Dabei ist die Grundidee, dass sich Turandot durch die Liebe Calafs (und Liùs) von einer eiskalten Despotin in eine liebende Frau verwandeln könnte, gar nicht schlecht (eine gewisse Märchenhaftigkeit muss man bei diesem Stoff ja sowieso in Kauf nehmen). Das Problem ist, dass Puccini seiner eigenen Biographie nach zu schließen unter "Liebe" anscheinend in erster Linie mal sexuelle Anziehung und Triebbefriedigung verstand, und das hat ihn wohl veranlasst, den Moment der Verwandlung vor allem im übergriffigen Kuss zu sehen.
Hier noch eine weitere Ergänzung zu dieser Frage aus einem Interview mit Dame Gwynneth:
""Turandot is very vulnerable," she said. "She puts up this icy front to protect herself. When she sees Calaf, she feels something new inside her. She doesn't recognize love. So she tries to scare him. Like a Kabuki lion all puffed up with himself, she tries to mesmerize Calaf with her arms. Eventually she collapses, like a broken bird, trembling all over. After the kiss, one sees the ice melt."
https://www.nytimes.com/1995/01/29/art…of-revenge.html
Ich finde, dass man wirklich ein Finale braucht, um all das zuende zu führen.
Ich werde mir mal das Berio Finale anhören - es ist auf Spotify