"Das ist doch Mist! "- Wie reagieren auf schlechte Darbietungen?

  • Ja, ich habe auch erlebt, dass manche Opernbesucher Buhrufe bei Sängern inakzeptabel finden, aber dafür Buhrufe bei Regisseuren des Regietheaters vollkommen angemessen

    da würde ich auch durchaus einen "moralischen" Unterschied sehen:

    beim Ausbuhen von SängerInnen wird es normalerweise um Tagesform gehen (Buhen ist unbestritten fehl am Platze) oder um Fehlbesetzung (dann sind die für die Besetzung Verantwortlichen die zuständige Adresse). Beim Ausbuhen von Regie der genannten Art handelt es sich um "Richtungskämpfe", da ist Protest m.E. zunächst mal völlig legitim und auch weniger gegen die Person gerichtet (falls nicht wieder in Exzesse und direkte Beleidigung ausartend, das geht natürlich nicht).

    ---
    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


    Wenn du größer wirst, verkehre mehr mit Partituren als mit Virtuosen.
    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • Keinen Applaus zu spenden ist womöglich relativ wirkungslos, wenn alle anderen jubeln

    Applausverweigerung → sinnlos, andere klatschen und jubeln

    Hm also ich bin auch der Meinung, ein schwacher bis kaum vorhandener Applaus kann schon ein Zeichen an die Mitwirkenden sein. Ich würde eine persönliche Applausverweigerung nicht pauschal als wirkungslos abkanzeln. Ich sage ja auch nicht, dass ich weiterhin abgepacktes Billigfleisch kaufe, nur weil es auch ohne mich alle anderen tun. Protest fängt immer beim Individuum an, es muss ja auch nicht gleich eine Komplettverweigerung sein. Stört dann auch niemanden passiv, siehe Diskussion oben ;) .
    Aber ich muss schon sagen, ein großer Jubel nach einem gelungenen Konzert kann doch auch was schönes sein! Das gemeinsam erlebte wird noch einmal bestätigt, bekräftigt, vielleicht sogar besiegelt. Sofern verdient, s.u.

    Mir persönlich ist in über 40 Jahren Konzerterfahrung noch kein Fall vorgekommen, wo die Interpreten ausgebuht wurden. Ist das typisch? Und wenn ja, warum ist das eigentlich so?

    Stimmt, in rein symphonischen Konzerten gibt es im Prinzip nur positive Bekundungen. Es ist dann bloß die Frage, wie positiv. Ein Ausbuhen würde immer die Musiker selbst treffen, auch wenn es der Dirigent verhunzt hat (was viele auch nicht zu erkennen imstande sind). Die Alternative wäre wohl Abwesenheit, damit ist den Konzertgängern aber auch nicht geholfen. Den Künstlern sowieso nicht. Außerdem kennen sich die wenigsten so gut aus, dass sie das überhaupt vorher wissen bzw. erahnen könnten (außer es gibt eine Konzertreihe nur für Capriccio-Mitglieder :P ).

    Umgekehrt gilt ein extremer Jubel leider oft nur dem Dirigenten, nicht dem Orchester. Ich war vor ein paar Wochen in einer Aufführung von Beethovens 9. mit Bernard Haitink und dem BRSO. Die Musiker waren herausragend gut, auch das Quartett der Solisten. Aber die Interpretation...eine Katastrophe! Überhaupt keine Binnenspannung, celibidachehaftes Tempo, unsichere bzw. extrem vorsichtige Phrasierungen, kein Drama, keine Emotionen, quasi ausbuchstabierte Fugen usw. Das Orchester bekam freundlichen Applaus, Haitink dagegen eine Standing Ovation vom gesamten Saal. Ich möchte seine gigantische Lebensleistung hier in keinster Weise mindern oder abwerten. Trotzdem ärgern mich als Konzertgänger solche Dinge. Ein Jubel sollte doch der Kunst gelten, nicht der Person? Aber gut, ich habe das jetzt einfach mal als Anerkennung der Lebensleistung Haitinks interpretiert, auch wenn es eher wie ein Mitleidsapplaus wirkte.

    Entscheidend ist ja auch die Dynamik des Publikums. Und die ist doch überall anders, in Japan bsplw. ist man während der Aufführung absolut still, da gäbe glaube ich nie "Zwischenbuhs". Dafür ist die Reaktion am Ende schon auch einmal enthusiastischer, Bravorufe inklusive. Und das die Italiener eher extrovertierter als die Deutschen sind, ist doch eh klar ape01 .

    „Music is a nexus. It's a conduit. It's a connection. But the connection is the thing that will, if we can ever evolve to the point if we can still mutate, if we can still change and through learning, get better. Then we can master the basic things of governance and cooperation between nations.“ - John Williams

  • Die Staatsoper wird niemals schriftlich zugeben, dass manche ihrer Sänger schlecht singen.

    Respekt, das spricht für die Staatsoper! Ein Arbeitgeber, der seine eigenen Angestellten bzw. freien Mitarbeiter öffentlich in den Senkel stellt, wäre allerdings auch das Allerletzte. Was nicht heißt, daß es sowas nicht trotzdem gibt. :S

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • beim Ausbuhen von SängerInnen wird es normalerweise um Tagesform gehen (Buhen ist unbestritten fehl am Platze) oder um Fehlbesetzung (dann sind die für die Besetzung Verantwortlichen die zuständige Adresse). Beim Ausbuhen von Regie der genannten Art handelt es sich um "Richtungskämpfe", da ist Protest m.E. zunächst mal völlig legitim und auch weniger gegen die Person gerichtet (falls nicht wieder in Exzesse und direkte Beleidigung ausartend, das geht natürlich nicht).

    Ähm, wirklich nicht. Abgesehen davon, dass es beim Ausbuhen von Sängern eben nicht um Tagesform geht (wie unter anderem in meinem letzten Beitrag ausführlich dargelegt), wie sollen diese Richtungskämpfe ausarten? Die Konservativen gegen die Modernen? Die Staubis gegen die Realos? Die Opernwutbürger gegen die Bildungsbürger? Ein gewisses Wiener Forum gegen das Capriccio-Forum? Die Alten gegen die Jungen? Das trifft doch überhaupt nicht zu, die (Musik-)Welt ist nicht schwarz-weiß. Es gibt keine klare Teilung zwischen "Werktreue" und "Regietheater" (welch absurde Begriffe!), sondern es geht um die Bandbreite zwischen gut und schlecht, da gibt es die verschiedensten Abstufungen.
    Und wer sagt überhaupt, dass es sich bei Ausbuhen von Sängern nicht um "Richtungskämpfe" (was auch immer das heißen soll) geht? Im Sinne von "Gesangstechnik und Stimmkultur vs. weder Gesangstechnik noch Stimmkultur"?

    Hm also ich bin auch der Meinung, ein schwacher bis kaum vorhandener Applaus kann schon ein Zeichen an die Mitwirkenden sein. Ich würde eine persönliche Applausverweigerung nicht pauschal als wirkungslos abkanzeln. Ich sage ja auch nicht, dass ich weiterhin abgepacktes Billigfleisch kaufe, nur weil es auch ohne mich alle anderen tun. Protest fängt immer beim Individuum an, es muss ja auch nicht gleich eine Komplettverweigerung sein. Stört dann auch niemanden passiv, siehe Diskussion oben ;) .
    Aber ich muss schon sagen, ein großer Jubel nach einem gelungenen Konzert kann doch auch was schönes sein! Das gemeinsam erlebte wird noch einmal bestätigt, bekräftigt, vielleicht sogar besiegelt. Sofern verdient, s.u.

    Ja, schwacher bis kaum vorhandener Applaus ist natürlich ein großes Zeichen, aber wie realistisch ist das? In einem Opernhaus sitzen/stehen üblicherweise sehr viele Leute, da fällt es überhaupt nicht ins Gewicht, wenn 10 gar nicht klatschen. Das bringt überhaupt nichts. Insofern finde ich den Vergleich mit dem Billigfleisch nicht ganz zutreffend.
    Ja, aber Du sagst ja selbst: "sofern verdient". Wenn die Leistung(en) super waren, bin ich normalerweise einer derer, die am lautesten klatschen und bravoschreien. Aber wenn magelhafte Leistungen bejubelt werden, halte ich das nicht aus, dann gehe ich oft gleich nach dem Verklingen des letzten Tones.

    Respekt, das spricht für die Staatsoper! Ein Arbeitgeber, der seine eigenen Angestellten bzw. freien Mitarbeiter öffentlich in den Senkel stellt, wäre allerdings auch das Allerletzte. Was nicht heißt, daß es sowas nicht trotzdem gibt. :S

    Aber ein bisschen mehr Realitätssinn würde der Staatsoper nicht schaden. Man braucht zum Beispiel nicht solche Ensemblemitglieder, die kaum einen richtigen Ton treffen, im hauseigenen Monatsmagazin als Publikumslieblinge oder was weiß ich alles bezeichnen...

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • Aber ein bisschen mehr Realitätssinn würde der Staatsoper nicht schaden. Man braucht zum Beispiel nicht solche Ensemblemitglieder, die kaum einen richtigen Ton treffen, im hauseigenen Monatsmagazin als Publikumslieblinge oder was weiß ich alles bezeichnen...

    Ich bezog mich nicht auf Präsentationen wie die von Dir angeführten, sondern auf das, was Du hier behauptet hast:

    Die Staatsoper wird niemals schriftlich zugeben, dass manche ihrer Sänger schlecht singen.


    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

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    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Alles klar! :cincinbier:

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • Einverstanden: :cincinbier:

    Es grüßt Gurnemanz

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    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Ähm, wirklich nicht. Abgesehen davon, dass es beim Ausbuhen von Sängern eben nicht um Tagesform geht (wie unter anderem in meinem letzten Beitrag ausführlich dargelegt),


    schlecht formuliert von mir - ich bin auch der Meinung, daß es nicht um Tagesform gehen sollte.

    Zitat

    wie sollen diese Richtungskämpfe ausarten? Die Konservativen gegen die Modernen? Die Staubis gegen die Realos? Die Opernwutbürger gegen die Bildungsbürger? Ein gewisses Wiener Forum gegen das Capriccio-Forum? Die Alten gegen die Jungen? Das trifft doch überhaupt nicht zu, die (Musik-)Welt ist nicht schwarz-weiß. Es gibt keine klare Teilung zwischen "Werktreue" und "Regietheater" (welch absurde Begriffe!), sondern es geht um die Bandbreite zwischen gut und schlecht, da gibt es die verschiedensten Abstufungen.

    warum soll ich vorher wissen, wie solche Richtungskämpfe ausehen? Es kann sie geben, und es ist m.E. künstlerisch legitim, daß es solche gibt (und nicht einfach bloß den Unterschied zwischen "gut" und "schlecht" - letzteres vielleicht in einer idealeren (wenn auch nicht idealen) Welt. Selbstverständlich wären auch Positionen über oder jenseits von solchen Richtungskämpfem legitim. Diejenigen, die seinerzeit Henze in Darmstadt auspfiffen, bezogen jedenfalls legitimerweise ästhetisch Stellung, mag man deren Position teilen oder nicht.

    Zitat

    Und wer sagt überhaupt, dass es sich bei Ausbuhen von Sängern nicht um "Richtungskämpfe" (was auch immer das heißen soll) geht? Im Sinne von "Gesangstechnik und Stimmkultur vs. weder Gesangstechnik noch Stimmkultur"?


    wenn die Opposition so aussieht wie beschrieben - Engagement nach optischer Attraktivität statt nach Sachkönnen - dann könnte man meinetwegen auch von "Richtungskämpfen" sprechen, da es um was Prinzipielles geht.

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    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


    Wenn du größer wirst, verkehre mehr mit Partituren als mit Virtuosen.
    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • < < = = für Sprechtheater also inzwischen geöffnet, fein … fürs Kino aber nicht ?? darf ich jetzt hier nicht oder doch - - -

    ich treibe mich halt nun doch wesentlich häufiger (als in Opern- und Konzerthäusern) in Arthauskinos und auf Filmfestivals herum, wo ich durchaus (so c. alle 2, 3 Jahre mal) BUH rufe - sofern klar ist, dass der Regisseur gleichfalls anwesend ist... wir sind aller-höchstens zwei- bis dreihundert Leute, und der Regisseur hätte alle Möglichkeiten (v. a. da ich nie vor so einem "Buh" davonlaufen würde!!), mich ausfindig zu machen und zur Rede zu stellen!

    <= dergleichen ist (bisher) niemals passiert... ...aber als zu Beginn einer Veranstaltung im Rahmen der "Kurzfilmtage Oberhausen" der Präsentator sagte, dass es jetzt (entgegen des eigtl. geplanten Ablaufs!!!) mit dem 11min.-Opus "Besonders wertvoll" von Hellmuth Costard losgehen würde, konnte ich ein (nicht eben leises) Sch...e nicht zurückhalten!!. >>Besonders wertvoll kann auf yT zur Gänze betrachtet werden (sofern ihr dort Euer Alter "bestätigt"): man mag sich davon überzeugen, dass besagter Kraftausdruck eine durchaus respektable Reaktion darauf ist!!<< Costard bellte zurück (zugegeben nicht unfreundlicher als ich eben gewesen!), dass ich jetzt einen Kaffee trinken gehen möge - woraufhin mich der Präsentator freundlichst nach draußen komplimentierte, um mir dort besagten Kaffee auszugeben :)

    = = > > zurück zur richtigen Kultur :huh:

    dass wütende Briefe über (objektive!) Ärgernisse nixx ändern, mag sein - - - deutliche, klare Ansagen aber manchmal vielleicht doch etwas...
    während der Frankfurter "Billy Budd" - Premiere schmolz ich (im zweiten Seitenrang sitzend) so langsam dahin, leider nicht im übertragenen Sinne des Wortes... Und keineswegs nur ich: während des ersten Teils sah sich meine "Hinterfrau" genötigt, sich ihrer Schuhe u. Strümpfe zu entledigen <= lassen wir`s dabei (ich könnt` da noch ein bisserl mehr zu erzählen), jedenfalls hab ich meine gesammelten diesbzgl. Erlebnisse ziemlich 1:1 dem "Gästebuch" der Oper anvertraut (in etwa beginnend mit heizen Sie die Hütte doch bitte nicht hoch, als sei draußen sibirischer Winter), und sie haben es auch wortwörtlich und ungekürzt veröffentlicht... Inzwischen ist`s wirklich kühler da oben, auch mittig im Winter - u. manchmal erwisch ich mich beim Gedanken, dass es zu ein paar Promillechen auch an mir liegt.....

    :wink: >>EDIT … Stunden später … mir sind die Gäule durch da oben, ich weiß … es soll um musikalische Darbietungen gehen und nicht um deren Begleitumstände … interessant ist`s hoffentlich trotzdem, `türlich auch das Anekdötchen rund um Costards "Besonders wertvoll" ---------<<

    Das TV gibt mehr 'Unterhaltung' aus, als es hat - in der bürgerl. Gesetzgebung nennt man das 'betrügerischen Bankrott' Werner Schneyder Es ging aus heiterem Himmel um Irgendwas. Ich passte da nicht rein. Die anderen aber auch nicht. FiDi über die Teilnahme an seiner ersten (und letzten) Talkshow

  • Zabki, ich kann Deine Ansicht nach wie vor nicht so ganz nachvollziehen, aber das macht ja nichts. Grabenkämpfe hab ich hinsichtlich Musik persönlich erst sehr sehr selten (eigentlich: noch nie) erlebt. Ich denke, die Vorstellung zwischen zwei Lagern, die einander beinahe schon bekriegen, entspricht nicht den Tatsachen. Aber das wäre wieder ein eigenes Thema...


    Und jaa, das kann ich mir schon vorstellen. Auf so tatsächliche (nicht-künstlerische) Mängel kann ja recht leicht reagiert werden, und natürlich will man als Haus auch den Eindruck erwecken, dass man Kritik ernstnimmt und an Verbesserungsvorschlägen arbeitet. Klar, so würde ich auch agieren, wenn ich in der Kultur was zu reden hätte.
    Von Buhrufen im Kino hör ich zum erstenmal was, aber danke für die Beschreibung der im nachhinein unterhaltsamen Begebenheit :thumbup: :D

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • beim Ausbuhen von SängerInnen wird es normalerweise um Tagesform gehen (Buhen ist unbestritten fehl am Platze) oder um Fehlbesetzung (dann sind die für die Besetzung Verantwortlichen die zuständige Adresse). Beim Ausbuhen von Regie der genannten Art handelt es sich um "Richtungskämpfe", da ist Protest m.E. zunächst mal völlig legitim und auch weniger gegen die Person gerichtet (falls nicht wieder in Exzesse und direkte Beleidigung ausartend, das geht natürlich nicht).

    Zudem hat ein Regie-Team (hoffentlich ;) ) lange über das Ergebnis nachgedacht und sind weniger von Tagesform und Nervosität abhängig.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Hm also ich bin auch der Meinung, ein schwacher bis kaum vorhandener Applaus kann schon ein Zeichen an die Mitwirkenden sein.

    Bedingt aber, dass alle mitmachen. ;)

    Aber ich muss schon sagen, ein großer Jubel nach einem gelungenen Konzert kann doch auch was schönes sein! Das gemeinsam erlebte wird noch einmal bestätigt, bekräftigt, vielleicht sogar besiegelt.

    In der Tat!!!

    Umgekehrt gilt ein extremer Jubel leider oft nur dem Dirigenten, nicht dem Orchester.

    Da hängt es leider sehr vom Dirigenten ab, inwieweit er einzelnen Orchestergruppen oder dem gesamten Anerkennung zukommen lässt. Aber ich habe das Gefühl, dass sich das heutzutage doch wesentlich verbessert hat.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Respekt, das spricht für die Staatsoper! Ein Arbeitgeber, der seine eigenen Angestellten bzw. freien Mitarbeiter öffentlich in den Senkel stellt, wäre allerdings auch das Allerletzte. Was nicht heißt, daß es sowas nicht trotzdem gibt.

    Das stimmt allerdings!

    Ein Hamburger Intendant äußerte sich im Gespräch mit Freunden in der Pause der Aufführung (!) einmal total negativ über die von ihm engagierte Carmen. Da blieb diesen Freunden aber so etwas von die Spucke weg. ;( Das geht gar nicht. Wenn man seine 'Angestellten' nicht verteidigen will oder kann, dann sind in diesem Fall diplomatische Antworten notwendig. Was ich allerdings auch schon erlebt habe, ist, dass dann sofort auf die großen Erfolge an anderen Häusern verwiesen wird und man das Gefühl hat, man wird als kritischer Betrachter nicht ernst genommen und eher abgewimmelt. Das eine ist so fehl am Platze wie das andere. Hier ist eben ein wirklicher Intendant gefordert.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Grabenkämpfe hab ich hinsichtlich Musik persönlich erst sehr sehr selten (eigentlich: noch nie) erlebt. Ich denke, die Vorstellung zwischen zwei Lagern, die einander beinahe schon bekriegen, entspricht nicht den Tatsachen. Aber das wäre wieder ein eigenes Thema...

    Spontan fällt mir da zunächst nur der leider von mir nicht mehr erlebte 'Krieg' zwischen den Tebaldi- und den Callas-Anhängern ein. Es hat es also durchaus gegeben und gibt es möglicherweise immer noch, obwohl die Zeiten der fanatischen Sängeranhängerschaft wohl vorbei sind.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • < < = = für Sprechtheater also inzwischen geöffnet, fein … fürs Kino aber nicht ?? darf ich jetzt hier nicht oder doch - - -

    'türlich darfst du. ^^

    Ans Kino habe ich auch überhaupt nicht gedacht, weil ich da auch noch keine Vorstellung in Anwesenheit des Regisseurs miterlebt habe. Aber meinetwegen gerne, betrifft das Thema diesen Bereich, wenn auch in geringerem Maße, auch. Nur müsste die Moderation den Thread dann eventuell nochmal verschieben. ;)

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Spontan fällt mir da zunächst nur der leider von mir nicht mehr erlebte 'Krieg' zwischen den Tebaldi- und den Callas-Anhängern ein. Es hat es also durchaus gegeben und gibt es möglicherweise immer noch, obwohl die Zeiten der fanatischen Sängeranhängerschaft wohl vorbei sind.

    Ja, und zum Beispiel zwischen Ghiaurov- und Siepi-Fans hat es zumindest in Wien auch heftige Auseinandersetzungen gegeben. Aber auch ich glaube, dass diese Zeiten vorbei sind. Das kann man gut finden oder nicht.. aber es scheint wirklich so zu sein. Aber darüber würde es sich auch lohnen nachzudenken!

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • Aber auch ich glaube, dass diese Zeiten vorbei sind. Das kann man gut finden oder nicht.. aber es scheint wirklich so zu sein. Aber darüber würde es sich auch lohnen nachzudenken!

    Einerseits bedeutet es natürlich, dass es Sänger/Sängerinnen gab, an denen sich extreme Emotionen entzündeten, die also das Publikum zunächst einmal zutiefst 'mitrissen'.

    Fehlen diese Reaktionen heute kann es bedeuten, dass es diese Künstler, Sängerpersönlichkeiten nicht mehr gibt oder dass das Publikum einfach vernünftiger geworden ist.

    Betrachtet man die Publikumsreaktion bezüglich der Regisseure glaube ich das allerdings eher nicht. ^^

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Fehlen diese Reaktionen heute kann es bedeuten, dass es diese Künstler, Sängerpersönlichkeiten nicht mehr gibt oder dass das Publikum einfach vernünftiger geworden ist.

    Die Behauptung, es gäbe keine Sänger- (oder allgemeiner: Musiker-) Persönlichkeiten mehr wie "früher" (wann immer das gewesen sein soll), ist ja manchmal zu hören. (Ich sage nicht, dass Du sie hier aufgestellt hättest.)

    MIr fällt dazu ein:

    - wem das Publikum zuspricht, eine besondere Persönlichkeit zu sein, entscheidet ja das Publikum. - Es gab eine Zeit, in welcher der naive Held die Idealvorstellung war und in der es das Bedürfnis gab, sich an Helden zu orientieren. Das war nach 1945 nicht mehr in. - Irgendein kluger Kopf sagte mal, dass Karajan das Vakuum füllte, welches nach 1945 in Deutschland vorhanden gewesen wäre. - Wenn es das Heldenverehrungsbedürfnis nicht mehr gab, hat man vielleicht auch kritischer hingeschaut.

    - die technischen Ansprüche sind einfach höher geworden. Ob ein Cortot heute noch sein Konzertexamen erhalten würde? Ob man einem Brendel zuhören würde, auch, wenn er nicht über die Tasten fegt wie ein Trifonov? Gibt es nicht Mechanismen in der Auswahl der wenigen Spitzenkünstler, die dafür sorgen, dass nur die extrem angepassten wirklich ganz nach oben kommen? (Oder die bewusst nonkonformen wie Nigel Kennedy, Teodor Currentzis und vielleicht auch Kirill Petrenko?)

    (Ähnlich in der Politik: Hätten kantige Typen wie F. J. Strauß oder Willy Brandt heute noch eine Chance oder würden die nicht schon auf Kreisebene zu "zu politisch unkorrekt" aussortiert? Und dann wundert man sich, dass die, die dann oben ankommen, völlig profillos sind? [Wer ruft da Martin Schulz?])

    - es entbehrt einfach jeder Plausibilität, dass die Menge der Kunstschaffenden heute irgendetwas weniger hätte als frühere Generationen. Schönheit liegt auch im Auge des Betrachters. Wer auf Siepi geeicht ist, der will Siepi hören. Wenn ein heute junger Sänger die alten Aufnahmen kennt, aber auch die Defizite Siepis wahrnimmt und sich ein anderes Künstlertum vorstellt, dann hat er vielleicht auch geringere Chancen bei denen, die mit Siepi vergleichen. Vielleicht hat die Schallplatte solche Tendenzen befördert, weil sie half, bestimmte Stilideale qua Wiederholbarkeit zu zementieren.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Irgendein kluger Kopf sagte mal, dass Karajan das Vakuum füllte, welches nach 1945 in Deutschland vorhanden gewesen wäre.

    Im Fußball war's Sepp Herberger, auch ein Held des Wirtschaftswunders der 1950er. Auch dort die Klage darüber, daß es heute keine Spielerpersönlichkeiten mehr gebe wie "früher". Alle zu angepaßt heute.

    :|

    Es grüßt Gurnemanz

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    Helmut Lachenmann

  • Ich denke, die Vorstellung zwischen zwei Lagern, die einander beinahe schon bekriegen, entspricht nicht den Tatsachen

    mir ging es darum, was legitim wäre, unabhängig davon, wie weit es das gibt oder nicht ...

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    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


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    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

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