"Ein Klavier, ein Klavier": Jeden Tag eine Klaviersonate / ein Soloklavierwerk

  • Sehr viel habe ich nicht von Martha Argerich . Aber die Fantasie / Fantasiestücke von Schumann gehören zum eisernen Bestand . Es gibt sie bei EMI , Melodiya und CBS/Sony . aber das Original erschien 1976 in Italien bei Dischi Ricordi und war in Mailand aufgenommen . Und so wie diese LP klingt keine der nachfolgenden Ausgaben . Bei der Fantasie kommt ein Eindruck der Trunkenheit auf . ( Die Abbildung kommt dem originalen Cover nahe .)

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Relativ neue Aufnahme der Papillons und der Symphonischen Etüden von Schumann und der Bilder einer Ausstellung von Mussorgsky mit Andrej Gawrilow von 2018, veröffentlicht im vergangenen November. Agogisch zum Teil eigenwillig, sehr kontraststark, farbig, spannungsreich, mit mächtigem dynamischen Potential. Klanglich auch sehr überzeugend. Also bloß nicht vom Cover abschrecken lassen!

  • Verblüffend , wie weit er mit seinem Stil der Zeit voraus war .

    Allerdings - in den 20er Jahren hatte Bach erhaben, groß und schwergewichtig zu klingen. Dem setzte Levitzki einen nüchtern-schlanken Stil entgegen.

    Ich höre heute das gleiche Werk nochmal, in einer Aufnahme von 1967 aus der Pariser Salle Wagram, die mir noch besser gefällt und die ich nun mehrfach mit offener Kinnlade gehört habe. Bruno-Leonardo Gelber mag eines der schrägsten Modelle sein, die jemals mit 88 Tasten etwas aufnahmen - aber sein phänomenales Können und seine Musikalität wirken (so wie der Künstler selbst) wie aus einer anderen Welt und lassen einfach nur staunen.



    Leider gibt es das nicht in der Tube, ersatzweise daher Gelber mit BWV 29 bzw. BWV 1006: https://www.youtube.com/watch?v=TjxXoRG9Gr4


    Cheers,
    Lavine :wink:

    “I think God, in creating man, somewhat overestimated his ability."
    Oscar Wilde

  • Hm, ausweislich der Beschreibung bei Spotify, aber auch des bei Amazon einsehbaren Backcovers ist das aber nicht Gelber, sondern Alexis Weissenberg! (Wenn es um BWV 543 in Liszts Transskription geht.)

    Bernd

    Fluctuat nec mergitur

  • Hm, ausweislich der Beschreibung bei Spotify, aber auch des bei Amazon einsehbaren Backcovers ist das aber nicht Gelber, sondern Alexis Weissenberg! (Wenn es um BWV 543 in Liszts Transskription geht.)

    Stimmt - hätte ich doch besser meine Lesebrille aufgesetzt.... Dieses Album ist auf jeden Fall ein absoluter Knaller im Bereich der Bach-Transkriptionen, denn sowohl Weissenberg als auch Gelber liefern hier große Klavierkunst.

    Und den Weissenberg mit BWV 543 gibt es auch in der Tube: https://www.youtube.com/watch?v=QLinECVgOvI

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    Oscar Wilde

  • Bruno Leonardo Gelber höre ich gerade mit der Busoni-Transskription der Violin-Chaconne BWV 1004. Die habe ich zuletzt mehrfach in dem unglaublichen Recital von Jorge Bolet gehört (hatte ich auch Deinen Empfehlungen an diesem Ort zu verdanken!). Bei Gelber ist deutlich mehr Bach zu hören, aber irgendwie ist das auch ein Nachteil, weil es eben Bach durch die Busoni-Brille ist (die mir nicht so liegt). Bei Bolet ist mehr Bolet als Busoni zu hören, und zwar ohne Netz und doppelten Boden - und das gefällt mir dann irgendwie doch sehr. Das Bolet-Recital geht danach aber erst richtig los! Ist eine große Entdeckung für mich!

    Den Gelber-Busoni-Bach gibt's auch in der Tube: https://www.youtube.com/watch?v=WRz7dteNQsk

    Bernd

    Fluctuat nec mergitur

  • Bruno Leonardo Gelber - ein Kapitel für sich . Seinen Schumann wollte ich hören - und mußte feststellen , daß seine Einspielung der Sonate No.2 op.22 es noch nicht auf CD geschafft hat . Die mit ihr auf LP gekoppelte Schubersche Wanderer-Fantasie gibt es - interessanterweise zusammen mit seinen anderen Schumann Aufnahmen - als Les Rarissimes in CD Form . Aber in der tube ist ein Live-Mitschnitt vom 18.Februar 1985 aus Mailand zu finden . Grandios . Dank dem Einsteller !
    https://www.youtube.com/watch?v=cvQuXoMMr50

    Aber noch eine weitere Live-Aufnahme der 2.Schumann Sonate ist auf youtube zu finden . Allerdings bitte ich dringend darum , sich das ganze Konzert aus New York 2004 anzuhören . Es soll euer Schaden nicht sein !
    https://www.youtube.com/watch?v=fCYTyb6O-Rw


    Und wer jetzt noch nicht genug hat , dem lege ich die h-moll Sonate von Liszt in der Ausführung von Bruno Leonardo Gelber 1977 ans offene Herz :
    https://www.youtube.com/watch?v=VdHLvov_ym0

    Nachtrag : Die 2.Sonate von Schumann gab es doch als CD . Zusammen mit der Liszt und Chopin 2 und einer Beethoven-Sonate .Find ich bloß grad nicht . Dabei müßte in meinem Alter wenigstens das Langzeitgedächtnis noch funktionieren .

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Bruno Leonardo Gelber - ein Kapitel für sich

    :top:

    Hier lief auch Bruno-Leonardo Gelber, aber mit der 2. Chopin Sonate, die mir gerade den Atem verschlagen hat.
    Es steht dabei es sei eine Studio Aufnahme von 1979.


    Gelber hat weniger als andere einen Unterschied zwischen Konzert und Studioaufnahme gemacht. Es ging ihm nicht um Perfektion, jedenfalls nicht mehr als auch im Konzert möglich war, und er hat nur so viele Takes gespielt wie es ihm mit vollem emotionalen Einsatz möglich war. Ich denke das hört man.

  • Gelber hat weniger als andere einen Unterschied zwischen Konzert und Studioaufnahme gemacht. Es ging ihm nicht um Perfektion, jedenfalls nicht mehr als auch im Konzert möglich war, und er hat nur so viele Takes gespielt wie es ihm mit vollem emotionalen Einsatz möglich war. Ich denke das hört man.

    Interessant, danke ! Eventuell erklärt das, warum ich die Aufnahme der 2. Chopin Sonate so atemberaubend finde. Ich habe sie nochmal gehört. Nun ist die 3. Sonate dran. Nur als Nachtrag, weil Du Perfektion erwähnst: man verbessere mich, aber ich meine es ist ziemlich perfekt gespielt.

  • Gestern gehört; die 1. Sonate und Waldszenen. Die erste Sonate ist ein Stück, das bei mir (vgl. mit den Klavierzyklen oder der Fantasie C-Dur) eher so am Rande läuft, aber es gehört wohl doch mit zu den großen Werken Schumanns. Der Klang etwas direkt und live (Moskau 1980 u. 1973), aber sehr mitreißende Interpretationen.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Lazar Berman

    Bei mir laufen großartige Aufnahmen aus russischen Archiven:

    Domenico Scarlatti: Sonate d-moll K. 9 (L. 413)
    Muzio Clementi: Sonate h-moll op. 40 Nr. 2
    Joseph Haydn: Sonate G-Dur Hob. XVI:27
    Wolfgang Amadeus Mozart: Rondo a-moll KV 511

    Lazar Berman, Klavier
    rec. live 1962, 1968 und 1975

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Sicherlich gibt es großartige Schubert-Aufnahmen von Pianisten aus Russland, Großbritannien oder den Amerikas. Aber Schuberts Musik ist von Grund auf zutiefst austriakisch, und sie von einem österreichischen Pianisten gespielt zu hören, ist einfach etwas anderes.

    Der 1928 in Graz geborene Walter Klien gehörte zu derselben Generation wie Haebler, Badura-Skoda, Brendel, Demus oder Gulda. Sein D 845 ist die schnörkellose Darbietung eines Musikers, der trotz seines großen Könnens immer weit weg vom Starruhm war. Kliens Schubert wirkt auf mich sehr unverkrampft, natürlich und authentisch, und glücklicherweise sind seine Aufnahmen für Voxbox (heute im Vertrieb von Naxos) noch leicht erhältlich.

    Walter Klien, Sonate Nr.16 in a-Moll, D845 von Franz Schubert,
    Aufnahme 1972


    https://www.youtube.com/watch?v=4kCRG58NpFk


    Cheers,
    Lavine :wink:

    “I think God, in creating man, somewhat overestimated his ability."
    Oscar Wilde

  • Dmitri Kabalevsky (1904-1987) schrieb die Sonate Nr. 3 in F-Dur op. 46 im Jahr 1948, kurz nach der Uraufführung seiner Oper "Taras und seine Familie". Obwohl die Oper nicht wieder aufgenommen wurde, verwendete er mehrere ihrer Themen in dieser spritzigen Klaviersonate.

    Zu seinen Lebzeiten wurde Kabalevsky von den Sowjetbehörden als einer der Top 5 Komponisten Russlands angesehen. Er wurde für seinen "Formalismus", seinen allgemeinen populären Stil und seinen Patriotismus gelobt. Er war kein Revolutionär, und das führte dazu, dass sein Ruhm nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion rasch schwand. Seine Musik hat jedoch eine starke Eigenständigkeit, sie ist energisch, abwechselnd kraftvoll und lyrisch, und wurzelt tief in der reichen Folklore Russlands.

    Horowitz' Einspielung des Werks ist ziemlich berühmt, allerdings vermag der 1890 in Odessa geborene Benno Moiseiwitsch nicht minder damit zu brillieren. Sehr vergnüglich!


    https://www.youtube.com/watch?v=R20Wsm-5Uw4


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    “I think God, in creating man, somewhat overestimated his ability."
    Oscar Wilde

  • Franz Liszt – Zwei Konzertetüden: Gnomenreigen


    Wo waren wir demletzt? Bei Liszt Ferencz: auf diesen Namen lautet sein ungarischer Pass von 1874.

    Franz Liszt hat um 1861/62 – also kurz vor oder zu Beginn seiner Romperiode – die Zwei Konzertetüden mit den später hinzugefügten programmatischen und so poetischen Titeln Waldesrauschen und Gnomenreigen [in den Autographen sind sie meines Wissens nicht niedergeschrieben] komponiert.

    Zwei technisch sehr schwer zu spielende Lehrstücke für willige und begabte Élèven des Pianos. Wobei das – gemessen am Anspruch des Komponisten für virtuose Klavierliteratur – nur eine notwendige, jedoch nicht hinreichende Bedingung für die Etüden war. Die Stücke sollten zudem Eingang in Konzertprogramme finden, weshalb ihnen die Beifügung „Konzert“ vorangestellt wurde. So eine Art 'Weltliteratur' der Klavierliteratur. Wahrscheinlich wurden sie aus eben diesem Grunde auch separat veröffentlicht, fanden nicht nur Eingang in die damals gebräuchliche Klavierschule. Franz Liszt zeigt sich hier jedoch nicht von seiner dunklen, so diabolischen Seite. Er hat auch zärtlich-subtile Momente, bisweilen verspielt.

    Gnomenreigen. Ein Rundtanz, von Zwergen aufgeführt – kein Zwergenaufstand. Viele verbinden mit diesem Namen Reminiszenzen an frühe Kindheitstage, den grimmigen Märchenbrüdern geschuldet. [„Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelheinzchen stieß!“]

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    Franz Liszt
    Zwei Konzertetüden: Gnomenreigen
    Claudio Arrau
    Aufnahme: 3/1970


    Auch diese Etüde ist beredtes Zeugnis von Claudio Arraus lebenslanger, intensiv-tiefschürfender Beschäftigung mit Franz Liszt und seinen Werken, die bei ihm längst in Fleisch und Blut übergegangen waren. Jeder Anschlag spricht aus den Tiefen seines Unterbewusstseins, jede Phrasierung hat einen ganz natürlichen Fluss. Sein Spiel ist frei von agogischen oder dynamischen Eigenwilligkeiten, ohne jegliche Manierismen. Technische Schwierigkeiten scheint der gebürtige Chilene nicht zu kennen. So transzendent im Gestus, so klar in den Details und rhythmischen Feinheiten. Mustergültig in Treffsicherheit und Geschmack. Franz Liszt spricht aus einem seiner Schüler in zweiter Generation.

    "You speak treason" - "Fluently"
    "You've come to Nottingham once too often!" - "When this is over my friend, there'll be no need for me to come again!"

  • Franz Liszt – Zwei Konzertetüden: Gnomenreigen

    du schreibst ja so nette Sachen - ich lese sie gerne. den Reigen kannte ich auch noch nicht - lief nun gearde hier mit Waldesrauschen voran.

    was anderes: gibt es eigentlich eine Einspielung der gesamten 10 Harmonies poetiques in Reihenfolge? ich kann immer nur einzelne finden.

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