Antonín Dvořák: Klaviertrio Nr. 3 f-Moll, Op. 65
Dvořák komponierte sein nach neuer Zählung drittes Trio für Klavier, Violine und Violoncello op. 65 Anfang 1883 binnen zweier Monate, wobei dies für ihn eine vergleichsweise lange Bearbeitungszeit bedeutete. Die Uraufführung der überarbeiteten Fassung mit dem Komponisten am Klavier, dem Geiger Ferdinand Lachner und dem Cellisten Alois Neruda fand am 27. Oktober 1883 in Mladá Boleslav nordöstlich von Prag statt.
Das Werk hat vier Sätze:
Allegro ma non troppo
Allegretto grazioso
Poco adagio
Finale. Allegro con brio
Der ansonsten selbstkritische Komponist stellte nach ersten Proben des Werks in der ersten Fassung zufrieden fest: “Es klingt famos - kein Takt zuviel oder zuwenig!” Trotz dieser positiven Einschätzung arbeitete Dvořák das Trio bis zum Herbst 1883 grundlegend um, was die Reihung der Mittelsätze betraf, aber auch Kürzungen, Uminstrumentierungen, harmonische und melodische Eingriffe. Im Resultat liegen zwei eigenständige Fassungen vor, wobei die überarbeitete Version die deutlich häufiger aufgeführte ist. Ich kenne die Urfassung nicht und habe auch keine Aufnahme gefunden.
Auffällig ist der ernste Ton des Werkes und das - bis auf vielleicht das Zwei gegen Drei des Allegrettos - Fehlen slawischer Elemente. Das Klaviertrio wird oft als das Brahms’ Musik am nächsten stehende Werk Dvořáks bezeichnet. Parallelen werden dabei z. B. zum Klavierquintett von Brahms gezogen, das ja auch in f-Moll steht.
Für den neuen Tonfall werden manchmal biographische Gründe genannt - Dvořáks Mutter starb 1882. Allerdings lässt sich eine Abkehr vom slawischen Idiom schon im Streichquartett Op. 61 erkennen. Auch im symphonischen Bereich wird das beim Vergleich zwischen den Symphonien Nr. 6 und Nr. 7 sehr deutlich.
Der Wandel wird allgemein gern damit erklärt, dass zunehmende Feindseligkeiten zwischen deutscher und tschechischer Bevölkerung in Böhmen auch in Wien zu Antipathie gegenüber allem Tschechischen führten und damit der Druck auf Dvořák wuchs, das Slawische in seinen Kompositionen nicht mehr zu betonen, obwohl ja gerade dies wenige Jahre zuvor mit etwa den Slawischen Tänzen für ihn den kommerziellen Durchbruch gebracht hatte.
Seitens Eduard Hanslicks, der zusammen mit Brahms Dvořáks künstlerische Reputation und auch finanzielle Sicherheit gefördert hatte, kam 1882 der Rat, sich “recht ernstlich und liebvoll mit guter deutscher Poesie bekannt” zu machen, um entsprechende Vokalwerke schaffen zu können, und sich zur Förderung seiner künstlerischen Entwicklung und seiner Erfolge für zwei Jahre "fernab von Prag" zurückzuziehen.