Was ist Expressionismus - in Literatur, Malerei, Musik ...

  • Sehr schön!

    Gerrit Engelke (erster Text), einem der Arbeiterdichter ist ja das Kunststück gelungen, O-Mensch-Pathos und Klage in sich zu vereinen. Die vielfach strenge Form, oft Sonette, dürfte dann den verbindenden Faden darstellen.

    Das zweite Gedicht musste ich nachsehen: Hermann Conradi. Erstaunlich, der ist ja schon 1890 gestorben und hat über den Naturalismus theoretisiert. Nichts an diesem Text ist naturalistisch. - Böse, wie ich bin, gibt es meines Erachtens ohnehin keine wirklich relevante naturalistische Lyrik, erscheint mir die Kombination von Adjektiv und Substantiv hier eher als Oxymoron. Der Text geht von der Stimmung her bis zum Sturm und Drang zurück - und ist vielleicht genau daher quasi frühexpressionistisch.

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Zitat von putto

    Andererseits haben die literarischen Expressionisten ein neues Menschenbild, lassen dieses aber in klassischster Form erscheinen.

    Oder die Form radikalisiert sich. Muster wäre dann August Stramm. Könnte aber sein, dass ich hier zu sehr an die schmerzlichen Kriegsattribuierungen denke. Da ist es mit dem neuen Menschenbild noch nicht so weit her. Andererseits gibt es auch Liebesgedichte und der Autor hat den Krieg nicht lange überlebt. ...

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Ist Stramm nicht eine Ausnahme? Wer macht das sonst? Er ist quasi der Futurist in der Gruppe.

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • Meinst Du, bezüglich der Form? Wenn ich nachdenke, fällt mir zumindest kein anderer Name ein, der diesen minimalistischen Wort-Bomben-Gestus pflegt. Es macht ihn unverwechselbar. So manche kann man meines Erachtens nicht auseinanderhalten, etwa Hoddis und Lichtenstein.

    Es gibt aber schon noch deutliche Abweichungen von der klassischen Form bei anderen Autoren. Ich nenne als den wichtigsten Gottfried Benn, der auch im Tonfall aufgrund seines Zynismus heraussticht. Dieser Zynismus ist bei Hoddis und Lichtenstein viel subtiler und wird durch die klassische Form gebändigt.

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Bei Stramm haben wir den Vorgänger Marinetti:
    1912 Abschaffung von Adjektiv und Adverb, Abschaffung des "Ich", Verben nur im Infinitiv, statt der Gleichnisse direktes Nebeneinanderstellen der Hauptworte, statt Satzzeichen solche aus Musik und Mathematik
    1913 Deformation der Worte zwecks Lautmalerei, Aufwertung der graphischen Darstellung

    Ist nicht ganz dasselbe, aber "minimalistischer Wort-Bomben-Gestus" (siehe ZANG TUMB TUMB).

    Blickt man über die Sprachgrenzen, ist Stramm plötzlich nicht mehr der Radikalste sondern eine gemäßigte Variante.

    (Trotzdem kann ich Marinetti nicht ausstehen.)

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  • Noch was Zynisches:

    Herbst.

    Der frischgedüngte Acker stinkt herüber,
    Braunrotes Laub nickt über die Stackete,
    Die letzten Astern kümmern auf dem Beete –
    Und täglich wird der Himmel trüb und trüber.

    Aus der Spelunke jagte mich das Fieber
    Und warf auf meine Backen grelle Röte.
    – – – – – – – – – – –
    Wie sie heut' wieder brünstig küßte, flehte:
    Ich möchte wiederkommen! Viel, viel lieber

    Sei ihr die Nacht! . . . Denn wär' der Tag zu Rüste,
    Dann sprängen heißer all die süßen Lüste
    Und süßer sei das Indenarmenliegen! . . .
    – – – – – – – – – – –

    Der frischgedüngte Acker stinkt empörend, –
    Doch ist sein Stunk nicht gerade unbelehrend:
    Nur wer das Leben überstinkt, wird siegen!

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  • Den pack ich noch, bevor ich das Haus verlasse wegen Verpflichtungen.

    Das ist auch Conradi? Hätt ich gar nicht gedacht, dass der vor 1900 so schreibt. Gröbst-Heine ist das! Die Moral auch gleich mit drin.

    :D

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Zitat

    [...]Wir machen nicht den Anspruch, Vollkommenes, Makelloses nach Form und Inhalt zu bieten.
    Wir begreifen vollkommen, das manches Poem, das wir aufgenommen, nicht originell ist; daß es in tausendmal angestimmte Weisen einfällt; daß es, absolut genommen, vielleicht nicht einmal werthvoll ist.
    Und doch erheben wir den Anspruch, endlich die Anthologie geschaffen zu haben, mit der vielleicht wieder eine neue Lyrik anhebt; durch die vielleicht wieder weitere Kreise, die der Kunst untreu geworden, zurückgewonnen und zu neuer, glühaufflammender Begeisterung entzündet werden; und durch die alle die Sänger und Bildner zu uns geführt werden, um mit uns zu Schöpfern einer neuen Lyrik zu werden, die bisher abseits stehen mußten, weil sie kein Organ gefunden, durch das sie zu ihrem Volke in neuen, freien, ungehörten Weisen reden durften, weil nur das Alte, Conventionelle, Bedingte, Unschuldige oder das Frivole, Gemeine, Schmutzige – nie aber das Intime,das Wahre, das Natürliche, das Ursprüngliche, das Große und Begeisternde, offene Ohren und gläubige Herzen findet.
    Wir brechen mit den alten, überlieferten Motiven. Wir werfen die abgenutzten Schablonen von uns. Wir singen nicht für die Salons, das Badezimmer, die Spinnstube – wir singen frei und offen [...]


    Es handelt sich um das Vorwort der Anthologie "Moderne Dichter-Charaktere" von 1885, verfasst vom früh verstorbenen Hermann Conradi (1862 - 1890), der wegen seines Romans Adam Mensch gerichtlich belangt wurde (vor der Hauptverhandlung starb er 28-jährig).
    Einige der Merkmale des späteren Expressionismus eignen sich also nicht wirklich gut zur Abgrenzung von dessen Anfang, wir finden in Conradis Text Wahrheit statt Schönheit, Brechen mit Konventionen, Bewusstsein des Neuanfangs. Als Dachbegriff wählten Conradi/Arent "modern", als wichtigsten Vorläufer nennt Conradi Dranmor (1823 - 1888). In Conradis Gedichten, die ich in Postings oben ausschnittsweise zitiert habe (das erste und das dritte Gedicht) finden sich exaltierte Weltverbrüderung und beißender Spott gegenüber Moral und Konventionen. Die Ursprünge der Moderne in der deutschen Literatur liegen also irgendwo zwischen den Ismen und sind weitgehend ignoriert - immerhin gibt es inzwischen eine Conradi-Werkausgabe, sogar Dranmor hat man sich angenommen (von dem habe ich eine alte Ausgabe aus dem 19. Jahrhundert, muss ich mal wieder suchen gehen ...)

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  • Ist Stramm nicht eine Ausnahme? Wer macht das sonst? Er ist quasi der Futurist in der Gruppe.

    Otto Nebel (1892 - 1973). Von ihm habe ich ja sogar das Gesamtwerk (ziemlich mühsam zu lesen ...), aber ich hatte ihn nicht beim Expressionismus "gespeichert". Warum eigentlich? Kindler nennt ihn neben Stramm den "bedeutendste[n] Repräsentant der expressionistischen ›Wortkunst‹".

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  • Kleiner Streifzug durch grove music online

    Kallenberg, Siegfried Garibaldi (1867 - 1944)
    "His work was influenced by neo-Romanticism, and to a certain extent, his absorption of symbolic subjects can be related to the German expressionists."
    Melcer-Szczawiński, Henryk (1869 - 1928)
    "His symphonic and theatre works reveal expressionist traits through the dramatic dimension"
    Beijerman-Walraven, Jeanne (1878 - 1969)
    "[...] and later turned to a more contemporary Schoenbergian, atonal language. Her mature works are strongly Expressionist, often based on the development of a single motif with short violent drives towards a climax"
    Haquinius, Johan Algot (1886 - 1966)
    "In some of his songs of the 1940s he developed a harsh, expressionist style with strong dramatic accents."
    Tiessen, Heinz (1887 - 1971)
    "His lieder of this period demonstrate his allegiance to Schoenberg’s atonal works and to the Expressionist movement – he was the first to apply the term Expressionist to music. And yet, in spite of his experimental stance, expressively exaggerated melodies and sometimes asymmetrical rhythms, he never abandoned tonality."
    Branco, Luís (Maria da Costa) de Freitas (1890 - 1955)
    "[...] also has some Expressionist touches and some quite atonal passages"
    Finke, Fidelio F(riedrich) (1891 - 1968)
    "He remained a figure of the avant garde, as the Expressionist Violin Sonata (1924) demonstrates."
    Mallá, Florentina (1891 - 1973)
    "she studied composition with the expressionist composer Vítĕzslav Novák and became receptive to the new ideas of the time about expanded tonality and atonality"
    Kogoj, Marij (1892 - 1956)
    "In the opera Črne maske, subjectively emphasized but limited atonal elements of high Expressionism are added."
    Schulhoff, Erwin (1894 - 1942)
    "Also pointing towards Expressionism is the markedly exposed atonality in melodic-horizontal as well as in harmonic-vertical thought, the transient changes of fluctuating tempos, and violent dynamic contrast."
    Baeyens, August (1895 - 1966)
    "Shortly after World War I he became the leader of the Expressionist school in Flemish music, his principal fellow members being Karel Albert and Jef Van Durme."
    Prieto, Maria Teresa (1896 - 1982)
    "her particular use of modulating harmony and harsh dissonances, as for example in Odas celestes (1947) for voice and piano, gave a more expressionist character to her work"
    Bravničar, Matija (1897 - 1977)
    "Although he made use of Slovenian folk elements, his music is fundamentally expressionist, with some application of 12-note techniques."

    Verweise zum Expressionismus ergeben sich also bei Absorbtion symbolistischer Sujets, Dramatik, (Nähe zur) Atonalität, Entwicklung kleiner Motive mit kurzer gewaltsamer Steigerung zum Höhepunkt, harschem Stil, expressiv übertriebenen Melodien und asymmetrischen Rhythmen, ständige Veränderung fluktuierender Tempi, gewaltsamen dynamischen Kontrasten. Verwendung von Folklore-Elementen scheinen dem Expressionismus eher abträglich zu sein. Es wird von expressionistischen Schulen gesprochen und expressionistische Werke demonstrieren den Status des Komponisten als Avantgarde-Figur. Das größte Gewicht scheint tendenziell die Atonalität zu haben.

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • Wer Interesse und einen Zugang zu einer UB hat, findet hier eine Schatzkammer:

    Der literarische Expressionismus online

    Beschreibung:

    Zitat

    "Bei der Volltextdatenbank "Der literarische Expressionismus Online"handelt es sich um eine Zusammenstellung von 151 Zeitschriften, Jahrbüchern, Sammelwerken und Anthologien aus dem frühen 20. Jahrhundert mit insgesamt 40.000 Artikeln und 79.000 Seiten im Volltext.
    Der Expressionismus verstand sich als gesamtkünstlerische Bewegung undwirkte literarisch, musikalisch, künstlerisch und (kultur)politisch auch außerhalb Deutschlands; die Inhalte daher über den rein germanistischen Horizont weit hinaus und bieten für die Forschung in allen Geistes- und z. T. auch Sozialwissenschaften eine wichtige Grundlage. Die Datenbank macht dieses vielfältige und komplexe Material nun erstmals digitalzugänglich, wobei auch die künstlerische Gestaltung der Textewiedergegeben wird. Als zusätzliche Nachschlagefunktion enthält die Datenbank bio-bibliographische Artikel zu 350 expressionistischen Autoren."


    lg vom eifelplatz, Chris.

  • Zitat von putto

    [...] wir finden in Conradis Text Wahrheit statt Schönheit [...]

    Hier ist Conradi noch Naturalist, denen er in ihren Anfängen nahestand. Es ist deren zentrale Forderung - und natürlich ist es auch eine Forderung des Expressionismus.

    :wink: Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Ist Stramm nicht eine Ausnahme? Wer macht das sonst?

    Otto Nebel hast Du dann selbst genannt. Zudem fallen mir spontan zumindest noch Franz Richard Behrens und (allerdings nicht durchgehend und auch deutlich dezenter) Sophie van Leer ein.

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Danke für Euer Fallenlassen von Namen ( ;) ), Algabal und putto. Otto Nebel kenne ich wohl nur namentlich, die anderen Namen habe ich vermutlich überhaupt noch nicht wahrgenommen. Da schau ich gerne mal nach, was es so gibt.
    :cincinbier: Wolfgang

    EDIT (auf die arg Schnelle ...): Nach zwei Gedichten der Sophie van Leer fühle ich mich an andere Expressionistinnen (i.w.S.) jüdischer Provenienz erinnert.

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Ja, das stimmt, Wolfgang. Manches erinnert an Henriette Hardenberg und sogar an die Else aus Wuppertal. Aber Sophie van Leer hat sich gelegentlich auch (und zwar in expliziter Auseinandersetzung mit Stramm) in der Kunst der "Worte in Freiheit" versucht.

    Behrens hat das ganze ziemlich radikal (und, wie ich finde, teils auch sehr geungen) weitergedacht (siehe etwas die Gedichte in "Blutblüte" und "Geflügelte Granaten") und phasenweise auch das Konzept des Ein-Wort-Gedichts verfolgt. Das ist einer, der leider wirklich sehr, sehr viel weigiger rezipiert worden ist, als seine Texte es verdient hätten.

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Verweise zum Expressionismus ergeben sich also bei Absorbtion symbolistischer Sujets, Dramatik, (Nähe zur) Atonalität, Entwicklung kleiner Motive mit kurzer gewaltsamer Steigerung zum Höhepunkt, harschem Stil, expressiv übertriebenen Melodien und asymmetrischen Rhythmen, ständige Veränderung fluktuierender Tempi, gewaltsamen dynamischen Kontrasten. Verwendung von Folklore-Elementen scheinen dem Expressionismus eher abträglich zu sein. Es wird von expressionistischen Schulen gesprochen und expressionistische Werke demonstrieren den Status des Komponisten als Avantgarde-Figur. Das größte Gewicht scheint tendenziell die Atonalität zu haben.

    Ein wichtiges Zitat zum musikalischen Expressionismus ist dieses hier (Schönberg über seine frühen atonalen Werke):

    Zitat

    In meinen ersten Werken des neuen Stils haben mich insbesondere sehr starke Ausdrucksgewalten bei der Formgebung im einzelnen und im ganzen geleitet

    Die Abkehrung von klassischen Formen und der Ausdruckswille in der Atonalität gebären also gemeinsam den Idealtypus expressionistischer Musik, da in der freien Atonalität Schönbergs der Ausdruck zur Form leitet.

    In der Literatur bleiben die deutschen Dichter ja "leider" am Sonett kleben ... man könnte meinen, dass die atonale Musik in sich schlüssiger expressionistisch sei als die expressionistische Lyrik. Allerdings gilt das auch wieder nur für Schönberg und Webern, nicht für Berg.

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
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  • In der Literatur bleiben die deutschen Dichter ja "leider" am Sonett kleben ...

    August Stramm? Franz Richard Behrens? Else Lasker-Schüler? Sophie van Leer? Henriette Hardenberg? Heinrich Nowak?

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • OK, ich hätte schreiben sollen "einige der Wichtigsten" - wobei das dann auch kein großer Unterschied zur Musik ist, da Berg ja auch die klassischen Formen weiterführt.

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • Ein wichtiges Zitat zum musikalischen Expressionismus ist dieses hier (Schönberg über seine frühen atonalen Werke):

    Die Abkehrung von klassischen Formen und der Ausdruckswille in der Atonalität gebären also gemeinsam den Idealtypus expressionistischer Musik, da in der freien Atonalität Schönbergs der Ausdruck zur Form leitet.

    Was mich interressiert, ist die Behauptung von Kandinsky (und sah Schönberg das nicht auch so?) , dass die Befreiung der Kunst vom Gegenständlichen zu etwas Geistlichen führe. Farben und Formen könnten ihr eigenes Wesen entfalten und seelische Empfindungen zum Ausdruck bringen.
    1. Wie genau soll man das verstehen? Seelische Empfindungen.....das geistliche in der Kunst. Ein Beispiel?
    2. Ist dies der von Dir erwähnte Idealtypus expressionistischer Musik, der nämlich das Geistige/seelische in der Musik heraufbeschwört?

  • Was mich interressiert, ist die Behauptung von Kandinsky (und sah Schönberg das nicht auch so?) , dass die Befreiung der Kunst vom Gegenständlichen zu etwas Geistlichen führe. Farben und Formen könnten ihr eigenes Wesen entfalten und seelische Empfindungen zum Ausdruck bringen.
    1. Wie genau soll man das verstehen? Seelische Empfindungen.....das geistliche in der Kunst. Ein Beispiel?
    2. Ist dies der von Dir erwähnte Idealtypus expressionistischer Musik, der nämlich das Geistige/seelische in der Musik heraufbeschwört?

    Ich habe etwas gefunden:
    Adolph Loos, Architekt und schrieb: "As ornament is no longer a natural product of our civilisation, it accordingly represents backwardness or degeneration.....lack of ornament is a sign of spiritual strength. "

    Mir ist ausserdem schon klar, dass der gesitige Anspruch eine Reaktion auf die angeblich fehlende Seele der zunehmend realistischen, naturlistischen und mechanistischen Elemente in der Gesellschaft und Kunst waren, aber ich verstehe nicht, wie man davon ausgehen kann, dass jene Kunst nicht beseelt war und dass die eigene Kunst es nun aber um so mehr ist.

    Mich würde auch interessieren, ob den Forsiten hier, die Schönbergs Musik gerne hören, dieser Anspruch realisiert erscheint, ob Euch eine seelische Ebene darin erschient, ob Ihr sie vor allem unter diesem Aspekt hört und vor allen Dingen, ob sie Euch MEHR Gesitiges eröffnet, als traditionelle Musik.

    Oder soll das Geistige gar nicht irgendein Inhalt sein, sondern einfach nur der reine, absolute Geist von Musik per se, den man nun durch Atonalität ein für alle mal offenbart hat? A tall number.....

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