Fauré: Pénélope - Oper Frankfurt, 17.01.2020
Es ist immer wieder spannend, eine noch ganz unbekannte Oper das erste Mal auf der Bühne zu erleben. Fauré ist ein Komponist, den ich aufgrund seiner kammermusikalischen Werke, seiner Lieder und natürlich seines Requiems sehr schätze. Und so war ich wirklich neugierig auf seine "Pénélope", die eine absolute Rarität auf den heutigen Spielplänen darstellt. Zu Unrecht, wie ich nach Besuch dieser Aufführung sagen kann. Musikalisch hat Fauré hier einen ganz eigenen Stil entwickelt, der sich sowohl vom dem seines Lehrers und Freundes Saint-Saëns unterscheidet wie auch von Debussys "Pelléas" und Dukas' "Ariane". Interessanterweise habe ich mich an der einen oder anderen Stelle an den "Tristan" erinnert gefühlt. Auf jeden Fall eine Oper, die ich mir öfter aufgeführt wünsche.
Zur Besetzung und Inszenierung hat Gurnemanz schon einiges geschrieben, das ich nicht wiederholen muss:
Paula Murrihy in der Titelrolle und Eric Laporte als Ulysse ragten aus einem durchweg guten Ensemlble heraus und wurden zu Recht mit viel Beifall bedacht. Die Inszenierung von Corinna Tetzel hat mir sehr gut gefallen, eine exzellente Personenregie, zeitgenössisiche Business-Outfits der Freier und ein reduziertes, ästhetisch ansprechendes Bühnenbild, das durch maßvolle Video-Einblendungen ergänzt wurde, nichts lenkte vom Wesentlichen ab. Ich stelle immer wieder fest, dass ich diese Art von Produktion viel mehr mag als die mit hinzuerdachten Rahmenhandlungen, ständigen Video-Einspielungen und Referenzen an alles mögliche überfrachteten Inszenierungen à la Warlikowski, die eine Konzentration auf Musik und eigentliche Handlung kaum noch möglich machen. Eine interessante Idee war es, Pénélope das Leichentuch, an dem sie webt und das sie in jeder Nacht wieder auftrennt, als Kleid am eigenen Körper tragen zu lassen. Ebenfalls stimmig fand ich, dass sie sich am Ende einer Rückkehr in die alte Rolle als fremdbestimmte Ehefrau verweigert. Die musikalische Leitung hatte an dem Abend der junge Dirigent Takeshi Moriuchi, der kurzfristig für die erkrankte GMD Joana Mallwitz einsprang. Ich kannte ihn schon von der Frankfurter "Manon Lescaut". Am Anfang glaubte ich ein paar Wackler im Orchester zu hören, aber da mir das Werk völlig unbekannt war, kann ich mir dazu kein Urteil anmaßen. Die Aufführung wurde aufgezeichnet und wird bei Oehms auf CD erscheinen. Schade, dass es keine Video-Aufzeichnung gibt, mir Opern nur anzuhören bringt mir leider nichts.
Es gibt noch eine weitere Vorstellung am 23. Januar, ich kann einen Besuch nur wärmstens empfehlen.