"Ein Klavier, ein Klavier": Jeden Tag eine Klaviersonate / ein Soloklavierwerk

  • Vielleicht solltest du dir als Grundlage mal eine der mindestens 4 Einspielungen von Yvonne Loriod anhören [...].

    Könnte sich lohnen, denn sicher gibt es da viel Gutes!

    Ich bin aber mit diesen Messiaen-Einspielungen mit Martin Zehn vollauf zufrieden:

    Vgl. auch Messiaen, Olivier: Die Vingt Regards, die Oiseaux und mehr betrachten

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Knapp 3 Minuten blankes Entzücken. Die Mazurka L 67 (das L steht für "Lesure-Verzeichnis") legt Zeugnis dafür ab, dass der 28-jährige Claude Debussy ein Bewunderer der Kunst Frédéric Chopins war. Man kann allerdings auch Einflüsse von Chabrier und Satie heraushören. Zahlreiche Pianisten haben dieses Werk, das 1890 in der Nachbarschaft der Suite Bergamasque entstand, eingespielt - trotzdem gelangte es irgendwie nie in den gängigen Kanon der populären Klavierwerke Debussys. Erklären kann ich mir dies nicht.

    Nach dem Querhören von einem guten Dutzend Aufnahmen fiel meine Gunst auf Monique Haas (1909-1987), deren übrigen Debussy-Einspielungen ich fortan mehr Aufmerksamkeit zuwenden werde.

    https://www.youtube.com/watch?v=svn8cZM6Ygk (Beginn bei 35:12)


    Cheers,
    Lavine :wink:

    “I think God, in creating man, somewhat overestimated his ability."
    Oscar Wilde

  • Peter Serkin oder Jean-Rodolphe Kars ? Es wurde die Live - Aufnahme von 1976 .aus dem Concertgebouw in Amsterdam . Wurde hier ja schon mehrmals erwähnt , Mich schafft sie jedesmal .


    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Davon:

    Arnold Bax: Sonate Nr. 2 (1919)
    Ashley Wass

    Gefällt mir nicht sonderlich (wobei Wass bei den Bax-Sachen für Klavier und Orchester ganz herausragend gut ist). Die Musik wirkt bei ihm sehr zerfahren und durcheinander und i-wie beliebig (in meine Ohren). Erik Parkin spielt da IMO in einer ganz anderen Liga.

    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Erik Parkin spielt da IMO in einer ganz anderen Liga.

    Mit Eric Parkin lohnt sich auf jeden Fall auch die Erkundung der Klavierwerke Ernest Moerans und John Irelands :top:

    Georgi Catoire (1861-1926) war zwar, wie der Name schon vermuten lässt, französischer Abstammung, aber dennoch Russe durch und durch. Zu seinen Lehrern zählten u.a. Tschaikowsky, Rimsky-Korsakoff, Liadov und Tanejew - er stammte aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie. Catoire war auch ein sehr begabter Mathematiker und schwankte lange Zeit, welchen Stellenwert die Kompositionskunst in seinem Leben einnehmen sollte - bis er Konservatoriumsprofessor wurde. Seine Klaviermusik weist einerseits eine gewisse Nähe zum Salon und zum Kunstgewerbe auf, andererseits aber auch harmonische Freiheiten und virtuose Hexenkünste, die an Skriabin und Rachmaninoff denken lassen.

    Mir gefällt die Mischung - etwa in der "Etude Fantastique", dem vierten der Vier Stücke op. 12. Das 1998 aufgenommene Album von Marc-André Hamelin habe ich seit dem Erwerb vor einigen Jahren schon ziemlich häufig zu meiner Erbauung aufgelegt.


    https://www.youtube.com/watch?v=WExzYTVN504&t=199s


    Cheers,
    Lavine :wink:

    “I think God, in creating man, somewhat overestimated his ability."
    Oscar Wilde

  • Georgi Catoire (1861-1926) [...] Vier Stücke op. 12. Das 1998 aufgenommene Album von Marc-André Hamelin

    Die Streaming-Suche danach brachte mich auf dieses Live-Album vom Husumer Klavier-Raritäten-Festival 1998:

    Hier spielt Hamelin neben ein paar Chopin-Verkomlipizierungen von Godowksy eben diese vier Stücke von Catoir.

    Und da ist auch noch jede Menge anderes schönes Zeugs von diversen Komponsten und Pianisten zu hören.

    Bernd

    Fluctuat nec mergitur

  • Heute mal keine kleine Preziose, sondern ein kolossales Gebilde. Bachs Kunst der Fuge BWV 1080. Bei der Fuga a 3 Soggetti angelangt, also fast durch.


    Evgeni Koroliov schafft es, mich zu fesseln - mehr sogar als Sokolov. Aufnahme 1989. György Ligeti sagte darüber „… but if I am to be allowed only one musical work on my desert island, then I should choose Koroliov's Bach, because forsaken, starving and dying of thirst, I would listen to it right up to my last breath.“


    https://www.youtube.com/watch?v=Hg_Pj1KrY8g



    Cheers,
    Lavine

    “I think God, in creating man, somewhat overestimated his ability."
    Oscar Wilde


  • Yep. Eine absolut fantastische Aufnahme!

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Ebenfalls Danke für die Anregung... die wollte ich schon ewig mal wieder auflegen.
    Mir erzählte mal jemand, der bei ihm Klavierunterricht an der Hamburger Musikhochschule hatte, dass Koroliov das gesamte Bach-Klavierwerk auswendig parat hatte - und bei den polyphonen Stücken sogar die Einzelstimmen vorführen konnte. Ob das komplett stimmen kann weiß ich nicht - aber eine große Transparenz hört man bei ihm, finde ich.

  • Nun habe ich mich anregen lassen.

    Johann Sebastian Bach: Die Kunst der Fuge BWV 1080
    Contrapuncti I-IX
    Canon alla Ottava
    Canon per Augmentationem in Contrario Motu
    (= CD 1 dieser Aufnahme:)

    Evgeni Koroliov, Klavier

    Wunderbar.

    Wird Contrapunctus eigentlich nach der o- oder nach der u-Deklination gebeugt? Im Internet fand ich mehrfach "Contrapuncti" ... "Punctum" ist Neutrum.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Das finde ich unsächlich .

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Das finde ich auch. Zumal es im Lateinischen viel einfachere Wege gibt, gendergerecht zu schreiben, als den Gebrauch von Sternchen: Contrapunctiaea.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Erwin Schulhoff - Cinq Études de Jazz (1926). Sicher ein wichtiger Beitrag zur Klaviermusik der 20er Jahre. "Ich habe eine unerhörte Leidenschaft zum mondänen Tanz und habe selber Zeiten, in welchen ich Nacht für Nacht mit Bar-Damen tanze (ich tanze alle überhaupt nur modernen Tänze, wie Foxtrott, Boston, Slingan, Passo doppio usw.) rein aus rhythmischer Begeisterung und sinnlichem Unterbewusstsein, dadurch habe ich in meinem Schaffen eine phänomenale Anregung, da ich in meinem Bewusstsein unglaublich irdisch bin ... (Erwin Schulhoff in einem Brief an Alban Berg, 1921). Schulhoff interessierte sich zu dieser Zeit für alle radikalen Richtungen der Avantgarde, insbesondere für Dadaismus und Jazz. Er spielte oft im Jazzorchester des Prager Theaters mit.

    Am Klavier sitzt der Komponist höchstselbst - 1928 machte er diese Aufnahme. Der Klang ist für die Zeit ganz ordentlich.




    Cheers,

    Lavine :wink:

    “I think God, in creating man, somewhat overestimated his ability."
    Oscar Wilde

  • Am Klavier sitzt der Komponist höchstselbst - 1928 machte er diese Aufnahme. Der Klang ist für die Zeit ganz ordentlich.

    Als moderne Alternative kann ich (auch) bei Schulhoff die Einspielungen von Caroline Weichert empfehlen:

       

    Leider ist die Fertigstellung der eigentlich geplanten Gesamtaufnahme gefährdet, aber die drei erschienenen CDs sind hervorragend.

  • Am Klavier sitzt der Komponist höchstselbst - 1928 machte er diese Aufnahme.

    Und veröffentlicht wurde dieser Schatz von Parnassus Records. Man kann dieses Label für seine Wiederveröffentlichungen historischer Aufnahmen nicht hoch genug rühmen.

    Hier - was mich natürlich am meisten interessiert - die Liste der Swjatoslaw Richter-Schätze, die sie (auf CD und DVD) gehoben haben:
    http://www.parnassusrecords.com/our-own-cds/sv…av-richter-cds/

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Als moderne Alternative kann ich (auch) bei Schulhoff die Einspielungen von Caroline Weichert empfehlen:

    Habe mir gerade einmal Vol. 3 geholt. Sehr gut! Danke für den Tipp!!

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    Was ist heute Kunst ? Eine Wallfahrt auf Erbsen. (Thomas Mann, Doktor Faustus, Kap. XXV)

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