Aber der deutschsprachige Raum war doch ebenso Teil der Umfrage? Und wenn Deutschland momentan nur noch eine Hand voll (auch international) bedeutender Komponisten hat, verschiebt sich natürlich die Gewichtung, z.B. Richtung UK oder USA. Keine Ahnung, wen gibt's denn hier noch neben Rihm und Widmann, Haas und Lachenmann?
Jetzt verstehe ich Dein Posting von oben - mir war gar nicht bewusst, dass man überhaupt auf die Idee kommen könnte, dass England momentan mehr bedeutende Komponisten haben könnte als Deutschland.
Das liegt daran, dass Deutschland das Paradies für Neue Musik (oder von mir aus "Avantgarde") ist, und deshalb auch viele Komponisten, die von woanders stammen, sich in Deutschland niederlassen. So hat der Amerikaner Jay Schwartz davon geschwärmt, was in Deutschland möglich ist im Gegensatz zu Amerika, das offenbar wesentlich kommerzorientierter ist und keine so breite Neue-Musik-Szene haben dürfte wie Deutschland. Und in Wien dürfte es mit wien modern überhaupt das umfangreichste Festval für Neue Musik weltweit geben. Kommt man aus diesem Raum, sieht man als wichtige englische Komponisten neben den Alten wie Birtwistle sofort vor allem Saunders - die eben in Deutschland wirkt - und nicht Knussen, den hat man schon etwas vergessen hierzulande, scheint mir.
Somit ist die Liste also stark die britische Sicht präsentierend, weil man zu viele britische Komponisten gefragt hat. Mich würde die Verteilung interessieren.
(Zur Liste der besten Filme des 21. Jh. gab es die Angabe, wieviele Briten, wieviele Franzosen etc. abgestimmt haben, zudem war jedes Voting komplett wiedergegeben. Ich habe dann im Ergebnis korrigierend eingegriffen und britische und amerikanische Votings mit dem Faktor 1/5 multipliziert, um eine international weniger verzerrende Streuung zu bekommen. Lynch und Wong Kar Wai blieben trotzdem auf den beiden führenden Plätzen.)