"Ein Klavier, ein Klavier": Jeden Tag eine Klaviersonate / ein Soloklavierwerk

  • JS Bach Goldberg Variationen
    Maria Yudina

    Huch. Brav ist das nicht - streckenweise, beim ersten Hören, beinahe exzentrisch - schon mal gut, meine ich. Werde ich immer mal wieder anstellen. Mal sehen, wie's reift.

  • Bei mir nach wie vor hoch im Kurs stehend :

    Bach - Goldberg Variationen
    Craig Sheppard
    Live Berlin 1999

    Habe ich ja schon ein paar Mal erwähnt , leider auf einem "Privatlabel" erschienen , daher schwer zu finden . Im Regelfall halte ich von Kritiken recht wenig , aber den Vergleich von 5 Goldbergvariationen , den Christopher Howell mal auf Musicweb veröffentlichte , finde ich doch sehr lesenswert . http://www.musicweb-international.com/classrev/2002/Nov02/goldbergs.htm

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • J S Bach - Die Kunst der Fuge
    Anton Batagov, Klavier.

    https://www.discogs.com/Johann-Sebasti…release/5497731

    Hm. Hier bin ich mit mir selbst im Unreinen - im Moment auf jeden Fall, obwohl dieser Moment 2 Stunden und 28 Minuten gedauert hat, denn diese Version dauert so lange. Also 1 Stunde länger, als ich erwartete. Ein weiterer Punkt, der mich erst beunruhigt und dann beschäftigt, ist dass der musikalische Ausdruck so 100% fehlt, dass es mir im Verlauf der 2.5 Stunden so vorkommt, als sei genau das Fehlen des Ausdrucks das Wertvolle dieser Aufnahme. Und wenn ich diesen Gedanken auf mich wirken lasse, während ich zB die letzte Fuge nochmals anhöre, von der ich weiss, dass sie abbrechen wird, und dazu das schwindende Augenlicht und die mit der Augenkrankheit verbundenen Schmerzen, die Komponierstube des Meisters, sein Rückblick auf sein Lebenswerk, dann die Summierung seines Lebenswerks in der KdF, und die Idee, dass er vielleicht im Kontrapunkt eine Art naturgegebenes Geheimnis, die Schöpfung zu erkunden suchte.....dann wird diese Aufnahme auf einmal eine Offenbarung. Inwieweit ich hier noch von Vortrag eines Musikstückes berichten kann, weiss ich aber nicht. Die "Beurteilung" dieses Vortrags, und was er eventuell sagen will, fällt schwer und erscheint mir irgendwie vermessen. Eine interessante und "unsettling" Erfahrung - und wenn ich es mir überlege, vielleicht genau der beabsichtigte Effekt, denn (und selbst wenn es extrem OT klingen sollte) wer dürfte sich herausnehmen, die Schöpfung zu beurteilen (und ich bin noch nicht einmal ein besonders religiöser Mensch).

    Au jeden Fall bin ich aber dankbar, dass mich jemand hier im Forum darauf gebracht hat.

    Konnte leider kein Bild finden.

  • Und wenn ich diesen Gedanken auf mich wirken lasse, während ich zB die letzte Fuge nochmals anhöre, von der ich weiss, dass sie abbrechen wird, und dazu das schwindende Augenlicht und die mit der Augenkrankheit verbundenen Schmerzen, die Komponierstube des Meisters, sein Rückblick auf sein Lebenswerk, dann die Summierung seines Lebenswerks in der KdF, und die Idee, dass er vielleicht im Kontrapunkt eine Art naturgegebenes Geheimnis, die Schöpfung zu erkunden suchte.....


    Soweit mir bekannt ist, ist bei der Geschichte um die letzte Fuge eine Menge Dichtung und Mythologie im Spiel, die wohl u.a. auf die Anmerkung von Carl Philipp Emanuel Bach im Manuskript zurückgeht. Die moderne Bach-Forschung zweifelt aber hieran. Tante Wiki sagt dazu:

    This autograph carries a note in the handwriting of Carl Philipp Emanuel Bach, stating "Über dieser Fuge, wo der Name B A C H im Contrasubject angebracht worden, ist der Verfasser gestorben." ("At the point where the composer introduces the name BACH [for which the English notation would be B♭–A–C–B♮] in the countersubject to this fugue, the composer died.") This account is disputed by modern scholars, as the manuscript is clearly written in Bach's own hand, and thus dates to a time before his deteriorating health and vision would have prevented his ability to write, probably 1748–1749.


    Gestorben ist Bach m. W. über der Komposition des Vorspiels zu "Vor Deinen Thron tret' ich hiermit". Eigentlich auch eine schöne Geschichte, nur nicht ganz so effektvoll wie die mit der letzten Fuge. Harnoncourt meinte mal in einem Interview, dies sei die letzte Musik, die er vor seinem Tod hören möchte.

    Die Bach-Spezialisten mögen mich in dieser Sache ggf. gerne korrigieren.

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Ja, danke, Symbol, mir ist das so eingermassen bewusst. Nur als kurze Erklärung, falls es missverständlich war, was ich geschrieben hatte: Es ging mir gar nicht darum, ob er darüber gestorben ist oder nicht, sondern einfach um die Stimmung, die ich mir vorstelle, in der er sich befunden haben könnte, als er die KdF komponierte, bzw ganz am Ende seines Lebens überarbeitete, denn daran "herumkomponiert" hat er ja länger. Ich weiss in diesem Zusammenhang auch gar nicht, ob bekannt ist, wann seine Augenkrankheit begonnen hat und ob er beim ersten Komponieren um 1742 herum schon Probleme hatte. (Meine Infos sind aus Christoph Wolff, The Learned Musician.)

  • Die Bach-Spezialisten mögen mich in dieser Sache ggf. gerne korrigieren.

    Ich bin kein Bach-Spezialist, erinnere mich aber, daß vor langer Zeit von kompetenter Seite einiges dazu dargelegt wurde:
    Bach-Legenden – falsch, aber unausrottbar

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Die letzten drei: Opus 109 - 111.


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Ballades mit Jean-Francois Antonioli . Hör' ich richtig gern . Mir gefällt - neben dem Spiel - auch die Programmfolge . Hat was .

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Bei mir heute Daniil Trifonov solo:

    Strawinsky: Serenade A-Dur für Klavier

    Prokofieff: Sarkasmen op. 17; Klaviersonate Nr. 8; Gavotte aus Cinderella op. 95

    Strawinsky: Der Feuervogel-Suite für Klavier

    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Ruth Slenczynska : The American Decca Recordings . Von ihren Chopin-Aufnahmen gefallen mir vornehmlich die Balladen und Scherzi , und zwar vorzüglich .
    ( Sie war Schülerin von Schnabel , Petri , Cortot , Hofmann und Rachmaninoff ) .

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Dmitri Schostakowitsch: 24 Präludien & Fugen Op. 87 (1, 4–18)
    Igor Levit

    M. E. beachtenswert. Vieles klingt für mich "anders" als das, was ich kenne, manches gefällt mir sehr.


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Fortsetzung.

    Dmitri Schostakowitsch: 24 Präludien & Fugen Op. 87
    Igor Levit

    Jetzt 19–24, 2, 3, und nochmal 6, 8 und 9.

    Ich bin insgesamt sehr positiv angetan von der Aufnahme.


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Dritte CD im Bunde.

    Ronald Stevenson: Passacaglia on DSCH
    Igor Levit

    Ich höre das 85-minütige Werk zum ersten mal, und hatte vorher auch noch nicht davon gehört. Und es gefällt mir durchaus. Nach einer Weile dachte ich, dass es zu einseitig werden könnte, aber es berappelte sich immer wieder.


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Nach einer Weile dachte ich, dass es zu einseitig werden könnte

    Hab' ich vorhin auch gehört, es ging mir ähnlich! So nach 10 Minuten wollte mir das ewige D-S-C-H auf die Nerven gehen, aber irgendwie bastelt sich die Komposition dann doch aus dieser repetitiven Tour heraus und wird abwechslungsreicher und interessanter (obwohl das Motiv ja nie verschwindet). Vielleicht ein bißchen wenig Material für anderthalb Stunden; live könnte ich mir das aber großartig vorstellen!

    Bernd

    Fluctuat nec mergitur

  • live könnte ich mir das aber großartig vorstellen!

    Ich habe 2019 beim Heidelberger Frühling die „Levit-Late-Night-Uraufführung“ von DSCH (also sein erstes öffentliche Konzert mit dem Stück) erlebt und es war keine Minute langweilig. Es fand spät abends in einem kleinen Theater statt, das nur ca. 200 Leute fasst.

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    Was ist heute Kunst ? Eine Wallfahrt auf Erbsen. (Thomas Mann, Doktor Faustus, Kap. XXV)

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