Torsten Schürhoff (geb. 1980) - Klassische Musik heute

  • Torsten Schürhoff (geb. 1980) - Klassische Musik heute

    Hinweis:
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    Lionel - Für die Moderation -


    Hallo zusammen,

    mein Name ist Torsten Schürhoff. Ich spiele seit meinem 7. Lebensjahr ein Tasteninstrument (erst Keyboard, dann Orgel und Klavier) und komponiere seit meinem 14. Lebensjahr.

    Ich habe einen Youtube-Kanal ComposerTS

    https://www.youtube.com/user/ComposerTS

    auf dem man sich meine Kompositionen anhören kann. Ich möchte mich hiermit gerne vorstellen und meine Kompositionen zeigen. Feedback dazu ist herzlich willkommen.

    Ich komponiere hauptsächlich klassisch (d.h. der Epoche der Klassik entsprechend), habe aber auch einige spätromantische und filmmusikalische Kompositionen.

    Als kleine Auswahl meiner Werke möchte ich 3 Stücke präsentieren:

    Zum einen die sehr klassisch gehaltene 3. Symphonie in C-Dur

    https://www.youtube.com/watch?v=F5cOZ3aqceE

    (die restlichen Sätze gibt es auch auf Youtube).


    Mehr filmmusikalisch angehaucht ist das Trompetenkonzert in D-Dur

    https://www.youtube.com/watch?v=YCbPiHhSZlU


    Da ich hier in einem Klassikforum auch eine gewisse Vorkenntnis voraussetzen kann,


    möchte ich auch auf ein Streichquartett von mir hinweisen, das Streichquartett in d-Moll

    https://www.youtube.com/watch?v=YCbPiHhSZlU


    Feedback dazu ist herzlich willkommen.


    Alles Gute

    Torsten Schürhoff

  • Moin Torsten,

    darf ich fragen, warum Du komponierst? Machst Du das anstelle von Kreuzworträtsel lösen als Zeitvertreib Deiner selbst oder richtet sich Dein Komponieren an einen potenziellen Hörer, der Deine Werke mit Gewinn hören soll?

    Ich habs mit dem Kopfsatz des Trompetenkonzertes versucht. 2+2+2+2+2+2+2+ ... Takte. Gibt*s auch andere Phrasenlängen? Alleine diese Reihung von zweitaktigen Phrasen finde ich nach zwei Minuten sehr ermüdend, aber es geht dann ja noch sieben Minuten weiter ...

    Dein Thema ist schön, aber nach dem zehnten Hören in drei Minuten hat man es kapiert ... hör mal Klavierkonzerte von Mozart, wie intelligent hat Mozart seine Gedanken weitergesponnen, kontrastierende Gedanken dazu gestellt, den Holzbläsern mal einen Gedanken anvertraut ... Sonatenhauptsatzform war nicht Deine Absciht, oder? Die ist gut, um einen Satz mal über die Länge von knapp neun Minuten Deines Kopfsatzes zu tragen.

    Leider erfährt Dein Thema auch kaum Entwicklung, eigentlich nur Variation.

    Und die Musik ist bei dir (fast) nur Melodie plus Begleitung. Da gibt es keine interessanten Gegenstimmen oder rhythmisch abweichende Grundierungen. Irgendetwas, was dem Hörer nach dem zehnten Erklingen des Themas ein neues Futter für die Ohren gibt. Ein kleines Fugato in h-Moll über ein neues Thema in der MItte des Stückes, welches dann von der Trompete erst piano in tiefer Lage (fis-Moll?), dann strahlend in D-Dur übernommen wird, wäre die schiere Erlösung ...

    Im Thema ist der Sprung G - cis im Bass mit Blick auf die ansonsten sehr einfache Musik natürlich arg mutwillig und wird bestenfalls durch die Harmonik des dritten Einsatzes quasi posthum legitimiert, wo Du über Fis-Dur (Sextakkord, dann ais im Bass) nach h-Moll gehst, was sozusagen als Reminiszenz des seltsamen cis gehört werden kann.

    Also, um den Satz nochmal zu hören, passiert mir zu wenig.

    Irgendwie ist das unbestimmt-diffus festlich. Worauf Du mit der Musik hinaus willst, bleibt mir unklar.

    Darum nochmal die Frage: Warum komponierst Du? Falls nicht nur aus Zeitvertreib: Inwiefern soll Dein Hörer durch Deine Musik bereichert werden?

    Eigentlich wollte ich ja das Streichquartett hören. Aber da hast Du denselben Link wie beim Trompetenkonzert gesetzt. Passt irgendwie ...

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Es gibt ca. 7 Milliarden Menschen auf diesem Planeten. Und bei jedem Musikstück, Gemälde, Skulptur, Film, Buch etc. wird es ein paar von diesen 7 Milliarden Menschen geben, denen das gefällt, und ein paar, denen es nicht gefällt. Die Menschen sind nun mal verschieden und haben da auch unterschiedliche Geschmäcker.

    Mauerblümchen,

    ich schließe mal aus Deinen Ausführungen, dass Dir meine Stücke nicht gefallen. Das ist Dein gutes Recht, und ich wünsche Dir viel Spaß mit denjenigen Musikstücken, die Dir gefallen.

    Mit persönlich gefällt meine Musik, ja sie ist sogar... genauso wie ich das selber komponieren würde.

  • Es gibt ca. 7 Milliarden Menschen auf diesem Planeten. Und bei jedem Musikstück, Gemälde, Skulptur, Film, Buch etc. wird es ein paar von diesen 7 Milliarden Menschen geben, denen das gefällt, und ein paar, denen es nicht gefällt. Die Menschen sind nun mal verschieden und haben da auch unterschiedliche Geschmäcker.

    Mauerblümchen,

    ich schließe mal aus Deinen Ausführungen, dass Dir meine Stücke nicht gefallen. Das ist Dein gutes Recht, und ich wünsche Dir viel Spaß mit denjenigen Musikstücken, die Dir gefallen.

    Mit persönlich gefällt meine Musik, ja sie ist sogar... genauso wie ich das selber komponieren würde.


    Das macht ehrlich gesagt wenig Sinn. Du stellst hier Deine Musik vor und schreibst ausdrücklich, dass Feedback willkommen sei. Dann erhältst Du dieses Feedback (wenn auch ein negatives), gehst aber überhaupt nicht auf die darin gestellten Fragen und Einwände ein, sondern führst einfach an, dass Deine Musik Dir ja gefallen würde. Wenn der letztgenannte Aspekt der entscheidende Parameter ist: wieso stellst Du Deine Sachen dann überhaupt hier vor?

    Just for the record: ich habe gestern in Dein Trompetenkonzert und in den Anfang Deines Streichquartetts reingehört und teile Mauerblümchens Ausführungen weitgehend. Das Streichquartett finde ich marginal besser, aber generell fallen sowohl Schwächen in der Formgestaltung als auch der relativ krude Stilmix auf. Einiges klingt nach Wiener Klassik, die relativ üppige Verwendung von Sequenzen wiederum fast eher nach Vivaldi. Mir ist ehrlich gesagt nicht ganz klar, was solche Remineszenzen an die Vergangenheit bringen sollen - das Finden eines eigenen zeitgemäßen Stils (auf der Basis eines solide erlernten Handwerks) würde ich für erstrebenswerter halten.

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Ich schließe aus Mauerblümchens Ausführungen, dass ihm meine Musik nicht gefällt. Das ist wie gesagt sein gutes Recht.

    Sein intellektuelles Argument ist, WENN ich dies das und jenes machen würde... DANN würde ihm das Stück vielleicht gefallen.

    Das ist aber als Komponist gar nicht meine Absicht. Meine tatsächliche kompositorische Absicht habe ich in der Komposition bereits verwirklicht. Ich wollte das genauso komponieren und HABE das auch genauso komponiert. Ich habe das ausgedrückt, was ich ausdrücken wollte.

    Der allererste Antwortpost hier im Forum war meiner Meinung nach extrem beleidigend, deshalb bin ich da nicht näher auf die Details eingegangen.

    Warum poste ich hier im Forum?

    Weil ich meine Musik gerne teilen möchte. Ich weiß nicht, wieviele aktive Mitglieder das Forum momentan hat. Es ist allerdings durchaus im Bereich des Möglichen, dass es einige von diesen Mitgliedern gibt, die meine Musik total toll finden und sehr dankbar dafür sind, dass ich mich hier bemerkbar mache.

    Es ist denke ich wichtig, sich erstmal diese Grundtatsachen zu vergegenwärtigen, bevor irgendwelche Detaildiskussionen beginnen.

  • Sein intellektuelles Argument ist, WENN ich dies das und jenes machen würde... DANN würde ihm das Stück vielleicht gefallen.

    Das ist aber als Komponist gar nicht meine Absicht. Meine tatsächliche kompositorische Absicht habe ich in der Komposition bereits verwirklicht. Ich wollte das genauso komponieren und HABE das auch genauso komponiert. Ich habe das ausgedrückt, was ich ausdrücken wollte.


    Es geht hier m. E. nicht um Geschmack, sondern darum, dass Deine Musik relativ spannungsarm ist und dass man dies auf handwerkliche Mängel (vor allem in der Formgestaltung) zurückführen kann.

    Der allererste Antwortpost hier im Forum war meiner Meinung nach extrem beleidigend, deshalb bin ich da nicht näher auf die Details eingegangen.


    Ich fand das nicht beleidigend, sondern sachlich und ehrlich. Du wolltest doch Feedback - durften das nur Lobeshymnen sein?

    Warum poste ich hier im Forum?

    Weil ich meine Musik gerne teilen möchte. Ich weiß nicht, wieviele aktive Mitglieder das Forum momentan hat. Es ist allerdings durchaus im Bereich des Möglichen, dass es einige von diesen Mitgliedern gibt, die meine Musik total toll finden und sehr dankbar dafür sind, dass ich mich hier bemerkbar mache.


    Etwas zugespitzt formuliert: Du suchst nach Bestätigung und Anerkennung.

    Das hatten wir hier im Forum bereits mehrfach: Hobby-Komponisten stellen (ihre meist in Anlehnung an ältere Stile gefertigten) Stücke ein und geraten dann in freudige Erwartung auf ein positives Feedback. Das kann aber kaum klappen, denn gerade wenn man sich an ältere Stile anlehnt, ist uns allen doch die meisterhafte Beherrschung dieser Stile durch die klassische Musikliteratur gegenwärtig. Gegen Mozart und Beethoven kann man halt nur abstinken, und selbst auf das Niveau z. B. eines Clementi muss man erstmal kommen. Da dann bei den Hobby-Komponisten häufig auch noch handwerkliche Schulung fehlt, geht das Vorhaben nicht auf und die Enttäuschung ist vorprogrammiert.

    Das soll es von mir dann aber zu diesem Thema gewesen sein. Wenn Leute hier Deine Stücke toll finden, dann mögen sie das natürlich gerne tun und das auch gerne schreiben.

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • und selbst auf das Niveau z. B. eines Clementi muss man erstmal kommen.

    Das ist noch etwas untertrieben. Clementi war immerhin ein von Beethoven verehrter Meister. Meiner bescheidenen Einschätzung nach ist Clementi ist eindeutig ein erstklassiger Komponist aber steht natürlich etwas im Schatten Beethovens, so wie Martinu im Schatten Bartóks, Strawinskis und des russischen Doppelpacks steht. Für Kritik war er sicher empfänglicher als so mancher Meister unserer Tage...

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Ich möchte mich hiermit gerne vorstellen und meine Kompositionen zeigen. Feedback dazu ist herzlich willkommen.

    Feedback wurde gegeben. Ich hatte nicht den Eindruck, dass es willkommen gewesen wäre. Schon gar nicht herzlich.

    Ich komponiere hauptsächlich klassisch (d.h. der Epoche der Klassik entsprechend)

    Ich habe nur den Kopfsatz des Trompetenkonzertes gehört. Vielleicht ist der ja nicht repräsentativ. Aber welche Aspekte davon sind klassisch? Weder die Form noch die Harmonik noch die Melodik noch die Rhythmik konnte ich irgendwie mit "klassisch" identifizieren. Am ehesten kam mir die Musik wie eine Stilkopie spätbarocker Vorbilder (englisch?) vor. Wobei das diesen Vorbildern auch nicht gerade zur Ehre gereicht.

    Mauerblümchen,

    ich schließe mal aus Deinen Ausführungen, dass Dir meine Stücke nicht gefallen.

    Richtig geschlossen.

    Das ist Dein gutes Recht, und ich wünsche Dir viel Spaß mit denjenigen Musikstücken, die Dir gefallen.

    Habe ich. Oder auch nicht - beim Musikhören geht es mir nicht primär um "Spaß". Denk mal an den Tristan, an Beethovens op. 131, an Mozarts Requiem ... hörst Du das, um "Spaß" zu haben? Es geht auch nicht ums Gefallen. Hier geht es einfach um Handwerk. Das wäre auch so, wenn mir die Stücke gefielen. - Ungefähr so, wie ein Koch auch dann die handwerkliche Qualität einer Fischsuppe einschätzen kann, wenn er keine Fischsuppe mag.

    Mit persönlich gefällt meine Musik, ja sie ist sogar... genauso wie ich das selber komponieren würde.

    Ist das nun das Thema von Selbstbild versus Fremdbild oder einfach das Fehlen jeglicher Maßstäbe mangels entsprechender Erfahrung und Unterweisung?

    Es gibt den quasi angeborenen, naiven Geschmack ("Mir schmeckt Schokoladenpudding gut/nicht gut") und den geschulten Geschmack ("der 1976er Château Cheval Blanc hat besser eingebundene Tannine als der 1977er"). Ich finde leider weder in der Musik noch in Deinen Worten irgendwelche Anzeichen, die auf einen geschulten Geschmack hinweisen.

    "Jedem Narr gefällt sei' Kapp' " sagt man in Rheinhessen. Dagegen ist ja nichts einzuwenden. Dann weiter viel Spaß beim Kom-ponieren (com-ponere = zusammensetzen). Aber frag doch mal einfach einen Kompositionslehrer. Für Geld sagt der vielleicht nette Dinge und verpackt seine Kritik so, dass Du in der Lage bist, sie anzunehmen und Dich damit auseinanderzusetzen.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Das ist noch etwas untertrieben. Clementi war immerhin ein von Beethoven verehrter Meister. Meiner bescheidenen Einschätzung nach ist Clementi ist eindeutig ein erstklassiger Komponist aber steht natürlich etwas im Schatten Beethovens, so wie Martinu im Schatten Bartóks, Strawinskis und des russischen Doppelpacks steht. Für Kritik war er sicher empfänglicher als so mancher Meister unserer Tage...


    Ich stimme Dir voll und ganz zu. Ich wollte auch keinesfalls das Können von Clementi kleinreden, sondern lediglich ein Beispiel für einen Namen aus der vermeintlich zweiten Reihe geben. Selbst ein sehr versierter Kompositionsstudent wird vermutlich viel Anstrengung unternehmen müssen, um eine Sonatine im Clementi-Stil zu verfassen, die halbwegs an das Niveau von Clementi heranreicht.

    Das erinnert mich an eine Aussage von Ligeti. Er sagte mal, dass er natürlich im Stil von Mozart und Beethoven komponieren könne, dass er dabei aber nicht das Niveau ihrer Werke erreichen würde. Er meinte dann auch noch, dass das ein sinnloses Unterfangen sei, da man seinen Versuchen so oder so das Unechte, das Nicht-Authentische anhören würde - ungefähr so, wie wenn man einen Neubau im Stil eines Altbaus errichten würde.

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Ich stimme Dir voll und ganz zu. Ich wollte auch keinesfalls das Können von Clementi kleinreden, sondern lediglich ein Beispiel für einen Namen aus der vermeintlich zweiten Reihe geben.

    Ich hatte das ohnehin vermutet, aber meine Zuneigung zu Clementis Musik (auch den Symphonien) lässt mich da manchmal etwas pedantisch werden.
    Deinem zweiten Absatz stimme ich natürlich auch zu. Diese Stilkopien, wie sie es heutzutage ja auch zahlreich auf CD schaffen, beeindrucken mich nicht. Außer es sind so tongue-in cheek Produkte wie Prokofieffs Klassische.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Ich zitiere mich mal selbst:

    "Mehr filmmusikalisch angehaucht ist das Trompetenkonzert in D-Dur"

    Meine kompositorische Absicht beim Trompetenkonzert war folgende: Es gibt viel Filmmusik aus den 80er und 90er Jahren, die zwar sehr schöne Musikschnipsel hat, meistens aber sehr kurz ist. Beim Trompetenkonzert war es meine Absicht, die grundlegenden Melodien von Filmmusiken mit einer klassischen Struktur zu verbinden, in diesem Fall der eines klassischen Solokonzerts. Die Melodien sind also eher filmmusikalisch, der strukturelle Unterbau eher klassisch.

    Feedback ist durchaus willkommen. Was ich bisher herausgezogen habe, ist dass sowohl Mauerblümchen als auch Symbol "spannungsreichere" Musik bevorzugen, die mit viel "Technik" gespickt sein muss, damit sie gefällt. Habe ich das in etwa richtig verstanden?

    Wie gefallen Euch z.B. zeitgenössische Meditations-CDs? Das ist auch durchaus Musik, wird gut verkauft, entspricht aber vermutlich nicht Eurem Musikgeschmack.

    Meine Musik ist da in der Mitte, nicht so "spannungsarm" wie Meditations-CDs, nicht so "spannungsreich" wie z.B. ein atonales, dissonantes Stück.

    Beim Trompetenkonzert war eher das Schwelgen in den Melodien und Spielfreude im Vordergrund und nicht so sehr "Technik." Man kann z.B. argumentieren, dass die Durchführungen im Mozarts Klavierkonzerten, wenn man den Aspekt der motiv-thematischen Arbeit nimmt, eher mau ausfallen. Da könnte man mit den Melodien viel mehr "arbeiten" wenn man wollte. Natürlich passen die Durchführungen insgesamt sehr gut in die Konzerte, erfüllen aber bestimmte "Erwartungen" nicht.

    Was ich damit sagen will ist, dass bei der Perzeption eines Musikstückes auch sehr die subjektiven Erwartungen des Hörers eine Rolle spielen.

    Ich persönlich mag klassische Musik, weil dort "alles mit Maß" passiert. Die ganzen Temperamente und Empfindungen sind vorhanden, aber balanciert und nicht so aufdringlich wie sie es später in der Romantik sind. Eine Haydn-Symphonie z.B. überschreitet beim Gefühlsausdruck niemals ein gesundes, balanciertes Maß, was mir persönlich sehr gut gefällt.

    Wenn es etwas "spannungsreichere" Stücke sein dürfen, da ist z.B. der 4. Satz des Streichquartetts:

    https://www.youtube.com/watch?v=CwPamB78XKw

    wobei natürlich auch hier eine Kunstästhetik wie z.B. bei Haydn vorherrscht.

    Ebenfalls sehr spannungsreich sind die "Beethoven-Variationen", ein Variationensatz für Klavier über das Hauptthema aus Beethovens 5. Symphonie, 1. Satz (g-g-g-es)

    Insbesondere die 5. Variation sowie der Anfang der Coda sind sehr konfliktbeladen, was sich dann allerdings auflöst:

    https://www.youtube.com/watch?v=XcP7IC3OVvA
    https://www.youtube.com/watch?v=rd__I6M597Q
    https://www.youtube.com/watch?v=8VWJL0l0Tks
    https://www.youtube.com/watch?v=WPM07fCrf5M

  • Feedback ist durchaus willkommen. Was ich bisher herausgezogen habe, ist dass sowohl Mauerblümchen als auch Symbol "spannungsreichere" Musik bevorzugen, die mit viel "Technik" gespickt sein muss, damit sie gefällt. Habe ich das in etwa richtig verstanden?


    Ich bevorzuge vor allem Musik, die das erfüllt, was sie verspricht. Du hast den Anspruch formuliert, "klassische Musik heute" zu schreiben, das kam ja nicht von mir (oder von Mauerblümchen). Also messe ich Deine Stücke an diesem Anspruch.

    Wie gefallen Euch z.B. zeitgenössische Meditations-CDs?


    Zum Meditieren mögen die brauchbar sein. Ich sehe allerdings den Zusammenhang nicht ganz, da die Musik auf diesen CDs häufig nicht in der "klassischen" (also europäisch kunstmusikalischen) Tradition stehen und der formulierte Anspruch ja gerade "klassische Musik heute" lautete.

    Meine Musik ist da in der Mitte, nicht so "spannungsarm" wie Meditations-CDs, nicht so "spannungsreich" wie z.B. ein atonales, dissonantes Stück.


    Es muss ja nicht gleich atonal oder dissonant sein, mir würde schon das Spannungsniveau einer Sonatine von Clementi (s.o.) oder Kuhlau zunächst genügen.

    Man kann z.B. argumentieren, dass die Durchführungen im Mozarts Klavierkonzerten, wenn man den Aspekt der motiv-thematischen Arbeit nimmt, eher mau ausfallen. Da könnte man mit den Melodien viel mehr "arbeiten" wenn man wollte. Natürlich passen die Durchführungen insgesamt sehr gut in die Konzerte, erfüllen aber bestimmte "Erwartungen" nicht.


    Bist Du sicher, dass eine Mozart-Stilkritik im Rahmen Deiner Möglichkeiten liegt? Das ist nicht böse gemeint, aber man sollte sich schon überlegen, an wem oder was man sich abarbeitet.

    Jetzt sollte ich mich aber wohl wirklich an meine eigene Maßgabe halten, mich aus dieser Diskussion zurückzuziehen...

    LG :wink:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Symbol hat recht. Jetzt ist der Komponist im Rechtfertigungsmodus, was die Diskussion nicht erleichtert. Sei's drum:

    Was ich bisher herausgezogen habe, ist dass sowohl Mauerblümchen als auch Symbol "spannungsreichere" Musik bevorzugen, die mit viel "Technik" gespickt sein muss, damit sie gefällt. Habe ich das in etwa richtig verstanden?

    Nö. ich wünsche mir einfach, dass ich beim Musikhören nicht dauernd wahrnehme, wie schlecht das handwerklich gemacht ist. Das stört mein Hörvergnügen empfindlich. Vielleicht kennst Du Dich im Fußball besser aus: Das Zusehen macht mehr Spaß, wenn die Pässe überwiegend ankommen. Oder wenn nicht neun Minuten hintereinander immer wieder derselbe Spielzug mit demselben Fehler an derselben Stelle gespielt wird. Wer nichts von Fußball versteht, mag es ja bereits unterhaltend finden, wenn 22 Männer einem einzigen Ball hinterherlaufen und mal die mit dem roten Trikots den Ball haben und mal die mit den weißen Trikots.

    Es gibt viel Filmmusik aus den 80er und 90er Jahren, die zwar sehr schöne Musikschnipsel hat, meistens aber sehr kurz ist. Beim Trompetenkonzert war es meine Absicht, die grundlegenden Melodien von Filmmusiken mit einer klassischen Struktur zu verbinden,

    Was ist denn die "klassische Struktur", die Du im Kopfsatz des Trp-Konzertes verwendet hast? Kannst Du die benennen?

    Beim Trompetenkonzert war eher das Schwelgen in den Melodien und Spielfreude im Vordergrund

    Wieso steht "Melodien" in der Mehrzahl?

    Ich persönlich mag klassische Musik, weil dort "alles mit Maß" passiert. Die ganzen Temperamente und Empfindungen sind vorhanden, aber balanciert und nicht so aufdringlich wie sie es später in der Romantik sind. Eine Haydn-Symphonie z.B. überschreitet beim Gefühlsausdruck niemals ein gesundes, balanciertes Maß, was mir persönlich sehr gut gefällt.

    ich weiß nicht, was ein gesundes, balanciertes Maß ist. Doch ich behaupte, dass nur aus der Rückschau der emotionale Radius einer Haydn-Sinfonie enger wahrgenommen werden könnte als bei einer Sinfonie von Schumann. Das ist aber ein vergleichendes Geschichtsbild. Und ob bspw. in Klaviersonaten von C. Ph. E. Bach niemals ein "gesundes, balanciertes Maß" (was immer das sein soll) überschritten wird, könnte Gegenstand interessanter Diskussionen sein. Ich finde z. B. den Kopfsatz von Haydns Sinfonie Nr. 83 g-Moll nicht weniger erregend als den Kopfsatz von Schumanns 4. Sinfonie. Dass Haydn andere, uns weniger extrem erscheinende Mittel einsetzt als Schumann, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Emotionen wohl auf demselben Level sind.

    Oder meinst Du, Haydn hätte emotional weniger zu bieten als Schumann?

    Im Übrigen meine ich, dass auch ein klassischer Komponist niedrigeren Bekanntheitsgrades bemerkt hätte, dass "das Maß" voll sei, wenn dreimal hintereinander dieselbe Melodie mit nur unwesentlicher Veränderung erklingt. Bei Dir erklingt dieselbe Melodie viel öfter hintereinander ...

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Beim Trompetenkonzert war es meine Absicht, die grundlegenden Melodien von Filmmusiken mit einer klassischen Struktur zu verbinden, in diesem Fall der eines klassischen Solokonzerts. Die Melodien sind also eher filmmusikalisch, der strukturelle Unterbau eher klassisch.

    Leider muss ich meinen Vorrednern zustimmen: die Struktur ist NICHT klassisch. Es passiert zu wenig, was überhaupt eine "Struktur" hervorbringen könnte: Entwicklung, Kontraste, Variation, Wiederholung ...

    Und für "Filmmusik" haben sich doch auch andere Standards an melodischem bzw harmonischem Reichtum etabliert, nicht zu reden von orchestertechnischem Raffinement (Klangfarben).

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • Ist das nun das Thema von Selbstbild versus Fremdbild oder einfach das Fehlen jeglicher Maßstäbe mangels entsprechender Erfahrung und Unterweisung?

    Ich tippe auf: beides. Wäre ja vielleicht mal interessant, wenn die "Komponisten", die hier ihre Stücke einstellen, jeweils die Stücke ihrer Kollegen besprechen würden.

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • Wie gefallen Euch z.B. zeitgenössische Meditations-CDs?

    gibt sone und solche. manchmal geht die relative "Spannungsarmut" mit klanglicher Perfektion einher, oft auch nicht, manchmal gibts sogar richtig schöne, minimalistische Strukturen.

    Beim Trompetenkonzert war eher das Schwelgen in den Melodien und Spielfreude im Vordergrund und nicht so sehr "Technik."

    hm. "Spielfreude" im "klassischen" Konzert ist eigentlich undenkbar ohne die exhibitionistische Freude an der virtuosen Instrumentaltechnik. Soll heißen: im Konzert (als Form) zeigt u.a. der Solist, was er kann - natürlich in musikalisch ausdrucksvollem Rahmen. Es gab natürlich schon früh Kritik am reinen "leeren" Virtuosenkonzert, aber auch die Vertreter der eher "symphonischen" Richtung des Konzertes haben mit technischer Brillanz im Part des Solisten nicht so gegeizt.

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • " Ich finde z. B. den Kopfsatz von Haydns Sinfonie Nr. 83 g-Moll nicht
    weniger erregend als den Kopfsatz von Schumanns 4. Sinfonie. Dass Haydn
    andere, uns weniger extrem erscheinende Mittel einsetzt als Schumann,
    darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Emotionen wohl auf demselben
    Level sind.
    Oder meinst Du, Haydn hätte emotional weniger zu bieten als Schumann?"


    Ich muß mich noch etwas mit dem Art, wie die Zitatfunktion hier im Forum funktioniert, auseinandersetzen.

    Was ich sagen möchte ist, dass mir gerade Haydns Art des emotionalen Ausdrucks sehr gut gefällt und ich dies als ein "inneres" Wesensmerkmal klassischer Musik ansehe. Nämlich dass man mit weniger ausufernder Emotionalität (im Vergleich zu den späteren Romantikern) doch genug sagen und ausdrücken kann.

    Wieso steht "Melodien" in der Mehrzahl?

    Also zunächst mal, das Trompetenkonzert hast Du vermutlich in den falschen Hals gekriegt. Vielleicht ist gar keine meiner Kompositionen für Dich interessant, vielleicht auch ganz andere. Das Streichquartett ist wesentlich klassischer, und gerade der 1. und 4. Satz in Moll haben ihre Konflikte. Aber eben wie z.B. bei Hob. I-83 oder bei KV 183 in einem klassischeren Ausdruckrahmen.

    Die Struktur des 1. Satzes des Trompetenkonzerts ist die des klassischen Solokonzerts mit Sonatenhauptsatzform, erst Orchesterexposition, bei der das Seitenthema in der Tonika verbleibt, dann leicht veränderte Wiederholung mit Soloinstrument, Durchführung, Reprise, Solokadenz, Coda.

    Hier ist mal der Beginn einer formalen Aufschlüsselung:

    0-17s Thema
    18s-36s Thema wird eine Oktave höher wiederholt
    37s- 1:04 ein Seitenthema zum eigentlichen Thema
    1:05- 1:21 1. Thema wird wiederholt, schwenkt dann überraschend auf Moll um

    Diese Mini-Struktur AABA ist filmmusikalisch angelehnt an welches Vorbild?
    Richtig, Titelmelodie von Raumschiff Voyager.

    1:22 2. Thema, in der Tonika
    1:49 - 2:02 Ein weiteres Seitenthema für das 2. Thema, eine Beschleunigung die zur Schlussgruppe führt
    2:03 - 2:12 Als Schlussgruppe der Orchesterexposition erscheint das 1. Thema erneut, wird dann überraschend verlangsamt

    2:13 - 2:36 Auftritt Trompete als Soloinstrument (auch wenn ich sie vorher schon hie und da eingesetzt habe)

    Sie beginnt nicht mit dem 1. Thema, auch nicht mit dem 2. Thema, sondern stimmt überraschend ein 3. Thema an

    2:37 - 2:46 3. Thema wird wiederholt
    2:47- 2:56 Nachdem das 3. Thema etwas getragen, langsamer war, folgt nun eine Beschleunigung, die man bisher auch noch nicht gehört hatte
    2:57- 3:19 1 Thema, diesmal mit Trompete. Die Melodie nimmt auch einen komplett anderen Verlauf als bisher und moduliert nach A-Dur

    3:20 Das 2. Thema erscheint, diesmal mit Trompete
    3:49 Es erscheint wieder die Beschleunigung, die schon bei 1:49 auftrat
    4:00 Instrumentalexposition endet mit der Schlussgruppe, die wieder das abgewandelte 1. Thema ist. Das hat Mozart hin und wieder auch gerne gemacht, um an das 1. Thema zu erinnern.

    4.04 Durchführung beginnt, mit einem neuen 4. Thema
    4:19 Starke Moduldationen eines Seitenthemas beginnen
    4:39 3. Thema erscheint in As-Dur
    etc.

    Der Rest sei hier dem geneigten Leser als Hausaufgabe überlassen. Aber es möge ausreichen, um aufzuzeigen, dass in der Taten MELODIEN (Plural) vorkommen, auch wenn diese, wie z.B. bei Beethovens Pastorale, ineinanderfließen.

  • Wäre ja vielleicht mal interessant, wenn die "Komponisten", die hier ihre Stücke einstellen, jeweils die Stücke ihrer Kollegen besprechen würden.


    Ich habe hier ja auch schon was eingestellt...

    ...und mir gefällt der 1. Satz des Streichquartetts von ComposerTS ebenfalls nicht! :D Das Trompetenkonzert habe ich mir noch nicht angehört.

    Konkret klingt mir das ganze viel zu gleichförmig, was u. a. auf die ständige Präsenz des Hauptthemas (auch im Seitensatz) - zurückzuführen ist, ein kontrastierendes Seitenthema fehlt. Dazu kommt die im großen und ganzen gleichbleibende Lautstärke, es fehlt an Spannungsunterschieden.
    Auch enthält der Satz sehr viele Quintfallsequenzen (also Wendungen wie zB Dm - Gm - C - F), das nutzt sich sehr schnell ab!

    Und hier noch 2 Details:

    1. Dein Seitensatz , der bei 1m30s beginnt, fängt in a-moll an. Nach dem ersten A-Moll-Akkord wechselst du dann aber gleich wieder (über die Zwischendominante A7 ) in die Grundtonart D-moll zurück, die du doch gerade verlassen hattest (und dann machst Du mit G7 - C eine deiner beliebten Quintfallsequenzen daraus... :pfeif: ). Es klänge aber sehr viel besser (und "authentischer"), wenn Du die neue Tonart A-Moll erst einmal stabilisieren würdest, zB nach A-moll mit der Dominante E-Dur (evtl auch als Dominantseptakkord) weitermachen würdest.


    2. In der Einleitung hast Du bei 19s in der ersten Geige die Tonfolge D-F-A, in Unterstimmen gleichzeitig den Akkord Gis-D-F mit Gis als Basston, also einen Verminderten Dreiklang. Das A in der ersten Geige klingt aber in diesem Zusammenhang nicht gut (man empfindet es als "falschen Ton") , da es sich mit dem Gis im Bass beißt.


    Allgemein würde Dir empfehlen, mal ein wenig Kompositionsunterricht zu nehmen - kann nur nützen!

    zwischen nichtton und weißem rauschen

  • zum Trompetenkonzert:
    Der Filmmusikstil und die Anleihen aus der klassischen Musik geraten doch manchmal so aneinander, dass es unfreiwillig komisch wirkt. Das betrifft besonders die "coolen" harmonischen Wendungen aus der Filmmusik, da sie manchmal - wenn sich so etwas wie eine klassische Umgebung zu etablieren scheint - wie Fehler wirken, und die "klassischen" harmonischen Wendungen, die vor der Solisten-Kadenz furchtbar verzopft wirken.
    Immerhin ist es der Versuch, zwei Sphären, die sehr weit auseinander liegen, in eine Synthese zu zwingen. Die sich ergebenden Probleme wurden aber meines Erachtens nicht erkannt und daher auch nicht gelöst.

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

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