Alexander Weprik - wieder zu entdeckender jüdisch-sowjetischer Komponist
Alexander Moiseyevich Weprik auch Veprik (1899-1958) wuchs in Warschau auf. Seine Eltern stammten aus jüdisch-orthodoxen Familien, begeisterten sich aber in ihrer frühen Jugend an neuen fortschrittlichen Ideen und lehnten die traditionelle jüdische Lebensart ab. 1909 floh die Mutter mit den Kindern vor antisemitischen Pogromen in Polen nach Leipzig. Dort studierte Weprik bereits als Kind am Konservatorium. Mit Beginn des 1. Weltkrieges kehrte die Familie nach Russland zurück und Weprik arbeitete als Stummfilmpianist und setzte seine Klavierstudien am St. Petersburger Konservatorium fort. Ab 1918 studierte er auch Komposition und schloss diese Studien bei Nikolai Miaskowski in Moskau 1923 ab.
In den folgenden zwei Dekaden unterrichtete Weprik am Moskauer Konservatorium und brachte es bis zum Dekan. Er wurde ein führendes Mitglied der Moskauer Gesellschaft für Jüdische Musik und bereiste in dieser Funktion auch das Deutschland der Weimarer Republik sowie Nachbarländer, wo er Schönberg, Hindemith, Ravel und Honegger kennenlernte. Wepriks Werke wurde zu dieser Zeit in Westeuropa und den USA erfolgreich aufgeführt, viele seiner Kompositionen wurden in Berlin präsentiert. So unterschiedliche Dirigenten wie Hermann Scherchen und Arturo Toscanini setzten seine Werke aufs Programm.
Während des 2.Weltkrieges verlor er wie andere jüdische Professoren auch seine Stellung und 1950 wurde er im Rahmen von antisemitischen Kampagnen des Stalinterrorregimes verhaftet, misshandelt und in den Gulag verbannt. Nach Stalins Tod kam er zwar 1954 wieder frei, erholte sich aber kaum noch von den Strapazen und verstarb 1958 in Moskau.
In den letzten Jahren tauchen einzelne Werke von ihm zunehmend auf CDs von Künstlern wie Nemtsov, Tabea Zimmermann, Sitkowetski und David Geringas auf.
Anlass diesen Thread zu eröffnen, ist aber die Ankündigung (bisher nur per e-mail) von MDG eine erste CD mit Orchesterwerken des Komponisten herauszubringen.
Weprik schrieb u.a. 2 Symphonien und eine Sinfonietta. Seine Musik ist wohl stark an traditioneller jüdischer Musik orientiert.
Aus der Ankündigung von MDG:
Dass Wepriks Rehabilitation längst überfällig ist, zeigt Christoph-Mathias Mueller mit dem BBC National Orchestra of Wales eindrucksvoll in dieser Neueinspielung, die mit ausdrucksvollen Melodien ebenso fasziniert wie mit zwingender Expressivität und betörenden Klangfarben.
Wir sind gespannt.