Haben Künstler "mehr zu geben"?
Aus dem Thread über Daniel Barenboim und ausgehend von einem Zitat Jacqueline du Prés wurden die folgenden 40 Postings in einen neuen Thread ausgelagert.
Ausgangspunkt war -> dieser Artikel
über Barenboim und folgende Passage daraus:
ZitatDer Journalist Michael Shelden berichtet in seinem Barenboim-Porträt für die britische Zeitung The Telegraph von einer Begegnung mit dem Dirigenten im Jahr 2004. Shelden sprach Barenboim dabei auf eine Äußerung seiner Frau, der an Multiple-Sklerose erkrankten Cellistin Jacqueline du Pré, an: »Sie schaute aus ihrem Londoner Fenster und sagte: ›Schau Dir all die Menschen an, die gesund und munter umherlaufen, obwohl sie nichts zu geben haben. Und ich, die ich so viel zu geben haben – warum kann ich es nicht?‹ [Barenboim] nickte. ›Das ist die große Tragödie.‹«
audi
Mir sind die Leistungen, die jemand wie Barenboim erbringt, derart unbegreiflich, dass ich fast beruhigt bin, wenn ich lese, dass er auch ganz normale menschliche Seiten hat. Geradezu abstoßend fand ich in dem Artikel den Abschnitt über Jacqueline du Pré. Dass diese leidenschaftliche Ausdrucksmusikerin angesichts ihrer quälend langsam fortschreitenden allmählichen Lähmung Verzweiflung und auch Neidgefühle gegenüber den "Gesunden" empfand: Wer wollte Ihr das verdenken? Mit welchem Recht unterstellt man ihr und ihrem damaligen Ehemann, sie hielten sich deshalb für "wertvoller"? Diese Passage in dem Artikel entlarvt den Verfasser in meinen Augen in seiner ganzen Selbstgerechtigkeit und Unsensibilität.