Lukas David
Im Alter von 87 Jahren ist in Lemgo der österreichische Geiger Lukas David gestorben. Er war der jüngste Sohn des Komponisten Johann Nepomuk David, studierte bei Max Strub am Salzburger Mozarteum und von 1949 bis 1957 bei Tibor Varga in Detmold, wo er ab 1966 bis 1998 selbst eine Professur innehatte. Mir ist nie jemand begegnet, der so vom Geigespielen besessen war und wie er bis ins hohe Alter von früh bis spät geübt hat. Seine zahlreichen Studenten führte er mit harter Hand und gleichzeitig unglaublicher Zuneigung: So habe ich vor vielen Jahren selbst erlebt, dass er während der Unterrichtsstunde einer eher mittelmäßigen asiatischen Studentin Saiten auf eine Geige aufzog (was ich ziemlich unhöflich fand) und sie ihr dann in die Hand drückte mit den Worten "Deine Geige ist einfach zu schlecht, nimmt die!" Das war wohlgemerkt ein Geschenk, und kein Einzelfall. Noch viele Jahre nach seiner Pensionierung konnte man ihn n Detmold oft mittags mit einer ganzen Gruppe von Schülern (viele aus der Türkei, wohin er besondere Beziehungen hatte) in einem Fisch-Imbiss sehen, wo er selbstverständlich alle eingeladen hat. Außer dem Geigenspiel interessierte ihn eigentlich nur eins: Vögel, vor allem wenn er sie verletzt oder aus dem Nest gestoßen irgendwo fand, um sie dann liebevoll und in aller Regel erfolgreich aufzupäppeln. Er war einer der ungewöhnlichsten Menschen, die ich kannte, mit einer radikalen Einseitigkeit, restlos seinem Instrument und der Suche nach Vervollkommnung hingegeben. Ich stelle mir vor, dass er mit der Geige in der Hand gestorben ist. Alles andere wäre für ihn einfach unpassend.
R.I.P.