Maurice Ravel: Sonatine pour Piano

  • Maurice Ravel: Sonatine pour Piano

    Am 16.5.2018 durch ein Liverlebnis mit Dina Pérazic im Kleinen Konzertsaal der Musikhochschule München inspiriert und danach zu Hause von CDs weiter gehört, mit Martha Argerich (NDR 1960/DGG 2016, DGG 1974, Warner 1979), Friedrich Gulda (Philips 1957, Amadeo 1986) - damaliger spontaner Eindruck Argerich 1 unbedingt, Argerich 2 abgeklärter, Argerich 3 erzählerisch stark, tolle Liveintensität, Gulda 1 auch unbedingt, Gulda 2 lockerer, alles da...

    Und nun der neue Ansporn, eine weitere CD, diesmal mit Masako Ohta, und der 29.9.2018, Lehrinstitut Bencic, wieder live, und nun der Thread…

    Angeregt durch einen 1903 in Paris ausgeschriebenen Kompositionswettbewerb, der dann aber abgesagt wurde, hat Maurice Ravel (1875-1937) das acht- bis zehnminütige dreisätzige Werk 1905 fertiggestellt. Es ist eine harmonisch impressionistische Klaviersonatine, die sich auf die klassischen Formen von Sonatensatz, Menuett und schnellem Finale stützt.

    Der 1. Satz (Modéré), markant ansetzend mit einer fallenden Quart, ist ein Sonatensatz mit wiederholter Exposition, großteils lyrisch angelegt.

    Der klassizistisch anmutende 2. Satz (Mouvement de Menuet) kokettiert mit Chinoiserien und überrascht am Ende mit feierlich-pathetischen Schlussakkorden.

    Und der 3. Satz (Animé) zieht pianistisch furios energisch fließend dahin, zwischendurch aber auch in etwas sanftere Gefilde eintauchend.

    Persönliche Höreindrücke:

    Friedrich Guldas im Oktober 1957 in der Conway Hall in London für die Decca entstandene Aufnahme (enthalten auf der Philips Doppel CD Great Pianists of the 20th Century Friedrich Gulda 1, Spieldauer der Sätze 3:44, 3:10, 3:32) gibt sich sachlich, linear, souverän.

       

    Was Martha Argerichs erste Aufnahme dieser Sonatine betrifft, so kam das Label Doremi (Legendary Treasures 2, 2014) der DGG (Early Recordings, 2016) zuvor (und Profil setzte sich 2018 auch noch drauf) – diese und einige weitere wieder entdeckte Aufnahmen finden sich hier wie dort. Die Sonatine hat Martha Argerich am 8.9.1960 beim WDR in Köln (Saal 2) erstmals aufgenommen (3:57, 2:44, 3:28). Anders als ihr Lehrer Gulda spielt Martha Argerich impulsiver, dramatischer. Sie betont die Kontraste deutlicher, hebt das Expressive hervor und bringt (etwa am Ende des 1. Satzes) auch Geheimnis ins Spiel. Gregor Willems beschreibt im DGG-Begleittext Argerichs 3. Satz-Interpretation als „sehr differenziert, klangsinnlich und erregend“.

     

    Martha Argerichs zweite Aufnahme der Ravel Sonatine entstand im November 1974 im Berliner Studio Lankowitz für die DGG (gehört aus der Argerich DGG CD Komplettbox, 4:00, 3:00, 3:37). Sie wirkt differenzierter als die von 1960, kontrollierter, ausgeglichener – eine repräsentative Stereoaufnahme des Werks.

    Es gibt auch eine CD Liveaufnahme dieses Werks mit Martha Argerich, aufgenommen am 22.4.1979 im Concertgebouw Amsterdam (gehört aus der Warner Argerich CD Komplettbox, 3:28, 2:39, 3:12). Diese atmet atmosphärisch sofort knisternde Livespannung. Martha Argerich spielt live spannend pointiert und schattiert, Und im Finale zeigt sie, wie sie das stupend virtuose Dahinfließen hinzulegen imstande ist.

    Gelöst-souverän spielt Friedrich Gulda bei seiner Aufnahme aus dem Jahr 1986 (aus der Amadeo Doppel CD Play Piano Play - hier die zweite von oben -, 3:43, 3:27, 3:41) die Sonatine. Auch eine schöne diskografische Ergänzung wie ich meine.

    Masako Ohta nahm die Sonatine für ihr Poetry Album im Herbst 2017 im Waldhaus Grandsberg auf (CD Winter & Winter, 4:29, 3:34, 3:46) – sehr fein schattiert, aus innerer Ruhe heraus. Die Brillanz erscheint gegenüber Martha Argerich etwas zurückgenommen.

    Willkommen im Thread zum Werk.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Zwei amerikanische Versionen dieses hübschen Werkes (danke für die Anregung!). Leon Fleisher 1958 ziemlich straight forward und zehn Jahre später John Browning deutlich charmanter.

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