Operntelegramm Saison 2019/20

  • Fauré: Pénélope - Oper Frankfurt, 17.01.2020

    Es ist immer wieder spannend, eine noch ganz unbekannte Oper das erste Mal auf der Bühne zu erleben. Fauré ist ein Komponist, den ich aufgrund seiner kammermusikalischen Werke, seiner Lieder und natürlich seines Requiems sehr schätze. Und so war ich wirklich neugierig auf seine "Pénélope", die eine absolute Rarität auf den heutigen Spielplänen darstellt. Zu Unrecht, wie ich nach Besuch dieser Aufführung sagen kann. Musikalisch hat Fauré hier einen ganz eigenen Stil entwickelt, der sich sowohl vom dem seines Lehrers und Freundes Saint-Saëns unterscheidet wie auch von Debussys "Pelléas" und Dukas' "Ariane". Interessanterweise habe ich mich an der einen oder anderen Stelle an den "Tristan" erinnert gefühlt. Auf jeden Fall eine Oper, die ich mir öfter aufgeführt wünsche.

    Zur Besetzung und Inszenierung hat Gurnemanz schon einiges geschrieben, das ich nicht wiederholen muss:

    Operntelegramm Saison 2019/20

    Paula Murrihy in der Titelrolle und Eric Laporte als Ulysse ragten aus einem durchweg guten Ensemlble heraus und wurden zu Recht mit viel Beifall bedacht. Die Inszenierung von Corinna Tetzel hat mir sehr gut gefallen, eine exzellente Personenregie, zeitgenössisiche Business-Outfits der Freier und ein reduziertes, ästhetisch ansprechendes Bühnenbild, das durch maßvolle Video-Einblendungen ergänzt wurde, nichts lenkte vom Wesentlichen ab. Ich stelle immer wieder fest, dass ich diese Art von Produktion viel mehr mag als die mit hinzuerdachten Rahmenhandlungen, ständigen Video-Einspielungen und Referenzen an alles mögliche überfrachteten Inszenierungen à la Warlikowski, die eine Konzentration auf Musik und eigentliche Handlung kaum noch möglich machen. Eine interessante Idee war es, Pénélope das Leichentuch, an dem sie webt und das sie in jeder Nacht wieder auftrennt, als Kleid am eigenen Körper tragen zu lassen. Ebenfalls stimmig fand ich, dass sie sich am Ende einer Rückkehr in die alte Rolle als fremdbestimmte Ehefrau verweigert. Die musikalische Leitung hatte an dem Abend der junge Dirigent Takeshi Moriuchi, der kurzfristig für die erkrankte GMD Joana Mallwitz einsprang. Ich kannte ihn schon von der Frankfurter "Manon Lescaut". Am Anfang glaubte ich ein paar Wackler im Orchester zu hören, aber da mir das Werk völlig unbekannt war, kann ich mir dazu kein Urteil anmaßen. Die Aufführung wurde aufgezeichnet und wird bei Oehms auf CD erscheinen. Schade, dass es keine Video-Aufzeichnung gibt, mir Opern nur anzuhören bringt mir leider nichts.

    Es gibt noch eine weitere Vorstellung am 23. Januar, ich kann einen Besuch nur wärmstens empfehlen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Fr., 24. Jänner 2020: WIEN (Staatsoper): Richard Strauss, Salome

    Derzeit kann man sich des Wiener Kultur-Überangebots der Salome kaum erwehren – aber die Produktion im Theater an der Wien wird von mir trotz der grandiosen Marlis Petersen ignoriert, denn eine Orchesterfassung, die die Anzahl der Musiker von über 100 auf knapp die Hälfte reduziert, höre ich mir auch nicht an, wenn man mit 50 Euro drauflegt. (Wem ist denn dieser Blödsinn eingefallen? Typisch Theater an der Wien!)

    Insofern habe ich mir heute wieder einmal die Staatsopern-Salome angehört. Nein, das war heute keine solide Repertoireaufführung, das war eine insgesamt indiskutabel. Ich hätte auf den Freund hören sollen, der mir am Montag „W A R N U N G vor der Salome“ schrieb… Naja, im nachhinein ist man immer gescheiter.

    Aber nicht alles war schlecht, und die vergleichsweise beste Leistung kam von Michael Volle – ich bin nicht unbedingt ein Fan seiner etwas langweiligen, eindimensionalen Stimme, aber der Jochanaan IST ja auch ein eindimensionaler Charakter, das haut hin! Dass er zwischendurch mal zu früh einsetzte, sich nicht exakt an den Notentext hielt – geschenkt! Insgesamt passte seine Leistung. Ebenfalls in Ordnung war die Salome von Lise Lindstrom: Ja, die Stimme ist nicht schön, ihr Gesang entbehrt einer durchgehenden Linie (sie setzt die Töne großteils dorthin, wo sie hingehören, aber halt auch nicht mehr), die Stimme hat kein tiefes Fundament, aber immerhin war’s halbwegs effektvoll. Gut ist freilich was anderes.

    Der Rest war mehr oder weniger zum Schmeißen: Herwig Pecoraro ist ein sehr verdienter Ensemblesänger, der dem Vernehmen nach heute seinen letzten Herodes gesungen hat – gut so. Er kennt die Partie, weiß, worauf es ankommt, und an den richtigen Stellen schimmerte noch der tenorale Glanz der vergangenen Jahre durch, aber in Summe war das viel zu wenig. Seine Technik ist nach wie vor hervorragend, deshalb hat er (geboren 1957) auch kein Wobble etc., sondern wird einfach nur immer leiser, und mittlerweile ist er deutlich ZU leise, darüber kann auch ein perfekt hinausgehautes und lang ausgehaltenes hohe b bei „Man töte dieses Weib“ nicht hinwegtäuschen (auch wenn er danach Luft holen musste). Abgesehen davon finde ich Pecoraro ohnehin nicht ideal, weil ich für den Herodes (zweifelsohne die wichtigste Rolle in dieser Oper) einen Heldentenor will, keinen Charaktertenor. (Gerne erinnere ich mich an Wolfgang Schmidt oder Jörg Schneider letztens.)

    Eine wirklich ganz üble Katastrophe war Waltraud Meier als Herodias, die uns Wiener seit ein paar Jahren als vollkommen indiskutable Klytämnestra und Waltraute belästigt (demnächst beide Rollen wieder), muss sie das jetzt auch als Herodias tun? Einfach furchtbar, die Stimme ist überhaupt nicht mehr da, sie kann aber auch mit Ihren Stimmresten überhaupt keinen Effekt erzeugen. Da darf man gar nicht dran denken, was Iris Vermillion, Linda Watson, Jane Henschel, Elisabeth Kulman etc. unlängst aus dieser Rolle machten – hat es Frau Meier wirklich notwendig, im Spätherbst ihrer Karriere ihren Ruf so dermaßen zu beschädigen?! Das war heute ohne Übertreibung beinah so schlimm, als sich Gwyneth Jones weiland einbildete, die Herodias singen zu müssen (damals plante ein mittlerweile Ex-Stehplatzler, nach „Achte nicht auf die Stimme Deiner Mutter“ laut „Bravo!“ zu rufen).

    Aus dem restlichen Ensemble sind einzig und allein Thomas Ebenstein (1. Jude) als positiv und Ulrike Helzel (Page) und Marcus Pelz (1. Soldat) als neutral zu nennen – ALLE anderen Sänger boten INFERIORE Leistungen, und dieses Desaster ist die Schuld des Noch-Direktors. Es waren Carlos Osuna (ein Narraboth so, als ob er gar nicht gewesen wäre), Peter Jelosits (2. Jude, mittlerweile vollkommen ausgesungen), Pavel Kolgatin, Benedikt Kobel, Ryan Speedo Green, Alexandru Moisiuc, Hans Peter Kammerer und Dan Paul Dumitrescu. Gut so, dass der neue Direktor einen Kahlschlag im Ensemble plant, denn was sich heute so auf der Staatsopernbühne tummelte, war ihrer in keiner Weise würdig. Da gibt’s in JEDEM Stadttheater viel bessere Leute!!

    Meine Freude war groß, als ich vom Einspringen des von mir außerordentlich geschätzten Michael Boder erfuhr, aber heute hatte er es mit einem neben sich stehenden Orchester zu tun (vielleicht vom gestrigen Philharmoniker-Ball nicht fit?). Dass ganz am Ende das gesamte Orchester hinausgeflogen ist, hat wirklich JEDER mitbekommen (auch meine Stehplatznachbarn, die mit Oper nichts am Hut haben), aber auch sonst hab ich die Salome schon viel besser vom Staatsopernorchester gehört. Boder bemühte sich merklich um Balance und Dynamik, stand aber auf verlorenem Posten. Schade – aber das war heute auch schon wurscht. Man kann nur auf eine Besserung ab September 2020 hoffen.

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • (Wem ist denn dieser Blödsinn eingefallen? Typisch Theater an der Wien!)

    Soviel ich weiß hat diese Version ein gewisser Richard Strauss verbrochen... Er hat ja auch vom "Rosenkavalier" eine sogenannte "Coburger Fassung" geschrieben

    “There’s no point in being grown up if you can’t act a little childish sometimes” (Doctor Who, der Vierte Doktor)

  • Ich habe Andrea Moses' Meininger "Salome" seinerzeit zweimal gesehen - und orchestral ist mir nixx "blödsinniges" aufgefallen!

    Auch den - mehrheitlich gut bis sehr gut besprochenen, von mir zugegeben nicht gesehenen - Mindener Ring werden sie kaum in Bayreuther Orchesterstärke aufgeführt haben - - -

    Selbst bei den Komponisten scheint mir jedenfalls der Trend (gewesen) zu sein, eher aufgrund logistischer od. personeller Engpässe diverse Einschränkungen in Kauf zu nehmen als das Stück überhaupt nicht zu geben... >irgendwo in Osteuropa, ich meine in Kiew, soll mal Wagner höchstselbst einen ganzen Ring-Zyklus mit nur einem einzigen Kontrabass dirigiert haben...<

    :wink:

    Das TV gibt mehr 'Unterhaltung' aus, als es hat - in der bürgerl. Gesetzgebung nennt man das 'betrügerischen Bankrott' Werner Schneyder Es ging aus heiterem Himmel um Irgendwas. Ich passte da nicht rein. Die anderen aber auch nicht. FiDi über die Teilnahme an seiner ersten (und letzten) Talkshow

  • < < = = Tatsache, hab mich vertan :| - der "Tristan" war's, und zwar in Riga (jedenfalls lt. W.Sawallisch "Im Interesse der Deutlichkeit. Mein Leben mit der Musik" Hoffmann u. Campe: HH 1988; S. 255)

    grüssle nach Frankfurt . . . . .

    Das TV gibt mehr 'Unterhaltung' aus, als es hat - in der bürgerl. Gesetzgebung nennt man das 'betrügerischen Bankrott' Werner Schneyder Es ging aus heiterem Himmel um Irgendwas. Ich passte da nicht rein. Die anderen aber auch nicht. FiDi über die Teilnahme an seiner ersten (und letzten) Talkshow

  • < < = = Tatsache, hab mich vertan :| - der "Tristan" war's, und zwar in Riga (jedenfalls lt. W.Sawallisch "Im Interesse der Deutlichkeit. Mein Leben mit der Musik" Hoffmann u. Campe: HH 1988; S. 255)

    grüssle nach Frankfurt . . . . .

    Tja, auch da erzählt Masestro Sawallisch Unsinn, da Wagner von seinen späteren Opern nach dem Lohengrin keine einzige jemals selbst dirigiert hat (wenn man mal von jenem Parsifal-Schluß in Bayreuth absieht). Den brachte er noch in den siebziger Jahren mal in Wien heraus, aber ansonsten beschränkte sich in den späteren Jahren seine Dirigententätigkeit auf Konzerte.Und in Riga war Wagner letztmals 1839...
    Gruß aus Frankfurt zureück, gestern in der Alten Oper tolles konzert mit Florez...

    “There’s no point in being grown up if you can’t act a little childish sometimes” (Doctor Who, der Vierte Doktor)

  • Soviel ich weiß hat diese Version ein gewisser Richard Strauss verbrochen... Er hat ja auch vom "Rosenkavalier" eine sogenannte "Coburger Fassung" geschrieben

    Du befindest Dich im Irrtum. Eberhard Kloke steht auf der Homepage. Möglich ist das, weil Strauss seit heuer urheberrechtsfrei ist.

    Generell halte auch ich es für besser, Werke lieber etwas (!) reduziert zu geben als gar nicht - aber ausgerechnet bei der Salome, die man mehrmals jährlich in der Originalfassung hören kann (wenn man das möchte), ist das Unsinn. Es gibt 1000 Raritäten, die man statt dessen bringen sollte.

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • ausgerechnet bei der Salome, die man mehrmals jährlich in der Originalfassung hören kann (wenn man das möchte), ist das Unsinn. Es gibt 1000 Raritäten, die man statt dessen bringen sollte.

    Das finde ich auch, vor allem dann, wenn die Salome gerade in derselben Stadt an einem anderen Haus gespielt wird. Hat das Theater an der Wien eine Begründung dafür gegeben, die Fassung mit reduziertem Orchester aufzuführen? Haben die kein Orchester, das groß genug ist, oder ist der Orchestergraben zu klein?

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Es liegt sicher daran, dass der dortige Orchestergraben (Du warst eh unlängst dort) zu klein für ein über-100-Mann-Orchester ist. Warum man aber trotzdem ausgerechnet Salome spielt, weiß ich nicht, und ich investiere keine Energie in die Beantwortung dieser Frage..

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • Es liegt sicher daran, dass der dortige Orchestergraben (Du warst eh unlängst dort) zu klein für ein über-100-Mann-Orchester ist. Warum man aber trotzdem ausgerechnet Salome spielt, weiß ich nicht,

    Hat man aber nicht nach '45, als die Staatsoper ins Theater an der Wien auswich, dort auch schon die Salome gespielt (Welitsch)? Von daher hat das ja Tradition. Wobei ich nicht weiß, in welcher Orchesterstärke das damals präsentiert wurde.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Ein sehr guter Einwand! Danke, darauf hab ich nicht gedacht. Hmmm.

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • Makropulos (Janacek) in Dessau - Premiere 25.01.

    Lt. Kollege Sadko ein per se ohnehin faszinierendes Werk (selbst habe ich natürlich die DVD mit der Silja, bisher aber noch nicht gesehen :| ), und der Rezensent des Opernfreunds sah vor Ort mit der Hauptdarstellerin Jordanka Derilova vielleicht die beste Interpretin dieser Partie, die ich bis jetzt erleben durfte. Und er schliesst seine Kritik mit Liebe Opernfreunde, fahrt hin, ihr werdet es nicht gereuen!

    VOILA bevor es mich gereut - hier der Hinweis an alle potentielle Interessenten, denen weder eine Reise nach Dessau noch der Besuch der hoffentlich nur vorläufig letzten Aufführung der Gelsenkirchener Produktion am 09.02. möglich ist...

    ...dass die Dessauer Produktion am 29. und 30.04. in Schweinfurt gastiert :top: (u. J.Derilova ist jedenfalls ausdrücklich angekündigt!)

    <= Lob an den Schweinfurter Intendanten (immerhin ein österreichischer Sohn zweier Opernsänger), dem klar sein dürfte, damit bei einem nicht geringen Teil seines Stammpublikums (...läuft im Rahmen des sog. "Gemischten Abonnements") BIG - Ratlosigkeit auszulösen! >schon die Detmolder Walküre vor einigen Jahren hatte nicht wenige sichtbar überfordert!<

    im Falle des Falles PN an mich, viell. liesse sich noch 'ne Kleinigkeit unternehmen... (ein Besuch der St.Johannis - Kirche, wo zwei nahe Verwandte von JSB Kantoren gewesen sind, lohnt sicher, und das wenig entfernte Georg Schäfer Museum bietet eine nicht unüble Sammlung an dt. Malerei des 19. Jahrhunderts!)

    :wink:

    Das TV gibt mehr 'Unterhaltung' aus, als es hat - in der bürgerl. Gesetzgebung nennt man das 'betrügerischen Bankrott' Werner Schneyder Es ging aus heiterem Himmel um Irgendwas. Ich passte da nicht rein. Die anderen aber auch nicht. FiDi über die Teilnahme an seiner ersten (und letzten) Talkshow

  • Do., 30. Jänner 2020: WIEN (Staatsoper): Antonín Dvořák, Rusalka

    Nachdem ich heute wieder die Rusalka gehört hab: Ich liebe diese Oper nach wie vor, aber ich komm langsam drauf, dass sie musikalisch schon seeehr einfach gestrickt ist. Ist schon lang nicht mehr meine Lieblingsoper...

    Außerdem halte ich es für großen Schwachsinn, dieses so zu Herzen gehende Stück in einer Sprache (Tschechisch) zu spielen, die nur wenige im Wiener Publikum verstehen. Im Grunde genommen sind die Aufführungen in Nicht-Landessprache die reinste Perversion (wenn auch eine mittlerweile international leider übliche).

    Die Leistungen waren insgesamt durchschnittlich: Olga Bezsmertna ist eine solide Hausbesetzungs-Rusalka, kommt aber (vor allem hinsichtlich der viel zu unruhigen Stimmführung) in keiner Hinsicht an die Premierenbesetzung Krassimira Stoyanova (schade, dass diese wunderbare Sängerin in der heurigen Spielzeit nur bei Verdi eingesetzt ist!) heran. Piotr Beczała ist wohl einer der derzeit weltbesten Interpreten des Prinzen, dennoch nicht fehlerfrei: teilweise super, teilweise klingt die Stimme belegt und eher zu leise. Deutlich unter den Erwartungen war Jongmin Park in der so wichtigen Rolle des Wassermanns, der einige Jahre lang tolle Leistungen gebracht hat, in den letzten Monaten aber deutlich nachlässt!! Früher hatte er wunderschönes Legato, heute wechselten sich sehr gute Passagen mit vielen beiläufig gesungenen ab, die obendrein technische Defizite (zu schlechte Höhe) offenbarten. Was ist los mit ihm?

    Sehr erfreulich hingegen Monika Bohinec als Ježibaba und Elena Zhidkova als Fremde Fürstin (wenn auch letztere mit zu starkem Scheppern). Unter den kleinen Rollen fiel Szilvia Vörös als zweite Elfe positiv auf, negativ allerdings Diana Nurmukhametova als erste Elfe mit einem flackernder, unschöner und leiser Stimme.

    Die Leistung des Orchesters der Wiener Staatsoper war zwiespältig: Die Orchestereinleitung zum ersten Akt war extrem übel, da ist jedes Musikschulorchester besser, und auch im Verlauf des Abends störten insbesondere die Hornisten mit Patzern am laufenden Band, peinlich!!! Anderseits dirigierte Tomáš Hanus ganz wunderbar: Farben und Schattierungen malten die seelische Tragödie, die in dieser nichtssagenden Unglücksproduktion von Sven-Eric Bechtolf kaum zu sehen ist. Die erste halbe Stunde war mir zu langsam dirigiert, danach war es in Ordnung.

    In ein paar Stunden gehts nach Prag zum Lohengrin. Ob das gescheit ist...?

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • Fr., 31. Jänner 2020: PRAHA/PRAG (Nationaltheater): Richard Wagner, Lohengrin

    Jedem, der eine Zeitreise in der Operngeschichte unternehmen möchte, sei ans Herz gelegt, am So., 2. Feber nach Prag zu fahren, denn dann wird dort zum letztenmal das Remake der Lohengrin-Produktion aus dem Jahre 1967 von Wolfgang Wagner gespielt, und auch für mich als bekennenden Freund des sogenannten Regietheaters war die Aufführung ein lohnendes Erlebnis. Die Stärke dieser Produktion ist das Bühnenbild: historisch, aber nie überladen, und durch Lichteffekte können Stimmungen gut vermittelt werden (beispielsweise wunderbar zu sehen, wie sich im Laufe des zweiten Aktes das Rotlicht der Nachtszene zum Tageslicht verwandelte bzw. wie im ersten und dritten Akt ein schemenhafter Schwan im Hintergrund erschien), allerdings gibt es zwei deutliche Kritikpunkte: Erstens ist die Personenzeichnung viel zu eindimensional (Telramund und Ortrud werden nicht näher hinterfragt; keine Spur davon, dass beide im Grunde genommen unglückliche Menschen sind), und zweitens wird fast dauernd bloß herumgestanden (wenn auch nicht ganz so furchtbar wie im sterbenslangweiligen Tristan von Heiner Müller): Sänger A tritt vor, singt, tritt wieder zurück, dann tritt Sänger B vor, singt, tritt wieder zurück - und das nervt. Vorschlag: einen tollen Regisseur engagieren, um gute Personenführung in dieses Bühnenbild zu bringen.

    Zu den Sängern möchte ich mich nur knapp äußern in Anbetracht dessen, dass ich es zwar nicht sicher weiß, aber um viel Geld wetten würde, dass elektronisch verstärkt wurde - und was soll dieser Schwachsinn?!? Das ist die Bankrotterklärung der Oper, und das meine ich genau so, es ist keine Übertreibung.

    Aleš Briscein ist ein toller Sänger, überschreitet mit dem Lohengrin aber seine Grenzen. Auch wenn er an den erforderlichen Stellen ("aus Glanz und Wonne kam ich her") stimmlich gut attackieren kann, kommt er insgesamt mit der Partie zu 80 Prozent nicht zurande. Fast hätte ich ihn für das mustergültige langsame Abschwellen der Lautstärke bei der "Taube" in der Gralserzählung gelobt, aber ich weiß nicht, ob die elektronische Technik da nicht mitgeholfen hat... (weil es gleich danach massiv übersteuert war und ganz allgemein in der Vorstellung die bewussten Konsonanten deutlich hervorstechend zu hören waren - eine SCHANDE für die Prager Oper). Die Elsa der Dana Burešová hörte sich an wie eine Parodie: möglichst laut, möglichst scharf, möglichst wortundeutlich. Erfreulicher hingegen das andere Paar: Martin Bárta ist ein Heldenbariton par excellence, wenngleich er heute einmal in der Höhe an seine Grenzen stieß; nichtsdestoweniger lieferte er die beste Leistung des Abends. Die zweitbeste Leistung kam von Eva Urbanová, deren Ortrud man die bereits lange Karriere anmerkte, deren - unter anderem - Entweihte Götter aber sehr imposant waren, und darauf kommt es ja bei der Ortrud an. Jiří Sulženko klang als König Heinrich so ähnlich wie Karl Ridderbusch in seiner schlechten Zeit. Jiří Brückler war ein wohltönender Heerrufer, leider ist diese Rolle ziemlich kurz.

    Die großen Gewinner des heutigen Abends saßen aber im Graben: Die Wiener Philharmoniker haben letztens inferiore Leistungen gebracht, hingegen war das Orchester des Prager Nationaltheaters unter Robert Jindra ausgezeichnet. Ebenfalls sehr loben muss ich den Chor (Chor des Prager Nationaltheaters und Chor der Prager Staatsoper) UND das Publikum, das auch aus zahlreichen interessiert wirkenden und sich diszipliniert verhaltenden jungen Leuten bestand (damit meine ich nicht mich und eine gleichaltrige Freundin, die mit war, sondern zahlreiche andere Besucher). Welch ein Kontrast zu Wien!

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • Mannheim, Nationaltheater, 02.02.2020: Benjamin Britten: Peter Grimes

    Ich nehme den Titel "Operntelegramm" mal fast wörtlich und teile nur mit, daß ich gestern abend eine großartige Aufführung von

    Benjamin Britten: Peter Grimes

    im Nationaltheater Mannheim erleben durfte. Orchester (kraftvoller, dabei differenzierter Klang, geleitet von Alexander Soddy), Solist/innen (voran Roy Cornelius Smith in der Titelrolle und Astrid Kessler als Ellen Orford) und vor allem der riesige Chor (der in der Oper ja eine dominierende Rolle spielt, phantastisch, was die geschätzt über 100 Sänger/innen boten!) waren schlicht hinreißend.

    Eine insgesamt eher zurückhaltende Regie (Markus Dietz), die sich im Wesentlichen darauf konzentrierte, die Geschichte zu erzählen. Dabei wurde allerdings auch deutlich, daß das Thema nicht zuletzt die Gewalt an Kindern umfaßte, und das nicht nur als Einzelfall.

    Zur Besetzung Näheres dort.

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Ich nehme den Titel "Operntelegramm" mal fast wörtlich und teile nur mit

    Da schließe ich mich mal an und teile nur mit, dass ich am 30. 1. 2020 eine Aufführung von

    Camille Saint-Saens: Samson et Dalila

    am Tiroler Landestheater Innsbruck gehört habe. Tatsächlich nur gehört, denn es handelte sich um eine konzertante Aufführungsserie. Nun mag man ja jeden Bühnenbildner verstehen, der sich den einstürzenden Neubauten des dritten Akts verweigert, aber ich finde, gerade bei dieser Oper betont eine konzertante Aufführung allzu sehr den nichtexistenten Oratoriencharakter des Werkes. Wichtige Stellen, die in irgendeiner Form der szenischen Umsetzung bedurft hätten, sind z.B. der Tod Abimelechs und das Ende des zweiten Akts. Und natürlich wäre es nett gewesen, zur Danse bacchanale eine handfeste Orgie zu sehen.

    Das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck unter der Leitung des neuen Chefdirigenten Kerem Hasan bot Saint-Saens' Musik in wunderbar differenzierten Farben dar und hatte nur zu Beginn in der Ouverture kleinere Probleme, in den nötigen Spannungsbogen zu finden. Ganz ausgezeichnet waren Chor und Extrachor des TIroler Landestheaters, die besonders im ersten Akt eine Menge zu singen haben (darunter auch den Boten und die beiden Philister als Chorsoli). Unnsteinn Árnason und Johannes Maria Wimmer als Abimelech und Un viellard hébreu haben viel aus ihren kleinen Rollen gemacht. Dagegen fiel Ivan Krutikov als Le Grand Prêtre leider ein bisschen ab, ihm fehlte die nötige Schwärze und Bedrohlichkeit.

    Als Samson war Viktor Antipenko zu hören, den ich schon letzte Saison in Innsbruck als Gabriele Adorno erleben konnte. Im Forte hat er eine schöne und auch sichere Spinto-Stimme, die aber leider bei leiseren Tönen zu fahler Glanzlosigkeit neigt. Mit Jon Vickers im Ohr klang sein "Dalila, je t'aime !" im Duett eher nach Fiepen, was aber vielleicht durch echtes Hingerissensein von seiner Partnerin entschuldigt werden darf. Denn Nadia Krastevas Dalila war eine Urgewalt: Stimmliche Einregistrigkeit war ihr an diesem Abend nicht unbedingt ein großes Anliegen, dramatischer Ausdruck aber umso mehr. Mit imposanter Präsenz beherrschte sie die nicht vorhandene Bühne, im ersten Akt verführerisch gurrend, im zweiten Akt zunächst ihren Leidenschaft heuchelnden Hass herausschreiend. Dann der Höhepunkt ihrer Interpretation, "Mon coeur s'ouvre à ta voix": Ich habe wieder einmal festgestellt, dass ich diese Arie viel zu selten höre; sie gehört zweifellos zu den erotischsten Würfen der Musikgeschichte. Beim Refrain "Ah ! Réponds à ma tendresse" nahm der Dirigent die zweite Hälfte der Tempobezeichnung un poco più lento ernster als die erste, und die Zeit schien stillzustehen, als Nadia Krasteva in kunstvoll hinausgezögertem Legato die ganze Spannweite ihrer Stimme durchmaß: erst die strahlende Höhe, dann die cremig moussierende Mittellage, schließlich die rauchige Gänsehaut-Tiefe... Orgasmisch!

    Liebe Grüße,
    Areios

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

  • Sa., 8. Feber 2020: WIEN (Staatsoper): Ludwig van Beethoven, Fidelio (Fassung 1805)

    Anlässlich des heurigen Beethoven-Jubiläums brachte die Wiener Staatsoper die Fidelio-Fassung von 1805 („Urfassung“) szenisch heraus, die ich schon im Oktober 2017 im Theater an der Wien konzertant gehört habe. Obgleich ich sämtliche Beethoven-Aktivitäten des heurigen Beethoven-Jahres zu meiden versuche, war ich heute dort – und vor der Pause war’s zwar wirklich fad (das liegt aber am Stück, nicht an der Aufführung), nach der Pause hat es mir gut gefallen.

    Es ist schon klar, dass die Regisseurin Amélie Niermeyer im konservativen Wien einen Empörungssturm provoziert, wenn sie eine gegen den Strich gekrempelte Fidelio-Fassung auf die Bühne bringt, aber mir gefällt das Resultat großteils: Die Dialoge wurden gestrichen und hauptsächlich durch Quasi-Monologe ersetzt, die die Leonore-Sängerin mit einem alter ego führt. Die Geschehnisse während des Gefangenenchors wie auch das Jubelfinale träumt Leonore nur, die von Pizarro „wirklich“ erstochen wird. Ja, die Hälfte vor der Pause enthält einfach zu wenig gute Musik für diese Länge und wird daher fad, aber auch wenn das Ende der zweiten Hälfte nicht mehr glaubhaft erscheint, war die zweite Hälfte für mich deutlich besser. Stärke der Produktion ist aber nicht das Konzept, sondern die Detailarbeit: Rocco nicht als Walter-Fink-mäßiger, gutmütiger, verschmitzter Kerkermeister, sondern als Pizarros geldgieriger Spießgeselle, Marzelline, die genau versteht, dass „Fidelio“ eine Frau ist und trotzdem an „ihm“/ihr Gefallen findet etc. Wirklicher Schwachpunkt der Produktion ist die sprachlich-stilistische Ebene der Textfassung von Moritz Rinke, die in piefkinesischem Deutsch geschrieben ist, und wenn man schon einen Norddeutschen für eine in Wien gespielte Fidelio-Textfassung verpflichtet, sollte man dessen Texte der in Österreich gesprochenen Schriftsprache anpassen.

    Besonders gut gefallen hat mir das Orchester der Wiener Staatsoper unter Tomáš Netopil; offenbar wurde geprobt, da passierten dann nicht solche Schnitzer wie in den letzten beiden von mir besuchten Aufführungen und dem Vernehmen nach auch im gestrigen Otello. Auch der Chor hat mir super gefallen, von den beiden Gefangenen Oleg Zalytskiy und Panajotis Pratsos abgesehen; diese Rollen sind zwar klein, aber zu wichtig, um sie bloß durchschnittlichen Chorsängern anzuvertrauen.

    Benjamin Bruns war als Florestan (dessen Partie in der 1805er-Fassung deutlich lyrischer angelegt ist als in der vertrauten Fassung) ausgezeichnet, da wächst ein toller Tenor heran! Ebenso gut war Jörg Schneider als Jaquino, allerdings ist der Jaquino ja sehr unproblematisch. Jennifer Davis war eine gute Leonore, zu einer sehr guten fehlt es noch an stimmlicher Durchschlagskraft und Gestaltung (ich weiß, dass nicht alle dieser Meinung sind, aber MEINE Leonore ist Waltraud Meier, als sie im Gegensatz zu jetzt noch gut singen konnte). Ein guter Rocco wurde unverkennbar (und das meine ich jetzt positiv) von Falk Struckmann gegeben. Ein wirkliches Desaster war Thomas Johannes Mayer, der als Pizarro so klang wie immer, nämlich heiser, kraftlos, fahl und mit Druck auf die Stimme, für mich nicht auszuhalten. Chen Reiss war eine wirklich schlechte Marzelline, und Clemens Unterreiner ergänzte als Minister ganz passabel.

    Ich bin gespannt, ob die Produktion unter Roščić noch zu sehen sein wird; vermutlich wohl eher nicht.

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

  • So., 9. Feber 2020: WIEN (Staatsoper): Richard Strauss, Elektra

    Elektra ist eindeutig die beste Strauss-Oper, die bringt auch die Blödsinns-Inszenierung von Uwe Eric Laufenberg nicht um. Mittlerweile habe ich mich schon weitgehend an sie gewöhnt; der lächerliche „Tanz“ gegen Ende wurde glücklicherweise mittlerweile deutlich entschärft, und jetzt müssten noch die beiden viel zu früh kläffenden Köter verschwinden, dann wäre die Produktion halbwegs erträglich. Wie man in letzter Zeit aber immer öfter hört, soll aber unter Bogdan Roščić die hervorragende Vorgängerproduktion von Harry Kupfer reaktiviert werden, und wenn das stimmt, dann wäre es die beste die Staatsoper betreffende Nachricht seit Ewigkeiten. Eine NOCH bessere Nachricht wäre freilich, wenn man die Elektra endlich mal ungekürzt spielte!!!

    Gewinnerin des Abends war Simone Schneider in der sauschweren Rolle der Chrysothemis. Ja, ihr Gesang berührte mich heute zwar nicht (im Gegensatz zu ihrer Kaiserin, 2017 in Leipzig), aber stimmlich war’s sehr gut, und ihr gewöhnungsbedürftiges Timbre störte überhaupt nicht. Eine recht gute Besetzung war Christine Goerke in der Titelrolle. Man hat zwar recht wenig vom Text verstanden, und ein scharfer Registerbuch war nicht zu überhören, aber die Mittellage ist ausgezeichnet, und insgesamt passte das schon. Die zarten Lyrismen nach der Wiedererkennung habe ich selten so schön gehört wie heute, dafür hat ihr im Finale die stimmliche Kraft ziemlich gefehlt, aber was soll’s. Ein Totalausfall war Waltraud Meier als Klytämnestra, die zwar in den letzten Jahren in dieser Rolle deutlich schlechter als heute tönte (heute war es bis zum „Ich will hinunter. Lasst, lasst, ich will mit ihr reden.“ viel besser als üblich, aber danach kam nichts mehr), die aber nichtsdestoweniger alles schuldig blieb, was eine gute Klytämnestra ausmacht (das Maß aller Dinge der Gegenwart ist die enorm unterschätzte Iris Vermillion!!!). Blass und farblos blieb Michael Volle als Orest, und wenn ihn ein Merker-Schreiber tatsächlich als den besten Wiener Orest der letzten 15 Jahre bezeichnet, so hat er offenbar Falk Struckmann und andere Sänger nicht gehört. Recht gut Norbert Ernst als Aegisth (er war schon besser), und die Nebenrollen zogen sich ziemlich unterdurchschnittlich aus der Affäre (Dan Paul Dumitrescu schaffte es, in der Sechs-Wörter-Rolle des Alten Dieners negativ aufzufallen, Marcus Pelz hinterließ einen negativen Eindruck in der nicht viel größeren Rolle des Pflegers; dafür war Thomas Ebenstein als Junger Diener ganz okay). Semyon Bychkov am Pult wähle einen gewaltigen, radikalen, zupackenden Zugang, und das passt ja generell sehr gut, und heute verzichtete er glücklicherweise darauf, ganz am Ende das Tempo massiv anzuziehen (dem Vernehmen nach war da in der vorigen Aufführung Chaos im Orchester); insgesamt gehört er mit Michael Boder und Ingo Metzmacher zu den drei besten Elektra-Dirigenten, die ich in Wien gehört habe. Aus dem Staatsopernorchester drangen zwar einige Schnitzer (vor allem bei den Hörnern), die aber durch die insgesamt ausgezeichnete Orchesterleistung fast entschädigt wurden.

    Wegen der im Mai 2023 in Kraft getretenen Forenregeln beteilige ich mich in diesem Forum nicht mehr (sondern schreibe unter demselben Pseudonym in einem anderen Forum), bin aber hier per PN weiterhin erreichbar.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!