Die militärische Besetzung der Oper durch Homosexuelle

  • Natürlich dürfen wir das, es bleibt ja Kunst. Aber sie ist/war nicht zweckfrei

    aber wir schauen bzw hören es zweckfrei an.
    was uns reizt, ist ja nicht die jeweilige Eignung für die Ahnengalerie im Schloß beim Porträt oder für den Gottesdienst bei der komponierten Messe, sondern der ästhetische Mehrwert.

    Du merkst, ich lasse das zweckfreie ungern los...

    interessant (aber auch nicht überraschend), daß die Vorstellungen autonomer, dezidiert "zweckfreier" Kunst gerade in einer Zeit entwickelt wurden, wo Industrialisierung und Produktivkapitalismus (in Abgrenzung nzum frühbürgerlichen Handelskapitalismus) anhoben, die Verzweckung von allem möglichen wahr zu machen - als bräuchten die bürgerlichen Welteroberer-Unternehmer ein Refugium, das vor ihrem eigenen Zugriff sicher ist.
    Wer wollte bestreiten, daß darin ein großer Teil (Selbst-)täuschung steckt...
    Kunst ist, was man sich leistet, um seiner Liebe zum zweckfrei ästhetischen Ausdruck zu verleihen oder sie zu behaupten...

    Dennoch zögert man, (ästhetisch) gelungene Werbung für Kunst zu halten, hält Kunst im Propaganda-Auftrag für fragwürdig -- oder etwa nicht?
    Wenn man politische Kunst im Brechtschen Sinne zur Kunst zählt, aber einen genialen Werbeclip nicht, führt man dann nicht kunstfremde, ethische Prinzipien in die ästhetische Betrachtung ein?
    Es bleibt kompliziert. Aber dem Begriff des Zweckfreien haftet in der Warenwelt irgendwie noch ein Rest von Autonomie an, auf den man - ich jedenfalls - ungern völlig verzichten mag.

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • Vielleicht doch noch ein Tip für Amfortas
    Vergess' mal die kausale Abfolge von Blitz und Donner. Nimm einfach die Abfolge der wahrnehmbaren Ereignisse, wenn's davon mehrere gibt, vor allem, wenn sie dichter aufeinanderfolgen... Blitz-Donner-Blitz-Donner...

    O'zapft is ?( Kommt jetzt irgendwie rüber, als willst du mega-olles Empirismus-Wiesn-Fass aufmachen.
    Menno, ich kann kausale Abfolge doch nicht vergessen, außer ich checke komplett aus, um total zweck“befreit“ auf Friedhof der Kuscheltiere zum Nachtmahl zweckgebundener Würmer zu landen.
    Vom fetzigen Peter Rühmkorf gibt es ein geiles Gedicht „Einen zweiten Weg ums Gehirn rum“.
    Also den eigenen Brägen zu verlassen, zwecks Fact-Finding-Mission, um mal nachzuchecken, ob kausale Abfolge quasi lediglich Stammbegriff im Gebälk oder ob Zack-Wumms vom NS auch außerhalb meines Brägens als kausale Abfolge vor sich rumwesen. Doch aus seinen eigenen Brägen sich zu verpissen funzt nicht. Jedenfalls nicht bei mir; so gerne mein Gebälk von Rühmkorfs tollen Versen besoffen sich machen lässt ….

    Du schränkst schon wieder die Kunst ein. ;) Wieso muß eine Performance gespielt/nachgestellt sein? Kann nicht auch ein Ausschnitt aus dem echten Leben zur Performance werden?

    Nee. Weil Performance ich doch dem Kunstbegriff zugerechnet habe
    Jedoch reales Leben hat vielleicht Momente an Performance, ist aber generell nicht Performance gleichzusetzen.

    Was ist mit den künstlerisch verwendeten Vidoesequenzen aus z.B. dem ersten Weltkrieg (oder anderen Kriegen oder irgendwelchen anderen humanitären Katastophen?)

    Dann dienen vormals zweckgeleitete Doku-Bestandteile einem zweckfreien/interesselosen KW; bzw. dienen in diesem Verbund als zweckgebundene Dokus einer zweckfreien Chose. .

    OK, wir wissen, daß die meisten (aus WWI) davon nachgestellt sind. Aber wissen wir das für alle? Wo die Menschen tatsächlich sterben? Und ihr Sterben jetzt im Theater als ästhetische Kulisse dient?

    Wenn Nachstellung lediglich Dokus dient, dann ist es nix KW.

    Todesfall im Ben Hur-Stummfilm? Das Foto aus dem spanischen Bürgerkrieg, wo der Fotograf genau in dem Moment abgedrückt hat, in dem sein Motiv von einer Kugel getroffen wurde?
    (Wir reden über Kunst. Nicht über "guten Geschmack" oder Moral oder Gesetzeslage oder sowas)

    Dass es um Kunst-Talk geht, checkt mein Brägen :jaja1: , aber nicht warum Hinweis auf Stummfilm/Fotograf… ?(

    hält Kunst im Propaganda-Auftrag für fragwürdig -

    Zurecht, weil Chose nicht zweckfrei/interessenlos; sondern propaganda-dienstbar.

    oder etwa nicht?

    Es mag Ausnahmen geben, dass z.B. ein Propagandaerzeugnis durch dessen Zusammensetzung, Form eine derartige Eigenständigkeit gewinnt, und es damit im Propagandazusammenhang nicht mehr aufgeht. Dann könnte so eine Chose zum KW rüberwachsen. Werbung lass ich aus, weil selbige mir widerlich.

    Wenn man politische Kunst im Brechtschen Sinne zur Kunst zählt, aber einen genialen Werbeclip nicht, führt man dann nicht kunstfremde, ethische Prinzipien in die ästhetische Betrachtung ein?

    Die Gefahr ist gegeben, wenn Kunst sich einer politschen Zweckhaftiigkeit dienstbar macht. Zu Brecht wäre gesondert zu talken, weil mir komplizierter..
    Dein Nachdruck und Bestehen auf Zweckfreiheit/interessenlosigkeit ist dagegen doch keinesfalls kunstfremd. Denn dieses - eben nicht zu leugnende - zentrale Merkmal von Kunst baumelt keinesfalls im luftleerem Raum. Denn gerade damit wäre ja Kunst ein letztes gallisches Dorf, Stellvertreter von vor sich hinmodernder und vom völligem Verpissen bedrohter Autonomie.

    Und deshalb bin ich da auch mega bei dir:

    Aber dem Begriff des Zweckfreien haftet in der Warenwelt irgendwie noch ein Rest von Autonomie an, auf den man - ich jedenfalls - ungern völlig verzichten mag.

    .. :jaja1: :jaja1: :jaja1: :jaja1:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

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