Waldi schrieb:
Ich bin überzeugt, daß auch ohne Stars sehr gute Qualität geboten werden kann.
Waldi schrieb:
Was ich leider zu wenig beurteilen kann, ist, inwieweit Inszenierungen im Repertoirebetrieb allmählich verkommen oder nicht.

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Waldi schrieb:
Ich bin überzeugt, daß auch ohne Stars sehr gute Qualität geboten werden kann.
Waldi schrieb:
Was ich leider zu wenig beurteilen kann, ist, inwieweit Inszenierungen im Repertoirebetrieb allmählich verkommen oder nicht.
Wolfram schrieb:
Ja, das gilt für Hamburg auch ähnlich. Die drei Genannten sind, so weit ich weiß, hier noch nie im Opernhaus aufgetreten. Bartoli, glaube ich, letztmalig 1987 (so roundabout). Und die ganzen 'Stars' zeitlich dazwischen (ob sie nun gut waren oder nicht spielt hier keine Rolle) auch nicht oder kaum. D.h. Hamburg ist seit Jahrzehnten quasi von der Top-Entwicklung des Marktes abgeschnitten worden. (Fleming, Terfel, Dessay, di Donato usw. Die Liste ist endlos.) Das bedeutet aber auch, dass das Hamburger Opernpublikum die Sänger, die sie von CD oder DVD kannten in HH nicht mehr live erleben konnten und von daher das 'Starpotential', die Wirkung (oder eben auch nicht) dieser Sänger von der Bühne her nicht mehr am eigenen Leib erleben konnten. Aber gerade dies und die hochgeschraubten Erwartungen im Vorfeld fördern wohl schon eine entsprechend lautstarke Reaktion. Von daher sind Dispute über Sänger in HH sehr zurückgegangen.Waldi schrieb:
Solange man in Wien seine ohnehin kleine Portion Florez, Netrebko oder Garanca bekommt, hält sich allfälliger Unmut in für die Politik in leicht auszuhaltenden Grenzen. Selbst wenn jemand von diesen nicht mehr in Wien aufträte, würde das keinen Weltuntergang auslösen - solange sich nicht die Medien mangels anderer Sensationen dahinterklemmen und eine Affäre daraus machen.
Wolfram
brunello schrieb:
Warum auch, eine eingespielte Besetzung bringt ein Werk häufig besser über die Rampe als ein Star, der nach einer Probe weder die PartnerInnen noch die Feinheiten des Hauses wirklich kennt.
Knulp schrieb:
Aber die Regie! Stefan Herheim beherrscht sein Handwerk. Visuelle Effekte, Unterhaltung, Videotechnik, Bespielung der ganzen Bühne, alles da. Das Werk wurde jedoch dargeboten als inhaltslose Posse mit ein wenig Commedia dell'arte. Es war schlichtweg dumm. Der hat nicht verstanden, worum es geht, könnte man meinen. Oder will er kein anstrengendes Theater mehr? Soll Theater nur noch unterhalten?
Knulp schrieb:
Geprägt und für die Oper begeistert wurde ich von dem meiner Meinung nach Dreamteam Konwitschny/Metzmacher. Was die beiden auf die Bühne gebracht haben, war immer interessant, bisweilen sogar aufregend.
Knulp schrieb:
es gab aber hinter dem Weder-noch ein Aber: Regietheater at it's best.
Knulp schrieb:
Dann kam die, meine Bewertung, unsägliche Simone Young.
Knulp schrieb:
Ich ging nach wirklich vielen gutwilligen Versuchen nicht mehr hin.
Knulp schrieb:
Vor wenigen Wochen war ich in der Staatsoper Hamburg und habe ich Le nozze gehört. Das musikalisch Gebotene war durchschnittlich. Schon bei der Ouvertüre wurde klar, dass das heute über eine mittelmäßige Repertoire-Vorstellung nicht hinausgeht. Fehlende Lebendigkeit, keine Spritzigkeit, dafür abgenudeltes Runterspielen. Die Sänger von unterschiedlicher Qualität, genug, um sich zu erfreuen. Aber die Regie! Stefan Herheim beherrscht sein Handwerk. Visuelle Effekte, Unterhaltung, Videotechnik, Bespielung der ganzen Bühne, alles da. Das Werk wurde jedoch dargeboten als inhaltslose Posse mit ein wenig Commedia dell'arte.
Knulp schrieb:
Meine Reaktion: Ich bin in der Pause gegangen. War mir zu blöd, um es bis zum Ende anzugucken. Wie reagieren auf schlechte Darbietungen, heißt die Frage. Ich habe in solchen Fällen kein Bedürfnis, meine Kritik zu äußern, sondern bleibe weg.
Knulp schrieb:
Zurück zur Oper: Das Stück ist aus, z. B. ein Figaro neulich in Hamburg, die Sänger kommen auf die Bühne. Ich buhe und meine die Regie. Woher sollen die Sänger wissen, was ich meine?
lothar schrieb:
Wie reagieren auf schlechte Darbietungen?
In meinen Augen ganz einfach: nicht mehr hingehen!
Wolfram schrieb:
Nach der A-Premiere kann man Unmut über die Regie eigentlich nicht mehr äußern. Es sei denn, man macht es wie jemand in, ich glaube, der dritten Vorstellung des Tristan und schreit: 'Man sollte Frau Berghaus erschießen.' Das geschah allerdings noch bevor die Sänger auf die Bühne kamen. Damit war die Zielrichtung klar, aber welcher normale Mensch will sich so äußern?
Sadko schrieb:
aber trotzdem.
Ich weiß nicht, was genau passiert ist (ich war nicht dabei) und um wen es sich überhaupt handelt, aber diese Reaktion seitens der Oper finde ich extrem übertrieben, auch wenn Buhrufe während der Vorstellung nicht Schule machen sollten.
Wolfram schrieb:
Es sei denn, man macht es wie jemand in, ich glaube, der dritten Vorstellung des Tristan und schreit: 'Man sollte Frau Berghaus erschießen.' Das geschah allerdings noch bevor die Sänger auf die Bühne kamen. Damit war die Zielrichtung klar, aber welcher normale Mensch will sich so äußern?
Sadko schrieb:
Im 2. Akt beim Zug zum Münster ruft ein Herr (schon seit Jahrzehnten Opernfan) von der Galerie laut: "Kosky buh", nachdem es von ein paar anderen Besuchern ein paar leisere Äußerungen gegeben hat, danach aber wieder normaler Ablauf der Vorstellung.
Gurnemanz schrieb:
Wolfram schrieb:
Es sei denn, man macht es wie jemand in, ich glaube, der dritten Vorstellung des Tristan und schreit: 'Man sollte Frau Berghaus erschießen.' Das geschah allerdings noch bevor die Sänger auf die Bühne kamen. Damit war die Zielrichtung klar, aber welcher normale Mensch will sich so äußern?
Ich finde, solche Leute wie die hier Geschilderten verhalten sich extrem rücksichtslos gegenüber den Künstlern und gegenüber dem Publikum und werden vollkommen zurecht mit Hausverbot belegt; sie haben im Opernhaus nichts verloren. Der Mensch, der dazu aufrief, Frau Berghaus zu erschießen, dürfte sich sogar strafbar gemacht haben.Sadko schrieb:
Im 2. Akt beim Zug zum Münster ruft ein Herr (schon seit Jahrzehnten Opernfan) von der Galerie laut: "Kosky buh", nachdem es von ein paar anderen Besuchern ein paar leisere Äußerungen gegeben hat, danach aber wieder normaler Ablauf der Vorstellung.
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Wolfram schrieb:
Vollkommen richtig. Diese Reaktion seitens des Hauses geht gar nicht. Wobei 'Kosky buh' ja noch relativ harmlos ist. Aber auch diese Geschmacklosigkeit aus Hamburg dürfte man nicht mit einem Hausverbot belegen. Das sind freie Meinungsäußerungen so sehr sie auch daneben sind. (Also jedenfalls im Hamburger Fall.)Sadko schrieb:
aber trotzdem.
Ich weiß nicht, was genau passiert ist (ich war nicht dabei) und um wen es sich überhaupt handelt, aber diese Reaktion seitens der Oper finde ich extrem übertrieben, auch wenn Buhrufe während der Vorstellung nicht Schule machen sollten.
Gurnemanz schrieb:
Ich finde, solche Leute wie die hier Geschilderten verhalten sich extrem rücksichtslos gegenüber den Künstlern und gegenüber dem Publikum und werden vollkommen zurecht mit Hausverbot belegt; sie haben im Opernhaus nichts verloren.Sadko schrieb:
Im 2. Akt beim Zug zum Münster ruft ein Herr (schon seit Jahrzehnten Opernfan) von der Galerie laut: "Kosky buh", nachdem es von ein paar anderen Besuchern ein paar leisere Äußerungen gegeben hat, danach aber wieder normaler Ablauf der Vorstellung.
Sadko schrieb:
Das seh ich auch so. Ich als Operndirektor hätte denjenigen, der die Berghaus-Äußerung getätigt hat, aber zu einem ernsten Gespräch eingeladen und ihm dort klargemacht, dass er sich zusammenreißen soll und das Recht zur freien Meinungsäußerung Aufrufe zum Erschießen einschließt, auch wenn sie wohl nicht ernstgemeint sind und im spontanen Ärger passiert sind.
Wolfram schrieb:
Ich glaube nicht, dass die Person identifizierbar war. Von daher hat es keine weiteren Ahndungen gegeben, jedenfalls soweit ich weiß. Hausverbote bekamen unter späteren Intendanten (der Tristan-Zwischenfall passierte ja noch unter Liebermann), wie ich hörte, eher Journalisten, die sich allzu kritisch geäußert haben.![]()
Übrigens, selbst wenn die Äußerung im spontanen Ärger passierte, geht sie überhaupt nicht und ist durch nichts zu entschuldigen. So weit muss sich jeder Mensch unter Kontrolle haben!
Sadko schrieb:
Es kommt halt drauf an, ob der Rufer von anderen Zuschauern identifiziert wurde oder nicht, offenbar nicht. Aber selbst wenn, kann er ja noch immer alles abstreiten, man kann ihm das kaum nachweisen. (was die Sache mit dem Hausverbot wieder schwieriger macht)
Sadko schrieb:
Da wäre ein klärendes Gespräch mit dem Operndirektor und - wenn leicht möglich - mit der Regisseurin sinnvoller. Vielleicht ist das eine win-win-Situation.
Knulp schrieb:
Die Grenze ist für mich eine erhebliche Störung der Aufführung. Davon ist solch ein nur sekundenlanger Zwischenruf meilenweit entfernt.
Knulp schrieb:
Da bin ich überrascht, dass das Hausverbot hier im Forum von einigen für richtig gehalten wird. Für mich handelt es sich um ein völlig überzogene, maßlose Sanktionierung eines Verhaltens, das ich nicht einmal für sanktionierungsbedürftig halte. Vielmehr fand ich diese Äußerung von Kritik an der Regie sehr gelungen. Die Grenze ist für mich eine erhebliche Störung der Aufführung. Davon ist solch ein nur sekundenlanger Zwischenruf meilenweit entfernt. Tatsächlich ist die bonbonraschelnde Oma neben mir, die wohl jeder kennt, weitaus störender. Die sollte man dann auch rausschmeißen, oder? Sie handelt auch vorsätzlich, weil sie genau weiß, dass ihr Rascheln stört, dennosch raschelt und die Störung billigend in Kauf nimmt. Und in der Elbphilharmonie, wo man alles hört? Der Saal wäre halb leer. Anlass für die Strafe ist folglich gar nicht eine Störung der Aufführung, sondern die unerwünschte Äußerung von Kritik. Das verstehe ich erst recht nicht. Kulturschaffende sollten wissen, dass Meinungsäußerungsfreiheit und Kunstfreiheit eng verknüpft sind. Entsprechend seltsam finde ich es, wenn hier Toleranz gegenüber der Regie geübt wird, aber nicht an der kaum störenden Kritik. Der alte Spruch fällt mir ein: "Klar bin ich tolerant, aber nur, soweit es sich mit meiner Meinung deckt."