Ich glaube, nur mit unserem heutigen Männerbild kann man auf die Idee kommen, dass damit erotische und sexuelle Beziehungen versteckt werden sollten.
Ich bin mir sicher, dass damit damals nicht erotische oder sexuelle Beziehungen versteckt werden sollten, dass aber aus heutiger Sicht diese heterosexuellen Männerfreundschaften immer auch einen homosexuellen Anteil haben. (Gilt übrigens für Frauenfreundschaften genauso.) Dieser Anteil kann möglicherweise sehr gering sein.
Nun kann es im Einzelfall für eine Regie durchaus interessant und für das inszenierte Stück aufschlussreich sein, diesen Aspekt einmal stärker zu beleuchten, auch wenn es nicht der Vorstellungswelt früherer Zeiten entspricht. Aber wir leben ja im Heute. Und letztlich ist es Theater- und auch Opernregie heute doch sehr daran gelegen, ein Stück aufzubrechen und neue Aspekte in den Vordergrund zu stellen. Warum also nicht diesen? Ich bin mir nicht sicher ob Tristan-Kurwenal oder Tannhäuser-Wolfram da so ergiebig sind, aber Carlos-Posa vielleicht schon eher.
Wolfram