Natürlich dürfen wir das, es bleibt ja Kunst. Aber sie ist/war nicht zweckfrei
aber wir schauen bzw hören es zweckfrei an.
was uns reizt, ist ja nicht die jeweilige Eignung für die Ahnengalerie im Schloß beim Porträt oder für den Gottesdienst bei der komponierten Messe, sondern der ästhetische Mehrwert.
Du merkst, ich lasse das zweckfreie ungern los...
interessant (aber auch nicht überraschend), daß die Vorstellungen autonomer, dezidiert "zweckfreier" Kunst gerade in einer Zeit entwickelt wurden, wo Industrialisierung und Produktivkapitalismus (in Abgrenzung nzum frühbürgerlichen Handelskapitalismus) anhoben, die Verzweckung von allem möglichen wahr zu machen - als bräuchten die bürgerlichen Welteroberer-Unternehmer ein Refugium, das vor ihrem eigenen Zugriff sicher ist.
Wer wollte bestreiten, daß darin ein großer Teil (Selbst-)täuschung steckt...
Kunst ist, was man sich leistet, um seiner Liebe zum zweckfrei ästhetischen Ausdruck zu verleihen oder sie zu behaupten...
Dennoch zögert man, (ästhetisch) gelungene Werbung für Kunst zu halten, hält Kunst im Propaganda-Auftrag für fragwürdig -- oder etwa nicht?
Wenn man politische Kunst im Brechtschen Sinne zur Kunst zählt, aber einen genialen Werbeclip nicht, führt man dann nicht kunstfremde, ethische Prinzipien in die ästhetische Betrachtung ein?
Es bleibt kompliziert. Aber dem Begriff des Zweckfreien haftet in der Warenwelt irgendwie noch ein Rest von Autonomie an, auf den man - ich jedenfalls - ungern völlig verzichten mag.