV 581

    Komponiert 1789 für Anton Stadler. Mozart nannte es auch das Stadler-Quintett.

    Fertigstellung. 29. September 1789
    Uraufführung. 22. Dezember 1789, Wien, Aufführung der Tonkünstler-Societät. Anton Stadler (Klarinette), Joseph Zistler (1. Violine).

    Satzeinteilung.
    1. Allegro, 2/2 in A-Dur
    2. Larghetto, 3/4 in D-Dur
    3. Menuetto – Trio I – Trio II, 3/4 A-Dur; Trio I in a-Moll (nur Streicher)
    4. Allegretto con Variazioni, 2/2 in A-Dur

    Das Werk wurde, wie das Konzert KV 622, ursprünglich geschrieben für Anton Stadlers A-Bassettklarinette, die gegenüber der herkömmlichen A-Klarinette in der Tiefe vier zusätzliche Halbtöne aufweist. Die frühen Publikationen waren allerdings für die A-Klarinette, und Mozarts Autograph ging verloren, so dass die Praxis, das Werk in einer rekonstruierten Version für Bassettklarinette aufzuführen, erst in den letzten Jahrzehnten aufkam.

    Die Erfolgsgeschichte der erst ca. 1705 erfundenen Klarinette ist sicherlich wesentlich Mozarts Liebe zu dem Instrument zu verdanken. Ein großer Anteil daran spielte auch seine Freundschaft zu Anton Stadler. So sind das Quintett KV 581 und das Konzert KV 622 wohl die ersten Meisterwerke für dieses Instrument, wofür Mozart heute noch größte Bewunderung zukommt. Mozart hatte die Charakteristiken des damals noch sehr wenig verbreiteten Instruments verstanden und spielte wunderbar mit dem großen Tonumfang und den verschiedenen Klangfarben der Register.

    Das Quintett galt sicher als Vorbild für viele weitere. Nahezu offensichtlich ist das bei Brahms' Klarinettenquintett h-Moll Op. 115, aber auch bei Regers Klarinettenquintett A-Dur Op. 146. All diesen (Spät-) Werken ist u. a. gemeinsam ein Variationsfinale, was zu Mozarts Zeiten doch eher ungewöhnlich war.


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Selbst habe ich erst sehr spät die Klarinettenwerke von Mozart richtig zu schätzen gewusst, da für mich die Klarinette hauptsächlich ein (spät-) romantisches Instrument war. Inzwischen liebe ich aber beide, das Quintett und das Konzert (und natürlich auch die Gran Partita). Das Quintett mag ich gegenüber dem Konzert noch ein wenig mehr. Vielleicht liegt es an einer teilweise größeren Ernsthaftigkeit des Quintetts, gegenüber der größeren Virtuosität und Quirligkeit des Konzerts.

    Ich habe folgende Aufnahmen von dem Werk. Dabei sind die ersten beiden auf der Bassettklarinette gespielt, was ein zusätzlicher Pluspunkt ist. Die ersten drei Aufnahmen finde ich am schönsten. Diese drei recht neuen Aufnahmen haben einen wunderschönen Klang mit einem eleganten Klarinettenton.

    Sharon Kam (Bassettklarinette)
    Isabelle van Keulen, Ulrike-Anima Mathé, Volker Jacobsen, Gustav Rivinius


    Fabrizio Meloni (Bassettklarinette) (1. Klarinette La Scala, Milano)
    Marco Rizzi, Laura Bortolotto, Danilo Rossi, Giovanni Gnocchi


    Anthony McGill (Klarinette) (1. Klarinette New York Philharmonic)
    Pacifica Quartet


    David Shifrin (Klarinette)
    Emerson String Quartet


    Benny Goodman (Klarinette)
    Budapest String Quartet


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                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Würde mich freuen, wenn hier neben vielen Aufnahmen, subjektiven Eindrücken auch weitere wissenswerte Infos zu diesem schönen Werk beigetragen werden.


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  • Mit historischem Instrumentarium gibt es z.B. diese Aufnahme:

    (P) 1993 Sony Classical "Vivarte"

    Charles Neidich (Bassetklarinette)
    L'Archibudelli:
    Lucy van Dael & Vera Beths (Violine)
    Jürgen Kussmaul (Viola)
    Anner Bylsma (Violoncello)

    Ich habe sie als wohlklingend und innig in Erinnerung... :love:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Obwohl es manche ja verabscheuen, wenn über Aufnahmen und nicht das Werk selbst geredet wird, möchte ich über die Aufnahmen in meinem Schrank schreiben. Da ich Komplettist bin, hatte ich das Werk schon lange in der Sammlung, allerdings in dieser Aufnahme:

    Bei den Namen Karl Leister und Wolfram Christ würde man meinen, nichts falsch machen zu können. Leider weit gefehlt, denn die Aufnahme ist scheußlich. Die Streicher spielen im schmalzigen Dauervibrato. Leister hingegen spielt seinen Part recht unsensibel und bläst die Streicher förmlich weg in gemeinsamen Passagen. Ich lernte das Werk also in dieser Einspielung kennen und war schwerst enttäuscht. Daraufhin habe ich das wunderbare Klarinettenquartett 15 Jahre ad acta gelegt, bis ich diesen Sommer wieder begonnen habe, meine Mozartsammlung konsequent auszubauen und Aufnahmen auf modernen Instrumenten mit Aufnahmen auf Originalinstrumenten zu ergänzen. Und siehe da:

    Eine andere Welt! Die Bassklarinette und die Streicher harmonieren auf das Allerschönste! Der erste Satz schon gerät so wunderbar sensibel und nostalgisch, das man unweigerlich ins Träumen gerät. Das sehr hohe Niveau und die Spielkultur werden bis zur letzten Note aufrechterhalten. Seitdem ich das Quintett in dieser Einspielung gehört habe, bin ich ein Fan. Die von JD gezaigte Aufnahme von den L'Archibudelli habe ich auch und schätze sie ebenfalls sehr - aber die Aufnahme der Academy of Ancient Music schätze ich noch einen Tick mehr.

    Eine sehr schöne "Normaleinspielung" habe ich inzwischen auch erworben:

    Klarinettengroßmeister Martin Fröst und das Vertavoquartett brillieren in dieser wunderschönen Einspielung. Auch hier kann ich eine unbedingte Empfehlung aussprechen.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Obwohl es manche ja verabscheuen, wenn über Aufnahmen und nicht das Werk selbst geredet wird, möchte ich über die Aufnahmen in meinem Schrank schreiben.

    Ich lernte das Werk also in dieser Einspielung kennen und war schwerst enttäuscht. Daraufhin habe ich das wunderbare Klarinettenquartett 15 Jahre ad acta gelegt

    Tja, das passiert nun mal, wenn man sich nicht mit dem Werk sondern nur mit einer Einspielung beschäftigt :P .

  • Na ja, eher passiert es dann, wenn man als Doktoratsstudent mit kleinem Budget tausende Werke so schnell wie möglich kennenlernen möchte. Da kam es leider zu Kollateralschäden....

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Also ich habe die Leister/Berliner-Aufnahme zwar ewig nicht gehört, aber es war eine meiner ersten (d.h. meine erste CD des Werks, aber ich hatte es vermutlich schon in Überspielungen auf MC gehört), noch in der Originalausgabe, als ca. 30 DM für mich als Schüler richtig viel Geld waren und ich die CDs noch mit solchen Abständen kaufen musste, dass ich viel Zeit hatte, die Stücke kennenzulernen. Und selbst wenn ich sie eher wg. des Brahms-Werkes in Erinnerung habe, gibt es m.E. keinen Grund, dass sie einem das Werk dauerhaft verleiden sollte.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Das Werk wurde mir ja auch nicht dauerhaft verleidet sondern nur 15 Jahre. Ich habe heute wieder vergleichend reingehört und finde die Aufnahme nach wie vor äußerst unschön. Der Zusammenklang von Klarinette und Streichern ist klarerweise sehr wichtig, um den nostalgisch-idyllischen Ton zu evozieren, der dieses Werk auszeichnet. Bei besagter Aufnahme höre ich diesen Ton nicht.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Eine sehr schöne "Normaleinspielung" habe ich inzwischen auch erworben:
    [...]
    Klarinettengroßmeister Martin Fröst und das Vertavoquartett brillieren in dieser wunderschönen Einspielung. Auch hier kann ich eine unbedingte Empfehlung aussprechen.

    Ich nehme an, dass diese Einspielung identisch ist mit folgender?

    Ich hatte bisher Abstand von dieser Einspielung genommen, weil mich irritierte, dass das Konzert mit Bassettklarinette gespielt wird, das Quintett aber nicht. Und er das Konzert sogar später nochmal mit Bassettklarinette eingespielt hat.

    Aber vielleicht sollte ich das mal ignorieren. Die McGill/Pacifica Aufnahme finde ich ja auch fantastisch ohne Bassett.


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  • Ja, das ist dieselbe Aufnahme, nur anders gekoppelt. Ob sie besser ist als die diversen Aufnahmen von Sharon Kam kann ich natürlich nicht sagen, da ich diese nicht kenne. Meine vier Einspielungen reichen mir auch mal für's erste.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Das mag Einbildung sein (weil ich weiß, dass sie im selben Orchester spielen), aber ich fand, dass gerade die Einspielungen der Berliner Solisten weit weniger den Eindruck von konzertierender Klarinette + Streichquartett hervorrufen, den ich bei einigen anderen (meiner Erinnerung nach etwa der älteren? Einspielung mit Sabine Meyer) hatte. Leister hat das Werk allerdings mehrfach eingespielt, d.h. wer den hören will, muss nicht zu dieser Aufnahme greifen.

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    (B. Pascal)

  • Ob sie besser ist als die diversen Aufnahmen von Sharon Kam kann ich natürlich nicht sagen

    Beim Konzert sind beide, Kam und Fröst, hervorragend. Wenn auch unterschiedlich (so soll es ja auch sein). Ich werde wohl demnächst Fröst auch mit dem Quintett buchen.


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  • Martin Frösts Einspielung mit dem Vertavo String Quartet (Covers in #5 und #10 abgebildet) ist in der Tat sehr interessant. Eine (für mich) überraschend kantige und behäbige Version. (Immerhin brauchen sie 5 Minuten länger als Sharon Kam et. al.) Sie hat ihren ganz eigenen Reiz.

    :!: Nachtrag: Jetzt (einen Tag später), da ich gerade die CD bekommen und gehört habe, kann ich diese Einspielung ausdrücklich empfehlen. Die mp3-Version (die ich zweimal gehört hatte vom Phone, einmal via Kopfhörer, ein zweites mal über die Anlage) hat mich ziemlich irritiert. Weiß nicht, was da los war, aber jetzt auf der CD wirkt alles doch um Dimensionen zupackender und mitreißender. Toller Klang. :thumbup:


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  • Der Autor und Klarinettist Eric Hoeprich in seinem Buch The Clarinet, Yale University Press, New Haven, 2008:

    Zitat von Eric Hoeprich

    [...] K581 certainly numbers among the most beloved of Mozart's compositions, managing to encompass everything that chamber music should be. As the clarinet moves in and out of the ensemble texture, one minute a part of the 'tutti', the next a glorious soloist, we listen to Mozart's unending inventiveness and utter mastery in creating a music that is intimate, varied, expressive, humorous, perfectly balanced and always completely engaging.

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  • Mein Klarinettenlehrer, für den Mozart ja sowieso der Quell ewiger musikalischer Freude ist, war zurecht der Meinung, dass man leider zu selten ein Streichquartett findet, mit dem man das Quintett zusammen spielen könnte.
    Daher hat er eine sehr schöne Fassung für zwei A-Klarinetten eingerichtet, die ich zur Zeit mit ihm einstudiere. Das macht grosse Laune. Die Klarinettenstimme ist ansicht unverändert, aber in den Spielpausen ergänzt (Stichnoten) durch z.B. die Celllo-Stimme, während die zweite Klarinette die Geigenstimme hat. Wirklich sehr schön, auch zum alleine spielen.

    Hudebux

  • Lieber Hudebux,

    prinzipiell wäre ich an einer solchen Version auch interessiert.

    Ich werde vielleicht demnächst mit meiner Lehrerin die Version für A-Klarinette und Klavier

    https://www.amazon.de/dp/B000CEK7U2/

    in Angriff nehmen.


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  • Ja, sehr gerne.

    maticus

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